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Veröffentlicht am 02.10.2022

Das Fräulein vom Amt ermittelt in Baden-Baden

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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Bei diesem Buch handelt es sich um einen Soft-Krimi, in dem ein Fräulein vom Amt auf Verbrecherjagd geht.
Alma Täuber ist Telefonistin in den 1920ern, und in ihrem Beruf bleibt es nicht aus, dass sie manchmal ...

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Soft-Krimi, in dem ein Fräulein vom Amt auf Verbrecherjagd geht.
Alma Täuber ist Telefonistin in den 1920ern, und in ihrem Beruf bleibt es nicht aus, dass sie manchmal Gespräche oder Teile davon mithört. Ein besonders auffälliger Sprachfetzen lässt ihr keine Ruhe, denn dort ist von einem erledigten Auftrag die Rede, sogar mit Ortsangabe. Und genau dort wird tatsächlich eine Leiche gefunden. Almas Sherlock-Holmes-Gespür ist erwacht und sie beginnt mit ihren Ermittlungen. Außerdem muss sie Überzeugungsarbeit bei der Polizei leisten, denn dort glaubt ihr keiner bis auf einen Kommissaranwärter....
Was mir sehr gut gefallen hat, war die detaillierte Darstellung der damals glamourösen Stadt Baden-Baden mit ihren Casinos und ihrer Pferderennbahn, ein Treffpunkt der High Society. Man fühlt regelrecht das Flair der Stadt und kann sich die Örtlichkeiten ausmalen. Gleichzeitig kommt auch der Zeitgeist von damals durch, z.B. die beginnende Emanzipation der Frau, die Armut dieser Zeit nach dem 1. Weltkrieg und auch die Sehnsucht nach Ablenkung und Vergnügen.
Auch erhält der Leser Einblicke in den Beruf der Telefonistin in dieser Zeit, was bestimmt eine Herausforderung war: hektisch, monoton und unter strenger Kontrolle.
Allerdings hatte ich nach einer anfänglichen Leseprobe mehr Spannung erwartet, die aber lange auf sich warten ließ. Der Spannungsbogen bewegte sich, wenn überhaupt, am unteren Rand, und erst gegen Ende des Buches wurde es richtig spannend mit Actionszenen und Showdown. Bis dahin gab es leider auch recht langatmige Passagen, z.B. ein Waschtag oder die Beschreibung von Automobilen. Das hat mich enttäuscht, weil des öfteren der Anreiz zum Weiterlesen fehlte.
Auch erscheinen mir Almas Ermittlungen oft zu unrealistisch. Sie wird in die Polizeiarbeit einbezogen, darf an Verhören teilnehmen und selber Fragen stellen. Das klingt mir dann doch sehr illusorisch. Kommissar Zufall steht immer parat.
Das Buch ist der Auftakt einer neuen Reihe, und man kann nur hoffen, dass es den Autorinnen gelingt, in den nächsten Band mehr Spannung einzuflechten. Ansonsten kann ich das Buch Softcrime-Freunden empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Die Grenze zur Nähe

Intimitäten
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Wo ist die Grenze der Nähe zu anderen bzw. wie nah kann ich wirklich meinem Gegenüber kommen. Die Protagonistin in diesem Buch, die bis zum Ende namenlos bleibt, ist ständig auf der Suche nach Nähe, aber ...

Wo ist die Grenze der Nähe zu anderen bzw. wie nah kann ich wirklich meinem Gegenüber kommen. Die Protagonistin in diesem Buch, die bis zum Ende namenlos bleibt, ist ständig auf der Suche nach Nähe, aber man gewinnt den Eindruck, dass sie sobald sie ihr Ziel erreicht hat, misstrauisch wird und sich verschließt.
Inhaltlich geht es um eine junge Frau, die bislang ihren Eltern zuliebe in New York gelebt hat und nun eine Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag . Der neue Job ist interessant und als sie Adriaan kennenlernt, scheint sich ein Zuhause-Gefühl einzustellen, wonach sie schon lange sucht. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, denn er sorgt sich um sie. Doch bald erfährt sie, dass Adriaan verheiratet und Familienvater ist. Ihre Welt gerät wieder ins Wanken....
Ich konnte mit diesem Buch nicht richtig warm werden, der rote Faden ist recht schwach und bleibt am Ende offen. Da sind Personen, deren Auftritt an der Oberfläche bleibt und keine Vertiefung findet. Es gibt Passagen, die recht ausführlich und langatmig beschrieben werden, z.B. die Bilder in der Galerie.
Die Protagonistin ist sehr misstrauisch und überlegt ständig, was in anderen vorgeht, wie sie denken und welche Beweggründe sie haben. Dadurch manipuliert sie indirekt ihr eigenes Verhalten und geht wieder auf Distanz, wirkliche Nähe verträgt sie nicht.
Interessant fand ich die Einblicke in die Arbeit am Internationalen Gerichtshof und seine Zuständigkeiten. Auch habe ich mir die entsprechenden Bilder angesehen, um die Beschreibung im Buch zu vervollständigen.
Auch die Passagen über die Kunst des Dolmetschens fand ich aufschlussreich, da es dabei ja nicht um das reine Übersetzen geht, sondern auch die Vermittlung der jeweiligen Gefühlslage. Außerdem ist die körperliche Nähe ein bedeutender Faktor in diesem Beruf, wie sich im Buch in den Szenen zeigt, als ein angeklagter Ex-Präsident, der viele Menschenleben auf dem Gewissen hat, der Dolmetscherin gefährlich nah kommt und sie vereinnahmen will.
Alles in allem bin ich mit anderen Erwartungen an diese Lektüre gegangen und wurde enttäuscht. Trotzdem konnte ich einige Erfahrungen machen, die mich zum Nachdenken brachten und mir gefallen haben. Letztendlich hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Spannend, anrührend und voller Überraschungen

Der Klang der Erinnerung
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Ich wurde auf das Buch aufmerksam, da es um die dramatischen Ereignisse in Aberfan/Wales geht, von denen ich durch die Serie 'The Crown' zum ersten Male gehört hatte. Somit hatte ich einen historischen ...

Ich wurde auf das Buch aufmerksam, da es um die dramatischen Ereignisse in Aberfan/Wales geht, von denen ich durch die Serie 'The Crown' zum ersten Male gehört hatte. Somit hatte ich einen historischen Roman erwartet, aber dieses Buch hat bei weitem mehr zu bieten. Es hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen, ich konnte nicht aufhören zu lesen. Der Spannungsbogen war durchweg hoch, obwohl es kein Kriminalroman ist.
William Lavery, der Protagonist, hat in seinem jungen Leben schon einige traumatisierende Erlebnisse zu verzeichnen. Da ist als erstes der frühe Tod seines Vaters, der ihn besonders stark an die Mutter bindet, die ihn auch sehr vereinnahmt. William kann außerordentlich gut singen und wird Chorknabe in Cambridge, wo er seine Fähigkeiten so positiv entwickelt, dass er die Chance bekommt, ein berühmtes Solo zu singen. Doch auch hier kommt es zu tragischen Erlebnissen und William beschließt, Einbalsamierer zu werden, was ihn ins Familienunternehmen eintreten lässt. Auch hier ist er einer der besten, und er hat kaum seinen bravourösen Abschluss, als es ihn zu seinem mutigen Einsatz im Katastrophengebiet von Aberfan lockt, wo besonders viele Kinder starben. Seine Leistungen dort sind heldenhaft, aber hinterlassen Spuren, die Auswirkungen auf sein weiteres Leben haben....
Was mich sehr angenehm überrascht hat ist die feinfühlige Sprache, die die Autorin anwendet, um die verschiedenen, teils sehr extremen Situationen zu beschreiben. Ich fühlte mich immer in die jeweilige Szenerie hineinversetzt durch die sprachintensiven Elemente. Da ist z.B. das Heimweh, das William empfindet, als er das Internat in Cambridge besucht, es springt förmlich aus den Zeilen heraus und steckt den Leser an. Oder der 'blutergussblaue Himmel', den man sich gut vorstellen kann. Alles sehr beeindruckend!
Auch habe ich meinen Wissenshorizont erweitert, denn der Beruf des Einbalsamierers war mir aus der Neuzeit nicht bekannt. Das historische Erleben von Aberfan hat mich sehr betroffen gemacht.
Alles in allem hat mich das Buch total überzeugt, auch wenn das Ende ein wenig kitschig ist. Aber irgendwie ist dies der passende Ausgleich zu der Ernsthaftigkeit zuvor.
Ich kann das Buch nur empfehlen, es hat sich bei mir fest eingeprägt, und ich hoffe, dass noch viele Leser in diesen Genuss kommen.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Erschütternder historischer Rückblick

Denk ich an Kiew
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'Bring einfach den heutigen Tag hinter dich und hoffe, dass es morgen besser wird' (S. 70), das Leitmotto, das für beide Handlungsstränge passend ist.
Dieser Roman hat mich immer wieder im Lesen einhalten ...

'Bring einfach den heutigen Tag hinter dich und hoffe, dass es morgen besser wird' (S. 70), das Leitmotto, das für beide Handlungsstränge passend ist.
Dieser Roman hat mich immer wieder im Lesen einhalten lassen, weil ich die geschichtlichen Informationen erstmal verarbeiten musste. Vom Holodomor hatte ich bisher noch nie gehört und war schockiert über diese dramatischen Exzesse des Stalinismus. Wieso wird dieses Thema im Schulunterricht nicht behandelt? Der Autorin zolle ich großen Respekt für die intensiven Recherchen und die Verarbeitung dieser Hintergründe in ihrem Roman.
Inhaltlich geht es um ein Dorf in der Nähe von Kiew, wo die Schwestern Katja und Alina wohlbehütet aufwachsen. Sie verstehen sich gut und haben sich ausgerechnet ein Brüderpaar der Nachbarschaft als zukünftige Bräutigame ausgeguckt. Es ist die Zeit, in der Stalin die Kollektivierung der Landwirtschaft rücksichtslos vorantrieb, unter anderem in der Ukraine. Wohlhabende Bauern, die Kulaken, wurden enteignet und entweder getötet oder deportiert. Den Bauern wurde während dieses Schreckenregimes die gesamte Existenzgrundlage genommen und es gab eine schlimme Hungerkatastrophe, der Millionen zum Opfer fielen. Auf dieser Zeitebene spielt die Handlung, die mich sehr berührt hat und die ich mit steigender Aufmerksamkeit verschlungen habe.
Die andere Handlungsebene findet Jahrzehnte später statt, als Cassie, die vor kurzem ihren Mann bei einem Autounfall verloren hat, mit ihrer Tochter Birdie zu ihrer Großmutter in Illinois zieht und dort ein altes Tagebuch entdeckt. Die Großmutter hat ukrainische Wurzeln, möchte aber über ihre Vergangenheit nicht sprechen, die Erinnerungen sind zu schmerzhaft, doch die alte Frau verhält sich zunehmend merkwürdig....Birdie ist durch den Verlust ihres geliebten Vaters stumm geworden, aber im Haus ihrer Uroma blüht sie immer mehr auf....
Dieser zweite Handlungsstrang konnte mich nicht überzeugen, die Geschehnisse erscheinen mir zu konstruiert und vorausschaubar. Bereits auf Seite 52, als der Feuerwehrmann Nick zum ersten Mal erwähnt wird, war mir klar, dass sich da eine Liaison mit Cassie entwickeln wird, auch wenn sie ihm zunächst großes Misstrauen entgegenbringt, was auch übertrieben und unpassend war. Ich konnte auf dieser Ebene nicht wirklich Mitgefühl entwickeln, ganz anders als auf der Vergangenheitsebene. Schade!
Außerdem gefällt mir die Kommunikation zwischen Cassie und ihrer Familie nicht, sie klingt nicht natürlich, sondern irgendwie gestelzt. Wer redet denn so mit seinen Familienangehörigen? Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung.
Dieser Roman konnte mich überzeugen, auch wenn die Zeitebene der Gegenwart nicht sehr ansprechend war, denn ich habe meinen geschichtlichen Wissenshorizont erweitert und werde sicher noch länger damit beschäftigt sein.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Spektakuläre Ereignisse am West Coast Trail

Der finstere Pfad
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Die Bücher von Jenny Blackhurst versprechen atemberaubende Spannung, überraschende Wendungen, unerwartete Geschehnisse und sind dementsprechend regelrechte Pageturner. So ist es auch in diesem Buch, man ...

Die Bücher von Jenny Blackhurst versprechen atemberaubende Spannung, überraschende Wendungen, unerwartete Geschehnisse und sind dementsprechend regelrechte Pageturner. So ist es auch in diesem Buch, man möchte es einfach nicht aus der Hand legen.
Inhaltlich geht es um eine junge Frau, die sich eine Auszeit nehmen möchte, aber von ihrer besten Freundin dabei im Stich gelassen wird. So begibt sie sich allein zum abenteuerreichen Erleben des kanadischen West Coast Trail. Schnell lernt sie andere junge Leute kennen, aber am Ende der Tour steht ein schreckliches Verbrechen. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, als Laura, Mutter von zwei Kindern und glücklich verheiratet, eine erschreckende Nachricht hört. Am kanadischen Wanderweg wurden menschliche Knochen gefunden, und damals war auch sie am Ort des Geschehens. Von nun an passieren merkwürdige Dinge und Drohungen erreichen die heile Welt von Lauras Familie. Wie hängt das alles zusammen, und was ist damals wirklich passiert?
Sehr positiv ist, dass man dauernd mitgerätselt hat, wer und aus welchem Grunde hier agiert und auch damals agierte. Hierzu konnte man viele Theorien entwickeln, die dann aber schnell von der Autorin wieder als Sackgasse gestoppt wurden, was den Spannungsbogen noch erhöhte.
Gut gelungen fand ich den Perspektivwechsel, der so manche Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete und beleuchtete. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und gut verständlich. Die Charaktere werden ausgiebig beleuchtet einschließlich all ihrer Heuchelei und Verlogenheit, ab und an auch etwas überzogen. Mir ist es bis zum Schluss nicht gelungen, den rätselhaften Sachverhalt zu lösen, deshalb war es spannend bis zum Ende.
Die grundlegende Idee dieses Thrillers ist sehr einfallsreich, und die Autorin ist bemüht, alle Fäden am Ende zusammenzufügen, auch wenn ihr das nicht ganz gelingt. Ein paar Fragen bleiben unbeantwortet und einiges wirkt sehr konstruiert.
Aber alles in allem hatte ich aufregende und unterhaltsame Lesestunden und freue mich bereits auf den nächsten JB-Thriller.

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