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Tarika

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2017

Sehr gut recherchiert und unglaublich unterhaltsam

Die letzten Tage der Nacht
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New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache ...

New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache steht Edison und seinem Monopol im Weg, sein Konkurrent George Westinghouse. Zwischen den beiden Männern entbrennt ein juristischer Kampf, es geht um die Millarden-Dollar-Frage: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und wer hat also die Macht, ein ganzes Land zu elektrifizieren? (Klappentext)

„Die letzten Tage der Nacht“ ist eines meiner bisherigen Lesehighlights 2017. Der Drehbuchautor Graham Moore schafft es mit seinem Roman den Leser in das New York City von 1888 zu versetzen. Gefühlt erleben wir hautnah, die Rivalität zwischen Thomas Edison und George Westinghouse. In ihrem Patentstreit, wer nun dir Glühlampe erfunden habe, wird Westinghouse durch den jungen und noch recht unerfahrenen Anwalt Paul Cravath vertreten. Viel mehr werden wir Zeugen des Stromkrieges, was ist nun besser? Wechselstrom oder Gleichstrom? Wir der Stromkrieg ausging, wissen wir heutzutage.
Die Charaktere sind sehr überzeugend. Moore porträtiert Edison als Erfinder und geizigen Geschäftsmann, Westinghouse ist er ein aggressiver Geschäftsmann, der auf Produktqualität aus ist. Außerdem treffen wir auf den sehr launenhaften Wissenschaftler Nicola Tesla. Die gesamte Handlung wird durch den sehr ehrgeizigen jungen Anwalt Paul Cravath zu einer sich sehr gut lesbaren und unglaublich spannenden Geschichte vereint. Natürlich dürfen auch andere wichtige Personen im Zuge des Stromkrieges nicht fehlen: Alexander Graham Bell und J.P. Morgan.
Moore schafft es, das New York im Gilded Age wieder aufleben zu lassen, die Geschichte so packend zu erzählen, als wäre es erst gestern gewesen. Das Buch schafft es, den Leser in die aufkommenden Ereignisse hineinzuziehen und den unglaublichen Geschehnissen zu folgen. Moores Recherchen dazu sind sehr gut, wodurch sich eine lang nachklingender, aber auch unterhaltsamer Roman entwickelt hat.

Graham Moore schafft es in „Die letzten Tage der Nacht“, den Leser in die Ereignisse um den Stromkrieg zwischen Edison und Westinghouse hineinzuziehen. Unglaublich gut recherchiert, wahnsinnig spannend, Unterhaltung ist garantiert!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Eine tiefgründige und schöne Geschichte

Mein Freund Pax
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Peter hat den Fuchswelpen Pax vor dem sicheren Tod gerettet und aufgezogen – seitdem sind die beiden unzertrennlich. Peter und Pax verstehen sich ohne Worte, und nur zusammen fühlen sie sich ganz. Aber ...

Peter hat den Fuchswelpen Pax vor dem sicheren Tod gerettet und aufgezogen – seitdem sind die beiden unzertrennlich. Peter und Pax verstehen sich ohne Worte, und nur zusammen fühlen sie sich ganz. Aber dann kommt der Krieg und reißt die beiden auseinander. Zwischen ihnen liegen Hunderte von Kilometern und warten tausend Gefahren, doch von ihrer Sehnsucht getrieben, kennen die beiden nur einen Gedanken: den anderen wiederzufinden … (Klappentext)

„Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker richtet sich eigentlich an junge Leser ab 10 Jahren, aber auch ältere Leser werden von diesem tiefgründigen Buch berührt werden. Die Geschichte spielt in einem Land, das nicht genauer definiert wird, in einer unbestimmten Zeit, doch gerade darum zeigt es umso deutlicher, dass Krieg jeden treffen kann, jeden beeinflusst, nicht nur den Menschen, sondern jedes Lebewesen.

»Es gibt eine Krankheit, die Füchse manchmal befällt. Sie bringt sie dazu, ihre gewohnte Lebensweise aufzugeben, Fremde anzugreifen. Der Krieg ist eine Menschenkrankheit, die ganz ähnlich ist.«

Geschrieben ist die Geschichte in der dritten Person, der Fokus wechselt hierbei immer wieder zwischen Peter und Pax. Peter macht sich auf die Suche nach seinem Fuchs, von dem er weiß, dass er als domestizierter Fuchs unmöglich in der Wildnis überleben kann, wohingegen Pax zunächst darauf warten, dass Peter zurückkehrt und erst langsam lernt, was es bedeutet ein Fuchs zu sein. Doch sowohl auf Peters als auch auf Pax‘ Reise wird der Leser immer wieder darauf stoßen, welche Auswirkungen der Krieg auf die beiden Protagonisten hat. Der Schreibstil ist dabei sehr bildhaft, aber auch eher einfacher gehalten, denn es handelt sich schließlich um ein Kinderbuch, was es aber keineswegs langweilig macht.
Viel mehr sind es die vielen Aspekte, die zum Nachdenken anregen, diese tiefe Freundschaft zwischen Peter und Pax, was der Mensch alles ausrichten, aber auch anrichten kann, z.B. mit einem Krieg, aber auch über das Erwachsenwerden. Es ist unglaublich, wie diese nachdenkliche Geschichte zu gleichen Teilen lehrreich und dennoch wundervoll sein kann.

„Mein Freund Pax“ konnte mich überzeugen, ein wirklich tolles Buch, welches das Herz berührt und eine tiefgehende Geschichte mit allgemeingültigen Wahrheiten besitzt.

Veröffentlicht am 24.04.2017

Dieser Sommer wäre wohl besser ohne Liebe geblieben...

Kein Sommer ohne Liebe
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Greer ist Location-Scout und auf der Suche nach dem perfekten Drehort. Weißer Sand, blaues Meer und ein verschlafenes Städtchen sind ihr Auftrag. Nach schier endloser Suche stößt sie auf Cypress Key, ein ...

Greer ist Location-Scout und auf der Suche nach dem perfekten Drehort. Weißer Sand, blaues Meer und ein verschlafenes Städtchen sind ihr Auftrag. Nach schier endloser Suche stößt sie auf Cypress Key, ein uriges Fischerdorf an Floridas Golfküste. Doch der attraktive Bürgermeister Eben ist alles andere als begeistert von dieser Idee. Während sie noch streiten, merkt Greer, dass sie gerade ihr Herz verliert ... (Klappentext)

Auf dieses Hörbuch war ich doch sehr gespannt, denn ich wollte eigentlich mal wieder was Schönes fürs Herz hören. Nun ja, leider wurde ich so ziemlich enttäuscht. Denn dieser Sommer in Mary Kay Andrews Buch ist leider so ziemlich ohne Liebe, gerade mal ein bisschen Geflunker am Ende, aber dafür lohnt es nicht.
Die Charaktere fand ich leider auch alle ziemlich nervtötend, überzogen oder überflüssig, manchmal auch alles gleichzeitig. Mir Greer kam ich so gar nicht klar. Sie bleibt mir zu farblos, vor allem da sie vermutlich als Sympathieträgerin dienen soll. Viele Geschichten der Charaktere werden auch nur angerissen, es fehlt ein ziemlich ganzes.
Die Handlung an sich fand ich ziemlich langweilig, und manches auch einfach überflüssig. Greer sucht eine ganze Weile nach den geeigneten Locations für diesen Film. Sowas mag, wenn man es denn als Film sehen würde, sicher gut aussehen, wäre auch schnell genug abgehandelt, aber im Buch bzw. Hörbuch führt es einfach nur zu einer gähnenden Langweile und man fragt sich, wann denn nun eigentlich so richtig was passiert. Dass allerdings so richtig was passiert, die Post abgeht, das Gefühl hatte ich eigentlich nicht. Auch die Ereignisse am Ende fand ich doch arg konstruiert, weniger glaubwürdig und einfach nur überflüssig und irrelevant. Das einzige zu was „Kein Sommer ohne Liebe“ tatsächlich nützt, ist um das Wort „Langweile“ neu zu definieren.
Leider konnte auch die Vorleserin Rike Schmid nicht zu meiner Unterhaltung beitragen.

Für mich was das leider ein ziemlicher Griff daneben. Selten habe ich mich so gelangweilt und kann das (Hör-)Buch leider nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Kommt nicht an den ersten Teil ran

Ein ganz neues Leben
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Sechs Monate hatten Louisa Clark und Will Traynor zusammen. Ein ganzes halbes Jahr. Und diese sechs Monate haben beide verändert. Lou ist nicht mehr das Mädchen aus der Kleinstadt, das Angst vor seinen ...

Sechs Monate hatten Louisa Clark und Will Traynor zusammen. Ein ganzes halbes Jahr. Und diese sechs Monate haben beide verändert. Lou ist nicht mehr das Mädchen aus der Kleinstadt, das Angst vor seinen eigenen Träumen hat. Aber sie führt auch nicht das unerschrockene Leben, das Will sich für sie gewünscht hat. Denn wie lebt man weiter, wenn man den Menschen verliert, den man am meisten liebt? Eine Welt ohne Will, das ist für Lou immer noch schwer zu ertragen. Ein einsames Apartment, ein trister Job am Flughafen – Lou existiert, aber ein Leben ist das nicht. Bis es eines Tages an der Tür klingelt – und sich eine Verbindung zu Will auftut, von der niemand geahnt hat. Endlich schöpft Lou wieder Hoffnung. Hoffnung auf ein ganz neues Leben. (Klappentext)

Auch mit „Ein ganz neues Leben“ gelingt Jojo Moyes wieder eine wunderbare Geschichte. Ihr hervorragender Schreibstil lässt einen nur so durch die Geschichte fliegen. Louisa Clarke versucht wieder in ein Leben zurückzufinden, denn der Verlust von Will nimmt sie heftig mit. Sie hat allerdings ihre eigenen Wege, man meint fast, sie lässt sich treiben, bis eben zu dem Tag, an dem sie eine Verbindung zu Will aufnehmen kann, von der sie nie geahnt hätte. Erst dann fängt Lou wieder an zu leben. Dabei schafft es die Autorin wunderbar herauszuarbeiten, dass es nach dem Verlust eines geliebten Menschen nicht immer leicht ist, wieder Teil eines, gar seines eigenen, Lebens zu sein, zu werden und zu bleiben. Denn irgendwie geht immer ein Teil von einem selbst, wenn man jemanden verliert.
Was mir allerdings im ersten Teil so sehr gefallen hat, war das Louisa die Hoffnung bis zum Schluss nicht verliert, hier fehlt sie allerdings am Anfang und muss erst wiederaufgebaut werden. Auch aus der Tatsache heraus, dass „Ein ganzes halbes Jahr“ so überragend war, macht es für „Ein ganz neues Leben“ schwer, diese hohe Messlatte wieder zu erreichen. Denn auch wenn die Geschichte ganz wunderbar ist, so steht sie doch im Schatten vom ersten Teil und kann damit nicht recht mithalten. Vielleicht wäre die Geschichte als ein eigenständiges Werk besser aufgehoben gewesen statt als Fortsetzung. Vermutlich würde das Buch sich nämlich auch recht gut ohne Vorkenntnisse lesen lassen.
Das Hörbuch wird hier auch wieder von Luise Helm gelesen, die auch bereits Lous Geschichte in „Ein ganzes halbes Jahr“ ihre Stimme geliehen hat. Sehr einfühlsam und gefühlsbetont schafft es die Vorleserin wieder, den Hörer Teil der Geschichte werden lassen.

„Ein ganz neues Leben“ von Jojo Moyes ist ein tolles (Hör-)Buch, dass mich gut unterhalten hat, aber leider nicht mit dem Vorgänger mithalten kann.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Bildgewaltige Sprache voller magischer Momente

Das Labyrinth der Lichter
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Spanien in den bleiernen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris von Madrid zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll ...

Spanien in den bleiernen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris von Madrid zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll sie das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären, dessen dunkle Vergangenheit als Direktor des Gefängnisses von Montjuïc ihn nun einzuholen scheint. In seinem Besitz befand sich ein geheimnisvolles Buch aus der Serie ›Das Labyrinth der Lichter‹, das Alicia auf schmerzliche Weise an ihr eigenes Schicksal erinnert. Es führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne, tief in Barcelonas Herz. Der Zauber dieses Ortes schlägt sie in seinen Bann, und wie durch einen Nebel steigen Bilder ihrer Kindheit in ihr auf. Doch die Antworten, die Alicia dort findet, bringen nicht nur ihr Leben in allerhöchste Gefahr, sondern auch das der Menschen, die sie am meisten liebt. (Klappentext)

»Die Welt ist nicht der unmoralische Ort, den du bisher gekannt hast, Alicia. Die Welt ist schlicht ein Spiegel von uns, die wir sie bilden, und sie ist nicht mehr und nicht weniger als das, was wir alle gemeinsam mit ihr anstellen.«

„Das Labyrinth der Lichter“ ist nicht nur der vierte Band der Reihe „Der Friedhof der vergessenen Bücher“, sondern auch mein erster Zafón. Ohne Vorwissen ging ich also ans Lesen, was erstaunlich gut gelang. Aber bereits am Anfang des Bandes steht schon geschrieben, dass es möglich ist, diesen Band ohne das Wissen aus den anderen Büchern zu lesen. Was mir natürlich als erstes auffiel, ist der fabelhafte Schreibstil, der so bildgewaltig ist, dass das Lesen nur so zum Spaß wird. Eigentlich findet man sehr gut in die Geschichte, ich habe allerdings doch ein wenig gebraucht, bis ich so richtig ankam. Danach war das Lesen aber nur so ein Genuss, da ich unbedingt wissen wollte, was weiter passiert. Und wenn die Geschichte erst einmal in Fahrt kommt, dann geht es so richtig los und es wird doch gut spannend. Trotz der Länge des Buches (944 Seiten), wurde es mir nie langweilig.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und authentisch. Ihr Handeln zu verfolgen, war mir nur so eine Freude. Meine Favoritin war jedoch die Protagonistin Alicia, sie war mir einfach nur sympathisch.

»Man glaubt, woran man kann, nicht, woran man will. Außer man ist ein Idiot, dann ist es genau umgekehrt.«

Vermutlich sollte man einmal im Leben zumindest einen Zafón gelesen haben. Diesen Band kann ich dafür nur empfehlen, denn es ist einfach eine Freude, die bildgewaltige Sprache voller Magie von Zafón kennenzulernen und zu erleben.