Profilbild von Thaliomee

Thaliomee

Lesejury Star
offline

Thaliomee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Thaliomee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2020

Ganz unterschiedliche Fälle

ZEIT Verbrechen
0

„ZEIT Verbrechen“ ist zunächst einmal ein Magazin, in dem Verbrechen recherchiert und aufbereitet werden. Dazu gibt es einen gleichnamigen Podcast und nun auch das Hörbuch. Zwar sind die Fälle auf der ...

„ZEIT Verbrechen“ ist zunächst einmal ein Magazin, in dem Verbrechen recherchiert und aufbereitet werden. Dazu gibt es einen gleichnamigen Podcast und nun auch das Hörbuch. Zwar sind die Fälle auf der CD aus Zeitschrift bzw. Podcast bekannt, wurden aber neu eingesprochen. Dabei wurde der originale Zeitschriftentext vorgelesen, für Fans ist also wenig neues dabei. Dafür gibt es neue Sprecher und Sprecherinnen, die ihre Sache sehr gut machen.


Die insgesamt 12 Fälle sind sehr unterschiedlich, von Mord über Autobahnraser bis hin zu Berichten über Falschaussagen. Dabei wird der Sachverhalt kurz vorgestellt und dann ausführlich erzählt. Auch die Vorgeschichte der TäterInnen spielt eine Rolle. So denkt man über einige Fälle noch sehr lange nach und die anfängliche Wut über die brutale Tag hat sich verflüchtigt. Geblieben ist die Frage, wie man es hätte verhindern können und an welcher Stelle nicht die entscheidende Maßnahme getroffen wurde.

Da ich die Podcasts kenne, war ich angenehm überrascht von der strukturierten Erzählung. Im Podcast ist mir vieles zu durcheinander und die ständig fragt jemand etwas auf das Sabine Rückert oder ein entsprechender Experte die Antwort gar nicht weiß. Daher war diese Version für mich ein wirklicher Mehrwert, da ich die Zeitschriften nicht alle gelesen habe. Am Ende kommt Sabine Rückert dann doch noch zu Wort und spätestens an dieser Stelle war ich über die professionellen Stimmen in den vorigen Abschnitten wirklich froh.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Sprecher
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Schnüffelschwestern ermitteln im Kloster

Zwei Schwestern für ein Halleluja
0

Ich muss zugeben, ich bin großer Tatjana Kruse Fan und habe auch den neusten Band um Konny und Kriemhild sehnlichst erwartet. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn Cover und Titel oft etwas nach Klamauk ...

Ich muss zugeben, ich bin großer Tatjana Kruse Fan und habe auch den neusten Band um Konny und Kriemhild sehnlichst erwartet. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn Cover und Titel oft etwas nach Klamauk und flacher Story aussehen, steckt mehr darin. Die Autorin hat einen guten Blick für Menschen und hat einen ausgesprochen pointierten Schreibstil. Bei der Geschichte selbst wusste ich lange nicht wer der Mörder war – oder ob es überhaupt einen Mord gab.
Meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt notwendig die Vorgänger zu kennen, aber man verpasst so viele Schmunzelmomente, dass man sich das nicht entgehen lassen sollte.

Dieses Mal verliebt sich Konny in einen Priester, der kurz darauf tot in seinem Kloster aufgefunden wird. Allerdings ist es ein Nonnenkloster und wer passt dort besser rein als die beiden Schwestern (um es vorweg zu nehmen: So ziemlich jeder andere!). Natürlich wittert Konny hinter dem Tod schnell mehr, aber um etwas herauszufinden müssen die Schwestern im Kloster herumschnüffeln. Den Rest muss man selbst gelesen haben.

Von mir eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2020

Vorstadtkrimi

Das Gift deiner Lügen
1

Die Geschichte spielt im beschaulichen Severn Oaks, einer sehr wohlhabenden Siedlung. Eine Gruppe von Nachbarn steht im Mittelpunkt des Geschehens, denn vor einem Jahr verstarb eine von ihnen bei einem ...

Die Geschichte spielt im beschaulichen Severn Oaks, einer sehr wohlhabenden Siedlung. Eine Gruppe von Nachbarn steht im Mittelpunkt des Geschehens, denn vor einem Jahr verstarb eine von ihnen bei einem Unfall auf einem Nachbarschaftsfest. Doch plötzlich erscheint im Internet ein Podcast in dem behauptet wird, es sei kein Unfall gewesen. Es drohen Geheimnisse um Affären, Vaterschaften und Verstrickungen ans Licht zu kommen und über allem schwebt die Frage wer Erica umgebracht hat. Und weshalb.

Ich muss sagen, dass ich bei dem Buch direkt ein zwiespältiges Bauchgefühl hatte: Einerseits waren Story und Leseprobe fesselnd und spannend. Andererseits erinnerte es mich zu sehr an „Tausend kleine Lügen“ von Liane Moriarty und ich fragte mich ob auch Jenny Blackhurst es schaffen würde, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Für mich hat das nicht ganz funktioniert. Einerseits war ich tatsächlich von einigen Wendungen und auch dem Täter überrascht. Es gab Hinweise, die teilweise gründlich in die Irre führten. Andererseits waren einige Wendungen auch eher an den Haaren herbeigezogen und gewollt überraschend. Der Mittelteil war eher flach und unspektakulär. Natürlich wollte man wissen wer Erica ermordet hat, aber die war nun mal tot und mit keiner der anderen Figuren konnte ich wirklich mitfiebern. Sympathisch war niemand – was sicher gewollt war – aber dadurch war ich immer nur Zuschauer in Severn Oaks anstatt mittendrin. Der Vergleich mit Desperate Housewifes drängt sich auf, wenn auch mit weniger Pointen. Ein Psychothriller, wie es auf dem Cover steht, verbirgt sich hier eher nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2020

Auftakt einer phantastischen Reihe

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
0

Eigentlich haben mich Cover und Titel sofort angesprochen. Die phantastische und geheimnisvolle Zeichnung des schwebenden Schlosses hat mich neugierig gemacht auf die Welt, die Christelle Dabos erschaffen ...

Eigentlich haben mich Cover und Titel sofort angesprochen. Die phantastische und geheimnisvolle Zeichnung des schwebenden Schlosses hat mich neugierig gemacht auf die Welt, die Christelle Dabos erschaffen hat. Aber die Reihe besteht schon aus mächtigen Wälzern, also habe ich erst einmal gezögert mit dem Lesen zu beginnen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Seiten nur so dahinfliegen und ich das Buch in wenigen Tagen gelesen hatte.

Wir lernen Ophelia kennen, die ein wenig verschroben und eigenbrötlerisch ist. Niemals unfreundlich, aber doch wenig gesellig. Die Welt ist zersplittert, um ihren Kern herum schweben Reste der Erdkruste, die Archen genannt werden. Jede Arche beherbergt ein (oder mehrere) Familienclans und hat eine/n Ältesten. Ophelia wohnt auf Anima und gehört zu den Animisten. Diese können Gegenständen „Leben“ einhauchen und so gibt es kaum etwas auf Anima, dass unbelebt ist. Möbel drücken ihr Unbehagen durch Knarren und Poltern aus, Telefone verbinden sich selbst mit dem richtigen Anschluss und Ophelias alter Schal kuschelt sich eng an ihren Hals, wo er auch bisweilen einschläft. Außerdem können Animisten in Gegenständen „lesen“. Sie können die Gedanken und Gefühle erkennen, die Menschen hatten, während sie die Gegenstände berührten. Dafür müssen sie den Gegenstand anfassen – was natürlich auch Erinnerungen darauf überträgt. Trotzdem eine sehr nützliche Fähigkeit, genauso wie eine Eigenart, die Ophelia hat: Sie kann durch Spiegel wandern, solange diese nicht zu weit auseinander stehen. Auf eine andere Arche kann sie so nicht gelangen und überhaupt kennt sie außer Anima nicht viel. Als sie verheiratet werden soll, kann sie kaum noch ablehnen, denn das hat sie bereits mehrfach getan. Also sagt sie zu, auch wenn ihr Verlobter auf der Arche namens „Pol“ lebt, vermutlich echte Überreste eines Pols. Zumindest ist es dort ständig kalt und die Sonne wandert kaum über den Himmel. Auch die Stimmung ist dort frostig, denn scheinbar hassen sich die Menschen dort gegenseitig. Unter einer Fassade von Glitzer und Freundlichkeiten brodeln tiefe Feindschaften zwischen den Clans.

Auch ihr Verlobter Thorn wirkt eisig und unfreundlich, aber man weiß einfach, dass Ophelia sein Herz schmelzen wird. Obwohl sie es nicht wirklich versucht, aber sie hat auch genug andere Probleme. Er ist der perfekte Bad Boy und auch sonst gibt es wenig Charaktere auf Pol, denen man vertrauen kann. An diesem Punkt fühlte ich mich ein wenig in die Verstrickungen an einigen Höfen von Game of Thrones versetzt. Natürlich ist es eher eine Jugendgeschichte, trotzdem finde ich den Harry-Potter-Vergleich auf dem Buch eher unpassend.
Ophelia ist eine ganz eigene Heldin und muss erst einmal allein bestehen. Sie hat keine Freunde und kann sich eigentlich an niemanden gefahrlos wenden. Ihr Verlobter redet nicht viel, lässt sie aber wissen: „Du wirst deinen ersten Winter hier nicht überleben.“

Ich bin begeistert von diesem Buch und der ganzen Welt, die die Autorin hier erschaffen hat. Ich mag Ophelia, auch wenn sie manchmal wiedersprüchlich handelt. Sie ist schüchtern und leise, sagt aber trotzdem ihre Meinung. Diese Ehrlichkeit tut ihr nicht immer gut und natürlich gerät sie auch dadurch in Schwierigkeiten. Aber sie ist liebenswert und macht ihren Weg, trotz aller Widrigkeiten auf dieser lebensfeindlichen Arche.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2020

Überwachung als Normalzustand

Paradise City
0

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Durch den Klimawandel ist die Temperatur gestiegen und mit ihr der Meeresspiegel. Es gibt einige Megacitys in Deutschland, der Rest ist nur schwach besiedelt. ...

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Durch den Klimawandel ist die Temperatur gestiegen und mit ihr der Meeresspiegel. Es gibt einige Megacitys in Deutschland, der Rest ist nur schwach besiedelt. Durch mehrere Pandemien ist die Bevölkerung insgesamt geschrumpft, aber mittlerweile ist das Gesundheitssystem gut entwickelt und die Infrastruktur (zumindest in den Megacitys) gut ausgebaut. Der Staat überwacht die Menschen mit Kameras und Gesundheits-Chips, die implantiert werden. Dass Daten auch gehandelt werden ist ein offenes Geheimnis und kaum jemand regt sich wirklich mehr darüber auf.

Liina arbeitet für eine Zeitung, die von den „Wahrheitsmedien“ des Staats unabhängig ist. Wie die anderen Mitarbeiter auch, tut sie das heimlich und hat deshalb einige Tarnidentitäten. Ihr Chef schickt sie allerdings zu einem sehr langweiligen Fall, angeblich wurde eine Frau in der Uckermark von Schakalen getötet. Durch den Klimawandel sind diese Tiere durchaus in Europa heimisch geworden, fallen aber in der Regel keine Menschen an. Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen, aber eine große Story vermutet Liina nicht dahinter.
Wieder in Frankfurt erfährt sie, dass ihr Chef einen Unfall hatte. Sie ist geschockt und versucht herauszufinden, was passiert ist.

Nach und nach erfährt man mehr aus Liinas Vergangenheit und sie kommt natürlich einer Verschwörung auf die Spur.

Mir hat die Darstellung der Zukunft sehr gut gefallen. Die Grundhaltung der Bevölkerung, es schon kaum noch als Skandal zu sehen, dass z.B. Gesundheitsdaten an Firmen verkauft werden finde ich sehr realistisch.
Das Ende lässt mich allerdings etwas ratlos zurück, nachdem die Geschichte gut aufgebaut wurde, war die Auflösung dann doch etwas merkwürdig. Irgendwie war es dann doch nicht rund und hat mich nicht gänzlich überzeugt. Alles in allem ein solider Zukunftsroman, der noch etwas Feinschliff und ein paar Seiten mehr hätte vertragen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere