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Veröffentlicht am 15.09.2016

Magie und Mystik, vermischt mit Historik

Maresi
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Maresi findet zusammen mit anderen jungen Mädchen und Frauen Zuflucht in einem Kloster auf einer abgelegenen Insel. In einer Welt, in der Frauen wenig bis keine Rechte haben, versuchen sie sich dort ein ...

Maresi findet zusammen mit anderen jungen Mädchen und Frauen Zuflucht in einem Kloster auf einer abgelegenen Insel. In einer Welt, in der Frauen wenig bis keine Rechte haben, versuchen sie sich dort ein Leben in Frieden aufzubauen. Viele von ihnen entgehen damit Armut und Hunger, Gewalt und Unterdrückung. Hier wird ihnen der Glauben näher gebracht, sie dürfen lernen, schließen neue Freundschaften und finden eine Familie und eine Heimat. Doch diese Idylle wird bedroht, als Jai auf die Insel kommt, denn schon bald holt ihre Vergangenheit sie ein. Um das zu schützen, was ihr lieb ist, muss Maresi über sich selber hinaus wachsen.

Anfangs plätschert die Handlung ruhig vor sich hin. Maresi schreibt die Ereignisse nach Jais Ankunft in einer Art Chronik nieder, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Sie berichtet vom Leben auf der Insel, von Glaubensritualen und der täglichen Arbeit. Sie freundet sich mit Jai an. Nach und nach erfährt der Leser einiges über die Vorgeschichte beider Mädchen. Obwohl man meinen könnte, dass die Schilderung des Alltags nicht besonders interessant ist, trifft genau das Gegenteil zu. Durch diesen langsamen Spannungsaufbau kann man die Protagonistin und ihre Welt wirklich gut kennen- und lieben lernen. Sie ist klug, neugierig und ihren Mitmenschen gegenüber stets hilfsbereit und aufopferungsvoll. Die Insel und die Gemeinschaft der Frauen wird sehr malerisch skizziert, so dass man sich Umgebung und Personen gut vorstellen kann. Mit der Zeit überschlagen sich die Ereignisse und zum Ende hin wird es nochmal richtig atemraubend.

Die Geschichte besticht durch Magie und Mystik, vermischt mit Historik, einer starken Protagonistin und einem Szenario, das mich sehr an eine Sage oder Legende erinnert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Packende Fantasy! Steampunk! Katzen! TOP!

Windjäger
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Das Leben auf der Erdoberfläche ist unmöglich geworden. Daher haben sich die Menschen in riesige Türme geflüchtet, welche ganze Städte beinhalten. Eines Tages greifen die Aurorianer Turm Albion an, was ...

Das Leben auf der Erdoberfläche ist unmöglich geworden. Daher haben sich die Menschen in riesige Türme geflüchtet, welche ganze Städte beinhalten. Eines Tages greifen die Aurorianer Turm Albion an, was die Regierung zum Handeln zwingt. Die Türme ziehen ihre Truppen zusammen, ein Krieg ist nicht abzuwenden.

Der Leser begleitet primär einige Auserwählte von Albion auf einer Art Späher-Mission, die aufdecken soll, was der Feind vor hat und warum. Dabei lernt er Gwen kennen, ein Mädchen aus gutem Hause, verwöhnt, arrogant, kaltschnäuzig. Dennoch ein starker Charakter, der für seine Freunde und seine Überzeugungen einsteht. Ihr Cousin Benedict ist ein Kriegerstämmiger. Mit von der Partie ist außerdem Bridget, die aus einfachen Verhältnissen kommt und eher eine Außenseiterin ist. Sie ist kürzlich der Armee beigetreten und hat dort auch Gwen und Benedict kennengelernt. Ihr Begleiter ist die Katze Rowl, welcher für mich die beste Figur im ganzen Buch darstellt. Sie alle sind zum Schutz für Meister Ferus und seinem Lehrmädchen Folly abgestellt worden und werden von Grimm, dem Kapitän des Luftschiffes "Raubtier" zum Turm Aurora eskortiert.

Dies ist eine weitere Besonderheit am Buch: Hier wird Fantasy mit Steampunk vermischt, was wirklich eine spannende und explosive Kombination ist. Die Menschen beziehen Energie aus Kristallen. Diese können Licht und Wärme erzeugen, man nutzt sie für Waffen, beispielsweise Kampfhandschuhe, die Energiestrahlen abschießen. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Aeronautik, also der Luftfahrt. Mit ihrer Hilfe bleiben die Schiffe in der Luft, sie bilden zudem einen schützenden Schleier, um Geschosse zu absorbieren. Dieses Steampunk-Element ist ganz besonders interessant und faszinierend.

Ein weiteres Highlight ist definitiv Rowl und die gesamte "Katzenschaft", welche im Buch eine mehr oder weniger anerkannte Bevölkerungsschicht darstellt. Sie leben in den Lüftungsschächten und Kanälen, haben ihre eigene Hierarchie und Sprache. Sie können, sofern die Menschen diese Sprache beherrschen, auch mit diesen kommunizieren. Katzen, und allen voran Rowl, halten sich generell für besser als die Menschen. Für sie sind die Menschen das primitive und dumme Volk. Rowl sieht beispielsweise Bridget als seinen Menschen an, den er erzogen und ausgebildet hat. Für Katzenliebhaber ist es wirklich eine Freude Episoden aus Rowls Sicht zu lesen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei auch die Gegenseite, also die Aurorianer immer wieder zu Wort kommen. Vor allem Bridget, Gwen und Rowl machen im Verlauf des Buches einige Entwicklungen durch und zeigen, was wirklich in ihnen steckt.

Bis zum Ende des Buches wird nicht ganz klar, warum das Leben auf der Oberfläche unmöglich ist, wer der wahre Feind ist und was seine Beweggründe sind. Dies lässt auf einen oder mehrere Teile hoffen, über die ich mich sehr freuen würde.

Windjäger vereint alles, was packende Fantasy ausmacht: Unterschiedliche und überzeugende Charaktere, eine fantastische, magische und mysteriöse Welt, ein packendes Szenario, atemraubende Kämpfe. Das Ganze dann noch garniert mit Steampunk und Katzen – TOP!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Historik und Fantasy auf spannende Weise verwoben

Skin - Das Lied der Kendra
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Ailia lebt in Britannien zu einer Zeit, in der die Römer ihr Reich immer weiter ausdehnen. Auch ihr Stamm wird von der Großmacht bedroht und sie allein kann die Rettung bringen. Weil sie jedoch nicht weiß, ...

Ailia lebt in Britannien zu einer Zeit, in der die Römer ihr Reich immer weiter ausdehnen. Auch ihr Stamm wird von der Großmacht bedroht und sie allein kann die Rettung bringen. Weil sie jedoch nicht weiß, woher sie kommt oder wer ihre Eltern sind, trägt sie keine Haut. Diese steht für die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Totemtier und damit für Glauben, Vorfahren und Heimatland. Sie hat also keinen Clan, zu dem sie gehört und ist damit eine Außenseiterin. Ohne Haut ist es ihr nicht erlaubt zu lernen, zu heiraten und ist generell ein Teil der unteren Gesellschaftsschicht. Als Baby wurde sie auf der Schwelle einer Köchin ausgesetzt, die Ailia aufgenommen hat und sie vor einem Leben in Armut bewahrt hat, welches Hautlosen meist bevorsteht.

Die Autorin verwebt Orte, die tatsächlich existiert haben, und Ereignisse, die historisch belegt sind, mit dem Glauben der Stammesleute, welcher voller Magie und Mystik ist. Es ist eine fremde Kultur, ein interessanter Glaube, der allerdings sehr grausame und befremdliche Rituale beinhaltet. Die sogenannten "Mütter" sind die Göttinnen des Glaubens, sie halten das Land und die Menschen zusammen und leben in einer Art Zwischenwelt. Allein den "Gereisten" ist es erlaubt von der realen Welt in die Welt der Mütter zu reisen und von ihnen zu lernen.

Die 14-jährige Ailia ist eine sehr wissbegierige junge Frau, die ständig hofft, neues zu erfahren und gegen die Engstirnigkeit der Stammesleute aufbegehrt. Auf der einen Seite ist sie klug und willensstark, doch auf der anderen Seite auch häufig egoistisch und gefühlskalt. Einige ihrer Verhaltensweisen sind nicht unbedingt nachvollziehbar, was sie manchmal weniger sympatisch erscheinen lässt. Sie ist außerdem voller Selbstzweifel, weil ihr dies ein Leben lang eingetrichtert wurde. Selbst als klar wird, dass sie von den Müttern bevorzugt wird, kann sie sich von den bestehenden Gesetzen der Haut nicht völlig lösen.

Das Buch beinhaltet natürlich auch eine Liebesgeschichte. Obwohl Ailia erst 14 Jahre alt ist, gilt sie für den Stamm bereits als erwachsen und wird auch sexuell aktiv. Diese Liebesszenen haben jedoch nicht unbedingt tatsächlich mit Liebe, sondern eher mit Lust oder auch Berechnung zu tun. Sie trifft im Verlauf des Buches auf Talisien, den sie liebt und der ihr zeigt, was wirklich in ihr steckten könnte. Leider konnte mich die Verbindung der beiden nicht vollends überzeugen. Für mich ist der Funke einfach nicht übergesprungen.

Das Buch ist ungewöhnlich, teilweise sehr brutal und auch abstoßend. Einige Szenen wirken recht befremdlich. Es spiegelt jedoch die beschriebene Zeit der Römerinvasion gut wieder. In der Geschichte treffen die fortschrittlichen Römer auf die eher rückständigen und mit dem Land und Glauben verbundenen Stammesleute. Beide haben eine komplett unterschiedliche Mentalität und Glaubensart und gehen mit allem ganz anders um. Da sind Konflikte vorprogrammiert.

Die Kombination aus historischen Fakten und Fantasy-Elementen ist sehr reizvoll und die Story etwas ganz neues. Die Autorin besticht durch einen lockeren und leichten Schreibstil, der sich aber dennoch glaubwürdig in die Zeit von 28 n. Chr. Bis 46 n. Chr. einfügt.

Es ist eine von der ersten bis zur letzten Seite fesselnde Geschichte über das Schicksal von Ailia und ihrem Stamm. Das Ende ist sehr spannend und aufwühlend und lässt auf einen oder mehrere weitere Teile hoffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Je mehr ich dir gebe

Je mehr ich dir gebe
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Julia und Jonas sind Seelenverwandte. Doch dann stirbt Jonas und Julia bleibt allein zurück. Bis sie Kolja trifft, Jonas besten Freund. Dieser kümmert sich rührend um sie, liest ihr jeden Wunsch von den ...


Julia und Jonas sind Seelenverwandte. Doch dann stirbt Jonas und Julia bleibt allein zurück. Bis sie Kolja trifft, Jonas besten Freund. Dieser kümmert sich rührend um sie, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, mit der Begründung das Jonas das so gewollt hätte. Julia fühlt sich durch ihn Jonas wieder nahe und lässt sich komplett auf ihn ein. Es entsteht eine Art Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Jonas und Kolja, doch kann das gut gehen?

Julia ist am Boden zerstört und versucht auf fragwürdige Art wieder zu Jonas zu gelangen oder ihn zu sich zu holen. Teilweise kann ich mich gut in sie herein versetzen, in ihre Trauer und ihre Verzweiflung. Nicht nachvollziehen kann ich die Art und Weise wie sie anfangs mit Kolja und seinen Gefühlen umgeht. Anfangs tat er mir deshalb leid. Dies schlug im Verlauf des Buches ins komplette Gegenteil um, als sich nach und nach sein wahres Gesicht zeigte. Ich kann nicht verstehen, dass Julia sich nicht gegen ihn wehrt und all dies mit sich machen lässt. Andererseits allerdings schon, sie will schließlich bei Jonas sein.
Auch die beste Freundin Charly punktet nicht unbedingt mit Sympathie. Sie macht sich zwar Sorgen um Julia, aber steht ihr meiner Meinung nach nicht bei. Das ist das Problem an den Charakteren: Mit keinem von ihnen kann ich mich wirklich identifizieren. Julias Verhaltensweisen sind zwar teilweise nachvollziehbar, aber ich glaube nicht, dass ich ebenso handeln würde.

Die Idee und Story finde ich sehr gut und interessant. Es ist keine Geschichte, aus der man mit einem guten Gefühl heraus geht, einfach weil es eine traurige Handlung hat.
Zum Ende hin gibt es eine mehr oder weniger überraschende Wendung, die die Beziehung zwischen Julia und Kolja in einem anderen Licht erscheinen lässt, genau wie die Person Kolja selbst. Dieses Ende ist meiner Meinung nach genau richtig, es hätte gar nicht anders enden dürfen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, sodass dieses Buch eine nette Lektüre für zwischendurch ist.

Wer Liebesgeschichten, Dreiecksbeziehungen und die Thematik Nachtod-Erfahrung und das Sich-Selbst finden mag, für den ist dieses Buch auf jedenfall etwas.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Azorenhoch

Azorenhoch
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Lena ist Trauerrednerin und lernt auf einer Beerdigung Marco kennen. Vom Charakter her sind beide komplett unterschiedlich. Er reist gerne und geht Risiken ein. So kauft er beispielsweise ein ganzes verfallenes ...

Lena ist Trauerrednerin und lernt auf einer Beerdigung Marco kennen. Vom Charakter her sind beide komplett unterschiedlich. Er reist gerne und geht Risiken ein. So kauft er beispielsweise ein ganzes verfallenes Dorf auf den Azoren, welches er in ein Ferienparadies verwandeln will. Sie ist so reiselustig wie Hausstaub, bodenständig und geht eher auf Nummer sicher. Doch Marco stellt ihr bisheriges Leben derart auf den Kopf, dass sie alle Bedenken über Bord wirft, zu ihm auf die Insel fliegt, um ihre Beziehung auf den Prüfstand zu stellen.

Lena ist mir durchaus sympatisch, ich kann ihre Bedenken und Sehnsüchte nachvollziehen. Was ich nicht verstehen kann, ist ihre Liebe zu Marco. Ich finde ihn ein bisschen zu arrogant, machohaft und eifersüchtig, undurchschaubar und auch ignorant gegenüber Lenas Wünschen und Bedürfnissen. Mag sein, dass er gut aussieht und tolle Muskeln hat, aber auf mich wirkt er nicht anziehend.

Das Buch lässt sich einfach und schnell lesen. Was mir an dem Schreibstil besonders gut gefällt sind die Perspektivenwechsel. So wechselt der Leser immer wieder zwischen Lena und den anderen Protagonisten, was die Geschichte aus mehreren Sichtweisen beleuchtet und die Handlung nochmals interessant macht. Der Spannungsbogen reißt niemals ab, denn der Leser ist gezwungen permanent mit den Charakteren mitzufiebern, da sich die Restaurierung des Dorfes und auch die Beziehung zwischen Lena und Marco schwieriger gestaltet als vorab erwartet.

Insgesamt habe ich mich sehr unterhalten gefühlt und bin begeistert vom Verlauf und auch Finale dieses Buches. 4 Sterne.