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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungenes Buch, das sich mit den Abgründen der menschlichen Seele befasst – tiefgründig, emotional

Die Welt ist kein Ozean
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Die 16-jährige Franziska macht ihr Schulpraktikum in einer Klinik für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Dort trifft sie nicht nur auf Patienten mit Ess-, Zwangsstörungen oder Neurosen sondern auch ...

Die 16-jährige Franziska macht ihr Schulpraktikum in einer Klinik für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Dort trifft sie nicht nur auf Patienten mit Ess-, Zwangsstörungen oder Neurosen sondern auch auf den schwer traumatisierten Tucker, der seit einem Jahr nicht mehr gesprochen hat. Wider allen Erwartungen löst sie etwas in ihm aus, so dass er sich ihr gegenüber zu öffnen beginnt. Plötzlich steht sie vor der Entscheidung: soll sie ihrem Verstand und somit ihrem Lebenstraum oder ihrem Herzen folgen?

Das Buch beschreibt sehr emotional und mitreißend das Ausmaß und den Umgang mit psychischen Erkrankungen und dass manchmal Schulmedizin und Therapie eben nicht ausreicht, um schwere Schicksalsschläge zu verarbeiten. Dabei beobachtet der Leser die aufkeimende Beziehung zwischen Franziska und Tucker. Nach und nach werden die Ereignisse, die zu Tuckers Trauma geführt haben aufgedeckt. Man erfährt aber zusätzlich auch einiges über andere Patienten, die Probleme ihrer besten Freundin Nellie sowie der dramatischen Vergangenheit von Franziskas Familie, was ich ebenfalls sehr spannend finde.

Sämtliche Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und wirken auf mich sehr authentisch. Allerdings stehe ich Franziska etwas zwiegespalten gegenüber. Sie ist gut behütet aufgewachsen und nimmt diese Praktikumsstelle zunächst nur an, weil sie eine Art Helfersyndrom zu haben scheint und weil sie das Besondere reizt. Meiner Meinung nach überschätzt sie sich maßlos, weil sie sich von Anfang an ausmalt, die Menschen dort heilen zu können und das ohne jegliches Vorwissen. Auf der anderen Seite macht sie im Verlauf des Buches auch immer wieder deutlich, dass sie sich vermutlich zu viel erhofft, wenn sie sich einbildet, Tucker wirklich helfen zu können. Obwohl sie in dieser Klinik ins kalte Wasser geworfen wird, tut sie meistens instinktiv das Richtige und findet so den ersehnten Zugang zu ihm. Allerdings finde ich es auch fragwürdig, ob ein solcher Fortschritt, wie er hier bezüglich Tucker beschrieben wird, in einer derart kurzen Zeit möglich ist. Dennoch hat mich die Geschichte von der ersten Seite an gepackt. Ich habe mit Franziska und Tucker gelitten und konnte mich meist in die Protagonistin hineinversetzen. Ihr Zwiespalt zwischen ihrem Lebenstraum - der Musik - oder Tucker zu wählen, wurde ebenfalls gut umgesetzt.

Schwierig war für mich als Charakter auch ihre beste Freundin Nellie, die aufgrund einer Trennung ihrer Eltern derart von Misstrauen befallen ist, dass sie teilweise echt nervig rüber kam – wenn auch aus verständlichen und nachvollziehbaren Gründen.

Es ist ein gelungenes Buch, das sich mit den Abgründen der menschlichen Seele befasst – tiefgründig, emotional und fesselnd.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein höllisch gutes Lesevergnügen

Hellhole - Wenn der Teufel bei dir los ist …
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Max ist 17 Jahre alt und ein Nerd. Er liebt Computerspiele. Aber ganz besonders liebt er seine Mutter, für sie würde er alles tun. So überlegt er nicht lange, als in seinem Keller eines Tages ein vermeintlicher ...

Max ist 17 Jahre alt und ein Nerd. Er liebt Computerspiele. Aber ganz besonders liebt er seine Mutter, für sie würde er alles tun. So überlegt er nicht lange, als in seinem Keller eines Tages ein vermeintlicher Satan erscheint. Dieser bietet ihm nämlich einen Deal an: Wenn Max ihm eine Villa mit Whirlpool besorgt, dann heilt er im Gegenzug dessen Mutter von ihrer lebensbedrohlichen Krankheit. Doch kann man einem Teufel wirklich trauen?

Diese Idee ist auf jeden Fall mal etwas komplett anderes und wurde dabei noch absolut grandios umgesetzt. Gespickt mit schwarzem Humor und einem spritzigen Schreibstil sorgt sie für garantierte Unterhaltung. Sämtliche Protagonisten, ob Helden oder Antiheld sind liebevoll ausgearbeitet worden und bestechen durch ihren eigenen Charme. Der Leser begleitet Max und seine Freundinnen Audie und Lore durch die Höhen und Tiefen (meistens Tiefen), die so ein Satan mit sich bringt. Dabei bringt sich Max von eine Schwierigkeit in die nächste, während Audie durch ihr übersprudelndes Temperament für Lichtblicke sorgt und Lore ihn durch ihr Wissen unterstützt. Teufel "Burk" sorgt durch sein Verhalten und seine Forderungen für allerlei Verwirrung, ist dabei ein wirklich interessanter Charakter, der im Grunde eigentlich gar nicht so böse wirkt, der allerdings immer wieder den Teufel heraus hängen lässt und den man, vor allen Dingen, leicht unterschätzen kann.

Alles in allem ein höllisch gutes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut liebenswerte Geschichte über die Liebe und die Angst, verletzt zu werden

Der kleinste Kuss der Welt
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Während eines Tanzabends trifft ein junger Erfinder eine schöne Dame, die ihn sofort in seinen Bann zieht. Als er sie küsst, wird sie unsichtbar und verschwindet. Sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf und ...

Während eines Tanzabends trifft ein junger Erfinder eine schöne Dame, die ihn sofort in seinen Bann zieht. Als er sie küsst, wird sie unsichtbar und verschwindet. Sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf und so beginnt er mit der Suche nach ihr. Dabei helfen ihm ein Detektiv und dessen Papagei.

Mit seinem metaphorischen und poetischen Schreibstil lässt Mathias Malzieu den Leser in eine Liebesgeschichte eintauchen, die zunächst völlig unmöglich scheint. Dabei versprüht die ihm eigene Bildgewalt einen ganz besonderen Charme und Zauber, welche mich von der ersten Seite an sehr fasziniert haben. Die Charaktere sind wunderbar skurril und liebevoll ausgearbeitet. Man konnte sich gut in die Gefühle des Protagonisten hinein versetzen und wurde so Zeuge seiner aufkeimenden Liebe, Verzweiflung und später inneren Zerrissenheit. Die Idee ist spannend und wurde grandios umgesetzt in eine etwas verrückte, aber absolut liebenswerte Geschichte über die Liebe und die Angst, verletzt zu werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Originelle Idee, zuckersüß umgesetzt!

Klar ist es Liebe
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Die beiden Studenten Lea und Gabe belegen den gleichen Kurs: Kreatives Schreiben. Lea ist das nette Mädchen von nebenan. Gabe schleppt ein Geheimnis mit sich herum, aufgrund dessen er das letzte Semester ...

Die beiden Studenten Lea und Gabe belegen den gleichen Kurs: Kreatives Schreiben. Lea ist das nette Mädchen von nebenan. Gabe schleppt ein Geheimnis mit sich herum, aufgrund dessen er das letzte Semester verpasst hat und das ihn schwer mit genommen hat.

Das Buch wurde aus 14 verschiedenen Perspektiven geschrieben, beispielsweise aus der Sicht der besten Freunde, des Bruders, aber auch die Barista, die Seminarleiterin, der Busfahrer oder sogar ein Eichhörnchen oder eine Parkbank tun ihre Meinung kund. Eben alles Menschen, die sich um die beiden herum befinden und in irgendeiner Form Anteil an deren Leben haben. Lea und Gabe kommen dabei jedoch nicht zu Wort.

Mir gefällt diese Herangehensweise an die Liebesgeschichte zwischen Lea und Gabe total gut. Diese wechselnde Erzählperspektive ist wirklich mal was komplett anderes. Dem Leser wird nur das offenbart, was auch die Anderen sehen beziehungsweise geben Lea und Gabe eben nur das preis, was sie wollen. Was tatsächlich in ihnen vorgeht, darüber kann man nur spekulieren. Für alle ist aber schnell klar, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, jedoch beide zu schüchtern sind, um sich gegenseitig anzusprechen. Ich kann mich gut in beide hinein versetzen, da ich selber eher introvertiert bin.

Dadurch, dass man so gut wie gar keine Anhaltspunkte über ihre tatsächliche Gedanken- und Gefühlswelt hat, wird leider eine gewisse Distanz zwischen dem Leser und Lea und Gabe aufgebaut. Die anderen Charaktere wirken dadurch etwas sympatischer, besonders auch dadurch, dass jeder durch seinen eigenen Erzählstil besticht.

Absoluter Lieblingscharakter ist ungeschlagen das Eichhörnchen. Ich mag aber auch Victor oder die alte Dame im Cafe sowie den Busfahrer besonders gern. Dies sind alles etwas andere Persönlichkeiten, die mich überzeugen können und dem Buch mehr Würze und Humor geben.

Durch die häufigen Perspektivenwechsel und einen lockeren und leichten Schreibstil rinnen die Seiten einem nur so durch die Finger. Für mich waren diese schnellen Wechsel überhaupt nicht gewöhnungsbedürftig. Das einzige, was etwas "gestört" hat ist, dass ich manchmal nicht wusste, wer genau während der Dialoge grade was gesagt hat. Ansonsten fand ich die Umsetzung bisher sehr gelungen.

Interessant ist bezüglich dieser Perspektivenwechsel auch, dass das Buch deutlich macht, dass man häufig Spuren in den Gedanken seiner Mitmenschen hinterlässt, wo man sie gar nicht vermutet. Wer würde denken, dass sich der Busfahrer den Kopf über sein Liebesleben zerbricht? Das die Barista einen merkwürdig findet, weil man mit seinen Gedanken meist woanders ist? Oder dass seine Seminarleiterin sich als geheime Kupplerin entpuppt?

Dieses Buch lässt mich auf jeden Fall mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück. Mich konnten sowohl die Story, die Charaktere, besonders aber der Schreibstil und die wechselnden Erzählungperspektiven überzeugen. Eine zuckersüße Lovestory.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Einstieg, der leider zu früh endet.

Die 100
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Nach einem Atomkrieg haben sich die Menschen auf Raumschiffe geflüchtet. Nach 300 Jahren, in denen kein Mensch einen Fuß auf die Erde gesetzt hat, werden 100 jugendliche Straftäter auf eben diese entsandt, ...

Nach einem Atomkrieg haben sich die Menschen auf Raumschiffe geflüchtet. Nach 300 Jahren, in denen kein Mensch einen Fuß auf die Erde gesetzt hat, werden 100 jugendliche Straftäter auf eben diese entsandt, um die Überlebenschancen zu testen. Es gibt keinerlei Erfahrungswerte, welche Gefahren sie dort erwarten werden und wie hoch die Strahlenbelastung tatsächlich noch ist.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Sichten der Verurteilten geschrieben. Ein Teil davon befindet sich dabei auf dem blauen Planeten, der andere Teil ist auf den Raumschiffen verblieben. Spannend und fesselnd berichten die Protagonisten von den Ereignissen der Gegenwart und decken nach und nach auch die Vergangenheit auf, sodass der Leser häppchenweise erfährt, wie die Charaktere in die jetzige Situation gelangt sind. Dabei sind die Kapitel sehr kurz gehalten. Dadurch lässt sich das Buch wirklich sehr schnell lesen und es wird niemals langweilig.

Beschrieben wird einerseits eine erschreckende Welt mit schockierenden neuen Gesetzen, aufgrund deren nahezu jede noch so kleine Straftat brachial geahndet wird. Mit der Zeit wird deutlich, wie dringend die Menschen den neuen beziehungsweise alten Lebensraum Erde benötigen und dass die 100 ihre einzige und letzte Chance sind. Auf der anderen Seite verfolgt der Leser die Anfänge der Neubesiedlung der Erde und die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Schade ist es, dass das Buch genau dann endet, wenn es grade richtig spannend zu werden verspricht. Allerdings macht grade dieser Cliffhanger Lust auf mehr. Bis der 2. Teil endlich erscheint, freue ich mich die Serie schauen zu können und bin gespannt, wie es dann letztendlich weiter geht.