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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2023

Einen angenehmen Geschmack...

Royal Taste
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...hat dieses Buch "Royal Taste" bei mir hinterlassen. Ich beschäftige mich so gerne mit den verschiedensten Speisen, dass das auch kein Wunder ist.

Auf der anderen Seite bin ich eine sehr kritische Verkosterin ...

...hat dieses Buch "Royal Taste" bei mir hinterlassen. Ich beschäftige mich so gerne mit den verschiedensten Speisen, dass das auch kein Wunder ist.

Auf der anderen Seite bin ich eine sehr kritische Verkosterin sowohl von Speisen jeder Art als auch von Lektüre darüber. Wobei sich über Geschmack natürlich nicht streiten lässt!

Worum es geht. Die angehenden Kulinarikerinnen Penelope und Helena treffen auf dem Nachtmarkt einen jungen Mann, Elijah Little, von dessen Empanadas sie so angetan sind, dass Helena auf die Idee kommt, ihn zu einem kulinarischen Experten auszubilden. Beide Freundinnen sind nämlich gerade auf der Suche nach Themen für ihre Abschlussprojekte, nach deren Vollendung sie professionell in ihrem Beruf tätig sein können.

Elijah scheint aus einfachen Verhältnissen zu kommen, kennt sich aber mit köstlichen Gerichten durchaus gut aus. Helena nimmt im Rahmen ihrer Ausbildung kein Blatt vor den Mund, weswegen es sowohl mit Elijah als auch mit Penelope mehrfach zu Zerwürfnissen kommt.

Ein warmherziger und keineswegs oberflächlicher Roman, dem man aber nicht zu sehr vertrauen sollte, wenn es um historische Fakten geht. Diesbezüglich spielt die Autorin nämlich mit der Wahrheit und das nicht zu knapp. Was aus meiner Sicht durchaus reizvolle Szenarien ergibt, zumal sie sich auch mit Vorurteilen und deren Wirkung befasst.

Ein ungewöhnlicher Roman, den es sich zu lesen lohnt!

Veröffentlicht am 16.06.2023

Die Eifel in all ihrer Pracht - und mit all ihren Tücken

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
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1920: Der Erste Weltkrieg ist gerade erst vorbei, Deutschland biegt sich unter den Reparationszahlungen, da erbt die junge Johanna aus heiterem Himmel von einer Tante, von deren Existenz sie überhaupt ...

1920: Der Erste Weltkrieg ist gerade erst vorbei, Deutschland biegt sich unter den Reparationszahlungen, da erbt die junge Johanna aus heiterem Himmel von einer Tante, von deren Existenz sie überhaupt nicht wusste, ein Haus in einem kleinen Dorf in der Eifel. Tante Lisbeth hinterlässt ihr darüber hinaus auch ihre zahlreichen Tiere, inklusive der Verbots, diese zu töten. Und sie kann nur das vollständige Erbe annehmen - oder ablehnen!

Trotz der Vorbehalte ihrer Eltern - der Vater besitzt eine Zigarettenfabrik in Trier, zu Hause hat es nie an etwas gemangelt - begibt sie sich zunächst für eine Probezeit in die Eifel. Und übt sich dort in einem Leben als Bäuerin, wobei ihre Nachbarin Kätt, verwitwete Schwiegertochter des dortigen Gastwirtes, ihr ein große Stütze ist, gerade in Zeiten von Hunger und Not. Und Johanna lernt weitere Menschen kennen, die sie mag und die ihr eine Hilfe sind - aber leider auch andere. Dennoch entscheidet sie sich für ein Leben in der Eifel.

Insgesamt schlägt der Roman einen weiten Bogen bis zum Ende der 1930er Jahre: man kann sich denken, dass sich in diesen Jahren nicht nur bei Johanna eine ganze Menge tut. All diese Ereignisse und Entwicklungen schildert Autorin Brigitte Riebe, eine promovierte Historikerin, mit der gewohnten exzellenten Sachkenntnis und unglaublicher Empathie. Auch wenn ich generell eine Vorliebe für die Romane dieser Autorin habe, war der vorliegende ein ganz besonderes Highlight für mich, habe ich doch wie Johanna (fast) mein ganzes Leben am Rande der Eifel (wenn auch an der Nordseite) verbracht. Wer gerne historische Romane liest und es liebt, dabei sowohl etwas hinzuzulernen als auch bedingungslos in die Handlung eintauchen und sich dieser quasi vollkommen preisgeben möchte, der ist hier an der richtigen Adresse. Ich jedenfalls bin nach Beendigung der Lektüre überaus unwillig wieder daraus "erwacht" und in meinen Alltag gewechselt!

Veröffentlicht am 13.06.2023

Rosinenbomber und was dahinter steckt

Die Kinder der Luftbrücke
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In meiner Kindheit (in den 1960er und 70er Jahren) war der Rosinenbomber noch in aller Munde: damit sprachen meine Eltern und ihre Familien über die Lebensmittel, die ihnen - Kriegsflüchtlingen ...

In meiner Kindheit (in den 1960er und 70er Jahren) war der Rosinenbomber noch in aller Munde: damit sprachen meine Eltern und ihre Familien über die Lebensmittel, die ihnen - Kriegsflüchtlingen aus Osteuropa - mittels Flugzeugen aus England und den Vereinigten Staaten gebracht worden waren.

Doch eigentlich leitet sich dieser Begriff von der Luftbrücke der US-Army im Jahr 1948/49 von Westdeutschland, der späteren Bundesrepublik nach Berlin-West ab, ohne die die dortige Bevölkerung verhungert wäre. Die gesamte Ernährung lief darüber, denn die sowjetische Armee blockierte sämtliche Einfuhren. Schon damals, erst wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, stand der Dritte Weltkrieg kurz bevor.

Wir verfolgen dieses historische Ereignis zusammen mit Nora und ihrer Familie. Ihr Mann wird vermisst, nur ihre Schwester hat Arbeit. Die ist rar in Berlin und so ist Nora überglücklich, als sie Arbeit in ihrem erlernten Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin bei der US-Army findet und so maßgeblich zum Familieneinkommen beitragen kann. Damit ist sie im Zentrum des Geschehens - ihre Arbeitsstelle befindet sich nämlich am Flughafen Tempelhof, wo alle Aktivitäten der Amerikaner - auch die bald eingesetzte Luftbrücke - abgewickelt werden. Aber nicht nur das - im Gegensatz zu allen andern Stellen in Berlin wimmelt es dort von attraktiven jungen Männern! Einer von ihnen zeigt bald großes Interesse an Nora...

Ein spannender Roman über ein Nachkriegsphänomen, das häufig angesprochen wird, über dessen Hintergründe aber leider viel zu wenig Konkretes bekannt ist - mir zumindest.

So habe ich diesen Roman mit großem Interesse gelesen, auch wenn der Stil der Autorin nicht mit meinen Lieblingsautorinnen dieses Genres wie Heidi Rehn oder Katja Maybach mithalten kann. Zudem ist mir an mehreren Stellen historische Ungenauigkeit aufgefallen - Modeerscheinungen aus den 1950er Jahren wie Kleidermoden, Frisuren und vor allem die lustigen Schmetterlingsbrillen werden hier einfach mal ein paar Jahre vorverlegt. Dennoch ein Roman, den ich mit Vergnügen gelesen habe!

Veröffentlicht am 12.06.2023

Interessante Zusammensetzung

Fünf Winter
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Wer gerne Spannungsliteratur aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liest, die aber nicht unbedingt (nur) von selbigem handeln muss, der ist hier goldrichtig. Zumal, wenn es nicht unbedingt ein ...

Wer gerne Spannungsliteratur aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liest, die aber nicht unbedingt (nur) von selbigem handeln muss, der ist hier goldrichtig. Zumal, wenn es nicht unbedingt ein bestimmtes Genre sein muss!

Denn hier greifen gleich vier ineinander: Literatur, Historischer Roman, Krimi und Thriller. So sehe ich es jedenfalls. Und es startet an einem (meistens) sehr tollen Ort, nämlich auf Hawaiin genauer gesagt in Honolulu. Es geht um um einen Detective des dortigen Police Departements, Joe MacGrady, der mit einem besonders delikaten Auftrag betraut wird.

Ein junges Paar wurde ermordet; bei dem jungen Mann handelt es sich um den Neffen des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte, seine Freundin ist eine junge Japanerin.

McGrady verschlägt es nach Honolulu, wo er in Lebensgefahr gerät, doch gottseidank ist die Rettung nicht fern. Ob es immer so glücklich ausgeht für den Detective und ob er die Morde aufklären kann, das müssen sie schon selber herausfinden.

Ein Genre-Mix, der durchaus ereignisreich ist, bei dem ich aber zeitweilig den Faden verlor.




Veröffentlicht am 08.06.2023

Eine wunderbare Darstellung des Eigenen

Wir hätten uns alles gesagt
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Judith Hermann ist hier eine wunderbare Darstellung ihres eigenen Kosmos gelungen und zwar in jeder Hinsicht - besonders stimmig fügt es sich aus meiner Sicht, dass hier eine "Katalogisierung", ...

Judith Hermann ist hier eine wunderbare Darstellung ihres eigenen Kosmos gelungen und zwar in jeder Hinsicht - besonders stimmig fügt es sich aus meiner Sicht, dass hier eine "Katalogisierung", eine Zuordnung zu einem literarischen Genre fehlt.

Denn es ist viel, viel mehr als das: es ist Posie, Roman, Biographie (ob nun wahr oder fiktiv oder ein bisschen von beidem) und auch eine Art Sachbuch in Einem.

Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen, bis ich am alles andere als bitteren Ende angelangt bin, was mir dieser Tage sehr selten passiert. Judith Hermann schreibt mehr über Trauriges, Unvollständiges, Unperfektes und Mangelhaftes als über Fröhliches, Optimistisches, Erbauliches und Zuversichtliches, dennoch wirkt es aufbauend und zuversichtlich auf mich in der Art, in der sie es darstellt: schwierige Familienverhältnisse, Beziehungen, Arbeitssituationen und andere Lebenslagen sind dazu da, das Beste aus ihnen zu machen bzw. auf eine Art einen Mehrwert für sich, für die Zukunft, aber auch für die Vergangenheit daraus zu schöpfen.

Obwohl ich diesen Spruch ausgesprochen dämlich finde, kam er mir während der Lektüre doch wieder und wieder in den Sinn: Ganz, ganz großes Kino!