Einen Ausflug nach Norwegen
Im Land der weiten Fjordemacht der Leser dieses opulenten Familiendramas - und noch viel mehr! Wie das? Nun, es geht nicht nur weit in den Nordwesten Europas, sondern auch nach Masuren und auch in verschiedene historische Epochen ...
macht der Leser dieses opulenten Familiendramas - und noch viel mehr! Wie das? Nun, es geht nicht nur weit in den Nordwesten Europas, sondern auch nach Masuren und auch in verschiedene historische Epochen - der Roman spielt nämlich sowohl während des 2. Weltkriegs als auch in der Gegenwart.
Thema: Lisa erfährt nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Eltern, dass sie Wurzeln in Norwegen hat und beginnt, diesen nachzuspüren: dies erfordert mehrere Arten von Reisen: eine ganz normale nach Norwegen, eine in die Herzen der Menschen dort und eine ganz, ganz tief und weit in die Vergangenheit, nicht nur die in Norwegen...
Lisa erlebt dabei einen Gefühlscocktail sondergleichen, stößt sie doch auf Schritt und Tritt auf Neues, nie Erwartetes - und gerät dadurch in ein Durcheinander, das ihr ganzes Leben tangiert.
Der Leser wird pausenlos mit Sprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit konfrontiert - die Kapitel beleuchten abwechselnd die Situation von Lisa in den 2010ern und die der Norwegerin Mari in den 1940er Jahren.
Für mich war gerade die ausführliche Beleuchtung der Situation Norwegens im 2. Weltkrieg auch gerade durch die deutsche Besatzung ein besonderes Highlight des Romans und sie hat mich dann auch alles andere als enttäuscht
Leider wimmelt es spätestens ab dem 2. Viertel des Romans von plötzlichen Wendungen und jähen, nicht ausreichend dargelegten Entwicklungen der Geschichte, aus denen sich für mich einige Irritationen ergeben haben. Was die Landschaft und die norwegischen Gegebenheiten anbelangt, kommt die Erzählerin gelegentlich vom Hölzchen aufs Stöckchen und schweift ab. Das war für mich ein leider nicht ganz harmonisches Zusammenspiel der Erzählweise in einem insgesamt durchaus gelungenen Roman. Wer sich damit abfindet, dass - zumindest aus meiner Sicht - das letzte Viertel das absolute Meisterstück ist, was vor allem der beeindruckenden Schilderung des Alltagslebens in Masuren im 2. Weltkrieg zu verdanken ist, wird diesen Roman entsprechend goutieren können. Auch der Kontrast der damaligen Strukturen und Lebensformen in Deutschland zur vergleichsweisen Freiheit in Norwegen ist wirklich sehr gut, bildhaft und einfühlsam dargestellt.
Der Roman hätte aus meiner Sicht gut ein paar Figuren weniger haben können, auch sonst fand ich,dass die Prioritäten teilweise ungünstig gesetzt waren. Mich hätte beispielsweise das Schicksal einiger Figuren des 2. Weltkriegs brennend interessiert, das wurde ein wenig unter den Tisch gekehrt. Insgesamt aber ein packender und mitreißender Roman - leider nicht ohne Längen - der Freunden und vor allem Freundinnen langer Schmökerabende herzlich zu empfehlen ist!