Betreiber einer Felithek
Mr. Widows Katzenverleihist Mr. Widow. Sie kennen und schätzen Bibliotheken, leihen gerne Bücher aus? Nun, dann lernen Sie doch auch eine andere Form des Verleihs kennen, einen Katzenverleih nämlich, betrieben vom alten Mr. Widow, ...
ist Mr. Widow. Sie kennen und schätzen Bibliotheken, leihen gerne Bücher aus? Nun, dann lernen Sie doch auch eine andere Form des Verleihs kennen, einen Katzenverleih nämlich, betrieben vom alten Mr. Widow, einem Engländer par excellence, der seinen Bestand immer wieder erweitert und zwar mit Katzen in Not: solchen, die gestrandet sind, derer man sich erledigen will oder wie auch immer. Doch es ist keineswegs ein trauriges Häuflein, das sich in seinem nicht gerade kleinen Haus zusammengefunden hat, nein, den Katzen geht es gut, zumal sie ihren Job kreativ ausüben dürfen.
Im Klartext heißt das, dass sie sich aussuchen dürfen, von wem sie ausgeliehen werden wollen und mit wenigen Ausnahmen klappt das ganz wunderbar.
Beim Einsammeln von Katzen in einem Müllcontainer stößt Mr. Widow auf Nancy, die ebenfalls gestrandet ist und derer er sich annimmt. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt und bald deutet sich an, dass Nancys bisheriges Leben nicht gerade ehrenhaft ablief, nein, sie ist noch nicht einmal die, für die sich ausgibt. Oder doch?
Die Figuren, die wir hier kennenlernen, sind einfach köstlich, sowohl die menschlichen als auch die felinen. Die Autorin versteht es, ihnen einen ganz eigenen Charme zu verleihen, auch den negativen, an denen es nicht mangelt! Denn es ist ein Märchen, in dem es vor bösen Schwiegermüttern und Wölfen im Schafspelz nur so wimmelt - auch wenn man sie nicht direkt als solche erkennt.
Ein sehr schöne und ungewöhnliche Geschichte ist hier erschaffen worden: eine mit ordentlich Biss und Schmackes. Antonia Michaelis bleibt dem von ihr wenn nicht geschaffenen, dann doch sehr einfallsreich mitgestalteten Genre der Spannungsposie, die diesmal einen starken Einschlag ins Märchenhafte zeigt, treu und begeistert mich wieder einmal mit ihrer ebenso zauberhaften wie frechen Sprache und dem mehr als originellen Stil.
Vor allem aber war ich nach der Lektüre - und bin es noch - eigentümlich beschwingt, auf eine besondere, ausgelassene Art und Weise. Antonia Michaelis hat mir gezeigt, dass man seinem Leben eine neue Richtung geben kann, auch wenn man glaubt, es geht nicht mehr weiter. Ein Buch, das mir viel Kraft gegeben hat, Kraft, Lebensmut und auch gute Laune. Das ist wahre Dichtkunst: ein Märchen für Erwachsene vom Allerfeinsten, aber mit einem gehörigen Schuss Humor darin!