Cover-Bild Menschenwerk
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 222
  • Ersterscheinung: 15.09.2017
  • ISBN: 9783351036836
Han Kang

Menschenwerk

Roman
Ki-Hyang Lee (Übersetzer)

"Ich kämpfe, jeden Tag. Ich kämpfe gegen die Schande, überlebt zu haben und immer noch am Leben zu sein. Ich kämpfe gegen die Tatsache, dass ich ein Mensch bin. Und Sie, ebenso ein Mensch wie ich, welche Antworten können Sie mir geben?"

Ein Junge ist gestorben, und die Hinterbliebenen müssen weiterleben. Doch was ist ihnen ihr Leben noch wert? Han Kang beschreibt in ihrem neuen Roman, wie dehnbar die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit sind. Ein höchst mutiges Buch und ein brennender Aufruf gegen jede Art von Gewalt.

»Han Kang zu lesen ist wie in einen Strudel aus Brutalität und Zärtlichkeit geworfen zu werden, aus dem man durchgeschüttelt, perplex und tief bewegt wieder auftaucht.« Doris Dörrie

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2024

Wichtig, aber nur für Hartgesottene

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Im Buch "Menschenwerk" von Han Kang geht es um das bisher wenig bekannter Massaker von Gwangju in Südkorea im Mai 1980. Bei diesem wurden friedliche Studentenproteste brutal niedergeschlagen und viele ...

Im Buch "Menschenwerk" von Han Kang geht es um das bisher wenig bekannter Massaker von Gwangju in Südkorea im Mai 1980. Bei diesem wurden friedliche Studentenproteste brutal niedergeschlagen und viele der Studenten ermordet, weitere wurden gefangen genommen und gefoltert. Es ist ein Buch voll von Schrecken und Trauma. Aus mehreren Perspektiven geschildert - es wird beim Lesen nicht immer ohne weiteres klar, welche es gerade ist - berichten verschiedene Überlebende und Angehörige des Massakers von ihren Erfahrungen und Traumata und von ihrer Trauer um die Verstorbenen. Das Buch rüttelt auf und macht betroffen in Bezug auf die Gewalt, zu der Menschen fähig sind. Es macht wütend, traurig und hoffnungslos. Grausame Folterszenen ziehen sich durch das ganze Buch, von Anfang bis Ende, und machen Bilder im Kopf, die man kaum wieder vergisst. Es ist zweifellos ein wichtiges und sensibilisierendes Buch, aber auch eines, für das man in der richtigen Verfassung sein muss. Mir persönlich war es zu heftig und ich werde von der Autorin nichts mehr lesen.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Vom Menschsein und Mensch bleiben

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Inhalt:
Gwangju, Mai 1980, Studierende protestieren in den Strassen der Stadt und werden vom Militär brutal niedergeschossen. Der fünfzehnjährige Dong Ho und sein bester Freund geraten in eine Demonstration, ...

Inhalt:
Gwangju, Mai 1980, Studierende protestieren in den Strassen der Stadt und werden vom Militär brutal niedergeschossen. Der fünfzehnjährige Dong Ho und sein bester Freund geraten in eine Demonstration, wobei Dong Hos Freund getötet wird.
Dong Ho schliesst sich daraufhin den Freiwilligen an, welche die unzähligen Toten bergen, waschen und aufbahren, damit sie von ihren Angehörigen identifiziert werden können. Die Geschichte einiger Menschen, denen Dong Ho in diesen Tagen begegnet, wird in diesem Buch erzählt. Es sind Geschichten von Gewalt, Schmerz, Würde und Menschlichkeit.

Meine Meinung:
Nachdem ich im September so begeistert war von "Die Vegetarierin", wollte ich unbedingt weitere Bücher der Autorin lesen und weil mir "Menschenwerk" von einigen empfohlen worden ist, habe ich mich daran gewagt. Ich bin immer noch fassungslos und sehr mitgenommen von dieser intensiven Erzählung.
Schilderungen von brutalster Gewalt, Tötungen und Folter lassen den Mai 1980 und dessen Auswirkungen auf die folgenden Jahre und Jahrzehnte fassbar werden, bieten aber nicht viele Hintergrundinformationen, sondern laden zum selbstständigen Recherchieren ein. Han Kang beleuchtet stets den Überlebenswillen von Menschen, die nur noch Fleisch an einem Knochen sind, aber sich dennoch ihre Würde bewahren wollen oder von Menschen, die alles verloren haben. Sie zeigt aber auch auf, wie viele Menschen und ganze Familien an den Ereignissen, der darauffolgenden Gefangennahme oder dem Verlust ihrer Nächsten zerbrochen sind.

Schreibstil und Aufbau:
Han Kang schafft es, die sieben Kapitel jeweils einer Person, einem Schicksal zu widmen und dabei stets in loser Verbindung zueinander stehenzulassen. Sie entfernt sich zeitlich immer weiter vom Ereignis und kommt im letzten Kapitel in der heutigen Zeit an, in der sie von ihren eigenen Erinnerungen an die Stadt Gwangju erzählt
Dabei bleibt ihr Stil eher nüchtern beschreibend, ist aber den Figuren und ihrem Leid trotzdem so nahe. Besonders berührt hat mich der innere Monolog einer Seele, die sich nicht von ihrem verstorbenen Körper lösen kann und dabei eine unendlich schwere Traurigkeit verspürt.

Meine Empfehlung:
"Menschenwerk" erzählt vom Menschsein und Mensch bleiben. Es ist herzzerreissend, nur schwer ertragbar aber einfach grandios erzählt. Und es ist enorm wichtig, spannend und geschickt aufgebaut, weshalb ich es euch - gerade in Zeiten, in denen wir hinschauen und aushalten müssen, um zu verstehen und zu lernen - sehr dringend empfehle.

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Veröffentlicht am 22.01.2018

Die Niederschlagung eines Aufstandes und die Folgen

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Han Kan schreibt in "Menschenwerk" über den Aufstand von Gwangju in Südkorea 1980, bei dem für mehr Demokratie demonstriert wurde, und das anschließende Massaker durch das Militär.

Eindringlich wird die ...

Han Kan schreibt in "Menschenwerk" über den Aufstand von Gwangju in Südkorea 1980, bei dem für mehr Demokratie demonstriert wurde, und das anschließende Massaker durch das Militär.

Eindringlich wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Obwohl sie alle Opfer sind, haben die verschiedenen Ich-Erzähler den Aufstand, das Massaker und die Zeit danach ganz unterschiedlich erlebt. Somit bekommt man tiefe Einblicke in die komplexen Auswirkungen eines solchen Ereignisses. Die Perspektive der Täter hat mir hierbei nicht gefehlt - ich denke, sie hätte das Buch überfrachtet.

Keine leichte Lektüre, aber durchaus gut lesbar und definitiv lohnend!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Ein grausames, schmerzhaftes und vor allem sehr wichtiges Buch über die Grauen, die wir hier in der westlichen Welt vielleicht nicht vernommen haben.

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Nachdem ich im Januar die englische Ausgabe der „Vegetarierin“ von Han Kang gelesen habe, war mir klar, dass ich auch ihre nächsten Werke lesen würde. Und so musste doch direkt bei Erscheinen Kangs neues ...

Nachdem ich im Januar die englische Ausgabe der „Vegetarierin“ von Han Kang gelesen habe, war mir klar, dass ich auch ihre nächsten Werke lesen würde. Und so musste doch direkt bei Erscheinen Kangs neues Buch „Menschenwerk“ her. Es geht um das Gwangju-Massaker, das 1980 in Korea stattgefunden hat. Ich muss sagen, ich hatte noch nie etwas darüber gehört und war geschockt, dass so etwas meinen Wissenshorizont scheinbar verfehlt hat. Nicht, dass ich zu der Zeit schon gelebt hätte, aber in keiner Geschichtsstunde, an die ich mich erinnere, wurde sich außerordentlich mit Korea beschäftigt. Jedenfalls versucht Han Kang hier nicht, eine detailgetreue Wiedergabe von außerhalb und oberhalb vorzunehmen, sondern sie berichtet aus verschiedenen Perspektiven und auch aus verschiedenen Zeiten, wie dieses Massaker sich aus Studentenprotesten ergeben hat und welche Grausamkeit verübt wurde. Aus Sicht der verschiedenen Protagonisten bekommt der Leser aus erster Hand mit, wie Menschen gefoltert werden, was für ein Leid sie sehen, was für ein Elend sie erfahren müssen. „Menschenwerk“ ist kein Buch für zarte Mägen und Wesen. Es beschreibt die Erlebnisse, die selbst Kindern widerfahren sind, und nimmt kein Blatt vor den Mund, nicht, um zwingend zu schockieren, sondern um wiederzugeben, was geschehen ist.

Der Leser verfolgt verschiedene Charaktere, vom Schüler Dong-Ho, seiner Familie bis zu Menschen, deren Wege er kreuzt. Was mir in der „Vegetarierin“ gar nicht so aufgefallen ist und auch vielleicht an der deutschen Übersetzung liegen mag, ist die eigenartige Erzählweise. Von oben herab wird teilweise erzählt, aber nicht als allwissender Erzähler, sondern viel mehr als eine Seele, die den Protagonisten begleitet und fühlt, was er fühlt, aber nicht mehr weiß als er und auch vielmehr seine Taten und Gedanken in Worte fasst:

Du fragst dich, wohin die Seele wandert, wenn der Körper stirbt. Wie lange bleibt sie noch in der Nähe ihrer sterblichen Hülle? […] Wenn ein Trauernder einen Verstorbenen betrachtet, steht dann dessen Seele daneben und betrachtet das Gesicht seiner irdischen Hülle?

Han Kangs Erzählweise ist zunächst ungewohnt, man benötigt einige Seiten, um sich einzufinden. Dann tritt sofort die Sogwirkung des Buches ein und man kann sich nur noch schwer losreißen, auch, wenn man gar kein Zeuge dieses Grauens werden möchte. Wir verfolgen auch einen gefangenen Protestanten während seiner Folter. Diese Kapitel sind definitiv nichts für zarte Gemüter. Wessen Magen sich bei plastischen Beschreibungen in diesem Szenario umdrehen könnte, überfliegt vielleicht lieber einige Seiten, wobei dann natürlich auch ein Teil der Wirkung des Buchs verpufft.

Die Frage nach dem Weiterleben der Seele nach dem Tod der menschlichen Hülle ist eine grundlegende in diesem Werk. Diverse Seelen begleiten uns in „Menschenwerk“ und wir erhaschen Einblicke in das, was möglicherweise geschieht nach dem Tod. Ein weiteres zentrales Thema ist der Wert eines Lebens, besonders nach einer Tragödie. Warum überlebt der Eine, während der Andere sterben muss? Und was ist das Leben noch wert, wenn man erst dieses Grauen gesehen hat, das einen bis ans Lebensende verfolgt? Wie könnte man nur eine Sekunde dieses Lebens noch genießen, wenn man überlebt hat, während tausende andere gestorben sind? Mit diesen Fragen setzt Han Kang sich kritisch auseinander, lässt uns die Schicksale ihrer Figuren erfahren und mit ihnen leiden.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de

Veröffentlicht am 20.12.2017

Was bleibt

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Ungeheuer schmerzhaft ist die Lektüre dieses Buches, das muss gleich vorweg gesagt werden: es geht um LEIDEN (ja genau, es muss groß geschrieben werden, so stark ist die Wirkung dieses Begriffs), um Trauer ...

Ungeheuer schmerzhaft ist die Lektüre dieses Buches, das muss gleich vorweg gesagt werden: es geht um LEIDEN (ja genau, es muss groß geschrieben werden, so stark ist die Wirkung dieses Begriffs), um Trauer und um Schmerzen, um Verlust - und auch um Unrecht.

Man könnte dieses Buch als historischen Roman bezeichnen: Die Autorin Han Kang, in Deutschland durch ihren 2016 erschienenen (jedoch bereits 2007 verfassten) Roman "Die Vegetarierin" bekannt geworden, hat hier einen mutigen, kraftvollen und schmerzhaften Roman über ihre Heimatstadt Gwangju verfasst, in der 1980 ein furchtbares Ereignis stattfand: der Aufstand der Bevölkerung gegen die neue Militärregierung wurde blutig niedergeschlagen, es gab haufenweise Opfer (was leider wörtlich zu nehmen ist, wie während der Lektüre von "Menschenwerk" klar wird). Diesen Aufstand, vor allem jedoch seine Folgen, hat Han Kang in ihrem Roman verarbeitet, wobei sie sich an der realen Biographie eines Jungen orientiert.

Verschiedene Charaktere, tote und lebendige, kommen zu Wort, zu unterschiedlichen Zeiten. Doch immer geht es um dieses Ereignis, das auch Jahre später nichts von seiner Tragik verloren hat - verständlicherweise. Denn: Was bleibt, ist der Schmerz. Und die Trauer.

Ein ganz anderes Buch als "Die Vegetarierin", in dem es um die Entwicklung einer Person ging - hier hingegen geht es um Zerstörung und zwar nicht nur eines Menschen.

Dieses Wissen machte es mir fast unerträglich, weiterzulesen, wobei ich meine Lektüre jedoch keine Sekunde bereut habe. Wie "Die Vegetarierin" ist auch dies ein eher stilles Buch, das jedoch voller Kraft und auch Mut steckt. Denn es erfordert sehr viel Mut, sich einem solchen Thema zu stellen und zwar so vollständig, wie es Han Kang getan hat. Ein kleines großes Buch von einer großen Autorin.