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Veröffentlicht am 02.02.2018

Beste Unterhaltung

Nächstes Jahr am selben Tag
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“Nächstes Jahr am selben Tag” von der amerikanischen Bestsellerautorin Colleen Hoover ist schon ihr 10. Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Über 400.000 verkaufte Bücher in Deutschland — dieser Erfolg ...

“Nächstes Jahr am selben Tag” von der amerikanischen Bestsellerautorin Colleen Hoover ist schon ihr 10. Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Über 400.000 verkaufte Bücher in Deutschland — dieser Erfolg kann sich sehen lassen! Ihre neueste Liebesgeschichte spielt zwischen Los Angeles und New York, eine On-Off-Beziehung der besonderen Art. Man könnte sagen “Zwei an einem Tag” reloaded. Romantisch wie eh und je, mit spritzigen Dialogen und jeder Menge großen Gefühlen — diese Autorin kann einfach erzählen. Für mich eines ihrer besten Bücher! Für Jung und Alt. Frühestens ab 14 Jahren.

Die 18-jährige Fallon wollte schon immer Schauspielerin werden, so wie ihr berühmter, aber mittlerweile höchst arroganter Vater. Sie galt als eine der vielversprechendsten Nachwuchsschauspielerinnen, bis sie bei einem Brand vor zwei Jahren, bei dem Fallon so schnell nicht gefunden wurde — woran auch ihr Vater eine Mitschuld trägt — schlimme Verbrennungen erlitt. “…nachdem mein Aussehen in Flammen aufgegangen war, hat mir der Sender den Vertrag gekündigt. Manchmal habe ich das Gefühl, mein Vater trauert mehr darum, dass er jetzt nicht mehr mit seiner erfolgreichen Tochter angeben kann, als dass ich durch seine Unachtsamkeit für immer entstellt bin.” (Zitat aus “Nächstes Jahr am selben Tag” S.27) Ihre linke Gesichtshälfte ist total vernarbt, ebenfalls die gesamte linke Seite ihres Oberkörpers. Nie wieder, so denkt Fallon, wird sie Colleen Hoover Nächstes Jahr am selben Tagein normales Leben führen können. “Ich kann noch so sehr versuchen, die Narben unter meinen Haaren und meiner Kleidung zu verstecken, sie sind da und werden es für immer sein. Eine unauslöschliche Erinnerung an die Nacht, in der so viel von dem, was an meinem Leben gut und an mir schön war, zerstört wurde.” (Zitat S.14) Bei einem Abendessen mit ihrem Vater, bei dem dieser sie ziemlich heruntermacht, lernt Fallon Ben kennen, der sie verteidigt und mit dem sie einen letzten schönen Abend verbringt, bevor sie ans andere Ende des Landes ziehen wird. Der Umzug soll ein Neuanfang sein. Die Stunden mit Ben sind ein unerwarteter Traum. Aber sie werden sich nicht wiedersehen. “Ich kann keinen Freund gebrauchen, Ben. […] Ich ziehe nach New York. Wir kennen uns kaum. Außerdem habe ich meiner Mutter versprochen, mich nicht zu verlieben, bevor ich dreiundzwanzig bin. […] Sie glaubt, dass die meisten Menschen erst mit dreiundzwanzig wissen, wie sie leben wollen. Ich möchte herausfinden, wer ich bin, bevor ich mich an jemanden binde.” (Zitat S.74) Bis sie auf die Idee kommen, sich jedes Jahr am selben Tag wieder zu treffen. Fünf Jahre lang, und nur an diesem einen Tag. Ohne ihr Privatleben in der Zwischenzeit auf Eis zu setzen. Kann das funktionieren? Was wird ein Jahr später sein? Was fünf Jahre später? Werden sie noch dieselben sein?

Colleen Hoover Nächstes Jahr am selben Tag“Nächstes Jahr am selben Tag” klingt wie eine Geschichte, die man schon einmal gelesen hat, vor allem, wenn man an den Bestseller “Zwei an einem Tag” denkt — aber Colleen Hoover erzählt diesen Plot auf ihre ganz eigene, unverwechselbare Art. Und das kann die Autorin definitiv! Schon zu Beginn fällt man sofort hinein in die Handlung, ohne großes Vorgeplänkel oder große Einführungen der Charaktere. Der Roman zieht den Leser sogleich in seinen Bann. Sprachlich äußerst flüssig erzählt und stets interessant und unterhaltsam. Eine ganz große Stärke der Autorin ist die sensible Schilderung der Gefühle ihrer Protagonisten. Dies merkt man vor allem bei Fallon, die große Schwierigkeiten mit ihren Narben hat: “Ich gehe anderen Leuten möglichst aus dem Weg. Nicht etwa, weil ich Angst hätte, sie könnten mich anstarren. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Menschen sofort wegschauen, sobald sie meine Narben sehen.” (Zitat S.16) Sie erträgt den Blick im Spiegel nicht und wünscht sich, dass sie niemand beachtet. Gleichzeitig sehnt sie sich jedoch nach Beachtung, danach “richtig” gesehen zu werden. “Ich spüre, wie ich rot anlaufe, senke hastig den Blick und lasse meine Haare wie einen Vorhang vors Gesicht fallen. Eben habe ich noch bedauerColleen Hoover Nächstes Jahr am selben Tagt, dass niemand mich mehr anschaut, und jetzt, wo es jemand tut, will ich nur noch, dass er wegsieht.” (Zitat S.18) Diese Widersprüchlichkeit, diese gegensätzlichen Gefühle werden äußerst authentisch beschrieben. Die Charaktere werden auf diese Weise mehrdimensional und vielschichtig. Dazu tragen ebenfalls die sich abwechselnde Sichtweise von Fallon und Ben bei, die beide aus der Ich-Perspektive berichten. Es ist Ben, der schon nach kurzer Zeit hinter Fallons Fassade sieht: “Du tust alles, damit die Leute möglichst wenig von dir zu sehen bekommen […] weil du denkst, das hilft. Aber das tut es nicht. […] Sie wollen dich ansehen, glaub mir. Aber wenn alles an dir schreit: >Schaut weg!, ist das genau das, was die Leute tun. Der einzige Mensch, dem die Narben in deinem Gesicht unangenehm sind, bist du selbst.” (Zitat S.60ff) Was mir auch sehr gut gefallen hat, sind die Dialoge in “Nächstes Jahr am selben Tag” — abwechslungsreich, pfiffig und zum Teil recht humorvoll erzählt. Die Zeitsprünge zwischen den Treffen sind gut gemacht und die Autorin ist immer wieder für haarsträubende Überraschungen gut!

Fazit: Colleen Hoover liefert beste Unterhaltung — herzzerreißend, romantisch ohne kitschig zu sein, nervenaufreibend und dramatisch. Mit “Weil ich Layken liebe” — einer ihrer besten Romane!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Regt zum Nachdenken an

Das Institut der letzten Wünsche
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“Das Institut der letzten Wünsche” von der deutschen Sprachkünstlerin Antonia Michaelis ist jetzt neu als Taschenbuch erschienen. Ein Buch, das sich mit nichts weniger auseinandersetzt als mit dem Tod ...

“Das Institut der letzten Wünsche” von der deutschen Sprachkünstlerin Antonia Michaelis ist jetzt neu als Taschenbuch erschienen. Ein Buch, das sich mit nichts weniger auseinandersetzt als mit dem Tod und der Liebe. Wortgewaltig, besonders — hinreißend! Gewürzt mit einer Prise Ironie, die den Leser schmunzeln lässt und einer Portion Ernsthaftigkeit, die nachdenklich macht. Der Lesetipp für Jugendliche ab 16 Jahren und vor allem Erwachsene (der Roman ist in einem Verlag für Erwachsene erschienen).

Die junge Mathilda lebt in Berlin. Eigentlich wollte sie Ärztin werden, bis sie gemerkt hat, dass das doch nichts für sie ist. Sie hat ihr Studium abgebrochen und arbeitet nun seit einem Jahr in einem ganz besonderer Institut. Dem Institut der letzten Wünsche. Zusammen mit Ingeborg erfüllt sie Menschen, die sich an sie wenden und die in den nächsten sechs Monaten sterben werden, einen letzten Wunsch. Das kann ein vorgezogenes Weihnachtsfest sein, der Wunsch nach Schneeflocken im Frühling, nach einem Konzert einer bereits verstorbenen Sängerin, einem Spieleabend in einer Studenten WG oder eine Fahrt ins Weltall. Mathilda und Ingeborg machen das Unmögliche möglich. Dabei improvisieren sie jede Menge und lassen sich viel einfallen. Doch dann verliebt sich Mathilda ausgerechnet in Birger, einer ihrer Klienten. Für ihn soll sie seine einst verlorene Liebe Doreen und sein Kind wiederfinden. Bald hat Mathilda auch eine Spur. Aber irgendetwas scheint seltsam an diesem Fall zu sein…

Antonia Michaelis Das Institut der letzten Wünsche“Das Institut der letzten Wünsche” erscheint inhaltlich gesehen für eine Antonia Michaelis fast ein bisschen zu mainstream zu sein. Aber auch nur fast. Denn sie erzählt die Geschichte, die vom Klappentext her gesehen zunächst wie ein gewöhnlicher Liebesroman klingt, auf ihre eigene Weise. Ihre ganz besondere Weise. Sie spielt mit der Sprache und tut dies zudem mit einen ungewohnten Hauch von Ironie, der sich in dem Roman äußerst gut macht. Schon der erste Satz des Buches lässt den Leser aufhorchen: “Es war nicht ganz einfach, das Pferd in die S-Bahn zu bekommen.” (Zitat S. 7) und neugierig weiterlesen. “[…] Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen möglichst ruhigen Klang zu geben, freundlich, geduldig; wie man eben so mit Pferden spricht, die in S-Bahnen steigen.” (Zitat S.7). Mathilda als Charakter erscheint absolut menschlich und mit besonderen Eigenarten. Sie schaut mit ihrem Hund Eddie am liebsten den “Tatort” (manchmal auch auf türkisch, um besser denken zu können und nicht abgelenkt zu werden), sie nimmt zu viele Kopfschmerztabletten und hat auf all ihrer Kleidung Aufnäher alter Kinderklamotten. Selbst Randfiguren, wie Frau Kovalkska oder Herrn Mirusch, sind besonders schön gezeichnet. Vor allem durch seine Charaktere lebt “Das Institut der letzten Wünsche”, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken über das Leben und den Tod anregt.

Veröffentlicht am 02.02.2018

ABSOLUTE Leseempfehlung

Nur noch ein einziges Mal
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Die amerikanische Bestsellerautorin Colleen Hoover erfreut ihre Fans mit einem neuen Werk: “Nur noch ein einziges Mal”. Ein Roman über große Gefühle und wie schnell diese zerbrechen können. Eine packende, ...

Die amerikanische Bestsellerautorin Colleen Hoover erfreut ihre Fans mit einem neuen Werk: “Nur noch ein einziges Mal”. Ein Roman über große Gefühle und wie schnell diese zerbrechen können. Eine packende, höchst unterhaltsame und emotionale Geschichte von einer Meisterin des Erzählens. Wenige Tage nach Erscheinen bereits auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet — zu Recht! Eines ihrer persönlichsten und (meiner Meinung nach) besten Bücher. Für reife Jugendliche ab 16 Jahren und für Erwachsene.

Vor zwei Jahren ist die 23-jährige Lily erst nach Boston gezogen, als sie in ihr Heimatdorf zurückfährt, um ihren Vater zu beerdigen. Ihren Vater, den Bürgermeister, den sie gehasst hat. Der ihre Mutter regelmäßig schlug und nach außen hin den Schein wahrte, als sei alles in bester Ordnung. Als sie eine Trauerrede halten soll, um zu erwähnen, was sie an ihm schätze, fällt ihr einfach nichts ein. Sie steht vorne vor den Gästen und kann einfach keine Eigenschaft aufzählen, die sie an ihm mochte und bricht schließlich ab. Zurück in Boston will Lily einfach nur ihre Ruhe haben zum Nachdenken über alles und flüchtet sich auf das Dach eines Hochhauses. Dort trifft sie unerwartet auf jemanden, der ebenfalls mit seinen Gefühlen der Wut an diesen Ort geflüchtet ist. Ryle. Ein angehender Neurochirurg, der am heutigen Tag einen kleinen Jungen auf dem Operationstisch verloren hat. “Er sieht mich an. Sieht mich richtig an. Als sein Blick meinen trifft, kommt es mir vor, als würde er meineColleen Hoover - Nur noch ein einziges Mal tiefsten Geheimnisse offen vor sich sehen. Ich glaube nicht, dass ich schon mal jemandem begegnet bin, der einen so dunklen, eindringlichen Blick hatte. Und dann auch noch in Kombination mit einem derart einschüchternd selbstbewussten Auftreten.” (Zitat aus “Nur noch ein einziges Mal” S.15) Und so kommt es, dass sie — die sich überhaupt nicht kennen — einander Dinge aus ihrem Leben erzählen, die man nur Fremden erzählen kann, die man wahrscheinlich niemals wieder mehr sieht: “Die meisten Leute tun so, als hätten sie nie irgendwelche dunklen Gedanken, obwohl wir tief in uns doch alle gleich kaputt sind. Manche von uns können das nur besser verbergen als andere.” […] “Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand zurückhaltend ist und nicht gleich sein ganzes Innenleben auspackt.”, sage ich. “Die nackte Wahrheit ist nicht immer unbedingt schön.” Ryle sieht mich einen Moment lang an. “Die nackte Wahrheit”, wiederholt er. “Das gefällt mir. […] Verrätst du mir eine nackte Wahrheit über dich, Lily?” (Zitat S.22ff) Erfolg steht für Ryle, der bald dreißig wird, an allererster Stelle. Er will keine feste Beziehung und auch auf keinen Fall Kinder haben. Lily ist da völlig gegensätzlich. Sie glaubt an die wahre, große Liebe und dass es irgendwo den einen richtigen Mann für sie gibt. “Aber ich stelle meistens ganz schnell fest, dass die, die ich kennenlerne, meinen Ansprüchen nicht genügen.[…]” “Du solltest es mal mit meiner Methode probieren.” “Und wie sieht die aus?” “One-Night-Stands.” Er grinst einladend. […] “Ich könnte nie mit jemanColleen Hoover - Nur noch ein einziges Maldem schlafen, den ich überhaupt nicht kenne” (Zitat S.30) Doch Ryle mit seiner charmanten, lockeren Art lässt nicht locker und fängt an mit ihr zu flirten: “Du hast gesagt, dass du mit jemandem, den du nicht kennst, nicht schlafen würdest… “, sagt er langsam. “Heißt das, du wärst bereit, andere Dinge mit demjenigen zu machen? Und wenn ja, welche?” Sein Blick ist so durchdringend, dass mich ein heißer Schauer durchläuft.” (Zitat S.30) Aber ehe es zu Weiterem zwischen ihnen kommen kann, klingelt sein Handy und Ryle muss dringend gehen. Lily wird ihn also nie wiedersehen. Dass es Monate später dann doch zu einem Treffen kommt, ist für sie völlig überraschend. Noch dazu, dass er der Bruder ihrer Angestellten ist, mit der sie gerade ihren eigenen Blumenladen eröffnet. Da sie so unterschiedliche Vorstellungen vom Leben haben, ist es am einfachsten sich aus dem Weg zu gehen, befinden beide. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach, wie Ryle ihr bald daraufhin erklärt: “Die nächsten paar Monate sind wahnsinnig wichtig für meine weitere berufliche Karriere. Ich muss mich jetzt wirklich konzentrieren und darf mich durch nichts — durch gar nichts — ablenken lassen. […] Da gibt es nur ein großes Problem. Egal, was ich probiert habe… Ich schaffe es einfach nicht, dich aus meinem Kopf zu bekommen.” (Zitat S.81) Er überfällt sie mit der außergewöhnlichen Bitte, ein einziges Mal mit ihr schlafen zu dürfen, um sie danach für immer vergessen zu können…

Colleen Hoover - Nur noch ein einziges MalColleen Hoover schreibt Bücher, die vor allem eines sind: wahnsinnig mitreißend! Genauso verhält es sich mit ihrem neuen Roman, der einen von Anfang an gefangen nimmt und ohne großes Vorgeplänkel mitten hinein ins Geschehen wirft. Schon der erste Satz lässt einen stutzig werden: “Ich sitze auf der gemauerten Brüstung einer Dachterrasse, blicke zwölf Stockwerke tief auf Boston herunter und denke an Selbstmord.” (Zitat S.9) Allerdings nicht an ihren eigenen — dazu liebt Lily das Leben viel zu sehr — sondern an Suizid im Allgemeinen und was Menschen dazu bringt, diesen letzten Ausweg zu wählen. Eine Seite lang Langeweile zu empfinden — das ist in “Nur noch ein einziges Mal” geradezu unmöglich. Eine sehr flüssige und angenehme Sprache lassen einen mühelos durch die Seiten fliegen. Dazu hochdramatische, fesselnde Entwicklungen und äußerst emotionale Momente, von denen es jede Menge gibt. Colleen Hoover hat ein besonderes Thema in ihrem Roman gewählt: häusliche Gewalt in Beziehungen. Vor allem die Zwiespältigkeit der Opfer, ihrem Verständnis für den Täter, ihr Verzeihen, aber auch ihre Wut und ihre Hassgefühle beschreibt sie äußerst gelungen. Interessant sind auch die eingeschobenen (Tagebuch-)Briefe, die in kursiver Schrift abgedruckt werden und aus Lilys Vergangenheit berichten. Hier taucht eine weitere Person in dem Buch auf, die eine große Rolle in dem Leben der Ich-Erzählerin gespielt hat: Atlas, ihre erste Liebe. “Nach kurzem Blättern entdecke ich das Heft, das aus der Zeit stammt, als ich fünfzehn war, und suche nach dem Eintrag des Tages, an dem ich Atlas zum ersten Mal gesehen hatte. Bevor er in meineColleen Hoover - Nur noch ein einziges Malm Leben auftauchte, hatte ich eigentlich nie etwas Aufregendes erlebt, das es wert gewesen wäre, aufgeschrieben zu werden.” (Zitat S.37) Atlas, der auch mitbekommen hat, wie es in Lilys Familie zuging. Die Gewalttätigkeiten des Vaters. Und der von einem auf den anderen Tag aus ihrem Leben verschwand. Da der Roman bereits auf Seite 27 das F***-Wort erwähnt und auch sonst sehr viele ausschweifende, erotische Szenen schildert, ist “Nur noch ein einziges Mal” erst ab 16 Jahren zu empfehlen. Schade, dass der Verlag diese Altersangabe diesmal NICHT auf dem Umschlag aufgedruckt hat. Im Nachwort erfährt man einiges über Colleen Hoover und ihre eigene Familie und ihren Grund diese Geschichte zu erzählen. Denn, wenn sie bisher ihre Leser eigentlich eher unterhalten wollte, so hat “Nur noch ein einziges Mal” diesmal eine klare Botschaft, rührt zutiefst und ist ihr persönlichstes Buch geworden. Und auch wenn ich bei “Nächstes Jahr am selben Tag” bereits geschrieben habe, es sei eines ihrer besten Bücher, muss ich mich nun wiederholen: AUCH das aktuelle Werkt zählt zweifellos zu dem “Besten”, was Colleen Hoover bisher hervorgebracht hat.

Fazit: Ein Roman, den man kaum aus der Hand legen möchte. ABSOLUTE Leseempfehlung!!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Intensiv und beklemmend

Schrei
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“Schrei” ist der erste Jugendbuchthriller des deutschen Spiegel-Bestsellerautors Eric Berg. Bravourös erzählt und geschickt konstruiert. Über ein Internat am See, Liebe, Freundschaft und eine Schreckenstat, ...

“Schrei” ist der erste Jugendbuchthriller des deutschen Spiegel-Bestsellerautors Eric Berg. Bravourös erzählt und geschickt konstruiert. Über ein Internat am See, Liebe, Freundschaft und eine Schreckenstat, die über der Geschichte liegt wie ein drohendes Gewitter, elektrisch aufgeladen, tiefdunkel und nervenzerreißend. Mit einem Aufsehen erregenden Cover. Für Jugendliche ab 13 Jahren.

Schon seit drei Jahren geht die 17-jährige Lulu auf ein Internet am See, das sich inmitten ländlicher Einöde nahe eines kleinen Dorfes befindet. Sie ist dort ganz schön beliebt, hat eine beste Freundin namens Jenny und geht mit Lars, einem der ebenfalls beliebtesten Jungen der Schule. Doch als sie diesen Sommer eine Woche vor Ferienende in das Internat zurückkehrt, scheint plötzlich alles anders zu sein. Schatten liegen auf ihrem Glück. Gründe gibt es dafür mehrere. So hat sie auf einmal Gefühle für den besten Freund ihres Freundes entwickelt und weiß nicht für wen sie sich entscheiden soll. Ein Lehrer ist ihr gegenüber zudringlich geworden. Jemand erzählt fiese Dinge über sie und sie fühlt sich von dem seltsamen Dorfjungen namens Lennart verfolgt. Jenny ist ihr auf einmal auch fremd geworden, sie zeichnet so seltsam traurige Bilder. Aber es kommt noch schlimmer für Lulu. Blutspuren in ihrem Bett sind da erst der Anfang…

Eric Berg Schrei“Schrei” ist intensiv und beklemmend erzählt. Der Autor, der mit richtigem Namen Eric Walz heißt, zögert nicht seinen Lesern eine Menge an Informationen zu vermitteln. Es wird nicht nur aus Lulus Sicht berichtet, sondern es werden ebenso Fragmente fremder Personen in den Thriller miteingeflochten. Es wirkt, als ob diese von jemandem interviewt werden. Das erzeugt unheimlich viel Spannung. Denn diese Personen — und davon gibt es einige — scheinen über etwas zu berichten, das sich bereits zugetragen hat. Etwas Furchtbares, über das der Leser jedoch noch nichts erfährt. Viele Andeutungen werden gemacht. Manche beziehen sich wiederum direkt auf Lulus dazwischengelegten Erzählungen. “Schrei” setzt sich wie ein Puzzle erst langsam zusammen. Und gerade das ist das Bemerkenswerte an diesem Thriller, der weder langatmig noch eintönig geschrieben ist. Er ist geradezu erfüllt von Themen wie Mobbing, Missbrauch, Stalking, einer überraschenden Schwangerschaft, einer verbotenen Liebe. Langeweile? Fehlanzeige! Kurzweilig? Ja, mit gerade 160 Seiten, aber dafür äußerst gehaltvoll. Wie ein Wein? Vielleicht. Blutig im Geschmack, schockierend im Abgang, das dürfte passen. Auf jeden Fall: lesenswert!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Dieses Buch lässt einen nicht mehr los

Scherbenmädchen
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„Scherbenmädchen“ von der amerikanischen Autorin Liz Coley ist ein Thriller, der an die Substanz geht. Ein heftiges Buch über Entführung, Verdrängung und die Spaltung einer Persönlichkeit. Besonders in ...

„Scherbenmädchen“ von der amerikanischen Autorin Liz Coley ist ein Thriller, der an die Substanz geht. Ein heftiges Buch über Entführung, Verdrängung und die Spaltung einer Persönlichkeit. Besonders in Frankreich ein großer Bestseller. Hochgradig fesselnd und verstörend. Nichts für Zartbesaitete. Aber wahrlich eines der besten Bücher, das ich dieses Jahr gelesen habe! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Angie ist 13 Jahre alt, als sie in einem Pfadfinderzeltlager morgens zum Pinkeln in den Wald geht. Sie wird nie mehr in das Lager zurückkehren. Denn im Unterholz wartet jemand auf sie, der sie zu entführen wagt. Dann plötzlich findet sich Angie auf der Straße wieder, die zum Haus ihrer Eltern führt. In der Hand hat sie eine Tüte mit Kleidungsstücken, die sie nicht kennt. Was ist passiert? Angie kann sich an nichts mehr erinnern.

„Angie, wo… Wo bist du gewesen?“ „Das weißt du doch.“ Wieder zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. „Zelten?“ Die Art, wie ihre Eltern sie anstarrten, machte ihr das Atmen schwer. „Zelten“, sagte sie noch einmal entschlossen. Dad kam die Treppe herunter. „Zelten“, wiederholte er. „Zelten?“ Seine Stimme wurde schrill. „Drei Jahre lang?“ (Zitat aus “Scherbenmädchen” Seite 16).

Liz Coley ScherbenmädchenAber scheinbar sind drei Jahre vergangen. Das sagen zumindest ihre Eltern. Eine lange Zeit, an die sie sich einfach nicht erinnern kann. Das kann doch nicht sein, oder? Doch das Gesicht im Spiegel spricht da eine andere Sprache: der Körper einer 16-Jährigen schaut ihr entgegen. Erst allmählich und mit der Hilfe einer Psychologin kommt Angie dahinter, dass in ihr vier Persönlichkeiten zutage getreten sind: Pfadfinderin, Kleine Frau, Engel und Petze. Und die haben all das Schreckliche, das sie erleben musste, an das sie nach wie vor keine Erinnerung hat, ertragen. Nur jede ihrer Persönlichkeiten kennt einen Teil der Wahrheit. Aber wird Angie es ertragen, die Puzzleteile ineinander zu fügen? Oder wird sie daran zerbrechen?

„Scherbenmädchen“ beginnt mit einem Prolog, der den Leser sofort in das Geschehen hineinversetzt. Er schildert die Erlebnisse des Entführungstages. Und er endet mit der Abspaltung ihrer Persönlichkeiten:

„Zwischen deinen Schläfen breitete sich ein stechender Schmerz aus. […] Einen kurzen Augenblick lang hast du dich zu einem winzigen festen Lichtpunkt zusammengeballt und gespürt, wie du von deinem Körper abgetrennt wurdest. Du hast dich versteckt. Und wir haben dich verborgen gehalten, bis zu wieder in Sicherheit warst. Es war eine sehr lange Zeit.“ (Seite 11)

Diese außergewöhnliche Sichtweise auf eine dissoziative Störung zu erhalten, stellt den besonderen Reiz des Buches dar. Denn es wird nicht nur aus Angies Sicht, sondern auch aus der der anderen Persönlichkeiten erzählt, die zuweilen zu Wort kommen, Erklärungen liefern und für immer mehr Zusammenhänge sorgen, um die Puzzleteile aneinander zu fügen. Vor allem greifen diese Persönlichkeiten noch immer in Angies Leben ein. Sie schreiben ihr Briefe, sprechen ihr auf Band, ziehen verruchte Kleidungsstücke an oder lassen einen Slip im Supermarkt mitgehen. Doch sie schützen Angie auch, vor dem Unheil, das immer noch in ihr Leben eindringt. Ein ungeheuerlicher Verdacht lässt sie bald begreifen, dass sie auch schon vor ihrer Entführung eine innere Person in sich hat entstehen lassen. Eine, die sie gebraucht hat, weil sie etwas Schlimmes nicht ertragen hat.
„Scherbenmädchen“ liest sich durchweg unterhaltsam und spannend. Ich konnte es kaum aus der Hand legen! Dieser Roman sollte sich definitiv einreihen, in die Armada an Bestsellern der Problemliteratur wie „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher, „Bevor ich sterbe“ von Jenny Downham, „Die Welle“ von Morton Rhue und „Nichts: Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller.

Liz Coley ScherbenmädchenJedoch ist mir am Ende des Romans ein kleiner Logikfehler aufgefallen: ««««««ACHTUNG SPOILER:»»»»»» Als das Foto des Entführers veröffentlicht werden soll (ohne die Entführung zu erwähnen), damit die Öffentlichkeit über den Verbleib des Mannes in den letzten Jahren vielleicht etwas beisteuern könnte, vermuten alle bereits, dass die Presse eins und eins zusammenzählen würde und darauf kommt, wer dieser Mann ist. Gegen Ende als Angie sich entschließt den Eltern von Sam nichts zu erzählen, erfahren diese jedoch, wer der Vater ihres Kindes ist. Dabei würden diese nun doch erst recht erfahren, dass Angie die Mutter ist, wenn die Presse eins und eins zusammenzählt! Schade, fand ich auch, dass man nicht mehr erfährt, wie der Entführer tatsächlich gestorben ist, da hätte ich noch eine haarsträubende Auflösung (von Engel) erwartet. ««««««ENDE SPOILER»»»»»»

Fazit: Trotz allem ein wirklich sehr lesenswertes Buch, das man nicht so schnell vergessen wird!