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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Ist sechzig das neue vierzig?

Im wechselnden Licht der Jahre
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Alexander Bengt erwartet gespannt und doch auch voller Sorgen seinen 60. Geburtstag. Dabei hat er doch eine liebende Frau und zwei fast erwachsene Kinder an seiner Seite und im Job läuft es auch ganz gut...

Der ...

Alexander Bengt erwartet gespannt und doch auch voller Sorgen seinen 60. Geburtstag. Dabei hat er doch eine liebende Frau und zwei fast erwachsene Kinder an seiner Seite und im Job läuft es auch ganz gut...

Der Autor präsentiert uns hier einen Roman, der so recht in kein Schema zu passen scheint. Wir erleben einen Protagonisten, den Angst vor dem runden Geburtstag plagt. In Rückblenden, die nicht immer chronologisch sind - was aber den Lesefluss, hat man ihn einmal gefunden, auch nicht weiter stört - erfahren wir so einiges über Alexanders Leben in Berlin, als Jugendlicher, im späteren Berufsleben, als Ehemann und Vater; ein Leben, das geprägt ist von der grossen Liebe zu seiner Frau Tabea, bis..., ja bis... Aber hier soll weiter nichts verraten werden!

Im Verlauf des Buches habe ich mit immer grösserem Interesse den Lebenslauf von Alexander verfolgt, ein Leben, dass es so wohl fast nur in Berlin geben konnte und dennoch fast normal erscheint. Mit einer für mich leicht unterschwelligen Prise Humor und doch auch einer zwangsläufig notwendigen Ernsthaftigkeit befinden wir uns auf der Zielgeraden zu dem so lange befürchteten und doch herbeigesehnten Geburtstag, auf dem es so manche Stolpersteine gibt.

Für mich eine Geschichte abseits des Mainstreams, die ich nicht nur den sogenannten Best-Agern empfehlen kann!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2024

Hilfe für die Ärmsten der Armen

Die Bahnhofsmission
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Nachdem Band eins zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte, befinden wir uns nun Jahrzehnte und zwei Weltkriege später, wiederum in Berlin. Der zweite Weltkrieg geht glücklicherweise gerade zu Ende, viele ...

Nachdem Band eins zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte, befinden wir uns nun Jahrzehnte und zwei Weltkriege später, wiederum in Berlin. Der zweite Weltkrieg geht glücklicherweise gerade zu Ende, viele Menschen haben nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf, alle müssen zusammenrücken und mit fremden Leuten eng zusammenwohnen. So ergeht es auch Alice, unserer Protagonistin aus dem ersten Band, die diverse Einquartierungen in ihrer großen Wohnung zu verzeichen hat, nicht mit allen kann man sich gut verstehen.
In einer zweiten Erzählperspektive erleben wir die zweite Hauptdarstellerin des Vorbandes, Natalie, die auf Suche nach den Spuren ihrer Vergangenheit mit ihrer erwachsenen Tochter Claire aus New York nach Berlin zurückkehrt. Werden die beiden ehemaligen Freundinnen Alice und Natalie wieder zusammenfinden? Und was wird aus der Bahnhofsmission im alten Schlesischen Bahnhof?

Auch wenn es in diesem Buch einige Erklärungen zu den Geschehnissen im Vorband gibt, halte ich es für ratsam, diesen vorab zu lesen, man verpasst doch so einige spannende Geschichten.

Der Autorin ist es durch ihre bildgewaltige Sprache und die genaue Zeichnung der Charaktere wieder gelungen, ein realistisches Stimmungsbild der damaligen Zeit wiederzugeben. Die dramatischen Folgen eines schlimmen Krieges, bei dem längst nicht alle wieder nach vorne blicken können, wechseln sich ab mit hoffnungsvollen Momenten, in denen wieder Platz für Vergnügungen oder sogar die Liebe ist. Auch einige liebgewonnene Nebenfiguren trifft man hier gerne wieder, genauso wie wir Vertreter der Allierten in einer geteilten Stadt kennenlernen, die auch mal ihre menschlichen Seiten zeigen. Ungeschönt erfahren wir aber auch, dass nicht alle den Nazi-Gedanken abgeschworen haben und sich selbst gerne noch entweder als Opfer oder als Helden feiern wollen.
Mit dem Wiederaufbau der titelgebenden Bahnhofsmission wird hier der Grundstein gelegt für einen Neubeginn und für Hilfe in der größten Not, vor allem für die Heimkehrer, aber auch die vom Krieg gebeutelten Bewohner einer zerstörten Stadt. Ein großes Vorbild für ehrenamtliches Verhalten, das bis in die Gegenwart hineinreicht und die Botschaft, dass Menschlichkeit immer an erster Stelle stehen sollte, lässt mich diese besondere Geschichte noch lange im Bewusstsein behalten.

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Veröffentlicht am 06.06.2024

Die starke Frau hinter einem klugen Mann

Bertha Benz und die Straße der Träume
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Wir erleben hier eine Romanbiographie über das Leben von Bertha Benz, der Ehefrau des genialen Erfindes Carl Benz.

"Leider wieder ein Mädchen", der Ausspruch der Mutter bei ihrer Geburt schwebt über dem ...

Wir erleben hier eine Romanbiographie über das Leben von Bertha Benz, der Ehefrau des genialen Erfindes Carl Benz.

"Leider wieder ein Mädchen", der Ausspruch der Mutter bei ihrer Geburt schwebt über dem ganzen Leben Berthas. Diese wächst in einem gutsituierten und behüteten Elternhaus in Pforzheim auf und lernt im Freizeitverein ihres Vaters auf einem Spaziergang den armen aber begnadteten Ingenieur Cals Benz kennen und lieben. Nach vielen Einwendungen seitens Ihres Vaters darf Bertha schließlich mit Unterstützung ihrer Mutter Carl doch endlich heiraten. Dieser tüftelt am neuen Wohnort Mannheim schon seit langem an einem Motor und der Entwicklung eines selbstfahrenden Fahrzeugs. Nach vielen, vor allem finanziellen Rückschlägen, scheint endlich der Durchbruch geschafft, der erste Vorgänger unserer heutigen PKW ist fahrbereit, wenn auch noch mit diversen Mängeln und Tücken behaftet. Es will nur keiner so recht an den Erfolg dieser Entwicklung glauben. Kurzentschlossen schnappt sich Bertha heimlich das Fahrzeug, um damit über eine Entfernung von rund 100 km ihre Eltern in Pforzheim zu besuchen. Auf ihrer Reise begleiten sie nicht nur technische Probleme, sondern auch das Misstrauen der Bevölkerung, nur wenige sind ihr unterwegs wohlgesonnen. Wird diese Tour dennoch zu einer Werbefahrt für die Neuentwicklung ihres Mannes werden, und was wird dieser zu Berthas Alleingang sagen?

Diese tolle Geschichte hat mich absolut begeistern können. Bertha versteht es, mit wachem Verstand und klugem Handeln nicht nur die Familie immer wieder über die Runden zu bringen, sondern auch in der größten Not ihrem Mann den Rücken zu stärken, an dessen Erfindungsgeist sie nie zweifelt. Es ist die Geschichte einer großen Liebe, einer starken Frau und einer technischen Revolution, der wir heute so viel zu verdanken haben und die für uns so selbstverständlich ist, damals konnte sich dass keiner vorstellen. Gerade auch die realitätsnahe Schilderung von Berthas Reise haben mich beinahe mit ihr in ihrem Gefährt sitzen lassen, auch wenn die heutigen Autofahrten glücklicherweise wesentlich komfortabler sind. Hier wurde seitens des Autors sehr gute Recherche betrieben.

Viel zu schnell war die Reise vorbei, es bleibt die Erinnerung an eine mir bisher unbekannte Frau, die sich den Respekt und die Anerkennung vieler Nachfolgegenerationen verdient hat, genauso wie dieses absolut empfehlenswerte Buch!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Auf nach Paris!

Weil das noch nicht alles ist
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Als Hannah mit 56 Jahren auf ihrer Arbeitsstelle altersbedingt aussortiert wird, beschließt sie , sich noch mal neu zu erfinden. Da sie auch zu Hause von Mann und den erwachsenen Kindern nur als funktionierende ...

Als Hannah mit 56 Jahren auf ihrer Arbeitsstelle altersbedingt aussortiert wird, beschließt sie , sich noch mal neu zu erfinden. Da sie auch zu Hause von Mann und den erwachsenen Kindern nur als funktionierende Hausfrau und Mutter wahrgenommen wird, kommt ihr eine Fernsehdoku gerade recht und sie fasst den Plan, mit ihrem einfachen Hollandrad von Hannover nach Paris zu radeln. Ob sie dort ankommt, welche Probleme, aber auch tolle Begebenheiten sich unterwegs ergeben, davon erzählt uns diese unterhaltsame Geschichte.

Wir erleben nicht nur eine Frau, die in der zweiten Lebenshälfte auch mal an sich und ihre Interessen denkt, sondern unterwegs auch tolle Begegnungen und interessante Charaktere. Die einzelnen Reiseetappen sind so anschaulich beschrieben, dass ich mich direkt neben Hanna mit auf dem Rad gefühlt habe. Die Geschichte sollte jeden mal die Rollenbilder einer langjährigen Beziehung überdenken lassen, sie ist gleichzeitig tiefgründig ohne allzusehr den mahnenden Finger zu heben und auch mit einem guten Schuss Humor gewürzt, der der Story eine angenehme Leichtigkeit versetzt.

Gerne habe ich Hanna ein Stück ihres Rad-und Lebenswegs begleitet und gebe die volle Punktzahl für diese unterhaltsame Geschichte!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Neubeginn in der alten Heimat

Das Licht in den Birken
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Bereits seit "Die Rückkehr der Kraniche" habe ich festgstellt, dass Romy Fölck nicht nur das Genre "Krimi" kann, sondern auch gefühlsbetonte tiefgründige Romane schreibt.
Im aktuellen Buch treffen ...

Bereits seit "Die Rückkehr der Kraniche" habe ich festgstellt, dass Romy Fölck nicht nur das Genre "Krimi" kann, sondern auch gefühlsbetonte tiefgründige Romane schreibt.
Im aktuellen Buch treffen wir auf drei unterschiedliche Charaktere, die mehr oder weniger zufällig zu einer Schicksalsgemmeinschaft werden. Da ist Thea, die vor zwanzig Jahren nach der Trennung von ihrem Mann nach Portugal ausgewandert ist, um dort Schafe zu züchten und nun in ihre alte Heimat in der Lüneburger Heide zurückkehrt; Benno, ein alter, mit sich und seinem Leben scheinbar unzufriedener Grantler, der offenbar nur seine Tiere liebt, denen er auf seinem heruntergewirtschafteten Gnadenhof eine Chance gibt; Juli, eine junge Frau, die sich auf einer langen Wanderung den Fuß verletzt. Alle drei schleppen Altlasten mit sich, die nicht so leicht zu entsorgen sind.
Die Autorin hat diese so unterschiedlichen Personen toll chrakterisiert, das Zusammenleben der drei auf dem Hof mit all seinen Problemen aber auch schönen Augenblicken wurde wunderbar plastisch dargestellt, die tollen Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen haben mich den Hof direkt vor meinen Augen sehen lassen. Kleine Episoden mit den Tieren lockern die Geschichte, die warmherzig und zugleich auch ernsthaft ist, sehr schön auf.
Eine tolle Botschaft, dass es nie zu spät für einen Neustart ist und dass das Zusammenleben erst gelernt werden will, kommt für mich gut und nicht zu aufdringlich herüber. Gerne habe ich dieses Buch wieder gelesen, der Vorgängerroman hatte für mich allerdings noch etwas mehr Tiefgang.

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