„Leider wieder nur ein Mädchen.“
Kurzmeinung: Die besondere Geschichte einer Frau, die mit Herz und Verstand die Welt veränderte
Für mich ist es ein Portrait, welches den Buchdeckel ziert, meinen Blick einfängt und mich dazu verleitet ...
Kurzmeinung: Die besondere Geschichte einer Frau, die mit Herz und Verstand die Welt veränderte
Für mich ist es ein Portrait, welches den Buchdeckel ziert, meinen Blick einfängt und mich dazu verleitet es einige Zeit zu betrachten. Die Farben sind ruhig und wirken auf mich sehr harmonisch, die Schriftart des Namens erinnert mich an eine Signatur und der Titel ist klangvoll und passend gewählt. Alles in Allem ein Grund für mich näher zu treten und neugierig den Klappentext zu lesen, welcher mich vollkommen abholte.
Bertha Benz und die Straße der Träume
aus der Feder von Alexander Schwarz
erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur
Es begann mit einem wenig rühmlichen Fund in der Familienbibel. „Leider wieder nur ein Mädchen“ stand dort geschrieben, ein verhängnisvoller Satz, der die junge Bertha Benz schmerzlich traf und ihr Leben lang ein Antrieb sein sollte.
So lernen wir Bertha kennen, schon als junge Frau sehr nachdenklich, sehr überlegt und vom ersten Wort an herzgewinnend, doch auch sehr resolut und niemals um eine passende Antwort verlegen. Ich mochte es wie verschieden sie und ihre beiden Freundinnen waren, so lebhaft und doch so einig. Ihre kleinen „Frechheiten“ fand ich sehr amüsant. Und auch die übrigen Charaktere empfand ich als ausgesprochen sympathisch, interessant und nahbar.
Doch war es vor allem der Schreibstil, der mir einen so leichten Einstieg in die Geschichte ermöglichte. Weich und schwungvoll passt er herrlich zur damaligen Zeit, jedenfalls wie ich sie mir vorstelle und vom ersten Wort an malte sich ein Bild in meinen Geist, sodass ich tief und gefühlvoll in die Geschichte eintauchen konnte.
So wurden die historischen Figuren lebendig, aus dem sachlichen Inhalt wurde ein Roman und die geneigte Leserschaft kommt nicht umhin immer wieder mitzufühlen und mitzufiebern. Denn dazu gab es in Bertha Benz Leben so manchen Anlass. Mit einem klugen Kopf und beträchtlichem Verstand wurde Bertha in eine Zeit hinein geboren, in der Frauen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt war und obschon sie einige Förderung von ihrem Vater erhielt, war es doch nicht ausreichend. Dass sie sich in den mittellosen, doch ausgesprochen faszinierenden, jungen Erfinder Carl Benz verliebte, war wohl wenig überraschend. Und wie sehr sie ihn liebte, durfte ich immer wieder auf verschiedenste Weise lesen. Denn allen Widrigkeiten zum Trotz hielt sie zu ihm und glaubte an ihn und an seine Erfindung, den pferdelosen Wagen. Und sie glaubte an sich selbst, genug, um ohne sein Wissen und nur mit ihren beiden Söhnen die allererste Langstreckenfahrt der Welt zu wagen. Auch hier bewies sie ihren wachen Geist und ihren großen Mut und es war einfach wundervoll zu lesen wie sie sich in der Welt behauptete.
Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie viel Freude es mir machte Bertha Benz lesend auf ihrem Weg zu begleiten, auch oder vielleicht gerade weil es eine Romanbiografie ist. Der Schreibstil, ich muss es einfach noch einmal betonen, gefällt mir wirklich sehr. Mit einer so passenden Schreibstimme versehen, erscheint mir die Geschichte so lebhaft und bildhaft, dass ich mir alles, jede Situation und jeden Ort, so gut vorstellen kann. Ich fand die Mischung aus Erzählung und biografischen Ereignissen spannend und ich liebe die alten Begrifflichkeiten, die hier und da ganz wunderbar eingestreut werden. Hier hat der Autor ein wirklich wunderbares Werk geschaffen, um einer außergewöhnlichen und starken Frau, Bertha Benz, zu gedenken.
Für mich ein Buch, das ich klar empfehlen kann.