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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

David Bronstein kehrt aus dem Exil zurück

Charascho
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April 1945, die Alliierten marschieren von allen Seiten auf Deutschland und Österreich zu. Unterwegs befreien sie Gefangene aus den verschiedenen Lagern. Auch David Bronstein, der im Jahr 1938 nur knapp ...

April 1945, die Alliierten marschieren von allen Seiten auf Deutschland und Österreich zu. Unterwegs befreien sie Gefangene aus den verschiedenen Lagern. Auch David Bronstein, der im Jahr 1938 nur knapp den Nazi-Schergen entkommen ist, weil er durch Jelka und Cerny tschechische Papiere erhalten hatte, ist auch dabei.

Als er endlich in Wien ankommt, ist nichts mehr wie es einmal war. Die Hauptstadt Österreichs gleicht einem Trümmerfeld. Doch wie überall haben sich Wendehälse gehalten. Unter anderen auch die Hausmeisterin seines zerstörten Wohnhauses in der Walfischgasse. Den Hass auf die jüdische Bevölkerung hat sie, wie viele andere, nicht abgelegt

Obwohl schon mehr als sechzig Jahre alt, tritt er wieder seinen Dienst bei der Polizei an. Innenminister und Polizeichef sind Kommunisten, die von den Russen eingesetzt worden sind. Auf Bronstein wartet bereits einige Arbeit, ist er doch auf Grund seiner jüdischen Herkunft als Nazi-Jäger gefragt. Bronstein ermittelt wieder und kann wegen seiner oft unorthodoxen Methoden die ersten Erfolge verbuchen.

Doch sein Vertrauen in die Rechtssprechung gerät gehörig ins Wanken, als er einen der Nazi-Massenmörder aufspürt und verhaftet, aber später keine Anklage erhoben wird.

Da kommt ihm doch die Einladung Jelkas, sie in der wieder erstandenen Tschechoslowakei zu besuchen, gerade recht.

Meine Meinung:

Man merkt, dass die letzten sieben Jahre David Bronstein körperlich und seelisch zugesetzt haben. Der Optimismus ist ihm schon ein wenig abhandengekommen, das kriminalistische Gespür allerdings nicht. Der Wiener Schmäh ist auf Grund der tristen Lage ein bisschen verhaltener. Tiefgründig und böser als je zuvor führt uns Autor und Historiker Pittler durch die zerstörte Stadt. Wie überall, war nun plötzlich keiner bei den Nazis dabei, und wenn, dann nur ein klitzekleines Rädchen. Die Schuldeinsicht ist nicht vorhanden.

Fazit:

Ein betroffen machender Krimi, den uns Andreas Pittler hier vorsetzt.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Beste Krimiunterhaltung

Die Spur der Ikonen
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Klappentext:

Zwischen den Wiener Bezirken Margareten und Wieden verläuft die Wiener Mauer, ein von der Staatspartei der ÖDR errichteter "Antifaschistischer Schutzwall" nach Vorbild der Berliner Mauer. ...

Klappentext:

Zwischen den Wiener Bezirken Margareten und Wieden verläuft die Wiener Mauer, ein von der Staatspartei der ÖDR errichteter "Antifaschistischer Schutzwall" nach Vorbild der Berliner Mauer. An ihm werden zwei Schmuggler vom Grenzschutz gestellt. Hauptwachtmeister Peter Landsrait beginnt mit der Aufklärung des Falls. Die politische Großwetterlage erweist sich dabei als ebenso hinderlich wie die Interventionen der allmächtigen Staatspartei.

Meine Meinung:

Historiker und Autor geschichtsträchtiger Bücher Andreas Pittler zeigt wieder einmal sein Können. Doch diesmal, darf es ein Krimi mit viel schwarzem Humor sein. Die Krimihandlung ist nicht das Kernstück dieses Buches.

Nein, vielmehr ist es eine Art Dystopie, die allerdings entgegen der Definition (negativer Ausgang, Zukunft) eine Rückschau und einen guten Ausgang anbietet. Oder ist es vielleicht ein Albtraum, aus dem wir erwacht sind?

Nein, ist es auch nicht. Dazu ist der Krimi mit viel zu viel Ironie und Wortwitz gespickt. Ich habe mich amüsiert und musste dennoch die eine oder andere Passage ernsthaft nachdenken. Ich bin für den Begriff „Persiflage“, der – aus der sicheren Entfernung der Jahre – die ehemalige DDR und ihre Schranzen aufs Korn nimmt. Einiges wird ins Wienerische übertragen und ist lange nicht so gefährlich wie damals in der Wirklichkeit. Wir in Wien leben ja nach dem Motto „ein bisserl was geht immer“.

Aber, bitte lest selbst!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Beste Krimiunterhaltung

Wiener Bagage
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Andreas Pittler unterhält uns mit 14 in sich abgeschlossenen Krimis. Nur sieben Geschichten sind erfunden, die anderen sind echte Kriminalfälle.

• Tödliche Eifersucht (Mord am Opernsänger Traian Grozavescu, ...

Andreas Pittler unterhält uns mit 14 in sich abgeschlossenen Krimis. Nur sieben Geschichten sind erfunden, die anderen sind echte Kriminalfälle.

• Tödliche Eifersucht (Mord am Opernsänger Traian Grozavescu, 1927)
• Letztes Mittagsmahl (Mord von Friedrich Adler an Ministerpräsident Stürgkh, 1916
• Scharfe Schüsse im Parlament (1911)
• Praterstrizzi (brutaler Vatermord im Pratermilieu, 1918
• Fette Beute (Mord an einer Frau, die anschließend in 280 Stücke zerteilt wurde, 1932)
• Le Grand Mort (Die Affäre Hofrichter, 1909)
• Der letzte Tanz (Bürgerkrieg in Österreich, 1934)


Wieder hat Autor Pittler den Wiener der Zwischenkriegszeit aufs Maul geschaut. Die Protagonisten sprechen Wiener Dialekt.
Der Humor, der ja bei uns in Wien ein wenig schwärzer ist als anderswo, kommt auch nicht zu kurz.

Die einzige kleine Anmerkung meinerseits: ich hätte mir eine chronologische Reihung der Kriminalfälle gewünscht, um den Werdegang David Bronsteins leichter verfolgen zu können.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Auftakt einer fesselnden Reihe

Wiener Kreuzweg
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Andreas Pittler ist ein Meister des historischen Romans. Sein neuestes Werk ist der erste Band eines Triptychons, das drei Wiener Familien vom Ende der Monarchie bis zum Anschluss an Nazi-Deutschland begleitet.

Die ...

Andreas Pittler ist ein Meister des historischen Romans. Sein neuestes Werk ist der erste Band eines Triptychons, das drei Wiener Familien vom Ende der Monarchie bis zum Anschluss an Nazi-Deutschland begleitet.

Die drei Familien sind: Die Unternehmerfamilie Glickstein, die kleinbürgerlichen Strechas und die Arbeiterfamilie Bielohlawek. Die drei begegnen einander im Betrieb des Baron Glickstein, der Hernalser Bierbrauerei.

Wir werden Zeuge wie aus einem schüchternen Unternehmersohn ein erfolgreicher Geschäftsmann wird. Wir erleben mit, wie aus dem erfolglosen Sohn der Strechas ein glühender Nazi wird und wie im Arbeitersohn der tschechischen Einwanderer Bielohlawek ein aufrechter Mensch heranwächst, der seinen Chef, den Baron (auch wenn der Adel 1918 abgeschafft wurde) das Leben rettet.

Meisterhaft versteht es Andreas Pittler die Stimmung dieser Jahre einzufangen. Die Armut, die Hoffnungslosigkeit und dann den vorsichtigen Aufschwung, der dann im Jahr 1938 zwar die Wirtschaft scheinbar aufblühen, aber in vielen Menschen ihre Abgründe hervortreten lässt.

Mit der gewaltsamen Übernahme der, nun als jüdisch eingestuften Brauerei, erreicht das Buch einen Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt.

Wie es mit den Familien weitergeht, werden wir Anfang 2018 im zweiten Teil lesen können.

Fazit:

Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, und das man unbedingt lesen muss. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ein perfektes Geschenk

Der Jaga und der Koch
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Über dieses Buch habe ich mich sehr gefreut. Es ist mit mehr als 2kg kein Leichtgewicht. Das Buch besticht durch hochwertige Verarbeitung, wunderschöne Fotos und informative Texte.

Entstanden ist diese ...

Über dieses Buch habe ich mich sehr gefreut. Es ist mit mehr als 2kg kein Leichtgewicht. Das Buch besticht durch hochwertige Verarbeitung, wunderschöne Fotos und informative Texte.

Entstanden ist diese tolle Geschenkidee durch die Zusammenarbeit von Jäger Christoph Burgstaller und Koch Rudi Obauer. Das Werk gliedert sich in zwei große Bereiche: die Jagerei und die Kocherei.

„Was bei der Jagd und bei der guten Küche wirklich zählt: Respekt vor der Schöpfung, Einklang mit der Natur.“

Den Teil über die Jagd finde ich äußerst interessant. Hier erfährt der geneigte Leser wer in der Vergangenheit (Adel, Klerus manchmal auch Bauern) welche Tiere (Hochwild, Niederwild) jagen durfte. Das ist mir zwar in großen Zügen bekannt, aber die vielen Details haben mir doch wieder einige neue Informationen beschert.
Das „Jagern“ ist nicht das unkontrollierte, Alkohol vernebelte „Losballern“ auf alles was sich bewegt (manchmal auch mit menschlicher Beute) sondern Hege und Pflege der Natur. Christoph Burgstaller erklärt sachlich ohne zu schulmeistern, mit ein bisschen Humor worauf es beim Jagen ankommt: Neben der richtigen Büchse samt Munition, spielen der passende Hund sowie jede Menge Geduld eine große Rolle. Nicht zu vergessen, ist der Respekt vor der Natur und den Lebewesen.

Ist das Wild nun erlegt, so tritt Rudi Obauer in Aktion. Mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zu köstlichen Gerichten, verarbeitet er alle Teile des Wildes zu. Nur ausgewählte Stücke wie Filet oder Schlögel zu verarbeiten, widerspricht seiner Auffassung von Nachhaltigkeit. Obauer verschwendet kein Stückchen Wild. Die Abschnitzel bei der Zubereitung können mit passenden Kräutern abgeschmeckt als Wurstmasse Verwendung finden. Obauer schöpft aus seiner langjährigen Erfahrung und verzichtet auf Schicki-Micki. Seine Speisen sind dem edlen Fleisch angemessen, manchmal sogar puristisch zubereitet, sodass sich der volle Geschmack des Wildes entfalten kann.

Ich bin ein Fan von Wildgerichten (ohne zu jagen) und habe hier einige Anregungen gefunden, die ich demnächst ausprobieren möchte.

Fazit:
Ein perfektes Geschenk für Jäger, Köche und Menschen, die das Ergebnis von Jagd und Küche mögen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.