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Veröffentlicht am 01.08.2021

Dramatischer Frauenalltag im Wien 1946

Das Leben wie sie es liebten
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Autorin Anni Bürkl, deren Krimis um Teelady Berenike und jene um Wolf Nowak sowie die beiden hist. Romane („Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ und „Die Spionin von Wien“) ich kenne, entführt ihre Leser ...

Autorin Anni Bürkl, deren Krimis um Teelady Berenike und jene um Wolf Nowak sowie die beiden hist. Romane („Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ und „Die Spionin von Wien“) ich kenne, entführt ihre Leser diesmal in eine ganz andere Welt.

In zwei Zeitebenen, nämlich 1938 im sudetendeutschen Reichenberg (tschechisch Liberec) und 1946 in Wien, begleiten wir Loretta, die Tochter des Leiters einer Nervenklinik, und Marek Patzak, einen tschechischen Arzt. Nach der Annexion des Sudetenlandes an Hitler-Deutschland erhält auch die Nervenklinik von Lorettas Vater eine regimetreue Verwaltung. Kurz darauf werden Kranke abgeholt und verlegt. Wie wir heute alle wissen, werden die Menschen „als unwertes Leben“ in Hartheim und Hadamar ermordet. Marek gelingt es, einige wenige zu retten. Als dann die sowjetischen Truppen vor Liberec stehen, werden alle Deutsche vertrieben und Loretta verliert Marek aus den Augen.

„...Essen fühlte sich falsch an. Alles fühlte sich falsch an. Alles war falsch ohne Marek...“

Loretta gelingt es, sich nach Wien zu ihrer Tante Emmy Kraft durchzuschlagen. Hier im zerstörten und von den vier Siegermächten besetzten Wien erlebt Loretta die schwierige Nachkriegszeit. Es mangelt an allem, an Wohnraum, an Nahrung und Medikamenten. Jeder ist sich selbst der Nächste.

Loretta ist, vie viele andere auch, schwer traumatisiert. Ihr einziger Lebensinhalt ist, ihren Marek zu finden. Dafür freundet sie sich auch mit einem Offizier der Sowjetarmee an, was der amtlich zugewiesenen Mitbewohnerin Ingrid missfällt, obwohl sie selbst ein Verhältnis mit einem Engländer eingeht.

Während die Briefträgerin Ursula, die Hausmeisterin Paula und auch Tante Emmy geradlinige Frauen sind, haftet Ingrid etwas Verschlagenes, Nicht-Greifbares an. Manchmal entkommt Ingrid der eine oder andere Halbsatz, aus dem man erkennen kann, welcher Ideologie sie angehört.

Meine Meinung:

Anni Bürkl ist ein recht authentisches Bild des Jahres 1946 zu zeichnen. Die zerstörte Stadt spiegelt die zerstörten Menschen wieder. Es sind hauptsächlich Frauen, die hier ums Überleben kämpfen. Die Männer gefallen, verwundet, verschleppt oder in Kriegsgefangenschaft sind in der Minderheit.
Sehr interessant ist die Schicksalsgemeinschaft der fünf Frauen Loretta, Emmy, Paula, Ursula und Ingrid. Obwohl Ingrid wird wider Willen zur Lebensretterin, als sie gestohlene Medikamente für Paulas kleine Tochter zur Verfügung stellt, bzw. das eine oder andere am Schwarzmarkt gegen Lebensmittel tauscht. Damit verbirgt sie allerdings ihre wahren Absichten.

Während die Wochen und Monate in Wien detailliert und deutlich beschrieben werden, erhält der Leser über Lorettas Vertreibung aus Liberec/Reichenberg nur spärliche Informationen. Zwar erfahren wir einiges - so quasi als Backflash - über die Zeit vor 1938 und dann bis 1945. Über die Umstände der Flucht kann Loretta noch (?) nichts preisgeben, das verdrängt sie beharrlich. Doch der geneigte Leser kann sich die traumatischen Ereignisse vorstellen.

Berührend ist, wie Tante Emmy, Witwe nach einem bekannten Arzt, alle Hebel in Bewegung setzt, um der an Fleckfieber erkrankten Tochter Paulas zu helfen. Dazu beruft sie eine Art Benefizveranstaltung ins Leben, bei der die katastrophale medizinische Versorgung thematisiert wird. Eine Frau bringt es auf den Punkt: Die Versorgung sei deswegen so katastrophal, weil die Ärzte fehlen. Entweder gefallen oder ermordet. Ermordet und vertrieben weil sie Juden waren.

Interessant ist auch die Darstellung der Offizier der Siegermächte. Als „Honorar“ für seine Erkundigungen nach Marek, verlangt der russische Major keine sexuellen Gefälligkeiten, sondern das Loretta den englischen Offizier bespitzelt, mit dem Ingrid ein Verhältnis hat. Auch hier zeigt sich, wie mit zweierlei Maß gemessen wird: Ingrid rümpft über die russischen Soldaten die Nase, hält sie für minderwertig und nützt gleichzeitig den Engländer für ihre Zwecke.

Der Schreibstil passt gut zum Thema, schnörkellos oft abgehackt. Das Ende macht neugierig ob und wie es mit Loretta weitergeht. Ist Marek wirklich am 31. Mai 1945 von seinen tschechischen Landsleuten als Kollaborateur ermordet worden? Ich kann mir eine Fortsetzung sehr gut vorstellen. Eventuell aus Sicht von Marek?

Fazit:

Eine dramatische Geschichte aus dem Wien von 1946, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 01.08.2021

Ein gelungener Reihenauftakt

Zuagroast
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Gleich vorweg, aufgrund des Covers ist dieser Krimi nicht ganz einfach, als solcher zu identifizieren, was aber der Spannung während des Lesens keinen Abbruch tut.

Worum geht`s?

Journalistin Vera Horvath ...

Gleich vorweg, aufgrund des Covers ist dieser Krimi nicht ganz einfach, als solcher zu identifizieren, was aber der Spannung während des Lesens keinen Abbruch tut.

Worum geht`s?

Journalistin Vera Horvath ist, sehr zum Leidwesen ihrer pubertierenden Tochter, aus der lauten Großstadt in das Haus ihrer Großmutter im Südburgenland zurückgekehrt. Nun kämpft sie gegen die Invasion von Nacktschnecken und ähnlichem Getier. Um Abhilfe zu schaffen, tritt sie dem neu gegründeten Gartenstammtisch bei und lernt dort die zuagroaste Eva kennen, die großes Interesse an Pflanzen und deren Verarbeitung zeigt.

Doch die scheinbare Idylle des Dorfes trügt. Neben Nacktschnecken und anderem Getier im Garten, tun sich hinter den geschlossenen Vorhängen wahre Abgründe auf.

Meine Meinung:

Autorin Martina Parker legt hier einen schwarzhumorigen Krimi vor, dessen Spannungsbogen sich langsam entwickelt. Lustvoll beschreibt sie die dörflich Idylle, die so gemütlich gar nicht ist. Zum einen liegt es an den Männern, die gerne dem Alkohol zusprechen oder wie Evas Mann veritable Haustyrannen sind - selbstgefällige Machos eben.

Herrlich ist der „Klub der grünen Daumen“ - hier erfahren Mitspielerinnen und Leser alles über das Räuchern, Blumen, Sträucher, Kräuterlimonaden und auch den Nutzen der Inkaerde Terrapreta. Einige der neu gewonnenen Erkenntnisse werden von Eva gleich einmal angewendet.

Gut gefällt mir, wie Land und Leute in den Krimi verquickt sind. Neugierige Nachbarn und Lästermäuler gibt es überall, doch hier sind sie gelungen auf die Spitze getrieben. Herrlich auch, wie der Dialekt eingebunden ist und für Nicht-Südburgenländer in Fußnoten übersetzt wird.


Eine sehr nette Idee ist auch, jedem Kapitel ist Wissenswertes über Flora und Fauna voranzustellen.

Der Krimi war trotz seiner 480 Seiten viel zu schnell gelesen. Doch die Ankündigung einer Fortsetzung namens „Hamdraht“, die im Frühjahr 2022 erscheinen wird, freut mich sehr.

Fazit:

Wer Freude an Regionalkrimis hat, sollte hier unbedingt zugreifen, weil man neben der Krimihandlung, auch viel über das Südburgenland erfährt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne

Veröffentlicht am 01.08.2021

Eine Hommage an Helgoland

Mein Helgoland
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Isabel Bogdan ist eine bekannte Übersetzerin und Autorin („Der Pfau“, „Der Salzpfad“) und setzt der Insel Helgoland und ihrem berühmtesten Sohn, James Krüss, ein Denkmal. Sie zieht sich immer wieder zum ...

Isabel Bogdan ist eine bekannte Übersetzerin und Autorin („Der Pfau“, „Der Salzpfad“) und setzt der Insel Helgoland und ihrem berühmtesten Sohn, James Krüss, ein Denkmal. Sie zieht sich immer wieder zum Schreiben auf die Insel zurück, die nur wenige Einwohner hat und die man zu Fuß innerhalb von nur zehn Minuten durchqueren kann. Helgoland, im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen als Festung erbaut und von den alliierten Bombern nahezu dem Erdboden gleichgemacht, ist ein heute Paradies für Ornithologen.

Zwischen Ratschlägen zum Schreiben, die man befolgen kann oder auch nicht, lässt sich trefflich der Kopf durch Spaziergänge freibekommen.

„Ich werde wiederkommen müssen. Immer wieder. Und schreiben werde ich auch wieder.“

Die eine oder andere Kuriose gibt es natürlich auch zu berichten: Fahrradfahren ist verboten. Für Kinder, die später aufs Festland in weiterführende Schulen müssen, gibt es allerdings Radfahrkurse. Eine Zeit lang gab es sogar eine Ampel. Aber nicht des Autoverkehrs wegen (der ist verboten), sondern weil die Landebahn des kleinen Inselflughafens die Spazierwege kreuzt. Also, wenn ein Helogländer erklärt, dass bei einer roten Ampel ein Flugzeug landet, ist er nicht plemplem.

Zahlreiche Zitate aus den Werken von James Krüss vervollständigen diese Hommage an das sturmumtoste Eiland, das von Hamburg aus in ca. Viert Stunden per Schiff erreichbar ist. Also, wenn das Wetter passt.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Hommage an Helgoland vier Sterne. Für mich hätte das Buch noch viele Seiten länger sein können.

Veröffentlicht am 01.08.2021

Knödel haben immer Saison

Knödelschatz
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Egal ob aus Semmelwürfel, Grieß oder Kartoffelteig, süß oder deftig gefüllt, als Hauptspeise oder Beilage, Knödel in Bayern bzw. Österreich, Klöße im nördlichen Teil Deutschlands oder knedlicek bei unseren ...

Egal ob aus Semmelwürfel, Grieß oder Kartoffelteig, süß oder deftig gefüllt, als Hauptspeise oder Beilage, Knödel in Bayern bzw. Österreich, Klöße im nördlichen Teil Deutschlands oder knedlicek bei unseren tschechischen Nachbarn, Knödel haben immer Saison.

Das Autorenduo ist den unterschiedlichsten Knödeln auf der Spur. Wir erfahren allerlei Wissenswertes zum Teig und dessen Verarbeitung.

Knödel als Suppeneinlage
Knödel als Vorspeise
Knödel als Beilage
Knödelreste
Süße Knödel
Teige, Füllungen und Begleiter

Ein ausführlicher Rezeptteil lässt einem ob der tollen Fotos das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Die Rezepte finden sich im Anhang alphabetisch und nach Themengruppe aufgezählt. Da es sich um ein österreichisches Kochbuch handelt, darf ein ausführliches Glossar auch nicht fehlen.

Ein altes Sprichwort sagt: “Wenn einer jungen Frau oder Magd die Knödel gut gelingen, dann hat sie das Zeug zum Heiraten.“

Fazit:

Ein Kochbuch, das Lust macht das eine oder andere Rezept auszuprobieren. Gerne gebe hier 5 Knödel (Sterne).

Veröffentlicht am 01.08.2021

Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe

Trüffelgold
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Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer neuen Reihe aus Frankreich, genau genommen aus dem für seine lukullischen Genüsse bekannten Perigord.

Marie Mercier, Kriminalkommissarin in Paris, hat von ihrer ...

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer neuen Reihe aus Frankreich, genau genommen aus dem für seine lukullischen Genüsse bekannten Perigord.

Marie Mercier, Kriminalkommissarin in Paris, hat von ihrer Großmutter ein Haus im Periogord geerbt und nimmt sich nun ein Jahr Auszeit, um dem gewalttätigem Alltag in der Hauptstadt zu entfliehen. Doch mit der entspannten Ruhe und den interessanten Gesprächen mit Tante Léonie wird vorerst nichts, denn ein Radfahrer, mit dem sie kurz zuvor noch gesprochen hat, wird vor ihren Augen erschossen.
Obwohl Michel Leblanc der offizielle Ermittler ist, schaltet Marie sofort wieder in den Arbeitsmodus, zumal sich Leblanc auf eine Person als Täter festgelegt hat und keine andere Idee zulässt. Marie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und gerät in Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Dieser Reihenauftakt gefällt mir. Die Personen haben so alle ihre Ecken und Kanten, die Spannung hält sich und der Leser darf miträtseln, wer der Täter ist, wobei das Opfer nicht ganz so zufällig den Tod findet.

Dieser Krimi ist ein echtes Urlaubshighlight und lässt sich leicht und locker lesen. Großen Anteil an dem Wohlfühlkrimi haben die Wortgeplänkel zwischen Marie und Michel, die gut gelungen sind.

Fazit:

Eine neue Krimi-Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde und mit 4 Sternen belohne.