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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2019

Nur nicht unterkriegen lassen ...

Ich mach' dann mal weiter!
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Georg Uecker ist den meisten Lesern aus der TV-Serie „Lindenstraße“ bekannt, in der er die Rolle des Dr. Carsten Flöter verkörpert.

In leichtem Plauderton berichtet er in diesem Buch über seine Kindheit, ...

Georg Uecker ist den meisten Lesern aus der TV-Serie „Lindenstraße“ bekannt, in der er die Rolle des Dr. Carsten Flöter verkörpert.

In leichtem Plauderton berichtet er in diesem Buch über seine Kindheit, seine Jugend und seine privaten Höhen und Tiefen seines Lebens.

Ihn ausschließlich auf seine Darstellung des homosexuellen Arzt in der „Lindenstraße“ zu reduzieren, ist genauso verfehlt wie die Erwartung, einen Einblick in die Leben der anderen Schauspieler dieser Serie zu erhalten. Uecker schreibt, wie er für diese Rolle ausgewählt wurde.
Ebenso erklärt er, dass es für ihn recht bald klar gewesen ist, dass er schwul ist. Sein liberales Elternhaus hat ihn unterstützt und im Laufe der Jahre ist er so etwas wie die Ikone der Schwulenbewegung in Deutschland geworden, mit allen Konsequenzen.

Meine Meinung:

Dieses Buch beschreibt einen sehr offenen Umgang mit der eigenen
Homosexualität, obwohl es ihm nicht immer leicht gemacht worden ist.
Manche Leser könnten dem Buch vorwerfen, es sei nicht „in die Tiefe“ gegangen, doch meiner Meinung nach, lässt Georg Uecker doch einige Einblicke in seiner Seele zu. Alles muss nicht öffentlich gemacht werden. Auch der Umgang mit seiner Krebserkrankung, bei deren Diagnose zusätzlich noch eine HInfektion festgestellt worden ist, muss nicht bis ins letzte Detail ausgeschlachtet werden. Über diese höchst persönlichen Erfahrungen spricht Georg Uecker mit der für ihn notwendigen Distanz. Wer sich voyeuristische Einblick in das Leben des Schauspielers erwartet, ist hier falsch.


Fazit:

Ein sehr persönliches Buch, das dennoch die Privatsphäre ein wenig bedeckt hält. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.04.2019

ein gelungenes Psychogramm einer Familie

Auf dem Wasser treiben
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Hannah Schneider entdeckt unter den Gästen ihrer Überraschungsparty zu ihrem 55. Geburtstag einen Mann, der ihrem vor Jahrzenten verschwunden Ehemann John verblüffend ähnlich sieht. Auch Hannahs Kinder, ...

Hannah Schneider entdeckt unter den Gästen ihrer Überraschungsparty zu ihrem 55. Geburtstag einen Mann, der ihrem vor Jahrzenten verschwunden Ehemann John verblüffend ähnlich sieht. Auch Hannahs Kinder, Fred, Emma und Stefan sind von der Erscheinung verwirrt, sind sie ja in dem Glauben, ihr Vater wäre längst verstorben, aufgewachsen. Wer ist der Fremde? Ein Doppelgänger? Ein Bruder des Vaters? Der Schreck, der Hannah in die Glieder fährt, lässt sie die Party und den aktuellen Ehemann fluchtartig verlassen und aus Wien verschwinden.

Die Geschwister machen sich gemeinsam mit dem Stiefvater auf die Suche nach der Mutter, denn noch so einen plötzlichen Verlust scheint keines der Kinder verkraften zu können. Bei dieser Suche kommen verarbeitet geglaubte Erinnerungen und Ängste wieder ans Tageslicht.

Werden sie Hannah unversehrt wiederfinden? Welches Geheimnis verbirgt sie?

Meine Meinung:

Theresa Prammer hat wieder einen fesselnden Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist packend, ohne reißerisch zu wirken. Sie schreibt anspruchsvolle Gegenwartsliteratur - nichts für zwischendurch. Die Autorin verlangt ihren Lesern einiges ab, da man sich in der einen oder anderen Situation durchaus selbst erkennen kann.

Alte, nur oberflächlich verheilte Wunden brechen auf. Endlich schaffen es die Personen miteinander zu reden. Besonders Stefan, ein Wissenschaftler an der Technischen Universität Wien, ist extrem sprachlos und flüchtet sich in seine Arbeit rund um den Wassermagnetismus. Er ist als Kind beinahe in der Donau ertrunken, weil sein Vater unaufmerksam war, dennoch übt Wasser eine Faszination auf ihn aus.

Die einzelnen Charaktere sind in die Rahmenhandlung perfekt eingebettet. Der Leser vermag das Buch kaum aus der Hand zu legen, denn die durchgängig hohe Spannung verleitet, stets weiterzulesen. Ich habe ja einen bösen Verdacht gehabt, der sich dann nicht erhärtet hat. Das überraschende Ende ist gut gelungen und nicht an den Haaren herbeigezogen.
Ein Buch, das Hoffnung macht und die Betroffenen sich ihrem aktuellen und zukünftigen Leben stellen lässt.

Fazit:

"Auf dem Wasser treiben" ist ein gelungenes Psychogramm einer vom Schicksal gebeutelten Familie, der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Macht Lust, die Linzer Gasthäuser zu besuchen

Prost, Mahlzeit!
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Passend zur gleichnamigen Ausstellung im Linzer Nordico-Stadtmuseum erscheint dieses von Klaudia Kreslehner und Georg Thiel kuratierte Buch. Die Ausstellung ist von 15.03.–01.09.2019 zu sehen.

Dieses ...

Passend zur gleichnamigen Ausstellung im Linzer Nordico-Stadtmuseum erscheint dieses von Klaudia Kreslehner und Georg Thiel kuratierte Buch. Die Ausstellung ist von 15.03.–01.09.2019 zu sehen.

Dieses Buch ist eine Hommage an die Linzer Wirtshauskultur! Neben längst vergangenen Wirtshäusern, die durch sorgfältig recherchierte Fotos und Texte vor- und dargestellt werden, finden auch neue Gasthäuser Eingang in das Buch. Gasthäuser, in denen der Gast sich wie zu Hause fühlt, wo mit Leidenschaft gekocht wird.

Was zeichnet ein gutes Wirtshaus aus? Ein Wirtshaus ist wie ein zweites Wohnzimmer, ist ein Sehnsuchtsort, an dem man die Alltagssorgen hinter sich lassen kann, in dem man private und/oder geschäftliche Kontakt knüpfen kann. (S)Ein Wirtshaus begleitet viele Menschen von der Geburt (Taufessen) über die Hochzeit bis hin zum (eigenen) Leichenschmaus – dazwischen viele Begegnungen.

Im Wirtshaus wird auch Politik gemacht, die dann das Gasthaus zum Spielball derselben macht. Man denke nur an die Allergenverordnung, das Rauchverbot oder das Ausschwärmen der Finanzbeamten, die Steuerbetrug argwöhnen.

Doch ein Wirtshaus ist auch ein Knochenjob. Frauen, die in der Küche oder im Service ihren Mann stehen. Nicht selten, angepöbelt und belästigt von denselben, müssen sie dennoch immer freundlich lächeln.

Fazit:

Dieses Buch macht Lust, die Linzer Wirtshauskultur selbst kennen zu lernen. Gerne gebe ich für dieses prachtvolle Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Vielschichtig und fesselnd bis zur letzten Seite

Schrammstein
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Dieser dritte Fall für den Dresdner Kommissar Falk Tauner ist sein bislang persönlichster. Nach einem Streit läuft sein Bruder Ralf davon und wird wenige Tage später an einem Abhang des Schrammsteine-Massivs ...

Dieser dritte Fall für den Dresdner Kommissar Falk Tauner ist sein bislang persönlichster. Nach einem Streit läuft sein Bruder Ralf davon und wird wenige Tage später an einem Abhang des Schrammsteine-Massivs tot aufgefunden. Der ursprünglich als Unfall eingestufte Tod Ralfs entpuppt sich als gefinkeltes Verbrechen, in das nun auch Falk wider Willen hineingezogen wird. Dabei ist Falk auf seinen Bruder ohnehin mehr als schlecht zu sprechen, hat der sich ja im Jahr 1988 noch schnell aus der DDR in den Westen abgesetzt und Eltern sowie Falk zurückgelassen.
Obwohl ihm der Fall wegen Befangenheit entzogen wird, ermittelt Falk auf eigene Faust. Doch der oder die Mörder sind ihm stets einen Schritt voraus. Mehrmals gerät er in Lebensgefahr und weiß nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist.

Meine Meinung:

Das Cover mit der idyllischen Naturaufnahme führt die Leser gnadenlos in die Irre. Nichts ist hier mit Naturschönheiten oder geruhsamen Wanderungen. Die Sächsische Schweiz dient hier als Kulisse von rechtsfreiem Raum, von Mädchenhandel, Prostitution, Bandenkriegen und dem ewigen Kampf der Polizei gegen das Verbrechen. Mitten drinnen der Kriminalbeamte Falk Tauner, der wegen der „Republikflucht“ seines Bruders Repressalien ausgesetzt ist. Selbst jetzt, Jahre nach der Wende sind der Zorn, die Verletzung und der Verrat an Falk nicht vergessen.
Eine recht dubiose Rolle hat auch Heidrun, die Witwe, inne. Ist sie in die Verbrechen verwickelt, oder das unschuldige Opfer? Kaum ist eine Frage beantwortet, tauchen gleich mehrere neu auf. Gibt es in der Polizeidienststelle eine undichte Stelle? Falks Partner Uhlmann? Oder gar die Staatsanwältin?

Geschickt führt uns der Dresdner Autor Frank Goldammer in die Irre.
Nichts ist, wie es scheint.

Ich habe diesen dritten Krimi um Tauner, ohne die Vorgängerbände zu kennen, gelesen. Es ist nicht unbedingt notwendig Band 1 („Abstauber“) und Band 2 („Revierkampf“) zu kennen, schaden kann es jedoch nicht. Als erklärter Serien-Junkie werde ich die beiden auch noch lesen.

Frank Goldammers Schreibstil ist fesselnd. Er beschreibt seine Charaktere mit viel Liebe zum Detail und lässt sich auch ordentliche Ecken und Kanten haben. Spannend finde ich immer die zeitgeschichtlichen Exkurse, die mir als Österreicherin nicht ganz so geläufig sind.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, dessen Verwicklungen tief in die DDR reichen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Nichts ist, wie es scheint - Abgründe auf Sylt

Finsteres Kliff
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In ihrem dritten Fall wird es für Liv Lammers und ihr Team extra komplex und abgründig.

Kurz nach dem friesischen Brauch des Biikebrennen wird auf dem Morsum-Kliff eine Leiche entdeckt. Es hat den Anschein, ...

In ihrem dritten Fall wird es für Liv Lammers und ihr Team extra komplex und abgründig.

Kurz nach dem friesischen Brauch des Biikebrennen wird auf dem Morsum-Kliff eine Leiche entdeckt. Es hat den Anschein, als sei ein blutiges Ritual abgehalten worden. Schnell ist klar, dass es sich um Gerald, einen Hobby-Archäologen handelt, der einem Wikinger-Schatz nachjagt. Die Schatzsucher, auch wenn sie eine Lizenz des Denkmalsamtes haben, sind von den Bauern der Umgebung gehasst. Kann es sein, dass er an einen erbosten Landwirt geraten ist? Oder warum ist Vanessa, seine Freundin plötzlich verschwunden? An ein freiwilliges Abtauchen glaubt niemand, da sie an ihrer schwer kranken Mutter hängt.
Liv Lammers und ihre Kollegen von der Mordkommission aus Flensburg haben alle Hände voll zu tun. Die Zeit läuft den Ermittlern davon. Kann Vanessa rechtzeitig gefunden und damit gerettet werden?

Die Befragung der Teilnehmer am Biikebrennen ergibt allerlei Hinweise auf echte Wikingerfans, die mit Originalwaffen kämpfen und ihre religiösen Riten abhalten. Besonders Nilas, ein Pferdeflüsterer, scheint verdächtig. Auch Robin, Geralds Bruder, sagt nicht alles und hat, wie Liv mehrmals erlebt, eine niedrige Frustrationsschwelle. Hat er seinen Bruder getötet, weil der ihm die Freundin ausgespannt hat? Brudermord ist ja schon seit Kain und Abel verbreitet.

Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?


Meine Meinung:

Die Ermittlungen halten das Team ganz schön auf Trab. Momke ist mit seinen Hochzeitsvorbereitungen ein wenig anstrengend. Das Kompetenzgerangel hat gegenüber dem vorherigen Fall („Brennende Gischt“) nachgelassen. Das gefällt mir recht gut, obwohl es natürlich zur Lebendigkeit des Krimis beiträgt. Überhaupt scheint es diesmal ein wenig strukturierter zuzugehen. Auch Livs unmögliche Familie hält sich zurück und taucht nur am Rande auf. Was aber nicht heißen soll, dass die eine oder andere kleine Katastrophe nicht doch eintritt. Doch Oma und Tochter meistern den Alltag ohne Liv. Was die persönlichen Probleme der anderen Teammitglieder betrifft (todkranker Ehemann, Kinderwunsch etc.) könnten sie weggelassen werden, da sie für die Handlung und den Fortgang der Ermittlungen wenig von Belang sind.

Sehr elegant flicht Sabine Weiß ihr Wissen über die Wikinger, in den Krimi ein. Geschickt lässt sie ihr „Personal“ einzelne Zusammenhänge erklären. Ich habe nie das Gefühl mit Info-Dumpf überschüttet zu werden. Gut gemacht! Die akribische Recherche der Autorin macht sich hier bezahlt.

Sprachlich ist dieser Krimi sehr gut gelungen. Die vielen Passagen im friesischen Dialekt und die Sequenzen von Bente in Dänisch lockern das Ganze auf.

Die Charaktere der Mitspieler sind wieder gut herausgearbeitet. Manche sind nicht so, wie wir glauben und einige - wie Liv – haben sich weiterentwickelt.

Der Plot fesselt die Leser und der Showdown am Ende ist wieder einmal recht dramatisch.

Fazit:

Ein sehr gut gelungener 3. Fall für Liv Lammers, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

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