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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein rundum stimmiger Krimi

Das Phantom von Baden
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Die biedermeierliche Idylle der Kurstadt Baden wird durch ein scheinbar unzusammenhängende Mordserie erschüttert. Der einzige Zusammenhang scheint der unscheinbare Versicherungsvertreter Alfred Eder sein. ...

Die biedermeierliche Idylle der Kurstadt Baden wird durch ein scheinbar unzusammenhängende Mordserie erschüttert. Der einzige Zusammenhang scheint der unscheinbare Versicherungsvertreter Alfred Eder sein. Wie sich durch akribische Recherche zeigt, sind alle Opfer seine Kunden gewesen.
Doch Zeugen und andere Verdächtige machen es Kontrollinspektorin Ilse Strasser und ihrem Team nicht leicht. Ilse Strasser glaubt irgendwie nicht an Eder als Mörder. Im Laufe der Ermittlungen gewinnt sie das Vertrauen des schüchternen Mannes und gemeinsam gelingt es, den Täter zu überlisten und dingfest zu machen.

Meine Meinung:

Ich kenne Werner Stanzl schon durch seine Triest-Krimis, in denen sich Commissario Vossi mit zahlreichen Verbrechen auseinandersetzen muss.
Auch der Szenenwechsel in den Süden von Wien nach Baden hat mich nicht enttäuscht. Wieder hat der Autor ein sympathisches Duo, das sich zu Beginn so gar nicht grün ist, geschaffen. Die Metamorphose des Alfred Eder von einem einsamen Menschen zu einem belesenen Tänzer finde ich genial.

Ich mag es sehr, wenn ich Bücher lese, die in bekannten Gegenden spielen. Angenehm ist der Schreibstil von Werner Stanzl, der mir fesselnde Lesestunden bereitet. Das Buch entwickelt eine Sogwirkung, die es mich in einer Nacht lesen hat lassen.

Nun bleibt nur zu hoffen, dass Ilse Strasser befördert wird und noch weitere Fälle lösen darf.

Fazit:

Ein rundum stimmiger Krimi, der durch sprachliche Eleganz besticht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Die Tote im Kaffeehaus
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Sarah Pauli, Vollblutjournalistin mit Stil, ist immer auf der Suche nach einer guten Story. Da der Kaffeesieder-Ball in Wien bevorsteht und der „Wiener Bote“, dessen Chefredakteurin sie ist, beschließt ...

Sarah Pauli, Vollblutjournalistin mit Stil, ist immer auf der Suche nach einer guten Story. Da der Kaffeesieder-Ball in Wien bevorsteht und der „Wiener Bote“, dessen Chefredakteurin sie ist, beschließt sie die Marianne Böhm, Chefin der Kaffeehaudynastie Böhm zu interviewen. Allerdings bei der Konkurrenz im „Café Hawelka“ (obwohl das legendäre Hawelka spielt in einer anderen Liga). Noch bevor der erste Kaffee getrunken ist, fällt die Grande Dame des Wiener Kaffeehauses leblos vom Sessel. Sarah Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Zuvor hat sie Sarah noch eine rätselhafte Botschaft anvertraut.

Wie es Sarah Eigenart ist, kommt ihr der Tod ihrer Gesprächspartnerin spanisch vor und beginnt im Umfeld der Familie Böhm zu recherchieren. Dabei kommen innerfamiliäre Dissonanzen zum Vorschein. Marianne Böhm hat trotz des fortgeschrittenen Alters die (Geschäfts)Zügel fest in der Hand und verweigert ihrem Sohn alle Modernisierungsversuche. Daneben ist sie eine streitbare Frau, die wenigen Konflikten aus dem Weg. Als dann ein schlecht gehendes Kaffeehaus am Rennweg in Flammen aufgeht, liegt Versicherungsbetrug nahe. Doch was hat der Tod vom alten Dr. Sedlacek damit zu tun? Hat er Selbstmord begangen, weil Marianne zu viel von seinen Nahrungsergänzungsmitteln genommen hat?

Neben den Familienzwistigkeiten findet Sarah heraus, dass Marianne Böhm täglich aus dem Kaffeesud liest und erpresst wird. Nur von wem?

Meine Meinung:

Beate Maxian führt uns wieder gekonnt durch die Wiener Innenstadt und diesmal in eine ehrwürdige Institution: in das Wiener Kaffeehaus. Dass mit der Matriarchin nicht gut Kirschenessen ist, ist dem Leser gleich von Beginn an klar. Nachdem Kaffeesudlesen einen Mord nicht aufklärt, muss Chefinspektor Martin Stein ermitteln.

Geschickt legt die Autorin die eine oder andere falsche Spur. An den alten Sedlacek als Täter habe ich nie geglaubt, sondern habe relativ bald einen Verdächtigen im Auge gehabt, der sich dann als Täter entpuppt hat.

Interessant finde ich Marianne Böhms Sohn und Schwiegertochter. Die beiden konnten es der Alten niemals recht machen. Schmunzeln musste ich, da sich Schwiegermutter und Schwiegertochter in vielen Dingen sehr ähnlich sind. Da kann einem der Sohn bzw. Ehemann fast leidtun - vom Regen in die Traufe.

Fazit:

Ein spannender und rätselhafter Krimi, der mit Wiener Charme besticht und einiges über die Kaffeehaustradition erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Kaffeebohnen, äh Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Kärntner Totenmesse
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Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen ...

Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen Spezies Politiker. Nicht ganz so skrupellos wie seine betagte, leicht demente Mutter, die ehemalige Landesrätin, die nunmehr in einer formidablen Seniorenresidenz wohnt. Und eben diese Mutter beauftragt den mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfenden Detektiv Heinz Sablatnig mit der Aufklärung des Mordes an ihrem Sohn. Zur Polizei habe sie kein Vertrauen, die wären dumm, faul oder korrupt. Manchmal alles gemeinsam. Er, Sablatnig, ist der beste Detektiv, der soll nur machen.

Sablatnig, dessen Schwester, Chefinspektorin Sabine Oleschko, die leitende Ermittlerin im Mordfall ist, kommt einem Komplott auf die Spur, in dessen Zentrum sich Kärntner Landespolitiker, die katholische Kirche und ein Immobilenzampano verstrickt sind.

Je tiefer Sablatnig in das Wespennest hineinstochert, desto brisanter und verwirrender sind die Informationen. Der Berater der katholischen Kirche und Weggefährte Mochitsch stirbt an einem Herzinfarkt, als Sabine ihn mit seiner Vergangenheit als Pornostar der Gay-Szene konfrontiert.
So mancher Zeuge hat mehr gesehen, als er zugibt. Als Heinz erkennt, wer der Mörder sein muss, muss er sich seinen schlimmsten Dämonen stellen.

Meine Meinung:

Roland Zingerle gelingt es wieder vortrefflich, die Machenschaften der Politiker in Österreichs südlichstem Bundesland darzustellen - allerdings, es gilt natürlich für alle die Unschuldsvermutung.

Einheimische werden die eine oder andere Idee haben, in welchen Gassen von Klagenfurt sich gewisse Szenen abspielen könnten. Das Lokal mit dem lautmalerischen Namen „Der Ständer“ gibt es in Wirklichkeit nicht.

Nicht nur die Leser werden aufs Glatteis geführt, sondern auch Sablatnig und die Polizei tappen eine ganze Weile im dunklen, bis der sprichwörtliche Groschen fällt.

Sehr realistisch sind die Depressionen von Heinz geschildert, der antriebslos wie sein leerer Handy-Akku durch den Tag taumelt. Er schafft es kaum, am Morgen aufzustehen. Da kommt ihm der Auftrag der Mochitsch-Mutter gerade recht, denn er ist langsam im Begriff seine Wohnung zu verlieren, da er kaum arbeitsfähig ist. Der eitle Therapeut, der ihn auf eine Bootsfahrt über den Wörthersee mitnimmt, ihn aber, nachdem die Therapiestunde zu Ende ist, am anderen Ende des Sees absetzt, passt auch zu den anderen Ekelpaketen.

Fazit:

Ein Krimi, der vielleicht, eventuell ein Körnchen Wahrheit enthält und fesselnd geschrieben ist. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ende der Odyssee?

Rückkehr in die fremde Heimat
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Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr ...

Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr in ihre alte Heimat. Doch sind die Heimkehrer auch willkommen?

Viele haben Sehnsucht nach der alten Heimat, wollen zurückkehren und warten auf ein Zeichen des offiziellen Österreichs, dass sie willkommen wären. Doch wie man weiß, warten sie vergebens. Gemäß der „Opferrolle“, die sich der Staat selbst andichtet, wird es bis zum Jahr 1991 dauern, bis die Bundesregierung unter Kanzler Franz Vranitzky die Mitschuld der österreichischen Bevölkerung an der Vertreibung und Ermordung der Juden eingesteht.

Herbert Lackner berichtet in seinem eindrücklichen Schreibstil, wie selbstgerecht die österreichischen Politiker der Nachkriegszeit mit den Vertriebenen umgeht. Es ist kaum zu ertragen, dass ein sozialistischer Innenminister (Oskar Helmer) auch nach der Shoa antisemitische Reden schwingt. Für ihn sind die Emigranten Verräter und Feiglinge, denn die im Land verbliebene Bevölkerung musste den Bombenterror der Alliierten ertragen. Dass die jüdischen Familien enteignet und ermordet wurden, ignoriert er völlig. Er ist auch dafür, dass etwaige Entschädigungszahlungen und Restitutionen nicht oder nur sehr spärlich und unter großen Anstrengungen der Überlebenden vorgenommen werden:
„Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“

Unter den Ersten, die in die alte Heimat zurückkehren ist der Kabarettist Karl Farkas, dessen Familie in Wien geblieben ist. Er findet eine fremde und zugleich altbekannte Heimat vor. Fremd, weil Tausende Menschen wie auch Gebäude einfach verschwunden sind und altbekannt, weil sich am Antisemitismus wenig bis nichts geändert hat.

Fazit:

Herbert Lackner hat ein einfühlsames Resümee geschrieben, das an Dramatik nichts verbirgt. Gerne gebe ich diesem lesenswerten Buch wieder 5 Sterne. Es empfiehlt sich, die beiden Vorgänger zu lesen.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Auftakt einer bissigen Krimi-Reihe

Mord im Mühlviertel
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Als Hannes Hinterleitner Stallmist aus seinem Misthaufen auf den Miststreuer hieven will, hat er die Leiche seines Vaters auf der hydraulischen Gabel. Der eilends herbeigerufene Inspektor Grinninger ist ...

Als Hannes Hinterleitner Stallmist aus seinem Misthaufen auf den Miststreuer hieven will, hat er die Leiche seines Vaters auf der hydraulischen Gabel. Der eilends herbeigerufene Inspektor Grinninger ist das erste Mal in seinem Polizistenleben mit einem Mordfall konfrontiert.

Man glaubt, den Täter schnell gefunden zu haben, denn der uneheliche Sohn des Toten, genannt Goggala-Hansi hat versucht mit dessen Kreditkarte im Casino von Vissy Brod seinen Kontostand aufzubessern. Doch während der Goggala-Hansi noch Gast bei der Polizei ist, gibt es den nächsten Toten ...

Zusammen mit weiteren Ungereimtheiten beginnt Gerhard Grinninger den Gerüchten um dubiose Finanztransaktionen mit Gemeindegeld - also Steuergeld - nach zu gehen. Immer tiefer dringt er in die Geheimnisse von Aktien, Off-Shore-Produkten und ähnlichen Geldgeschäften ein. Da schmerzt ihn der Kopf nicht nur vom unmäßigen Alkoholgenuss im Dorfwirtshaus.

Meine Meinung:

Mit diesem Reihenauftakt ist dem Autor ein interessanter Regionalkrimi gelungen, der allerdings noch ein wenig Luft nach oben hat. Aber, es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Die Charaktere sind herrlich! Sie trinken nach wie vor ihr Rüscherl und delektieren sich am fetten Schweinsbraten mit Kraut und Knödel. Als Mühlviertel-Fan kann ich mir die oft rot-gesichtigen, sturen Figuren bestens vorstellen.

Auch das Lokalkolorit mit Misthaufen, Erdäpfeläckern sowie den sterbenden Dörfern ist gut gelungen. Die unheilige Allianz Bürgermeister-Wirt-Bankenchef ist wohl in vielen Dörfern möglich.

Einheimische werden Hinweise und Seitenhiebe auf das eine oder andere wahre Ereignis erkennen.

Fazit:

Ein durchaus bissiger Aufakt einer neuen Krimi-Reihe aus Oberösterreich, die noch einiges Potenzial in sich birgt. Gerne gebe ich hier 3 gute Sterne und lese demnächst die beiden Nachfolger „Springender Punkt-2“ und „Mühlviertler Schmankerl-3“.