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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Teuflische Hochspannung

Der Teufel vom Brocken
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Ich gebe zu, dass ich von dem Cover völlig hingerissen bin. Es strahlt Kälte, Geheimnisse und Unnahbarkeit aus. Als Österreicherin kenne ich mich mit der Geschichte des Brockens als Grenzbastion nicht ...

Ich gebe zu, dass ich von dem Cover völlig hingerissen bin. Es strahlt Kälte, Geheimnisse und Unnahbarkeit aus. Als Österreicherin kenne ich mich mit der Geschichte des Brockens als Grenzbastion nicht wirklich aus. Der Berg ist mir nur aus der Literatur bekannt. Immerhin hat Johann Wolfgang von Goethe den Harz bereist und den Brocken erklommen und (seine) Hexen tanzen in der Walpurgisnacht dort.

Doch zurück zum Buch:

Die Autorin nimmt die Leser mit in eine heute unwirklich erscheinende Welt.

In der Nacht nach der als „Befreiung des Brockens“ bekannten Aktion westdeutscher Gruppierungen verschwinden neun Studenten. Einige werden wenig später grausam ermordet aufgefunden, andere erst Wochen danach.

Ein Team aus ost- und westdeutschen Ermittlern beginnt den mysteriösen Fall zu untersuchen. Die Teammitglieder beäugen einander scheel, sind sie doch mit zahlreichen Vorurteilen behaftet. Unterschiedliche Welten prallen aufeinander und doch gibt es ein gemeinsames Ziel: die Aufklärung des Verbrechens, dem neun junge Menschen zum Opfer gefallen sind.

Der Krimi ist actionreich und mir ist es mehrmals kalt über den Rücken hinunter gelaufen, wenn ich mit Tomas Düvel, dem Magdeburger Kommissar, die Leichen in Augenschein genommen habe.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, diese Unterschiede darzustellen. Allein die Beschreibung des Hotels „Heinrich Heine“, das nur ursprünglich nur für verdiente Parteikader zugänglich war, finde ich spannend. Die Charaktere sind sehr gut angelegt. Jeder hat so sein eigenes Schicksalspäckchen zu tragen und hat so seine Geheimnisse.

Einzig die Wahl der Vornamen der westdeutschen Ermittler Desiderius Maus und Cassandra von Lucadou finde ich ein wenig zu ungewöhnlich. Wer bitte nennt sein Kind Desiderius, noch dazu in Kombination mit dem Nachnamen Maus? Und schwul ist er auch - das ist mir persönlich ein bisschen zu dick aufgetragen. Allerdings ändert es nichts an den gelungenen Personenbeschreibungen, die die einzelnen Ermittler charakterisieren.

Der Schreibstil ist packend und mitreißend. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe ich in einem Zug gelesen. Eva-Maria Silber kombiniert die für die Ermittler oft frustrierende Kleinarbeit mit humorvollen Dialogen. Die Leser erfahren, wie manches in der DDR so funktioniert (oder eben nicht) hat. Die Stimmung, die anfangs von gegenseitigem Unverständnis geprägt ist, schlägt um und die Ermittler ordnen alles dem gemeinsamen Ziel, die Morde aufzuklären, unter.

Mein Verdacht, der auch nur einem Vorurteil entsprungen ist, hat sich bestätigt. Doch bis es zur Auflösung kommt, gibt es noch zahlreiche erwartete und unerwartete Wendungen.

Der fiese Cliffhanger auf der letzten Seite lässt hoffen, dass das Team aus Ost und West neuerlich in einem brisanten Fall ermitteln darf.

Fazit:

Wer gerne Krimis mir Hochspannung liest, die sich aus den beiden Deutschlands ergibt, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Eine gelungene Fortsetzung dieser ruhigen Krimi-Reihe

Mord im Auwald
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Zum fünften Mal darf Ernestine Kirsch, pensionierte Lateinlehrerin aus Wien, ihre neugierige Nase in die Angelegenheiten anderer stecken.

Die Hitze des Augusts im Jahr 1924 liegt schwer über der Stadt ...

Zum fünften Mal darf Ernestine Kirsch, pensionierte Lateinlehrerin aus Wien, ihre neugierige Nase in die Angelegenheiten anderer stecken.

Die Hitze des Augusts im Jahr 1924 liegt schwer über der Stadt Wien und deshalb nimmt Anton Böck das Angebot seines Freundes Simon Goldblatt, für einige Wochen in dessen Badehütte im Strombad von Kritzendorf zu ziehen, nach anfänglichem Zaudern doch gerne an. Kritzendorf ist ein kleiner Ort wenige Kilometer von Wien entfernt und leicht mit der Franz-Josefs-Bahn zu erreichen. Hier tummeln sich nicht nur „reich und schön“, sondern auch zahlreiche Künstler, die auf Inspiration und Kunden warten.

Mit von der Partie ist natürlich neben Anton auch Ernestine sowie Rosa, Antons Enkelin und Minna, ein Cocker-Spaniel. Die kommunikative Ernestine erfährt recht bald einiges über die Bewohner der Badehäuser, die manchmal kleinen Villen ähneln. Als dann ein Künstler tot aufgefunden wird, entlockt Ernestine nicht nur Erich Felsberg, dem Freund von Heide, Rosas Mutter und Kriminalbeamten, ein paar Details, sondern schnappt auch Tratsch und Klatsch aus dem Strombad auf. Mit der ihr eigenen Kombinationsgabe zeichnet sich bald ein Bild des Verbrechens ab, das nicht nur den einen Toten zu beklagen hat.

Meine Meinung:

In ihrem fünften Krimi rund um Ernestine Kirsch bleibt Autorin Beate Maly bei ihrem bewährten Konzept und der eingespielten Truppe. Neben Ernestine treten wieder Anton Böck, seine Tochter Heide, Enkelin Rosa und der nette Kriminalbeamte Erich Felsberg auf. Das ist sehr angenehm, weil man sich sofort wieder zu Hause fühlt und daneben die Entwicklung der Figuren verfolgen kann. So duzen sich Ernestine und Anton erst seit dem letzten Band. Beide hoffen auf weitere Annäherung, sind aber fast zu schüchtern, das in Angriff zu nehmen. Heide und Erich Felsberg sind da schon einen Schritt weiter. Heides Ehemann Max ist, wie so viele nicht aus dem Großen Krieg (wie man der Ersten Weltkrieg damals bezeichnete) zurückgekehrt. Er gilt nach wie vor als vermisst und die Hoffnung auf ein Wiedersehen ist verschwindend gering. Wird Erich die entscheidende Frage stellen und wie wird Heides Antwort ausfallen?

Die eigentliche Mordermittlung ist wenig spektakulär, was jetzt grundsätzlich nichts Abwegiges ist, den Polizeiarbeit ist ja in Wirklichkeit auch eher das Sammeln von Zahlen, Daten und Fakten. Sehr geschickt baut Beate Maly geschichtlich interessante Details in den Krimi ein. So erfährt der geneigte Leser, dass Wien erst seit November 1920 ein eigens Bundesland ist. Daraus ergeben sich Probleme bei der Zuständigkeit der Kriminalpolizei, die durch die urlaubsbedingte Abwesenheit einige Beamter, noch zusätzlich erschwert wird. Doch Glück für uns, denn so darf der Wiener Kriminalbeamte Erich Felsberg im niederösterreichischen Kritzendorf ermitteln.

Sehr gut hat mir der Sidestep, auf Frauen als Kunstschaffende gefallen. Wie die Autorin im Nachwort erklärt, gab es zwischen 1900 und 1938 zahlreiche Künstlerinnen, die ihren männlichen Kollegen um nichts nachstanden, aber nicht ernst genommen wurden. Die Ausstellung „Stadt der Frauen“, die im Wiener Museum „Belvedere“ von 25. Jänner - 19. Mai 2019 gezeigt wurde, erinnert an die Schaffenskraft der Künstlerinnen, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten sind. Passend dazu hat der Emons-Verlag wieder das Cover mit Elementen aus dem Jugendstil entworfen. Die Hochblüte des Art Deco ist zwar 1924 schon vorüber, aber das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Wer einen ruhigen Krimi mit Lokalkolorit sucht, ist hier richtig. Reißerische Spannung und wilde Verfolgungsjagden finden sich hier nicht.

Wer mehr über den Schauplatz, das Strombad Kritzendorf, wissen möchte, dem empfehle ich das Buch „Die Riviera an der Donau - 100 Jahre Strombad Kritzendorf“ von Lisa Fischer.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung rund um Ernestine Kirsch, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Luc Verlains persönlichster Fall

Baskische Tragödie
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Dieser, nunmehr vierte Fall für Luc Verlain beginnt gleich einmal dramatisch: Ein kleiner Junge findet am Strand ein Päckchen mit einem weißen Pulver. Als davon kostet, fällt er ins Koma. Erraten! Die ...

Dieser, nunmehr vierte Fall für Luc Verlain beginnt gleich einmal dramatisch: Ein kleiner Junge findet am Strand ein Päckchen mit einem weißen Pulver. Als davon kostet, fällt er ins Koma. Erraten! Die Ladung enthält hoch konzentriertes Kokain und wird an mehreren Stränden angespült. Noch bevor Luc Verlain sich damit befassen kann, erhält er die mysteriöse Nachricht, Vater einer Tochter zu sein. Er soll nach San Sébastian kommen, da erfahre er Näheres. Auf dem Weg dorthin wird er plötzlich verhaftet und als Verbrecher behandelt. Mithilfe des Kollegen Schneider gelingt ihm zwar die Flucht ins Baskenland, doch ist er ab sofort auf sich allein gestellt, da er in ganz Frankreich wegen Korruption, Drogenhandels und Mord gesucht wird.

Kann es wirklich sein, dass Luc Verlain, der unermüdliche Kämpfer für Recht und Ordnung, die Seiten gewechselt hat? Und warum?

Meine Meinung:

Mit diesem vierten Fall ist Alexander Oetker ein sehr persönlicher Fall für Luc Verlain gelungen. Der Leser ist bis zur letzten Seite im Strudel der Ereignisse gefesselt. Hin und wieder keimt die Befürchtung auf, dass die Vorwürfe korrekt sein müssten.
Dem Autor ist es gelungen, ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zu inszenieren, das Luc Verlain an den Rand des Wahnsinns treibt und die Leser an der Integrität des Ermittlers zweifeln. Hat er oder hat er nicht? Doch welches Motiv hätte Verlain? Erst nach und nach enthüllt sich das Verwirrspiel.

Der Krimi ist temporeich und zahlreiche Rückblenden sorgen für zusätzliche Spannung. Den Höhepunkt bildet natürlich der Showdown, bei dem der Autor noch einmal alle Register zieht.

Diesmal ist der Schauplatz der Ort San Sébastian im spanischen Baskenland. Wir dürfen mit Luc Verlain nicht nur im Atlantik gegen gigantische Wellen kämpfen, sondern durch verwinkelte Gassen streifen und die baskische Mentalität kennenlernen.

Wer einen actionreichen, manchmal auch brutalen Krimi, in dem auch psychologische Kriegsführung ihren Platz findet, lesen möchte, ist hier richtig.

Fazit:

Diesem temporeichen Krimi, der mit psychologischem Verwirrspiel punktet, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.10.2020

Sorgt für unterhaltsame Lesestunden

Tage voller Weihnachtszauber
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Anja Marschall, bekannt durch ihre historischen Krimis rund um Hauke Sötje, hat hier eine Art Wintermärchen geschrieben.

Worum geht’s?

Die noch nicht sechsjährige Lena lebt, nachdem ihre Pflegemutter ...

Anja Marschall, bekannt durch ihre historischen Krimis rund um Hauke Sötje, hat hier eine Art Wintermärchen geschrieben.

Worum geht’s?

Die noch nicht sechsjährige Lena lebt, nachdem ihre Pflegemutter schwer krank geworden ist, wieder im Kinderheim. Ihr sehnlichster Wunsch ist, endlich ihre leibliche Mutter kennenzulernen. Was liegt also näher, dem Weihnachtsmann einen Brief zu schreiben? Blöd ist nur, dass der übliche Darsteller des Weihnachtsmanns einen Unfall hat und ein Ersatz gebraucht wird. Henriette, die Leiterin des Kinderheims gabelt der Alt-RockerManni auf, der mit seiner Ratte Beethoven auf einem Schrottplatz lebt. Mit viel Überredungskunst, die auch eine Fahrt mit einem alten Motorrad, das einst Henriettes Mann gehört hat, beinhaltet, sagt Manni halbherzig zu, den Weihnachtsmann zu spielen. Dass diese Rolle dann eine gänzlich andere Wendung nimmt und er Renate, die Anführerin des Rentierschlittengespanns, das den Weihnachtsmann chauffiert kennenlernt, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

Da ich Anja Marschall als Autorin sehr schätze, habe ich mich an dieses Thema gewagt.

Ich selbst bin ja nicht so der Weihnachtstyp und das Wissen, schon seit Mitte August Lebkuchen in den Geschäften vorzufinden, lässt so den Gedanken an Kommerz und Kitsch aufkommen. Und der Konsumrausch kommt auch in Form des Kaufhauses, in dem eine Hauptperson arbeitet auch vor.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die Leser erhalten dadurch eine schöne, runde Geschichte. So entstehen die plastischen Charaktere, deren Handlungen und Entscheidungen gut nachvollzogen werden können. Dabei erkennt man deutlich, dass die Autorin schon mehrere Krimis geschrieben hat, denn natürlich gibt es auch einen Bösewicht, der letztlich für sein Verhalten die passende Rechnung präsentiert erhält.

Wie für eine weihnachtliche Geschichte üblich, ist klar, dass es ein Happy End geben muss. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Humorige Stellen lassen uns Leser laut auflachen.

Fazit:

Ein unterhaltsames Buch, das auch den einen oder anderen ernsten Gedanken, wie Einsamkeit oder Machthunger enthält. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.10.2020

Für mich nicht der beste Krimi von Cay Rademacher

Stille Nacht in der Provence
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Die Stimmung zwischen Andreas und Nicola Kantor ist ebenso frostig wie das Wetter in der Provence, denn Andreas hat seine Frau zum wiederholten Male vor vollendete Tatsachen gestellt und so verbringen ...

Die Stimmung zwischen Andreas und Nicola Kantor ist ebenso frostig wie das Wetter in der Provence, denn Andreas hat seine Frau zum wiederholten Male vor vollendete Tatsachen gestellt und so verbringen die beiden die Weihnachtsfeiertage im mittelalterlichen Miramas-le-Vieux. Dort hat ein Lehrerkollege von Andreas ein Haus, dass er den beiden zur Verfügung stellt.

Gleich zu Beginn des Aufenthaltes bricht ein Stück des Innenhofes ein und legt ein mittelalterliches Kellergewölbe frei. Andreas glaubt, im dichten Schneetreiben einen Sarg zu erkennen. Verwirrt versucht er, Hilfe zu bekommen. Doch als er mit Milène Tanguy, einer Künstlerin, zurückkehrt, ist der Sarg mit seinem morbiden Inhalt verschwunden.
Niemand glaubt ihm, denn wer sollte einen Sarg im Keller verstecken? Hat er aufgrund seiner Überarbeitung Halluzinationen? Gleichzeitig macht aber das Verschwinden eines jungen Mannes vor zwei Jahren die Runde. Hat sich Andreas doch nicht getäuscht?
Während der Schneefall immer dichter wird, kommen sich Nicola und Andreas wieder näher, sprechen ihre Probleme an und beginnen auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.

Meine Meinung:

Ich kenne Cay Rademachers historische Krimis aus der unmittelbaren Nachkriegszeit in Hamburg und seine Provence-Krimis. Deshalb habe ich mich an diesen hier gewagt.
Die Idee hat mir gut gefallen. Die Atmosphäre ist stellenweise recht gruselig und passt so richtig zu den „locked room“-Krimis à la Agatha Christie. Der Schneefall, das Dorf, das retardiert wirkt und die wenigen Einwohner, die sich merkwürdig benehmen. Andreas sieht in jedem Dorfbewohner einen möglichen Täter. Aber, man sieht nur, was man sehen will.

Was ich allerdings überzogen finde, ist die Kletterpartie über schneebedeckte und rutschige Dächer sowie den Einbruch in das Haus eines potenziellen Verdächtigen. Diese Vorgehensweise passt irgendwie nicht zu einem etwas in die Jahre gekommenen Gymnasiallehrer.

Gut gelungen sind die Charaktere der Dorfbewohner, die allesamt nicht sehr freundlich wirken. Warum sie schroff daherkommen, wird im Laufe der Geschichte glaubwürdig enthüllt. Eine recht merkwürdige Figur ist der Dorfpolizist, der letztlich der Einzige ist, der sich mit Andreas auf die Suche nach dem Sarg macht. Die Auflösung ist für mich nicht ganz unerwartet gekommen.

Fazit:

Nicht der beste Krimi von Cay Rademacher. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben.