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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2020

Hat mich leider enttäuscht

Verrat am Wilden Kaiser
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Autorin Waltraud Brunner hat sich ein besonderes Setting für ihren Krimi ausgesucht: Die Stripsenjochhütte auf dem Wilden Kaiser.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Saison neigt sich dem Ende zu. ...

Autorin Waltraud Brunner hat sich ein besonderes Setting für ihren Krimi ausgesucht: Die Stripsenjochhütte auf dem Wilden Kaiser.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Saison neigt sich dem Ende zu. Hüttenwirt Franz freut sich schon auf ein Zusammenleben mit Freundin Julia als Hias Hinteregger in der Gondel, die zur Hütte führt, ermordet aufgefunden wird. Zunächst sind natürlich Franz und sein Team verdächtig.


Meine Meinung:

Die Idee, den Krimi auf den Bergen spielen zu lassen hat mir gut gefallen. Die Umsetzung ist weniger gelungen. So braucht es ewig, bis die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen. Erst auf den letzten 50 Seiten tut sich da etwas. Zuvor wird der Weg ins Tal und zurück x-Mal mit der Gondel oder per pedes zurückgelegt und jede Menge Schnaps getrunken.

Mehrmals wird wiederholt, dass es auf der Hütte kaum einen Handyempfang gibt. Das muss auch nicht sein. Der Leser kann sich das nach der zweiten Erwähnung durchaus merken.

Die Charaktere hingegen sind ganz gut beschrieben. Als Gegenspieler des sympathischen Hüttenwirts Franz agiert der aus der Stadt Salzburg stammende Kriminalbeamte Unterhansl, der städtisch hochnäsig aus Hias‘ gewaltsamen Tod ein Eifersuchtsdrama konstruiert.

Daneben muss sich der Leser durch eine Menge Nebensächlichkeiten, wie die Erwähnung von Unterhansls Zwillingsschwester) durcharbeiten, die wenig mit dem Mord zu tun haben. Warum Franz dem Unterhansl nichts über die auffällig unauffälligen technischen Defekte berichtet, die die Stripsenjochhütte betreffen, berichtet ist mir schleierhaft. Spätestens nach der manipulierten Gasleitung ist klar, dass es sich hier um Sabotage handeln muss. Doch WER und WARUM? Besonders nach der Explosion in einer anderen Hütte sollten doch alle Alarmglocken schrillen.

Die Lösung wirkt dann ein wenig aus dem Zylinder gezaubert.

Fazit:

Aus der Idee hätte ein spannender Krimi werden können. Leider ist es nicht gelungen, das Flair der Berge und den Alltag auf der Stripsenjochhütte einzufangen, daher nur 2 Sterne.

Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein spannender Krimi aus der Schweiz

Chriesimord
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Die Familie Bürgi, Eigentümer der AarePharm, wird innerhalb von wenigen Tagen von rätselhaften Todesfällen heimgesucht. Zuerst stirbt Alexander einen vermuteten Herztod und dann wird dessen Mutter, die ...

Die Familie Bürgi, Eigentümer der AarePharm, wird innerhalb von wenigen Tagen von rätselhaften Todesfällen heimgesucht. Zuerst stirbt Alexander einen vermuteten Herztod und dann wird dessen Mutter, die vor zwei Jahren ihren Mann Fritz bei einem Motorradunfall verloren hat, vergiftet.

Wenig später stellt sich heraus, dass auch Alexander Bürgi von der Kirschbrottorte, der Lieblingsnachspeise der Familie, gegessen hat.

Auch Joels Familie wird in den Strudel der Ereignisse hinein gezogen als sein Bruder Mario, der für die Bank der AarePharm arbeitet, niedergeschlagen wird und an den Folgen stirbt.

Dann wird ein Mitarbeiter ermordet und Julia, die Samantha ihr Glück mit Joel neidet, verschwindet.

Ist sie auch ein Opfer oder die Täterin? Was geht in dieser Firma vor?

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist mein erster von Ina Haller überhaupt und der zweite der Reihe mit Samantha.

Ina Haller ist ein atmosphärisch dichter Krimi gelungen, der sich mit so unschönen Gefühlen wie Neid und Fremdenhass beschäftigt. Sowohl die Kolleginnen und Kollegen als auch Joels Mutter feinden Samantha wegen ihrer indischen Herkunft an.
Dass Samantha eine Beziehung mit ihrem Vorgesetzten Joel hat, stößt einigen Mitarbeitern in der Firma sauer auf. Allerdings zieht Samantha daraus keinen Vorteil, im Gegenteil, Joel ist ihr gegenüber schroffer als zu anderen.

In dieser Intrige wissen sowohl Leser wie auch Samantha lange nicht, wer Freund oder Feind ist. Durch zahlreiche, geschickt platzierte Wendungen werden die Leser in die Irre geführt.

Joels Familie ist auch alles andere als eine nette Familie. Nicht nur, dass die Mutter ein ziemliches Ekel ist und vor einiger Zeit eine mögliche Schwiegertochter aus dem Haus gejagt hat, verdächtigt ihre Tochter Simona Joel, den gemeinsamen Bruder Mario, niedergeschlagen zu haben. Dabei sollte es Simona eigentlich besser wissen, denn sie ist Polizistin. Allerdings ist sie vor wenigen Wochen Mutter geworden und die Hormonumstellung so wie der Schlafentzug durch das Baby zerren an ihren Nerven. Der einzig „Normale“ in dieser Familie scheint der Vater zu sein, denn auch Joel hat unsympathische Züge. An Samanthas Stelle würde ich sowohl Joel als auch der AarePharm schleunigst den Rücken zukehren und verschwinden.

Das Arbeitsklima ist durch Neid und Missgunst derart vergiftet, dass eine Kündigung die einzige Möglichkeit für Samantha ist, zu überleben. Auch wenn die Oberintrigantin Julia plötzlich verschwunden ist, hört das Mobbing nicht auf. An ihrer Stelle tritt nun Erik, der jeden Schritt Samanthas argwöhnisch beobachtet und kommentiert.

Die Charaktere sind gut gelungen. Vor allem die Bösen sind facettenreich dargestellt.

Gut gefallen mir die Schweizer Ausdrücke wie Töff, auf einem Parkfeld parkieren oder Trottoir. Wobei, Trottoir ist auch in Wien geläufig. Keine Angst, die Helvetismen sind in einem ausführlichen Glossar am Ende des Buches erklärt.


Fazit:

Der Krimi besticht durch ein hohes Tempo und verlangt vom Leser erhöhte Aufmerksamkeit. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.06.2020

Marie Curie - ein Leben als Graphic Novel

Marie Curie
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Ich habe schon mehrere Biografien von Marie Curie gelesen und wollte daher wissen, wie die Lebensgeschichte der Marya Sklodowska als Graphic Novel umgesetzt worden ist.

Ich bin ja nicht unbedingt ein ...

Ich habe schon mehrere Biografien von Marie Curie gelesen und wollte daher wissen, wie die Lebensgeschichte der Marya Sklodowska als Graphic Novel umgesetzt worden ist.

Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan dieses modernen Formats, da ich dicke Wälzer liebe. Nun, dieses Buch hat mich dann doch ein wenig überrascht. Die Zeichnungen sind nicht so kantig, wie ich das schon mehrfach erlebt habe. Einiges wird nur angedeutet und wirkt daher ein wenig verschwommen. Das könnte die Leser anregen, mehr über Marie Curie erfahren zu wollen. Allerdings weiß ich nicht genau, WER und welchen Alters die Zielgruppe für dieses Buch sein soll.

Mir persönlich ist grundsätzlich zu wenig Text, der den Fokus auch noch eher auf Marie Curies Kindheit und Jugend legt (5 von 8 Kapitel) als auf ihre Forschungen. Immerhin wird richtig erwähnt, dass sie jeweils den Nobelpreis für Physik und Chemie erhalten hat.

Was mir wirklich abgeht, ist ein Zeitstrahl. Der wäre auch für junge Leser hilfreich. Die Anmerkung, dass Polen von Russland aus kontrolliert wird, verwirrt vermutlich die jungen Leser, da sie aus dem Zusammenhang gerissen wirkt. Aber, eine genaue historische Einordnung würde den Rahmen dieser Bild-Biografie sprengen.

Fazit:

Diese Graphic Novel kann junge Leser anregen, mehr über Marie Curie lesen zu wollen. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein Wien-Krimi

Der Tote im Fiaker
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Dieser 10. Krimi rund um Journalistin Sarah Pauli, die nun zur Chefredakteurin des Bereichs Chronik im „Wiener Boten“ aufgestiegen ist, beschert dem Leser ein weiteres Lesevergnügen.

Worum geht’s?

Leopold ...

Dieser 10. Krimi rund um Journalistin Sarah Pauli, die nun zur Chefredakteurin des Bereichs Chronik im „Wiener Boten“ aufgestiegen ist, beschert dem Leser ein weiteres Lesevergnügen.

Worum geht’s?

Leopold Bahnen, Inhaber eines Spezialgeschäftes für allerlei religiöse Devotionalien wird während einer Fiakerfahrt ermordet. Da unmittelbar in zeitlicher und räumlicher Nähe sogenannte „Tau-Kreuze“ auftauchen, wird Sarah Pauli von Chefinspektor Martin Stein, als Expertin für Symbole und Aberglauben beigezogen. Obwohl Stein selbst nicht an derlei glaubt, hat sich Sarahs Wissen und Intuition in der Vergangenheit als hilfreich erwiesen.
Die Überraschung ist groß, als die Ermittler entdecken, dass es der stockkonservative Tote faustdick hinter den Ohren hatte. Leopold Bahnen wird nicht der einzige Tote bleiben, denn neben einer ebenfalls ermordeten Ehefrau gibt es mit Tanja Schmidt noch eine Tote, die mit Bahnen Umgang gepflegt hat.

In einem zweiten Handlungsstrang blicken wir nach Innsbruck zu Herta und Lydia Ahamer, die seit zehn Jahren um ihrem Ex-Mann bzw. Vater trauern, der bei einem Bergunfall ums Leben gekommen ist. Jetzt ist Lydia Alleinerbin des Vermögens von Leopold Bahnen.
Wieso vererbt ein bislang völlig Unbekannter einer Innsbrucker Studentin eine Villa in in Wien-Währing und ein Geschäft an einer prominenten Adresse in der Wiener Innenstadt?

Meine Meinung:

Beate Maxian ist mit diesem 10. Fall für Sarah Pauli wieder ein spannender Krimi gelungen. Mir hat er vor allem deswegen gut gefallen, weil ich die Schauplätze wie Goldschmiedgasse, Schulgasse, Am Hof, Jungferngasse oder die betroffenen Kirchen wie Ruprechtskirche, Maria am Gestade oder die Peterskirche gut kenne. Ich mag das, wenn ich auf den Spuren der Protagonisten wandeln darf.

Die Hauptcharaktere entwickeln sich stetig weiter. So hat nun Sarah Pauli die Stelle eines Chefredakteurs inne, was nicht allen Mitarbeitern im „Wiener Boten“ so recht gefällt. Die Spannungen, die früher zwischen Society-Reporterin Conny Sue und Sarah bestanden haben, haben sich nun ein wenig verlagert. Sarah muss, weil der Herausgeber David ihr Lebensgefährte ist, doppelt und dreifach anstrengen, um ihre Bestellung zu rechtfertigen. Tja, wie auch im richtigen Leben!

Herrlich ist die neugierige Nachbarin von Leopold Bahnen dargestellt. Sie kennt jeden, weiß alles über die Nachbarn und lugt, wie weiland eine Blockwartin, hinter dem Vorhang hervor.

Eines der Themen, das die Autorin diesmal aufgreift ist die Einsamkeit mancher älteren Menschen, die anfällig sind, auf schöne Worte hereinfallen und bereit sind, Personen, die sie lediglich aus eMails kennen, mit Geldüberweisungen zu helfen.
Nebenbei erfährt der Leser einiges zum Streit zwischen den Fiakern und Tierschützern. Auch die Unterschiede zwischen Qualitätsjournalismus und Krawallblatt fließen wieder ein.

Der Krimi ist vielschichtig und lässt sich gut lesen. Ich wollte unbedingt wissen, was oder wer sich hinter der Fassade dieses biederen Leopold Bahnen verbirgt, so dass ich den Krimi in einer Nacht gelesen habe.

Wer einen fesselnden Krimi ohne wilde Verfolgungsjagden aber dafür mit Wiener Flair sucht, ist hier richtig.

Fazit:

Ein vielschichtiger Wien-Krimi, der mit viel Lokalkolorit punktet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne

Veröffentlicht am 12.06.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Totenfels
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Dieser vierte Krimi rund um POM Anna Krüger birgt sprichwörtlich einige Sprengkraft. Nach tagelangem Dauerregen legt ein Erdrutsch eine 5-Tonnen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg frei. Helgoland ist ...

Dieser vierte Krimi rund um POM Anna Krüger birgt sprichwörtlich einige Sprengkraft. Nach tagelangem Dauerregen legt ein Erdrutsch eine 5-Tonnen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg frei. Helgoland ist damals von der britischen Luftwaffe dauernden Bombenhagel ausgesetzt worden.

Die Entschärfung der Bombe ist denkbar schwierig und so muss die gesamte Insel evakuiert werden. Kein leichtes Unterfangen für Paul Freitag und sein Team, denn einige der Inselbewohner weigern sich Helgoland zu verlassen.

Die Lage spitzt sich weiter zu, als in unmittelbarer Nähe der Bombe eine Leiche in einer britischen Uniform gefunden wird und gleichzeitig jemand sein perfides Spiel mit Anna und ihrer Vergangenheit zu treiben beginnt, der die ohnehin labile Polizistin an den Rand des Wahnsinns bringt.


Meine Meinung:

Dieser Fall ist an Spannung kaum zu überbieten. Die Handlungsstränge, einer aus dem Jahr 1945, der andere in der Gegenwart, verschwimmen wie Realität und Wahnsinn bei Anna. An manchen Stellen ist der Unterschied kaum auszumachen. Der exzessive Medikamentenverbrauch der Polizistin, um ihre „Stalin“ genannte Migräne im Griff zu behalten, ist schier unglaublich. Diese rasenden Kopfschmerzen sind die Folge eines traumatischen Erlebnisses in der Jugend Annas. Erst in diesem vierten Teil werden Geschehnisse endgültig enthüllt. Bislang haben wir Leser immer nur Bruchstücke erfahren.

Sehr spannend und geschickt sind die Ereignisse von 1945 eingeflochten. Auch davon haben wir in „Sturmfeuer“ (Band 2) gelesen.
Dieser Kunstgriff, die Vergangenheit in mehreren Teilen serviert zu bekommen, finde ich ziemlich interessant.

Geschickt lenkt Tim Erzberg den Verdacht auf verschiedene Personen, jagt Anna kreuz und quer über die Insel und legt zahlreiche falsche Fährten. Der Druck, der durch die Bombe und deren Entschärfung entsteht, die Mordermittlung und die Evakuierung geben ein hohes Tempo vor.

Der Autor spinnt ein dichtes und raffiniertes Netz aus Lügen, Andeutungen, Verdächtigungen, echten und falschen Erinnerungen sowie Schuldzuweisungen. Erst der Showdown am Ende offenbart dem Leser das gesamte Konvolut aus aufgestautem Hass und unerfüllter, weil verbotener Liebe.

Den bekannten Charakteren wie Paul, Anna oder Saskia stellt Tim Freitag neue, nicht minder komplexe Typen zur Seite. Der Leiter des Entschärfungsteam, der nur seine Arbeit hochkonzentriert machen will und von Saskias Avancen beinahe abgelenkt wird oder die bei Kripo-Beamten, die sich nur halbherzig um die Leiche kümmern. Auch einige Insulaner, von denen zuvor wenig bekannt war, mischen mit. Vor allem jene, die die Insel nicht verlassen wollen, wie Dr. Rückert, Annes ehemaliger Lehrer.

Letztendlich wird auch noch das Geheimnis um Saskias sexbesessenes Verhalten geklärt, das in den vorangegangen Büchern nicht nur Paul sondern auch so manchen Leser vor den Kopf gestoßen hat. Ob es wohl einen weiteren Band geben wird?

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der schon fast ein Thriller ist, der durch die Einbindung des geschichtlichen Hintergrunds Helgolands punktet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.