Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2020

Max Leitner, Beruf: Ausbrecherkönig

Max Leitner
0

Die österreichische Autorin Clementine Skorpil nimmt sich in diesem Roman der Lebensgeschichte eines Mannes, der Jahre lang die Behörden in Österreich und Italien in Atem gehalten hat, an. Dabei verknüpft ...

Die österreichische Autorin Clementine Skorpil nimmt sich in diesem Roman der Lebensgeschichte eines Mannes, der Jahre lang die Behörden in Österreich und Italien in Atem gehalten hat, an. Dabei verknüpft sie eindrucksvoll Dichtung mit Wahrheit.

Wer ist also nun, dieser Max Leitner?

Er stammt aus einer armen Südtiroler Familie und beginnt mit Gleichgesinnten Ende der 1980er Jahre in Südtirol Banken zu überfallen. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporters auf österreichischer Seite, wird er angeschossen und zum ersten Mal zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er wundert sich, dass ihn die österreichische Polizei nicht er- sondern nur anschießt. Man erklärt ihm diese Vorgangsweise mit dem österreichischen Rechtssystem, dem er sich durch eine Flucht entzieht. In seiner langen „Karriere“ als Ausbrecherkönig bricht er insgesamt fünf Mal und wird letzten Endes doch gefasst. Knapp 30 Jahre bekommt er insgesamt aufgebrummt. Max Leitner sieht sich als Justizopfer. Er hätte niemals auf Menschen gezielt, so seine Argumentation. Unrechtsbewusstein scheint er keines zu besitzen.

Soweit die Kurzbiografie, die die Autorin in einen fesselnden Roman verpackt hat. Dem echten Max Leitner stellt sie den fiktiven Staatsanwalt Fabio Pagano gegenüber, dessen Lebensziel ist, die Mafia zu zerschlagen, 1992 seine Vorbilder Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ermordet haben, Max Leitner wieder hinter Gitter zu bringen. Vor allem auch deswegen, weil sich Leitner Mitglieder verschiedener Mafia-Familien bedient, um aus den diversen Gefängnissen auszubrechen.

Neben dem Katz-und-Maus-Spiel Leitners mit den Behörden, gewährt die Autorin auch einen Einblick in die Gefängnisse und in die unterschiedlichen Rechtssysteme.

Bei seiner ersten Verhaftung in Österreich wird Max von der Polizei angeschossen. Als er sich wundert, warum er noch lebt, erklärt ihm ein Polizist, dass Warn- und Streifschüsse sowie Schüsse, „um den Täter unschädlich zu machen, also Knie, Hand et cetera“, zulässig seien. „Aber wenn einer ex geht bei einer Schießerei, hast du nur Scherereien.“ „Dann hat mir also ein Formular das Leben gerettet“, will Max wissen. „Könnte man so sagen“, antwortet der Polizist todernst. (S. 42)

Spannend, weil teilweise selbst erlebt, ist die Zeitreise in die Amtsstuben. Anfang der 1990er Jahre hält die Büroautomation ihren zögerlichen Einzu in die Amtsstuben. War die Jahre zuvor, die mechanische und später dann die Kugelkopfschreibmaschine (wie sie der fiktive Pagano aus eigener Tasche bezahlt) das übliche Werkzeug, so werden die Büros nun mit Computern ausgestattet. Das für uns heute alltäglich Mobiltelefon steckt noch in den Kinderschuhen und ist als „Telefonierknochen“ nun ein Museumsstück.


„Dennoch folgt dieser Roman Max Leitners Spuren, und viele der unglaublichsten Episoden haben sich tatsächlich zugetragen“, schreibt die Autorin im Nachwort (S. 309).

An einigen Stellen ist Max Leitner fast wehleidig. Es sind immer die anderen, die an seinem Schicksal Schuld sind, nie er selbst. Während seines Aufenthaltes in Österreichs bekanntester Strafanstalt Stein, beklagt er: „Einer hat Prostituierte stranguliert. Aber nein, der wurde vor zwei Jahren entlassen, weil er so schön Gedichte geschrieben hat.“ Er meint damit den Frauenmörder Jack Unterweger.

Interessant auch zu lesen, wie Frauen sich zu Gefängnisinsassen hingezogen fühlen, zu Leitner oder eben auch zu Unterweger. Das Macht erotisch ist, ist ja bekannt, aber ein verurteilter Schwerverbrecher?

Fazit:

Ein Roman, der einen, ob an will oder nicht, in den Bann zieht und bei dem schwer zu sagen ist, was Wirklichkeit und was Fiktion ist.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Kraft tanken im Waldviertel

Märchenhafte Kraftplätze
0

Nina Stögmüller und Robert Versic nehmen die Leser mit auf eine Reise durch das märchenhafte Waldviertel. Auf 25 Wanderungen durchstreifen wir das nördliche Niederösterreich nach Bezirken geordnet:

Gmünd
Horn
Krems-Land
Melk
Waidhofen ...

Nina Stögmüller und Robert Versic nehmen die Leser mit auf eine Reise durch das märchenhafte Waldviertel. Auf 25 Wanderungen durchstreifen wir das nördliche Niederösterreich nach Bezirken geordnet:

Gmünd
Horn
Krems-Land
Melk
Waidhofen an der Thaya
Zwettl

Jede Beschreibung der Wanderungen beinhaltet eine Charakteristik mit m- und Zeitangabe einen Ausschnitt aus der Wanderkarte und einem Höhenprofil. Hinweise auf Kulinarik und Sehenswertem dürfen auch nicht fehlen. Ergänzt wird jedes Unterkapitel mit der Beschreibung von Kraftplatzerfahrungen sowie örtlichen Sagen und Legenden.

Die meisten Wanderungen in den Bezirken Gmünd und Zwettl habe ich bei unseren Waldviertel-Urlauben selbst schon erwandert. Ein Besonderer Ausflug ist jener auf den „Nebelstein“ (Wanderung Nr. 5/S.56), der sich eher selten in prächtigem Sonnenschein präsentiert.

Viel Abwechslung auf der Runde bietet der „Klangburgweg und Opferstein“ da man auch die Ruine Rapottenstein besichtigen kann und der Ausblick entschädigt für die vielen Stufen im Turm. (Wanderung Nr. 20/S.198).

Mir persönlich hat die Wanderung Nr. 21/S. 206 „Lohnbachfall, Figurenstein und Höllfall“ sehr gut gefallen. Sie ist zwar ein wenig anstrengender, weil selektiv, aber die schattige Ruhe entschädigt für so manche Schweißtropfen wie der gratis zu besichtigende Figurenpark.

Ein Highlight ist auch Wanderung Nr. 22/S. 216 „Schloss Rosenau und die Steinpyramide“. Neben dem kulinarischen Genuss im Restaurant neben dem Schloss, kann man hier in die geheime Welt der Freimaurer eintauchen (soweit die es zulassen). Die bekannte Steinpyramide haben wir nach ihrer Restaurierung vollständig gesehen, ein Jahr später sind Teile der Pyramide wieder abgerutscht.

Fazit:

Ein besonderer Wanderführer für eine besondere Landschaft - für Menschen, die ie Ruhe der Natur dem geschäftigen Treiben eines mondänen Touristenzentrum vorziehen. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.03.2020

Ein besonderer Reiseführer

111 Orte im Weinviertel, die man gesehen haben muss
0

Das Weinviertel, das korrekterweise „Viertel unter dem Manhartsberg“ heißt, erstreckt sich von eben diesem Manhartsberg bis an die Donau im Bereich Hainburg und Marchegg.

Dieses Bereich von Niederösterreich ...

Das Weinviertel, das korrekterweise „Viertel unter dem Manhartsberg“ heißt, erstreckt sich von eben diesem Manhartsberg bis an die Donau im Bereich Hainburg und Marchegg.

Dieses Bereich von Niederösterreich hat erstaunliche Geschichten und Geschichte zu bieten. Es gibt natürlich mehr als diese 111 Orte, die das Trio Krimiautor Günter Pfeifer, Franziska Wohlmann-Pfeifer und Gerhard Holstein hier präsentiert. Doch sind sie in kaum einem der üblichen Reiseführer zu finden. Daher lohnt sich ein Ausflug in das Weinviertel in jedem Fall.

Ein paar Beispiele gefällig?

Wo gedenkt man Mozarts Notdurft? (S. 172)
Welcher Fabrikant hat sich gleich zwei Helden kaufen können? (S. 100)
Dallas und Texas im Miniaturformat?(S. 142)
Eine Schipiste mitten im Weinviertel? (S. 150
Welche Stadt hat ein Aquädukt für zwei Flüsse? (S. 108)

Dass das Weinviertel vor geraumer Zeit (ca. 13 Mio. Jahren) vom Urmeer bedeckt war, kann man auf S. 144 entdecken.

Also, auf in das Viertel unter dem Manhartsberg, es hat neben Wein, Kulinarik und Kultur noch viel mehr zu bieten. Einen Großteil der hier angeführten Orte kenne ich. Doch auf für mich haben sich einige neue lohnende Ausflugsziele ergeben, die ich gerne kennenlernen möchte.

Fazit:

Ein ganz besonderer Reiseführer aus der 111er Reihe des Emons-Verlags, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 23.03.2020

Das Glas ist halbVOLL

Auch das geht vorbei
0

„Es ist, wie es ist“ und man sollte keine Energie verschwenden, die Tatsachen zu beklagen. Das ist die Quintessenz aus dem kleinen Buch, das Bestsellerautor („Die Knickerbocker-Bande“) Thomas Brezina innerhalb ...

„Es ist, wie es ist“ und man sollte keine Energie verschwenden, die Tatsachen zu beklagen. Das ist die Quintessenz aus dem kleinen Buch, das Bestsellerautor („Die Knickerbocker-Bande“) Thomas Brezina innerhalb von nur 3 Tagen geschrieben hat.

Ich bin ja kein erklärter Fan von Thomas Brezina, aber hier muss ich ihm doch danken und Recht geben. Danken, weil er in seiner humorvollen Art, den Leuten Mut macht und Recht geben, weil sich ein großer Teil der Bevölkerung dem Jammern hingibt.

Nutzen wir doch die Zeit der Einschränkungen, um all das Liegengebliebenes wie Steuererklärung machen, Dokumente ordnen, Zusammenräumen, LESEN (denn das bringt uns auf andere Gedanken), mit den Kindern spielen und die vielen kleinen Dinge, die wegen des stressigen Alltags ein wenig auf der Strecke geblieben sind, endlich nachzuholen.

„Es ist, wie es ist“ - wir sollten unsere Kräfte bündeln, um spätestens nach dem Ende der Beschränkungen mit neuem Elan das Leben wieder genießen.

Danke, lieber Thomas Brezina, für diese aufmunternden Zeilen!

Veröffentlicht am 23.03.2020

Stellenweise fesselnder Thriller

Abgefackelt
0

Dieser Thriller ist das erste Buch, das ich von Autor Michael Tsokos lese. Wie schon so oft, steige ich mitten in eine Reihe ein. Diesmal, scheinen mir doch einige Informationen der Vorgeschichte zu fehlen. ...

Dieser Thriller ist das erste Buch, das ich von Autor Michael Tsokos lese. Wie schon so oft, steige ich mitten in eine Reihe ein. Diesmal, scheinen mir doch einige Informationen der Vorgeschichte zu fehlen.

Worum geht’s?

Rechtsmediziner Paul Herzfeld leidet ebenso wie seine Verlobte an einer posttraumatischen Belastungsstörung und soll quasi zur „Erholung“ die Pathologenstelle im Krankenhaus Itzehoe übernehmen. Herzfeld weiß zwar, dass sein Vorgänger verstorben ist, die Umstände verschweigt man ihm aber geflissentlich. Recht bald entdeckt er allerdings, dass in der Stadt nicht alles so ist, wie es scheint.

Seine Neugier und sein kriminalistischer Spürsinn sind geweckt. Abermals begibt er sich in akute Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Man merkt deutlich, dass der Autor in seinem Brotberuf Rechtsmediziner ist. Die detailreichen Schilderungen der Obduktionen sind wohl nicht jedermanns Sache. Mich interessiert die Arbeit von Pathologen doch sehr. Das ist etwas, was man im echten Leben ja kaum zu sehen bekommt und daher hat man doch, gefördert von diversen Krimi-Serien des Fernsehens, eine bestimmte Vorstellung der Rechtsmediziner.
Was mich irritiert, ist das Verhalten des leitenden Kriminalbeamten. Er hat eine vorgefasste Meinung, wer der Täter sein kann und jeder, der ihm das Gegenteil beweist, wird zum persönlichen Todfeind, hier eben Herzfeld. Wo sind da die Dienstaufsichtsbehörde oder die Interne Revision, die normalerweise bei jeder Kleinigkeit aufmarschieren? Wie kann so jemand eine leitende Funktion innehaben?

Der Skandal, dem Paul Herzfeld auf die Spur kommt, enthält neben einiger Verschwörungstheorien, auch ein Körnchen Wahrheit. Wie sich der flächendeckende Ausbau von G5 auf die Menschen auswirken wird, ist ja noch nicht hinreichend erforscht.

Mit Herzfelds Privatleben hadere ich ein bisschen. Die kleine Familie lebt natürlich in einer großen Stresssituation, zumal die Leiche des Täters aus dem Vorgängerbuch noch nicht gefunden worden ist. Dennoch verstehe ich die Frauen nicht, wenn sie sich über die ständige Abwesenheit (sei es körperlich oder geistig) ihrer Polizistenmänner beklagen. Hey, Verbrecherjagd hat keine geregelten Arbeitszeiten. Vor allem, sie wissen ja, worauf sie sich einlassen, wenn sie mit einem Polizisten zusammen sind.


Der Cliffhanger in „Abgefackelt“ beweist, dass die Reihe noch nicht zu Ende ist und ein (?) weiterer Fall auf Paul Herzfeld wartet.

Fazit:

Ein stellenweise fesselnder Thriller, dem ich gerne 4 Sterne gebe.