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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2020

Ein gelungener Abschluss der Trilogie

Mostviertler Jagd
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Dieser Krimi ist der Abschluss der Trilogie rund um Kommissar Leopold Brandner.
Nachdem er in seinem letzten Fall (Mostschlinge) einige Fehler begangen hat, ist er zum LKA in St. Pölten strafversetzt worden. ...

Dieser Krimi ist der Abschluss der Trilogie rund um Kommissar Leopold Brandner.
Nachdem er in seinem letzten Fall (Mostschlinge) einige Fehler begangen hat, ist er zum LKA in St. Pölten strafversetzt worden. Er pendelt nun jeden Tag nach St. Pölten, was ihm gehörig auf die Nerven geht und sucht nach einem geeigneten Haus für sich und seine Familie. Doch die will lieber in Wien bleiben. Und überhaupt ist Leo bei „seinen“ Frauen untern durch. Die pubertierenden Töchter zeigen ihre Verachtung unverhohlen und auch die Frau Gemahlin scheint auf Abwege geraten zu sein.

Neben diesen privaten Zores muss er sich mit einem Wilderer herumschlagen, der scheinbar unmotiviert Wild erlegt und weder Trophäe noch Kadaver mitnimmt. Erst als ein Forstaufseher erschossen wird, bekommt Brandner die Chance, seine Fähigkeiten auszuspielen. Allerdings führt die eine oder andere Spur zu der, aus den Vorgängern („Mostviertler“ und „Mostschlinge“) bekannten Unternehmerfamilien Schuster und Chan.

Wird es Leopold Brandner schaffen sich zu rehabilitieren und den oder die Täter rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen?

Meine Meinung:

Helmut Scharner hat seinen neuen Kriminalroman atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Wechselnde Orte und Perspektiven sorgen für Dynamik. Das sorgt zweifellos für ausreichend Spannung.

Für Brandners persönlichen Zores habe ich nur bedingtes Verständnis. Dem täglichen Stau auf der Autobahn könnte er durch die Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln entgehen. So fährt die ÖBB in weniger wie 30 Minuten nach St. Pölten und ein eigener Pendlerbus fährt auch regelmäßig. Natürlich ist während der Ermittlungen, die sich nicht an die Bürozeiten handeln, ein Auto vorteilhaft. Brandner scheint in der Frage des Wohnortes nicht kompromissbereit zu sein. Ich hätte mir in der Zwischenzeit eine kleine Wohnung in St. Pölten genommen und eine Rückkehr nach Wien angestrebt. Der Polizeiapparat inklusive Innenministerium ist groß genug, um eine adäquate Stellung zu finden. Denn als vom BKA ins LKA abgeschobener Kriminalbeamter hat Brandner keinen allzu guten Stand.

Nun gut, der Krimi lebt natürlich auch von der Unzufriedenheit und der inneren Zerrissenheit Brandners, die gut dargestellt ist. Auch die anderen Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten sowie Brüche in ihrem Leben.

Da ist als erstes natürlich Hans Mayer zu nennen, der zwar im letzten Band „Mostschlinge“ zwar so etwas wie ein stiller Held geworden ist und die Polizei düpiert hat, aber zu welchem Preis? Seine Freundin tot, die Schwester ein psychisches Wrack und die Mutter als Mörderin im Gefängnis. Er ist beseelt davon, an der Familie Schuster endgültig Rache zu nehmen. Doch wird ihm das seinen Frieden bringen? Kurz scheint er durch eine neue Liebe von seinem Vorhaben Abstand nehmen zu wollen, doch dann überstürzen sich die Ereignisse.

Langsam werden auch die Machenschaften Familie Chan klar. Doch das eigentliche Motiv wirkt für mich ein wenig überzogen. Wenn jeder, der im Geschäftsleben den kürzeren gezogen hat oder beleidigt worden ist, die ganze Familie des Konkurrenten ermorden lassen wollte ...
Natürlich ist es für uns Mitteleuropäer schwer, die Gedanken von Chinesen zu verstehen. Immerhin, gelingt nicht alles, was geplant war, was auch Jennifer Chan zu verdanken ist.

Da dieser Krimi nicht nur für den österreichischen sondern für den deutschen Markt gedacht ist, kommen die deutschen Bezeichnungen für die Kriminalbeamten vor. Bei uns in Österreich ermitteln keine Kommissare.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss der Mostviertler-Trilogie. Trotz der oben genannten Anmerkungen, gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Chronik eines Fälschers - gut recherhciert und fesselnd erzählt

Der Nazi und der Kunstfälscher
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In diesem Sachbuch beleuchtet Edward Dolnick die Geschichte des niederländischen Kunstfälschers Han van Meegeren, der es schafft in den 1930er Jahren echte und selbst ernannte Kunstexperten mit seinen ...

In diesem Sachbuch beleuchtet Edward Dolnick die Geschichte des niederländischen Kunstfälschers Han van Meegeren, der es schafft in den 1930er Jahren echte und selbst ernannte Kunstexperten mit seinen mittelmäßigen Fälschungen von Jan Vermeers Gemälden zu täuschen.

Han van Meegeren ist ein mittelmäßiger Maler, dessen eigene Werke von Kunstexperten als abqualifiziert wurden. Erst als er mit Hilfe von Galeristen und Kunsthändlern einige Werke als unbekannte Vermeers auszugeben, rollt der Rubel. Das Who ist Who der 1930er Jahre kauft die Fälschungen zu obszönen Preisen. Mit dabei sind Museen genauso wie Adolf Hilter und Hermann Göring. Der „Zwang“ einen echten Vermeer besitzen zu wollen, spielt Van Meegeren bestens in die Hände.

Van Meegeren macht sich die Eitelkeit der Kunstexperten zu Nutze, die weder sich noch der Öffentlichkeit eingestehen können und wollen, einem Fälscher aufgesessen zu sein. Selbst als Van Meegeren unter Aufsicht einen „Vermeer“ produziert, rücken die Experten nicht von ihrer Meinung ab.

Wie heißt es so schön? „Man sieht nur, was man sehen will“ - das passt hier in diese Kunstfälscherszene perfekt. Was mich allerdings erschreckt ist, die Leichtgläubigkeit der sogenannten Experten. Da stellt Van Meegeren Gemälde her, die mit einem Vermeer kaum eine Ähnlichkeit haben und dennoch werden sie als Werk des Meisters eingestuft. Selbst mir als absoluter Laie fällt auf, wie sich die Bilder unterscheiden. Die echten Vermeers sind detailreich, mit Schwung und tollen Lichteffekten dargestellt, während die Fälschungen echt hässlich und platt daherkommen.

Interessant ist, dass selbst wissenschaftliche Untersuchungen nicht immer Fälschungen wirklich entlarven. Der Autor zeigt, welchen Aufwand Van Meegeren betreiben muss, um die Gemälde auf „alt“ zu trimmen. Das beginnt bei der passenden Leinwand, über die chemisch entsprechenden Farben und endet beim „Backen“ des Gemäldes, um die korrekten Risse im Firnis darzustellen.

Ein kleine Kritik muss ich anbringen: Der Original-Titel („The Forgers Spell“) ist weitaus besser als der deutsche. Das Wort „Nazi“ triggert viele potentielle Leser an. Göring & Co. sind aber hier nur Nebenschauplätze, auch wenn die Arbeit der so genannten „Monuments Men“ geschildert wird. In Wahrheit geht es um Kunstfälschungen und den Wahnwitz, welche Preise Sammler zu zahlen bereit sind. Im Mittelpunkt steht Han van Meegeren, der die Kunstexperten sowie die Käufer an der Nase herumführt. Da passt es perfekt dazu, dass man ihm nicht glaubte, als er zugab, die Vermeers (und andere) gefälscht zu haben. Darüber musste ich schon heftig schmunzeln.

Das Buch ist bestens recherchiert und liest sich spannend wie ein Krimi. Die technischen Details der Fälschungen sind interessant. Der Autor gibt auch Einblick in das historische und gesellschaftliche Umfeld. Er beleuchtet die psychologischen Aspekte, die eine Fälschung als „echt“ erscheinen lassen.

Fazit:

Ein gut recherchiertes Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest und versucht, den Mechanismen der Preisgestaltung mancher Kunstwerke zu ergründen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Eine gute Zusammenfassung der Ereignisse um 1945

Gestern war noch Krieg
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Aus Anlass des Ende des Zweiten Weltkrieges, das sich 2020 zum 75 Mal jährt, haben Martin Verg und Jürgen Hübner dieses Buch herausgegeben. Zielgruppe sind Kinder ab 10 Jahren. Je nachdem, welche Vorbildung ...

Aus Anlass des Ende des Zweiten Weltkrieges, das sich 2020 zum 75 Mal jährt, haben Martin Verg und Jürgen Hübner dieses Buch herausgegeben. Zielgruppe sind Kinder ab 10 Jahren. Je nachdem, welche Vorbildung und begleitende Erwachsene die jungen Leser haben, kann die Altersangabe ev. zu niedrig angesetzt sein. Man darf allerdings die Kinder nicht unterschätzen, flimmern doch tagtäglich Bilder von Kriegen, Flucht und Vertreibung über den Bildschirm.

Das Buch besteht aus fünf Kapiteln, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmen:

Wie der Bombenkrieg zum Alltag wird
Widerstand gegen die Nazidiktatur
Der Volkssturm. Hitlers letztes Aufgebot
Flucht und Vertreibung
Befreiung, Besatzung und Neuanfang

Am Ende des Buchs findet sich u.a. ein ausführlichen Nachwort, eine Zeittafel und ein weiterführendes Quellenverzeichnis.

Neben historischen Zahlen, Daten und Fakten kann der interessierte Leser Auszüge aus Jugendromanen lesen. Hier ist zum Beispiel die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Nöstlinger (1936-2018) zu nennen, die einfühlsam über Erlebnisse von Kindern in den Kriegsjahre schreibt.

Meine Meinung:

Das Buch fasst die Ereignisse des Jahres 1945 gut zusammen.
Um dem Vorwurf, den Nachgeborene ihren Großeltern und Eltern häufig machen, nicht genug Widerstand geleistet zu haben ein wenig zu entkräften, wird anhand von Beispielen dargestellt, dass sich auch Jugendliche am Widerstand gegen das Naziregime beteiligt haben.

Passend zu aktuellen Tendenz „Graphic Novels“ zu verfassen, sind einzelne Abschnitte als solche dargestellt.

Berührend finde ich die Szene im Kapitel „Der Volkssturm“, in der ein Großvater seinem kriegsbegeisterten Enkel absichtlich verletzt, um ihn vor der Einberufung zum Volkssturm und dem sicheren Tod zu bewahren. Der Großvater selbst wird vom Krieg verschlungen.

Fazit:

Eine gute Zusammenfassung der Ereignisse rund um 1945. Unkommentiert und unbegleitet würde ich dieses Buch Kindern ab 10 Jahren nicht überlassen. Trotzdem gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Frank Goosen über The Beatles
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Also von diesem Buch habe ich mir mehr erwartet. Natürlich ist es schwierig, etwas Neues über die Beatles zu schreiben, da doch schon alles gesagt ist.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert:

Im ersten ...

Also von diesem Buch habe ich mir mehr erwartet. Natürlich ist es schwierig, etwas Neues über die Beatles zu schreiben, da doch schon alles gesagt ist.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert:

Im ersten schildert der Autor wie er zu einem Beatles-Fan geworden ist. Die Episode, dass der Vater statt eines Honorars Schallplatten in Zahlung genommen hat, ist sehr nett, zeugt es doch von Liebe und Empathie in der Vater/Sohn-Beziehung.

Im zweiten Teil reist der Autor mit seiner Familie nach Liverpool, um seinen Jugendidolen nach zu sein. Witzig dabei, dass die eigenen Söhne dem Kult nicht gar so viel abgewinnen können.

Der dritte Teil ist meiner Ansicht nach unnötig. Beschreiben, wie man Schallplatten hört?

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist recht witzig ist doch der Autor ein Kabarettist. Der erste Teil hat mir noch am besten gefallen. So Kindheits- pardon Jugenderinnerungen aus der Distanz nochmals Revue passieren zu lassen, hat schon einen nostalgischen Wert.

Fazit:

Eine sehr persönliche Reminiszenz an die Zeit der Beatles. Wer mehr über die Fab Four erfahren möchte, muss ein anderes Buch lesen. Es reicht gerade mal für 3 Sterne.

Veröffentlicht am 20.02.2020

AUs der Sicht eines Einwandererkindes

Sie şprechen ja Deutsch!
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Wenn die Wettermoderatorin Eser Akbaba seit mehr als 10 Jahren mit einem fröhlichen“Schönen gute Abend beim Wetter“, aus dem österreichischen Fernsehen schaut, kann man annehmen, dass sie trotz ihres ausländischen ...

Wenn die Wettermoderatorin Eser Akbaba seit mehr als 10 Jahren mit einem fröhlichen“Schönen gute Abend beim Wetter“, aus dem österreichischen Fernsehen schaut, kann man annehmen, dass sie trotz ihres ausländischen Namens eine waschechte Österreicherin ist.

Mit viel Augenzwinkern und Demut erzählt Eser Akbaba die Geschichte ihrer Eltern, die als Gastarbeiter aus Anatolien nach Österreich gekommen sind, um Geld für die Familie zu verdienen. Sie beschreibt die Schwierigkeiten ihrer Mutter, die wie viele Frauen damals nicht in die Schule gehen durften und Zeit ihres Lebens Analphabetin geblieben ist und dabei dennoch mehr als nur türkisch spricht. Denn türkisch ist für die Akbabas eine ihnen aufgezwungene Fremdsprache.
Eser Akbaba erzählt aber auch, wie sie es als Kind gehasst hat, für ihre Eltern vor Ämtern und Behörden zu dolmetschen. Damit ist sie nicht alleine. Auch heute müssen viele Kinder vor allem für die Mütter dolmetschen. Die salopp hin geworfene Bemerkung mancher Österreicher „Die sollen deutsch lernen“ scheitert häufig daran, dass vor allem die Frauen nicht alphabetisiert sind und daher kaum eine Chance haben, die fremde Sprache zu lernen. Esers Mutt Gülistan, der dieses Buch gewidmet ist, ist es extrem wichtig, dass ihre sechs Kinder eine ordentliche Schulbildung (auch wenn die eine oder andere Ehrenrunde dabei war) erhalten. Eser muss den Traum der Mutter, ein Studium abschließen zu können, leben.

Denn so sagt Gülistan Akbaba: „Du sollst es einmal viel besser haben als ich. Du sollst studieren und von niemandem abhängig sein“.

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen. Vielleicht hilft der Wechsel in Gülistans Perspektive, mit dem Vorurteil, dass sich Ausländer nicht integrieren wollen, ein wenig aufzuräumen.

Gut gefallen mir die acht Märchen, die einen Zusammenhang mit Eser Akbaba haben. Eine echt nette Idee!.

Gerne gebe ich diesem locker erzählten Buch, das doch einen ernsten Hintergrund hat, 4 Sterne.