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Venatrix

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tunnel der Mutigen
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Dieser historische Roman, der uns in das Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Mauerbau entführt, ist der dritte Teil einer Reihe mit dem Namen „Schicksalsmomente der Geschichte“. Hier ...

Dieser historische Roman, der uns in das Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Mauerbau entführt, ist der dritte Teil einer Reihe mit dem Namen „Schicksalsmomente der Geschichte“. Hier schreiben verschiedene Autorinnen und Autoren über eben ein solches einschneidendes Ereignis oder eine ganz Kette davon.

Christian Hardinghaus erzählt die fesselnde Geschichte von Lotte Frey, die mitansehen muss, wie ihr Mann Peter am Tag des Mauerbaus von einem Grenzsoldaten erschossen wird. Doch Peter wird nicht nur erschossen, sondern regelrecht hingerichtet, denn der Schütze ist niemand anderer als ein ehemaliger fanatischer Nazi der nun die Seiten gewechselt hat und sich ebenso glühend für die Diktatur der DDR begeistert. Sowohl Lotte als auch Peter sind ihm zuvor schon einmal begegnet.

Nachdem der Schütze der Mord seitens der Behörden vertuscht wird, will Lotte die Gerechtigkeit in ihre eigenen Hände nehmen und schließt sich einer Gruppe professioneller Fluchthelfer an, die an verschiedenen Stellen Berlins Tunnel gräbt.

Meine Meinung:

Ich kenne alle Bücher von Christian Hardinghaus wie seine Sachbücher und die historischen Roman über den Zweiten Weltkrieg sowie seine Krimis. Dieses Buch ist, wie alle anderen des Autors, der ja Historiker ist, sorgfältig recherchiert und gekonnt erzählt.

Da Lotte ihre fesselnde wie dramatische Geschichte einem Journalisten erzählt, ist Schreibstil ein wenig anders als bei Hardinghaus‘ anderen Büchern.

Ich gebe ja zu, mich mit der Geschichte der DDR im Allgemeinen und des Mauerbaus im Besonderen nicht allzu gut auszukennen. Daher haben mir die vielen Details aus sich der Betroffenen einige neue Erkenntnisse gebracht. Vor allem die Professionalität der Tunnelbauer hat mich fasziniert. Viele ehemalige Nazis haben die eine Diktatur mit einer anderen getauscht. Repression und Indoktrination sind die selben, nur die Inhalte haben sich ein wenig verändert. Der Kern der Propaganda „WIR gegen die anderen“ ist geblieben und zerreißt abermals Familien wie ehedem das NS-Regime.

Die Charaktere sind ausgefeilt gezeichnet. Schmunzeln musste ich über Oma Schmidtchen und ihr Gasthaus „Kutschpeitsche“.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Roman, der einen kleinen Einblick in die Geschichte der mutigen Tunnelbauer gibt, die zahlreichen Menschen die Flucht aus der DDR ermöglicht hat, 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.04.2024

Hat mich nicht überzeugt

Die Festplatte
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Dieser Krimi ist an eine wahre Begebenheit, die ein schräges Licht auf die damalige österreichische Bundesregierung unter Sebastian Kurz wirft, nämlich die „Schredder-Affäre“, angelehnt. Aber das war es ...

Dieser Krimi ist an eine wahre Begebenheit, die ein schräges Licht auf die damalige österreichische Bundesregierung unter Sebastian Kurz wirft, nämlich die „Schredder-Affäre“, angelehnt. Aber das war es dann auch schon.

Die Fakten: Ein Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes hat drei Festplatten mit vermutlich brisantem Inhalt zu einer auf Vernichtung von Daten spezialisierten Firma gebracht. Blöderweise hat er „vergessen“ die Rechnung zu bezahlen und, obwohl er höchstpersönlich die Festplatten abgegeben hat, einen falschen Namen angegeben. Was auf den Harddiscs enthalten war, ist nach wie vor unklar.

Aus diesen Zutaten hätte sich ein fesselnder Krimi entwickeln lassen, hätte. Denn das, was Journalist Eugen Freund hier vorlegt, ist nur ein müder Versuch, einen Politkrimi zu schreiben.

Die Ausgangssituation in diesem Krimi ist entfernt an die Wirklichkeit angelehnt: Erich, ein Kabinettsmitarbeiter soll drei Festplatten mit kompromittierendem Inhalt vernichten lassen. Doch zuvor zieht er noch eine Kopie, um sie Bülent, einem befreundeten Journalisten zu übergeben. Allerdings hat Erich die Rechnung ohne den Wirt, in Form finsterer Mächte gemacht, die zwei Agenten aussenden, um Erich die Festplatte abzunehmen. Der Coup in einer einsamen Hütte in einem Kärntner Wald misslingt, Erich ist tot und Bülent kommt in Besitz des begehrten Objektes.

Wird es dem Journalisten gelingen, den Inhalt der Festplatte zu entschlüsseln? UNd wer sind die Drahtzieher?

Meine Meinung:

Leider hat mich dieser Krimi nicht wirklich überzeugt. Wie schon bei seinem Buch „Tod eines Landeshauptmanns“, der den Unfalltod von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider als zentrales Thema hat, ist auch „Die Festplatte“ ein Mix aus verschiedenen Genres wie Krimi, Roman und Agententhriller mit einem Aufhänger eines realen Geschehens. Man erkennt sofort, dass Eugen Freund Journalist ist, der für gewöhnlich Sachbücher schreibt. Die Charaktere wirken flach und blass. Spannung wollte dabei auch keine so recht aufkommen.

Ziemlich unglaubwürdig, dass Journalist Bülent zufällig (???) eine Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes MI5 kennengelernt hat, die ihm bei der Entschlüsselung der Daten helfen soll. Ja, Österreich war und ist ein Tummelplatz ausländischer Geheimdienste, aber so provinziell? Okay, der Bleiburger „Wiesenmarkt“ hat eine Jahrhunderte alte Tradition und die Nähe zum ehemaligen Jugoslawien eröffnen einige Gedankenspiele, aber so richtig bekannt ist er außerhalb Kärntens nicht.

Man merkt, dass Eugen Freund Kärntner ist, den ein Teil der Handlanger der Schurken kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien, zu dem einige Kärntner nach wie vor ein gespaltenes Verhältnis haben.

Ich mag Krimis, die wahre und heiße innenpolitische Themen enthalten. Allerdings gibt es zahlreiche Autoren, die das besser können. Nun ja, ich bin versucht zu sagen „Freund (Schuster), bleib bei deinen Leisten und schreib' weiter Sachbücher“.

Das Buch ist im renommierten Klagenfurter Wieser-Verlag als Hardcover mit Lesebändchen erschienen.

Fazit:

Für diesen Krimi, der die jüngere Zeitgeschichte der österreichischen Innenpolitik und eine erfundene Reportage miteinander zu verweben versucht, kann ich mit aller Nachsicht nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 29.04.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Salzkammerblut
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In ihrem zweiten Krimi dieser Reihe lässt Dagmar Marie Giesinger, ihres Zeichens Landärztin, beim feucht-fröhliche „Liachtbratlmontag“ auf der Katrin, dem Bad Ischler Hausberg, über die Leiche von Hubert ...

In ihrem zweiten Krimi dieser Reihe lässt Dagmar Marie Giesinger, ihres Zeichens Landärztin, beim feucht-fröhliche „Liachtbratlmontag“ auf der Katrin, dem Bad Ischler Hausberg, über die Leiche von Hubert Holzinger stolpern. Der umtriebige Kulturmanager liegt verbrannt auf dem Griller der Almhütte.

Natürlich übernimmt Ben Achleitner, Ermittler beim LKA und Ex-Freund von Marie wieder die Ermittlungen. Noch ist völlig unklar, was passiert ist. Rund 80 Personen sind zu befragen. Doch dann stellt sich heraus, dass ausgerechnet Hannes Reiter, ein junger Mann, der wegen eines tödlichen Autounfalls im Gefängnis gesessen hat und als Hilfskraft beim Liachtbratlmontag beschäftigt war, verschwunden ist.

Wenig später gibt es einen weiteren Toten: Der berüchtigte Linzer Anwalt Theo Pühringer liegt unterhalb des Hallstätter Skywalk. Ist er gesprungen oder gestoßen worden?

Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, denn Filomena, Maries Sprechstundenhilfe, die vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel bringen könnte, glänzt durch Abwesenheit.

Hängen die beiden Todesfälle zusammen? Wenn ja, wie? Immerhin kannten sich die beiden Männer.

„Möglich. Aber ich glaube das nicht. Das ist hier das Salzkammergut und nicht New York, wo an allen Ecken und Enden etwas passiert.

Ben Achleitner, der ja die Mentalität der Bewohner des Salzkammerguts recht gut kennt, da er ja selbst einer ist, trägt Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen zusammen, bis sich eine, wenn auch überraschende, aber stimmige Auflösung ergibt.

Meine Meinung:

Dagmar Hager ist es wieder sehr gut gelungen, die Schönheit des Salzkammerguts einzufangen. Die Beschreibung der Landschaft macht Lust, Berge wie die Katrin zu erwandern oder an den Salzkammergutseen die Seele baumeln zu lassen.

Die Autorin legt zahlreiche Spuren, die nicht immer weiter oder gar ans Ziel führen. Der Schreibstil ist flott und der Krimi lässt sich gut lesen.

Die Charaktere sind recht gut gezeichnet. Gut beschrieben ist das Schweigen der Bewohner, das manchmal an die Omertà in Sizilien oder Korsika erinnert. Alte Familiengeschichten und Dramen, die lieber unter den Teppich gekehrt werden, machen den Ermittlern das Leben schwer.

Diesmal darf Filomena, Maries Sprechstundenhilfe, eine wichtige Rolle spielen und enthüllt eines ihrer zahlreichen Geheimnisse.

Die Ereignisse werden aus mehreren Perspektiven erzählt. Jedes Kapitel hat einen Dialektausdruck als Überschrift. Aber keine Sorge, der wird gleicht anschließend erklärt.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung, die menschliche Abgründe offenbart, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2024

Wenn Träume zu Albträumen werden

Supermarkt
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In seinem Debütroman erzählt der brasilianische Autor José Falero wie aus dem Traum, „viel Geld zu machen“ ein veritabler Albtraum wird.

Die beiden jungen Männer Pedro und Marques arbeiten in einem Supermarkt ...

In seinem Debütroman erzählt der brasilianische Autor José Falero wie aus dem Traum, „viel Geld zu machen“ ein veritabler Albtraum wird.

Die beiden jungen Männer Pedro und Marques arbeiten in einem Supermarkt in den rauen Favelas von Porto Alegre und träumen davon, ihr Leben zu verbessern. Dass dies nicht ausschließlich durch der Hände Arbeit geschehen kann, ist von vornherein klar. Die Gewinnmargen sind lediglich beim Rauschgifthandel recht hoch. Doch der Handel mit harten Drogen ist bereits durch diverse Gangs besetzt, so dass nur der Verkauf von Marihuana übrigbleibt. Der Coup gelingt und fast unbemerkt von den anderen Dealern und der Polizei bauen sie ein florierendes Unternehmen auf, das ihnen zunächst ihre Träume erfüllt.

"Das Problem ist, der Lebensstandard, den wir jetzt haben, der ist für Leute wie uns nicht vorgesehen, Wir haben gegen die Spielregeln verstoßen."

Dann aber, mit steigenden Umsätzen, kippt die Euphorie über das Erreichte und eine depressive Stimmung greift um sich. Statt Witz und Charme hält nach und nach Gewalt Einzug in ihre Geschäfte. Man unterscheidet sich kaum mehr von den anderen Gangs. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer schneller und mündet in einem dramatischen Finale.

Meine Meinung:

José Falero beschreibt das Leben in einem der Elendsvierteln Brasilien eindringlich. Kaum jemand hat die Möglichkeit der Armut und Kleinkriminalität zu entfliehen. Der Autor weiß, worüber er schreibt, ist er doch selbst in Porto Alegre aufgewachsen.

Pedro und Marques philosophieren wie einst Karl Marx & Co. über ungleich verteilten Vermögen und die Ungerechtigkeit, dass Reiche auf Kosten der Armen immer reicher werden. Diese philosophischen Diskurse zu Beginn des Romans geben einen guten Einblick, dass Pedro und Marques unter anderen Lebensbedingungen ganz andere Laufbahnen einschlagen hätten können. Allerdings hemmen diese sozialkritischen Betrachtungen den Fortgang der Geschichte ein wenig.

Die Sprache ist dem Milieu angepasst - einfach, schroff und testosterongesteuert.

Der Roman kann in die Reihe der modernen Arbeiterliteratur, in der es oft um die prekären Arbeitsverhältnisse, die kaum zum Leben reichen, eingeordnet werden. Er greift auch die Bedrohung, die das gewaltsame Streben nach gesellschaftlichen Aufstieg mit sich bringt, auf. Wie weit darf oder soll man gehen, um für sich und seine Familie ein besseres Leben zu schaffen?

Fazit:

Diesem Roman, der erzählt, wie aus einem Traum schnell ein Albtraum werden kann, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2024

gerne gelesen

Das Café ohne Namen
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Robert Seethaler nimmt uns in seinem Buch mit in das Wien des Jahres 1966. Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon erfüllt sich den Traum vom eigenen Café als er eine heruntergekommene Kaschemme am Wiener ...

Robert Seethaler nimmt uns in seinem Buch mit in das Wien des Jahres 1966. Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon erfüllt sich den Traum vom eigenen Café als er eine heruntergekommene Kaschemme am Wiener Karmelitermarkt pachtet.

Wenig später lernt er Mila kennen, die bei ihm als Aushilfe arbeiten wird. Eine Liebesbeziehung wird sich während der zehn Jahre, die das Café besteht, zwischen den beiden nicht entspinnen. Mit zahlreichen guten Ideen kann sich das Café rund zehn Jahre behaupten bis der Hauseigentümer den Pachtvertrag kündigt, weil die Liegenschaft verkauft werden muss.

Meine Meinung:

Wie schon in den anderen Romanen sind laute Töne Robert Seethalers Sache nicht. Er beschreibt die Menschen, die dieses Café für sich entdecken in berührenden Worten. Neben erfüllten Träumen lernen wir auch falsche Hoffnungen und bittere Momente jener Personen kennen, die in diesem Café einkehren. Durch die häufig wechselnden Gäste entsteht Abwechslung. Einige Stammgäste tauchen auch in regelmäßigen Abständen wieder auf. Es gibt hitzige Debatten, die sich unter dem Einfluss des Alkohols aufschaukeln und manchmal fliegen auch die Fäuste.

In seiner schnörkellosen, aber poetisch anmutenden Sprache entführt uns Robert Seethaler in eine Epoche, die ich als Kind mit erlebt habe. Das Gebiet rund um den Karmelitermarkt ist mir gut vertraut, habe ich doch fast 25 Jahre in der Nähe gewohnt, bin ums eine Eck in die Schule (Kleine Sperlgasse) gegangen und habe mehr als 40 Jahre ums andere Eck (Schiffamtsgasse) gearbeitet.

Ich habe Die Entwicklung des Karmelitermarktes und seiner Umgebung vom schmuddeligen, fast vergessenen Viertel, zur schicken Wohngegend miterlebt. Heute gibt es fast mehr Restaurants als Marktstände dort. Das Café ohne Namen hat möglicherweise zwei reale Vorbilder, die nach wie vor existieren. Eines davon war mehrfache Filmkulisse.

Fazit:

Ich habe dieses Buch gerne gelesen und gebe diesen Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit 5 Sterne.