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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Vom Bauchladen zum Konsumtempel

Das Haus der schönen Dinge
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Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, ist ihre Geschichte rund um das fiktive Münchner Warenhaus Hirschvogl auf dem Rindermarkt opulent geschrieben.

Wir können hautnah die Eröffnung des Kaufhauses, ...

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, ist ihre Geschichte rund um das fiktive Münchner Warenhaus Hirschvogl auf dem Rindermarkt opulent geschrieben.

Wir können hautnah die Eröffnung des Kaufhauses, zu der auch der Prinzregent erscheint, miterleben. Wir lernen die Familienmitglieder allen voran Jakob und Thea Hirschvogl sowie deren Kinder Benno, Lily und Sepp kennen. Wir machen Bekanntschaft mit ihren Ängsten, Sorgen und ihrer Begeisterung für das Warenhaus. Doch auch die Widersacher und Konkurrenten werden nicht ausgespart.

Über rund hundert Jahre spannt sich der Bogen der Familiensaga, Höhenflüge und persönliche Niederlagen inklusive.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beschert der Kaufmannsfamilie – wie Millionen anderer Juden – das größte Unglück.

Meine Meinung:

Ein stimmungsvolles Bild der Warenhäuser, in denen man viele Stunde staunend verbringen konnte.
Die oberste Maxime: jeder Kunde wird gleich willkommen geheißen, egal ob er nun viel oder wenig Geld zum Einkaufen hat. Die persönliche Beratung steht im Vordergrund.
Interessant habe ich den Einblick in die Werbestrategien gefunden. Oder die starke Bindung der Mitarbeiter an das Haus durch damals nicht übliche Sozialleistungen.
Ich kann mich gut an meine Kindheit erinnern, als ich mit meiner Großmutter einen dieser Einkaufstempel (Gerngroß und Herzmansky in Wien) besuchen durfte. Diese Eindrücke sind beim Lesen wieder hochgekommen.

Heidi Rehn versteht es meisterhaft ihren Lesern die Atmosphäre zu vermitteln. Die Beschreibung der beklemmenden und dramatischen Wende in den 1930ern lassen die Gänsehaut aufziehen.

Wie es sich für einen dicken historischen Roman gehört, werden viele Details erwähnt. Hin und wieder verliert sich der Leser in klitzekleinen Feinheiten, was aber meiner Ansicht dem Gesamtkonzept keinen Abbruch tut.

Fazit:

Eine wunderbar, opulente erzählte Familiensaga, die sich so oder so ähnlich in Deutschland bestimmt zugetragen hat. Gerne gebe ich fünf Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

Ein guter Blick fürs Böse
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Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, ...

Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, Obdachlose und Arme herumtreiben.

Wir begegnen zum vierten Mal Elizabeth Martin, verehelicht mit dem respektablen Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler beim legendären Scotland Yard. Lizzie, wie sie von ihrem Ehemann genannt wird, hat eine ausgeprägte Leidenschaft: Sie ermittelt für ihr Leben gern. Leider goutiert Bens Vorgesetzter, Superintendent Dunn, diese wie er meint, „unweibliche“ Neugier nicht und so muss Ben immer wieder Schelte für seine Frau entgegennehmen.

Worum geht’s in diesem Fall?

Der etwas ärmlich, aber dennoch als Gentleman erkennbare Thomas Tapley lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ehepaar Ross im Haus der Quäkerwitwe Mrs. Jameson als Untermieter. Man grüßt sich, doch ein näherer Kontakt besteht nicht.
Dann beobachtet Lizzie, die mit ihrem Dienstmädchen Bess spazieren geht, wie Tapley von einem Clown verfolgt wird. Wenig später wird Tapley in seinem Zimmer ermordet aufgefunden.

Ross wird mit der Mordermittlung beauftragt und Lizzie teilt ihre Erkenntnisse mit ihrem Mann.
Je weiter der Yard in die Familienverhältnisse des Ermordeten eindringt, desto mehr Geheimnisse treten zu Tage.

Wieso lebte Tapley in Armut, obwohl er Grundbesitzer war? Welche Rolle spielt die Französin, die eine Heiratsurkunde mit Tapley vorweisen kann? Wieso hat Tapley abermals geheiratet, obwohl er eigentlich andere Neigungen hatte? Und was ist mit Flora, seinem einzigen Kind aus erster Ehe, das seit dem frühen Tod der Mutter bei Jonathan Tapley, einem Cousin und seiner Frau lebt?
Der Fall nimmt an Brisanz zu als ein weiterer Mord geschieht.

Nach und nach Inspektor Ross enthüllt – mit tatkräftiger Unterstützung von Lizzie – weitere dunkler Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:

Die Autorin gibt ihrem Krimi den klassischen Aufbau: Zuerst werden die Figuren vorgestellt, dann geschieht das Verbrechen.
Noch weiß der Leser nicht, wie sich die Geschichte entwickelt. Interessant und sehr spannend wechseln die Perspektiven. Einmal sehen wir den Fall aus Bens Sicht, das andere Mal aus Lizzies, weiblicher Sicht. Das ist überhaupt ein besonderer Kunstgriff, die weibliche Intuition einfließen zu lassen. Oftmals gibt Lizzie den entscheidenden Tipp, wenn die Ermittlungen stagnieren. Das gefällt mir gut. Lizzie kommt immer wieder ein wenig naseweis herüber, doch das lockert die steife, maskuline Welt im Viktorianischen London auf.
Gut beschrieben sind die Klassenunterschiede, die auch vor den Bediensteten nicht Halt machen, wenn der Butler, den Polizisten hochnäsig anweist, doch den Dienstboteneingang zu benützen.
Die Figuren sprechen die, der jeweiligen Schicht angepasste Sprache und wirken dadurch authentisch. Die Oberschicht kommt oft nicht gut weg. Lizzie hat die soziale Ader ihres Vaters geerbt und kümmert sich um Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen. So verschafft sie dem Gassenjungen Joey eine Anstellung als Pferdebursch beim ehemaligen Preisboxer und nunmehrigen Fuhrwerksunternehmer Wally Slater.
Diese fein heraus gearbeiteten Klassenunterschied der Gesellschaft, lassen die damalige Zeit auferstehen.

Fazit:

Ein historischer Krimi, der die Scheinheiligkeit dieser Zeit gut wiedergibt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

Die Beichte des Gehenkten
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Am Abend vor seiner Hinrichtung erleichtert James Mills sein Gewissen und berichtet Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler im Scotland Yard, von einem Mord, den er vor 16 Jahren beobachtet haben will. ...

Am Abend vor seiner Hinrichtung erleichtert James Mills sein Gewissen und berichtet Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler im Scotland Yard, von einem Mord, den er vor 16 Jahren beobachtet haben will. Damals, Schutz suchend vor einem Sommergewitter, hat er gesehen, wie eine junge Frau einen alten Mann mit einem Kissen erstickt hat.
Warum er damals nicht die Behörden informiert hat? Ben schenkt dem Mann zwar Glauben, doch offiziell ermitteln darf er (noch) nicht.
Allerdings erlaubt er seiner Frau Lizzie, dezent Erkundigungen einzuholen. Doch dann lösen diese Nachforschungen ungeahnte Dinge aus …

Allerdings ist das nicht der einzige Fall, mit dem sich Ben Ross herumschlagen muss. Er erhält Besuch vom aufgebrachten Weinhändler Hubert Canning, angibt, seine Frau und die gemeinsame Tochter wären entführt worden. Das polternde Auftreten des Mannes und der mehrmalige Hinweis, dass er ein respektabler Steuerzahler sei und deswegen Anspruch auf exklusive Behandlung durch den Yard zu haben, lässt bei Ben Misstrauen an der Geschichte aufkommen. Zumal er auf dem Rückweg von Mills Beichte just auf eine Frau mit Kind gestoßen ist, die Schutz unter einer Brücke gesucht hat. Statt wie vorgeschrieben Mutter und Kind wegen Vagabundierens festzunehmen, schenkt er ihr Geld, um Essen für sich und Kind zu kaufen.

Schnell ist man im Scotland Yard der Meinung, dass dies möglicherweise die vermisste Mrs. Canning ist.
Diesmal überrascht sogar Superintendent Dunn, Bens Vorgesetzter, mit der Meinung, ein bisschen weibliche Intuition könne nicht schaden und Lizzie soll mithelfen, diesen Vermisstenfall zu lösen.

Außerdem stehen Ben wieder der junge Constable Biddle sowie Sergeant Morris hilfreich zur Seite.

Meine Meinung:

Es ist zwar recht bald klar, wer den alten Mann ermordet hat, doch es vergeht eine geraume Zeit bis der Täter überführt ist, zumal es eine weitere Leiche in diesem Zusammenhang gibt.

Schön herausgearbeitet und penibel recherchiert ist das soziale Umfeld dieser Zeit. Arme Leute haben gar nichts zu sagen oder zu wollen. Frauen allerdings noch weniger. Doch auch den respektablen Damen der Oberschicht ist es wenig erlaubt. Sie sind ans Haus gebunden, haben sich ihrem Ehemann in allen Belangen unterzuordnen und haben für entsprechenden Nachwuchs zu sorgen. Als Dank dafür werden sie von ihren Ehemännern verprügelt, ausgenützt und wenn sie gar „schwierig“ erscheinen in eine Irrenanstalt gesperrt. Wahrlich kein Zuckerschlecken.

Fazit:

Diese Art Krimi eignet sich gut für Lesestunden vor einem Kamin. Dazu sollte Tee mit Scones gereicht werden. 5 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Reise ins UNgewisse

Das Luftschiff
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Cay Rademacher ist bekannt für seine historischen Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Einig davon spielen in bzw. kurz nach der NS-Zeit. Gekonnt verknüpft er Fakten und Fiction.

Dieser hier ...

Cay Rademacher ist bekannt für seine historischen Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Einig davon spielen in bzw. kurz nach der NS-Zeit. Gekonnt verknüpft er Fakten und Fiction.

Dieser hier „Das Luftschiff“ ist in den Tagen der Katastrophe um die „Hindenburg“ angesiedelt.

Der Reporter Walter Jaeger ist an Bord des Luftschiffes „Graf Zeppelin“, das ihn und die anderen Passagiere von Rio de Janeiro nach Friedrichshafen bringen soll. Jaeger soll über die technische Errungenschaft berichten.


Unter den Reisenden befinden sich illustre wie geheimnisvolle Reisende. Da sind die Gestapo-Leute, ein amerikanisches Ehepaar mit Tochter und ein offensichtlich gefangener Mann sowie ein zweiter Journalist.
Man unterhält und amüsiert sich. Dann erhält der Kapitän den Funkspruch aus der Zeppelin-Reederei, die ihn über die Katastrophe in Lakehearst informieren.


Ob die „Graf Zeppelin“ in Gefahr ist? Die Crew ist sich nur einig, dass niemand davon erfahren darf.


Meine Meinung:

Die Idee hat mir wirklich gut gefallen. Immerhin gibt es ja zur Hindenburg-Katastrophe ja nach wie vor diverse Verschwörungstheorien.

Allerdings handeln einige Personen eher klischeehaft. Da ist zum einem die Tochter der Amerikaner, die es im Gewirr der Verstrebungen mit dem Steward treibt. Der alte Professor, der von der Gestapo nach Deutschland entführt wird. Oder die beiden Reporter.

Interessant finde ich die detailreiche Information rund um die Zeppeline selbst. Die Ab- und Anlegemanöver, die technischen Details, die auch ohne spezielles Fachwissen leicht lesbar sind. Die genaue Beschreibung der Inneneinrichtung, den Luxus für die Passagiere oder die doch spartanische Ausstattung für die Mannschaft. Das alles dürfen wir hautnah miterleben.

Großes Aufatmen als die „Graf Zeppelin“ sicher in Friedrichshafen landet. Die Gruppe der bunt zusammengewürfelten Reisenden driftet wieder auseinander. Interessant ist jedenfalls noch das Nachwort, in dem der weitere Lebensweg der Protagonisten erzählt wird.

Fazit:

Wer gerne historische Krimis aus der jüngeren Vergangenheit liest und auch ein wenig Verschwörungstheorien nachhängt, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Hanussen und seine Geheimnisse

Hitlers Prophet
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Mit den Worten: „Der Lechner ist weg. Plötzlich weg. Verschwunden. Seit über einer Woche meldet er sich nicht mehr aus Berlin.“ Wird Martin Stemmer, Journalist der Wiener Arbeiter-Zeitung in das Berlin ...

Mit den Worten: „Der Lechner ist weg. Plötzlich weg. Verschwunden. Seit über einer Woche meldet er sich nicht mehr aus Berlin.“ Wird Martin Stemmer, Journalist der Wiener Arbeiter-Zeitung in das Berlin von 1933 geschickt, um nach dem Verbleib des Kollegen zu forschen und über die Zustände vor Ort zu berichten.

Stemmer ist begeistert, kann er doch den von ihm verehrten Hellseher Jan Erik Hanussen aus nächster Nähe betrachten. Was Stemmer nicht weiß ist, dass Hanussen eigentlich Herschel Chaim Steinschneider heißt und Jude ist. Außerdem entdeckt der Reporter, dass sein Idol ein Scharlatan ist und mit der SA in gutem Einvernehmen ist. Nach dem Brand des Reichstagsgebäudes, der der Hellseher vorausgesagt hat, verschwindet Hanussen plötzlich.
Ausgerechnet Martin Stemmer, der auf der Suche nach seinem Kollegen Lechner bereits selbst ins Visier der Nationalsozialisten geraten ist, findet den hingerichteten Hellseher in einem Waldstück. Wird Stemmer das nächste Opfer sein?

Meine Meinung:

Dieser historische Krimi ist atmosphärisch dicht, authentisch, und facettenreich. Autor Paul Kohl hat hier penibel recherchiert. Gespenstisch ist die Stimmung kurz vor (und dann nach) der Machtübernahme durch Hitler beschrieben. Selbst als Leser von heute kann man sich dieser spannungsgeladenen Atmosphäre nicht entziehen.
Die Charaktere sind ausgezeichnet dargestellt. Wir begegnen historischen Persönlichkeiten aus dem Berlin der Dreißiger Jahre: Dem Boss der Ringvereine Muskel-Adolf oder seinem Gegenspieler Polizeirat Gennat sowie allerlei Nazi-Größen.

Der bis heute ungeklärte Tod von Hanussen gibt natürlich Anlass zu Spekulationen. War es sein Wissen um die Brandstiftung des Reichsratsgebäudes oder seine jüdische Herkunft, die es den neuen Machthabern unmöglich machte, ihn am Leben zu lassen?

Fazit:

Mit „Hitlers Prophet“ ist dem Autor Paul Kohl ein eindrucksvoller und intelligenter, historischer Krimi gelungen, der mich völlig in Bann gezogen hat. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.