Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Nicht so toll, wie sein Vorgänger

Amerika vor Kolumbus
0


„Amerika vor Kolumbus“, der Nachfolger zu „Kolumbus‘ Erbe“ fällt meine Meinung stark ab.

Die Lektüre des Buches ist diesmal eine echte Herausforderung. Der Schreibstil pendelt zwischen wissenschaftlich ...


„Amerika vor Kolumbus“, der Nachfolger zu „Kolumbus‘ Erbe“ fällt meine Meinung stark ab.

Die Lektüre des Buches ist diesmal eine echte Herausforderung. Der Schreibstil pendelt zwischen wissenschaftlich und unterhaltend hin und her – nicht Fisch, nicht Fleisch. Die Interesseweckende Leichtigkeit des Vorgängers fehlt. Ob das am anderen Übersetzer liegt?

Auffallend ist auch, dass sich der Autor zum überwiegenden Teil auf wissenschaftliche Arbeiten von Amerikanern verlässt.
Die Erkenntnisse internationaler Anthropologen, die sich mit der Besiedlungsgeschichte Amerikas befasst haben, fallen irgendwie unter den Tisch.

Die Theorie, dass „Syphilis“ aus Amerika („Präkolumbische Theorie“ bzw. „Kolumbus-Theorie“) nach Europa eingeschleppt wurde, ist durch Knochenfunde in Essex (England), Pompeij (Italien), der Türkei und/oder St. Pölten (Österreich) widerlegt werden. Es konnte festgestellt werden, dass die Syphilis bereits vor dem 13. Jahrhundert in Europa grassierte. Also keine „Retourkutsche“ wegen der nach Amerika eingeschleppten Infektionskrankheiten wie Masern oder Pocken.

„Americafirst!“ ist nicht immer gut. Ein Blick über den amerikanischen Tellerrand hinaus und in internationale Forschungsergebnisse hinein, hätten diesem Buch gutgetan.

Fazit:

Dass die kulturellen Leistungen der amerikanischen Ureinwohner höher als bisher einzuschätzen sind, dafür hätte es dieses Buch nicht unbedingt gebraucht.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Spatzierer ermittelt wieder

Maronizeit
0

Major Spatzierer und sein Team werden zu einem Toten gerufen. Der Mann ist kopfüber in seinen Maroniofen gestürzt und verbrannt. Was zuerst wie ein tragischer Unfall aussieht, entpuppt sich als Auftakt ...

Major Spatzierer und sein Team werden zu einem Toten gerufen. Der Mann ist kopfüber in seinen Maroniofen gestürzt und verbrannt. Was zuerst wie ein tragischer Unfall aussieht, entpuppt sich als Auftakt einer Mordserie, die quer durch Europa ihre Spuren zieht.

Was ist der gemeinsame Nenner? Sind es die auffallend schönen Zähne der Mordopfer, die einen Hinweis auf den Täter geben?

Während Spatzierer nach den Zusammenhängen sucht, hat sich die „wilde Hilde“ Ranner, ganz etwas anderes in ihren Kopf gesetzt.
Werden beide Erfolg haben?

Meine Meinung:

Wolfgang Pesec erfreut nicht nur steirische Krimi-Fans mit dem zweiten Fall für Major Spatzierer& Co. Neben geglückten Beschreibungen des Lokalkolorits (Buschenschank!), kommen auch die humoristischen Einlagen nicht zu kurz. Der Schreibstil ist wie gewohnt witzig und spritzig. Als Leser ist man den Ermittlern immer einer kleinen Schritt voraus, was aber gar nichts ausmacht. So kann mitverfolgt werden, ob die Polizei die selben Schlüsse zieht, wie der Leser.

Das, was Hilde hier treibt, grenzt an sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und ihre männlichen Kollegen sind nicht zu beneiden.

Fazit:

Wieder ein witzige Regional-Krimi aus dem Hause Emons, der wie immer durch ein passendes Cover besticht.


Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein fesselnder, vielschichtiger Krimi

Der Fluch der Sirte
0



Als eine vorerst unbekannte Männerleiche aus der Donau gefischt wird, ahnt noch niemand, dass noch drei weiter Menschen aus dem Dunstkreis des ersten Toten, der sich als früherer Freund und Spezl von ...



Als eine vorerst unbekannte Männerleiche aus der Donau gefischt wird, ahnt noch niemand, dass noch drei weiter Menschen aus dem Dunstkreis des ersten Toten, der sich als früherer Freund und Spezl von Libyens Staatschef Gaddafi entpuppt, sterben. Es scheint, dass niemand an der Aufklärung der mysteriösen Todesfälle interessiert ist. Ebenso können Verwicklungen in die hohe Politik nicht ausgeschlossen werden.

Nur Oberst Zedlnitzky, dessen Name auch nach Jahrzehnten bei der Polizei immer noch falsch ausgesprochen wird, und seine beiden Mitarbeiter, Cerny und Schreiber, ermitteln weiter. Als der frisch g’fangte Cerny und die ehrgeizige Schreiber in einem Anfall von Wagemut einen dubiosen Banker verhaften, geraten sie in die Mühle der Freunderlwirtschaft und politische Verflechtungen mit harschen Konsequenzen: Beide werden von Dienst suspendiert, was sie allerdings nicht hindert, mit Billigung von Zedlnitzky heimlich weiter zu recherchieren.

Meine Meinung:

Historiker Andreas Pittler ist als Autor spannender und vielschichtiger Krimis wohl bekannt. Seine David-Bronstein-Reihe“ hat viele Fans, zu denen ich mich auch zähle.

Dieser Krimi hier zeigt eindrucksvoll wie dicht so manche politischen Interessen im In- und Ausland mit Korruption und Verbrechen einhergehen. Auf der einen Seite wird das Gaddafi-Regime verteufelt, was aber eine Zeit lang einige Politiker – egal ob rechts oder links - nicht davon abgehalten hat, mit ihm Geschäfte zu machen bzw. sich mit ihm und seinen Gefolgsleuten in der Schicki-Micki-Szene ablichten zu lassen. Pittler wirft einen schonungslosen Blick hinter die Machtmechanismen des Beamtenapparats. Er beschreibt das politisch-wirtschaftliche Machtgefüge recht authentisch.

Der (österreichische) Leser kann sich mit seinen Figuren, die mit viel Humor und großem Einfühlungsvermögen gezeichnet sind, ganz gut einfühlen. Hand aufs Herz – wem schwillt nicht die Zornesader, wenn sich die Hautevolee als korrupt entpuppt und kraft diverser Ämter, die ihnen Immunität gewähren, in der Regel ungeschoren davonkommen?.

Die Handlung ist ungemein spannend, was aber den Krimi meiner Meinung nach besonders auszeichnet, sind die Darstellungen der Menschen mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Frustrationen.

Gut gefällt mir auch das Einbinden von Wiener Institutionen wie das Café Landtmann oder den Karmelitermarkt in die Handlung. Wir fahren mit Zedlnitzky nicht (nur) Straßenbahn sondern, wie ihn Wien geläufig „Tramway“.

Fazit:

Wer intelligente und gut recherchierte Krimis mag, ist hier bestens bedient.


Veröffentlicht am 26.01.2018

hat mich nicht ganz überzeugt

Die letzte Borgia
0

Wer einen historischen Roman über die Familie Borgia zur Hand nimmt, weiß um die skrupellosen Machenschaften dieser Familie, die ihre Macht mit Mord und Totschlag, mit Intrigen und politischer Machtgier ...

Wer einen historischen Roman über die Familie Borgia zur Hand nimmt, weiß um die skrupellosen Machenschaften dieser Familie, die ihre Macht mit Mord und Totschlag, mit Intrigen und politischer Machtgier ausbauen.

Obwohl der Titel dieses Buches suggeriert, dass Lucrezia Borgia, die Tochter Rodrigos, des aktuellen Papstes Alexander, und Schwester des berüchtigten Söldnerführer Cesare, die Hauptfigur spielen soll, kommt sie für mein Empfinden zu kurz.

Sie muss sich sowohl dem Vater als auch dem Bruder unterordnen und wird zum dritten Mal vermählt: diesmal mit dem Herzog Alfonso d’Este. Noch bevor die Braut im Herzogtum eintrifft, sind es die Gerüchte um sie und ihre aus Spanien kommende Verwandtschaft, die ihr vorauseilen. Man beschuldigt sie (natürlich nicht offen) der inzestuösen Beziehung zu Vater und Bruder sowie des Gattenmordes.
Dennoch weiß sie sich zu behaupten und betört alle durch ihre Erscheinung. Dass sie sich mit ihrem Schwiegervater um die Höhe der monatlichen Apanage aus ihrem eigenen Vermögen streiten muss, zeigt wie schlecht es um die Stellung der Frau(en) dieser Zeit bestellt ist.

Meine Meinung:

Das ist der zweite Band der Familien-Saga rund um die Borgias. Der erste ist „Der Palast der Borgia“. Er muss nicht zwingend gelesen werden, trägt aber ein wenig zum besseren Verständnis der vorliegenden Geschichte bei.

Sehr eindrucksvoll ist das Leben (und Sterben) in der Renaissance dargestellt. Viele Männer leiden an der „Französischen Krankheit“ wie die Syphilis genannt wird. Wenn sie nicht in der Schlacht fallen, werden sie, geistig umnachtet und von Geschwüren überwuchert, an dieser Geschlechtskrankheit sterben. Heilung gibt es keine, höchstens Experimente mit allerlei giftigen Substanzen wie z. B. Quecksilber, das auch einige Erfolge aufweisen kann. Selbst der Papst ist davor nicht gefeit.

Schön ist auch, dass weitere historische Personen die Wege des Lesers kreuzen. Wir begegnen z.B. Niccolò Machiavelli und seiner Gemahlin, der uns an seinen klugen Gedanken teilhaben lässt. Interessant sind die politischen Winkelzüge von Cesare und Rodrigo, die weder vor Mord noch vor Verrat zurückschrecken und selbst getreue Anhänger über die Klinge springen lassen.

Fazit:

Trotz der intriganten Familie und ihrer Machenschaften hat das Buch die eine oder andere Länge. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben. Die Leseprobe hat ein wenig mehr versprochen.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
0

„Glaube.Liebe.Tod“ ist das zweite gemeinsame Buch von Peter Gallert und Jörg Reiter.

Schauplatz ist Duisburg, die Hauptfiguren sind die Polizisten der Stadt.

Walter Keunert, ein Polizist gegen den die ...

„Glaube.Liebe.Tod“ ist das zweite gemeinsame Buch von Peter Gallert und Jörg Reiter.

Schauplatz ist Duisburg, die Hauptfiguren sind die Polizisten der Stadt.

Walter Keunert, ein Polizist gegen den die Interne ermittelt, will sich von der Rheinbrücke stürzen. Polizeiseelsorger Martin Bauer kann ihn in letzter Minute von seinem Vorhaben abhalten, indem er selbst, einen Tick früher, in den kalten Rhein springt und Keunert damit zwingt, ihn zu retten.
Bauer glaubt Keunert gerettet, doch der wird am nächsten Tag vor einem Parkhausdeck aufgefunden. Ist er doch gesprungen?

Martin Bauer glaubt nicht an einen Selbstmord und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Unterstütz wird er von Hauptkommissarin Verena Dohr, die es in der Männerdominierten Polizeiszene nicht leicht hat und deswegen auch gleich Zores mit dem Vorgesetzten hat.
Bauers Nachforschungen führen in die Rotlichtsszene und zu einem weiteren Selbstmord: Eine junge rumänische Prostituierte ist vom Balkon eines Hauses gestürzt. Die Parallelen zu Keunerts Tod sind deutlich.

Durch die Hartnäckigkeit des Pfarrers kommen einige Dinge ans Tageslicht, die weit in die Vergangenheit Keunerts zurückreichen.

Meine Meinung:

Die Idee hat mir recht gut gefallen, zeigt sie doch wie eng verzahnt Gegenwart und Vergangenheit sind. Mir ist relativ bald klar geworden, dass die Gründe für den vermeintlichen Selbstmord Keunerts in der Vergangenheit zu finden sind.

Der Krimi aus Sicht eines Geistlichen verspricht einen anderen Blickwinkel. Martin Bauer ist eine interessante Figur, die ihrem Beruf oder Berufung einen hohen Stellenwert einräumt und darüber seine Familie beinahe vergisst. Hier muss ich gleich eine kleine Kritik anbringen: Über seiner Obsession, Licht in den Fall zu bringen und Keunerts 15-jährigen Sohn Tilo, der mit der geladenen Waffe seines Vater in der Stadt herumläuft, zu finden, vernachlässigt er seine Frau und seine ebenfalls 15-jährige Tochter, die nach Deauville reist um sich den Protesten rund um den G8-Gipfel anschließt. Grundsätzlich finde ich den Nebenschauplatz „Familie Bauer“ ganz gut, doch Bauers Verhalten seiner Familie gegenüber ist doch ein wenig verantwortungslos, zumal er ja offiziell kein Ermittler im Fall Keunert ist. Zum Aufzeigen der Zwickmühle in der sich Bauer befindet, sind die Nebenschauplätze gut gelungen. Auch Bauers Zweifel an sich, an Gott usw. kommen recht gut zur Geltung. Einerseits holt er seine Kraft aus dem Glauben, passende Bibelverse finden sich im Buch, auf der anderen Seite eckt er überall an.

Mir gefällt der knappe Schreibstil des Autorenduos, der ohne lange Ausschweifungen auskommt. Durch die vielen Nebenschauplätze verliert der Krimi an manchen Stellen ein wenig die Spannung.

Fazit:

Der Krimi aus Sicht des Seelsorgers hat mir gut gefallen, daher gebe ich 5 Sterne und warte mit Ungeduld auf den nächsten Fall „Tiefer denn die Hölle“ (April 2018)