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Venatrix

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Wo ist Jade?

Leise steigt die Flut
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Als die elfjährigen Zwillinge Jade und Ethan Minear heimlich aus dem Elternhaus klettern und einen Abenteuerstreifzug über die Insel zu machen, weiß keiner der beiden, welche dramatische Ereignisse damit ...

Als die elfjährigen Zwillinge Jade und Ethan Minear heimlich aus dem Elternhaus klettern und einen Abenteuerstreifzug über die Insel zu machen, weiß keiner der beiden, welche dramatische Ereignisse damit lostreten. Jade verschwindet und Ethan kehrt traumatisiert nach Hause zurück. Der Junge wirkt ohne seine Schwester verloren, zumal sie als seine Dolmetscherin fungiert, denn Ethan weigert sich zu sprechen.

Während alle verfügbaren Kräfte nach dem Mädchen suchen, ist die kleine Insel St. Martins wegen der winterlichen Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten. Ben Kitto muss wieder einmal beinahe alleine ermitteln. Nur Isla und Eddie stehen ihm zur Seite.

Bei seinen Recherchen entdeckt Ben Kitto, dass die Minears, trotz allem Reichtums, eine ziemlich dysfunktionale Familie sind. Vater Scott ist ein Despot, der alle tyrannisiert, Mutter Gemma ist Alkoholikerin, der älteste Sohn träumt von einer Sportlerkarriere, die ihm der Vater verbietet, und die ältere Tochter ist wegen ihrer Liebe zu einem wesentlich älteren Mann, quasi aus der Familie ausgestoßen worden. Nur Gemmas Eltern, scheinen in halbwegs geordneten Verhältnissen zu leben, obwohl die Demenzerkrankung des Vaters eine Herausforderung ist.

Man sucht akribisch nach Jade als man Scott unter einem Meer von seinen Lieblingsnarzissen auf dem Felsen mit dem Namen „Devils Table“ begraben, tot findet. Jetzt ist aus dem vermeintlichen Entführungsfall eine Mordermittlung geworden. Nach wie vor ist keine Hilfe von außen in Sicht.

Mühsam stochert Ben Kitto in der vernebelten Ermittlung herum. Es gibt Andeutungen, dass Scott sich gottgleich aufgespielt hat. Die Liste derjenigen, die ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hätten, wird stündlich länger.

Meine Meinung:

Autorin Kate Penrose bleibt ihrem Konzept, ein Verbrechen, schlechtes Wetter verhindert Unterstützung vom Festland und Ben Kitto muss sich alleine um alles kümmern, auch im 5. Fall treu.

Allerdings habe ich persönlich den Eindruck, dass sich Ben Kitto nicht allzu sehr weiterentwickelt hat. Nach wie vor gibt es Animositäten mit seinem Chef und Ben stochert ziemlich lustlos im sprichwörtlichen Nebel herum. Der geübte Krimileser ahnt, ja weiß sogar schon, dass Ben an der falschen Stelle „seinen“ Täter sucht. Das Privatleben von Kitto scheint nun ein wenig Drive zu bekommen, denn seine Freundin Nina ist bei ihm eingezogen. Nun, auch nicht ganz friktionsfrei - aber daraus lässt sich etwas entwickeln.

Die Autorin versucht, durch Bens wiederholte Irrwege und Sackgassen Spannung in die Handlung zu bekommen. Das wäre meiner Meinung nach nicht gar nicht notwendig. Das Gefühl, auf der Insel den Elementen ausgesetzt zu sein, ohne auf externe Hilfe zählen zu können, ist für mich Spannung genug. Daneben geben die Abgründe dieser dysfunktionalen Familie zahlreiche Rätsel auf.

Das richtige Gespür für die Menschen scheint Kitto diesmal nicht haben. Da tut sich der Wolfshund Shadow schon viel leichter. Er weicht nämlich Ethan nicht von der Seite.

Fazit:

Nicht ganz so toll wie die anderen Fälle, weshalb ich einen Punkt abziehe und nur 4 Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Das älteste Memoire einer Frau in deutscher Sprache

Ich, Helene Kottannerin
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Dieses interessante Buch ist zweiteilig. Im ersten kommt Helene Kottannerin (ca. 1400 - 1475) mit ihren „Denkwürdigkeiten“ selbst zu Wort. Im zweiten Teil wird das historische Umfeld bzw. die Bedeutung ...

Dieses interessante Buch ist zweiteilig. Im ersten kommt Helene Kottannerin (ca. 1400 - 1475) mit ihren „Denkwürdigkeiten“ selbst zu Wort. Im zweiten Teil wird das historische Umfeld bzw. die Bedeutung der „Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ beleuchtet.

Worum geht’s im ersten Teil?

Man schreibt das Jahr 1439. Der Habsburger Erzherzog von Österreich und König von Ungarn, Albrecht II, stirbt plötzlich an der Ruhr. Seine Ehefrau, Elisabeth von Luxemburg, ist gerade schwanger und hofft auf einen Sohn. Um dessen Machtanspruch auf die Königskrone Ungarns zu festigen, beauftragt Elisabeth ihre Vertraute, die Kammerfrau Helene Kottannerin, die ungarische Krone aus der Festung Plintenburg (heute Visegrad) zu stehlen. Soweit der Auftrag. In ihrem Bericht beschreibt die Kottannerin den Diebstahl und die abenteuerliche sowie gefährliche Reise von Plintenburg nach Komorn, wohin sich Elisabeth geflüchtet ist.

Das Glück ist Elisabeth hold und in der Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1440 wird der Knabe geboren, der Ladislaus Postumus genannt wird. Am 15. Mai 1440 wird Ladislaus mit der geraubten Krone in Stuhlweißenburg (heute Székesfehérvár) zum König von Ungarn gekrönt.

Im zweiten Teil wird der autobiografische Bericht der Helene Kottannerin unter die Lupe genommen.

„Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ gelten als älteste Memoiren einer Frau in deutscher Sprache. Sie wurden um 1450 niedergeschrieben. Ob von Helen Kottannerin persönlich oder einem professionellen Schreiber, kann nicht mehr eruiert werden. Behutsam wurden die Fragmente in ein heutiges Deutsch transkribiert. Dabei wurde jene Lücken im Text beibehalten, die bereits im ursprünglichen Manuskript vorhanden bzw. durch die Brüchigkeit des Pergaments später entstanden sind.

Die Autorinnen ergänzen historische Angaben, die den Lesern bislang vielleicht noch nicht bekannt waren. Wir erfahren einiges aus der komplexen Situation rund um die Erbfolge, in der neben den Habsburgern auch die Luxemburger, die Jagellonen auch Hunyadis und Cillis eine Rolle spielen.

Wissenswert ist auch die Darstellung der Symbolkraft der Krone und ihre Geschichte. Über die anderen Reichsinsignien (Szepter und Schwert) wird im allgemeinen wenig gesprochen.

Daneben erhält der interessierte Leser durch dieses einmalige Dokument einen detaillierten Einblick in die Lebens- und Glaubenswelt einer Kammerfrau aus dem 15. Jahrhundert.
Der Schreibstil des zweiten Teils passt gut zu einem historischen Sachbuch, das eine ausführliche Bibliografie sowie zahlreiche Abbildungen wie Karten und den Stammbaum des Ladislaus Postumes enthält.

Wer einen historischen Roman zu diesem als „Raub der Stephanskrone“ in die Geschichte eingegangenen Ereignis lesen möchte, dem empfehle ich Beate Malys Roman „Raub der Stephanskrone“.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Sachbuch, das sich mit der beeindruckenden Persönlichkeit der Helene Kottannerin beschäftigt, 5 Sterne

Veröffentlicht am 23.04.2023

Ein gelungener Reihenauftakt

Mörderkirtag
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In Bad Höfstein, einem beschaulichen Kurort im Salzburger Pongau findet der alljährliche Kirtag statt. Jung und alt vergnügt sich feucht fröhlich. Noch weiß niemand, dass bald nichts mehr so sein wird ...

In Bad Höfstein, einem beschaulichen Kurort im Salzburger Pongau findet der alljährliche Kirtag statt. Jung und alt vergnügt sich feucht fröhlich. Noch weiß niemand, dass bald nichts mehr so sein wird wie vorher. Ein Schwammerlsucher findet zur selben Zeit den reichen Steinbruchbesitzer Federmayer erschossen mit offenem Hosentürl im Wald.

Die Bestürzung über den Mord hält sich im Dorf in Grenzen, denn der Tote war ein Ekelpaket ersten Ranges, dem es diebisches Vergnügen bereitet hat, seine Mitmenschen zu demütigen. Die Liste der Verdächtigen ist lang, das Motiv klar und der Besuch des Kirtags bei den meisten das wackelige Alibi. Während sich das LKA Salzburg auf den Schischul-Toni als Täter einschießt, verfolgt Postenkommandant Alfred Distl, noch andere Spuren.

Vier Tote später ist der Fall geklärt. Der Täter ist ...?? Nein, das verrate ich nicht.

Meine Meinung:

Hans Christ ist in seinem Brotberuf Tierarzt und kennt dörfliche Strukturen recht gut. Mit der Gestalt des, Pfeife rauchenden und manchmal mürrischen, Postenkommandanten Alfred Distl hat er einen kauzigen Ermittler geschaffen, der häufig aneckt.

„Der Distl und Papierkram, das verhält sich so ähnlich harmonisch wie barfuß und Glasscherben.“

Distl wird, ob seiner gemütlich erscheinenden Art mitunter unterschätzt. Er wollte auch gar nicht Postenkommandant werden, sondern hat sich mit seinem Vorgesetzten auf den „provisorischen“ Kommandanten geeinigt. Doch wie man weiß, haben Provisorien in Österreich 99 Jahre Bestand.

Auch die anderen Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Manche davon erregen fast schon Mitleid, andere wiederum sind ähnlich gestrickt wie der Federmayer. Ein besonders Ehrgeiziger ist der Polizist Reinhard Larisch, der unbedingt der dörflichen Enge sowie dem Distl entfliehen und zur Kripo will.

„Reinhard Larisch hält nicht viel von seinem Vorgesetzten, der weiß das auch, aber es ist ihm wurst, so wie ihm eigentlich alles wurst zu sein scheint.“

Der Schreibstil passt gut zur dörflichen Struktur. Man kennt sich, mag sich oder eben nicht. Der Leser wird durch direkte Ansprache immer wieder in das Geschehen einbezogen.

Schmunzeln musste ich über Distls Verballhornung mancher Begriffe. So wird aus dem „Kapazunder“ gleich einmal ein „Kapuziner“.

Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Mordsglück
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Der Direktor des Oberstufenrealgymnasiums in Bad Höfstein sieht sich dem ultimativen Albtraum aller Lottospieler gegenüber: Das Euromillionenlos, das er für den Maturaball gespendet hat, hat den Hauptgewinn ...

Der Direktor des Oberstufenrealgymnasiums in Bad Höfstein sieht sich dem ultimativen Albtraum aller Lottospieler gegenüber: Das Euromillionenlos, das er für den Maturaball gespendet hat, hat den Hauptgewinn von 37 Millionen Euro erzielt. Blöderweise ist das Los verschwunden. Der Dieb hat das Los gleich eingelöst und den Gewinn eingestreift. Buchsberger verdächtigt die Schulsekretärin und wird wenig später erschlagen in seinem Büro aufgefunden und er wird nicht der einzige Tote bleiben.

Das LKA Salzburg schickt wieder die üblichen Beamten, den Jerry und den Roten, die darüber ziemlich erstaunt sind, dass der inzwischen pensionierte, Pfeife rauchende ehemalige Postenkommandant Alfred Distl, der immer wieder Wortspiele zu besten gibt, bei dem Ermittlungen mitmischt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er diesen Fall, in dem wenig so ist, wie es scheint, löst.

Meine Meinung:

Der Krimi ist wie gewohnt leicht zu lesen und lebt von seinen kauzigen Charakteren. Allen voran dem nunmehr pensionierten Alfred Walz, der im letzte Fall beinahe einem Mordanschlag nicht überlebt hat.

„Der Walzig zwar kein Distl-Jünger, aber jünger als der Distl. Und wenn dir plötzlich ein von den Toten Wiederauferstandener ins Zimmer geschneit kommt, dann bist du natürlich momentan völlig dings.“

Wieder mit dabei sind auch die beiden Ermittler des LKA Salzburg, der Jerry und der Rote. Die Spitznamen haben sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem FBI-Agenten Jerry Cotton bzw. der roten Haare wegen.

Der Jerry und der Rote sind wieder einmal unterwegs nach Höfstein.
»Eigentlich müsste der Kübel inzwischen den Weg von alleine finden!«, mault der Rote, »außer uns, glaub’ ich, fährt nur noch der Leichenwagen öfter daher!«
»Und der Postautobus! Was wollen wir denn eigentlich hier schon wieder?«

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 22.04.2023

Intrigen und Mord im KLoster

Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs
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Das frühe Mittelalter mit seinen unklaren Herrschaftsansprüchen, um Macht und Einfluss wetteifernde Klöster sowie Frauen, die zwangsverheiratet werden (sollen), sind immer eine dankbare Kulisse für historische ...

Das frühe Mittelalter mit seinen unklaren Herrschaftsansprüchen, um Macht und Einfluss wetteifernde Klöster sowie Frauen, die zwangsverheiratet werden (sollen), sind immer eine dankbare Kulisse für historische Romana und Krimis.

Diesmal ist der Hintergrund die Regelung der Thronfolge, bei der sich auch Hildegard von Bingen einzufinden hat. Mit in ihrem Gefolge ist Elisabeth, eine sehr kluge Novizin, die vor ihrer Zwangsheirat mit einem Ungustl ins Kloster eingetreten ist. Schauplatz in das Kloster Disibodenberg, in dem Hildegards Konvent ursprünglich gelebt hat, bis sie vom missgünstigen Abt vertreiben worden sind. Und genau dieser, kocht nun sein eigenes Süppchen. Dazu passt auch, dass kurz nach der Ankunft der Nonnen ein Mord geschieht und wenig später ein weiterer Mann vergiftet wird. Blöderweise glauben die Mönche, dass nur Frauen mit Gift morden, und Hildegard wird in den Keller gesperrt. Doch niemand hat mit der gewitzten Elisabeth gerechnet, die alles dafür tut, Hildegard vom Mordverdacht reinzuwaschen.

Meine Meinung:

Ich mag diese Mittelalterkrimis! Natürlich leben sie von zahlreichen Klischees. Dieser hier verquickt sehr geschickt Fakten mit Fiktion. Dass Hildegard von Bingen eine einflussreiche und ungewöhnliche Frau war, ist unbestritten. Manchmal musste ich schmunzeln, wenn Hildegard oder Elisabeth eine kurze Breitseite gegen den missgünstigen Abt ausgeteilt haben.


Dieser Mittelalterroman ist flüssig zu lesen und zeigt deutlich, wie sehr, intelligente Frauen diskreditiert worden sind. Für Elisabeth ergibt sich dann doch noch eine ansehnliche Fügung des Schicksals.

Mehrere unvorhergesehene Wendungen machen diesen historischen Roman so richtig spannend.

Das hellblaue Cover mit seinem feinen gelben, an klösterliche Verzierungen erinnernden Muster, gefällt mir sehr gut.

Fazit:

Wer gerne historische Kriminalromane liest, die im Mittelalter spielen, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.