Eine gelungene Fortsetzung
Die toten Engel vom Montmartre„Es war weder die Nachtigall noch die Lerche, die Commissaire Geneviève Morel an diesem frühen Sonntagmorgen im August aus dem Schlaf riss.“
Der erfahrene Krimi-Leser weiß, dass es das Diensthandy der ...
„Es war weder die Nachtigall noch die Lerche, die Commissaire Geneviève Morel an diesem frühen Sonntagmorgen im August aus dem Schlaf riss.“
Der erfahrene Krimi-Leser weiß, dass es das Diensthandy der toughen Ermittlerin ist, das zur Unzeit läutet.
Genevièvs traute Zweisamkeit mit Dr. Henry Martel wird jäh durch einen bizarren Mord an einer jungen Frau gestört. Man findet die Leiche auf einem Flügel der bekannten La Moulin de la Galette wie gekreuzigt festgebunden, bekleidet mit einem Kostüm aus dem Varieté Moulin Rouge.
Noch während sie ihr Team organisiert, entdeckt sie, dass Olivia, ihre Großmutter etwas im Schilde führen muss, kauft sie doch am bekannten Pariser Flohmarkt getragene, hässliche Kittelschürzen. Für ein Kostümfest mit dem Motto „Vintage Pöbel“, was wie Geneviève denkt, wieder gut zu ihrer Mamie passt. Ganz nebenbei erfährt sie von Mamie noch, dass zwei französische Politiker ermordet worden sind, angeblich mit Nervengift und, dass eines der berühmten Fabergé-Eier beim renommierten Juwelier Tassos als Leihgabe des St. Petersburger Museum nur mehr wenige Tage in Paris zu sehen sein soll.
Da sich Geneviève zunächst sich mit dem Mord beschäftigen muss, misst sie diesen Informationen wenig Bedeutung bei.
Wenig später erfährt Geneviève, dass die junge Frau, Charlene Garcia, schwanger war und in einem luxuriösen Appartement in der sündteuren Metropole gelebt hat und, dass es ein zweites Opfer gibt: Ambre Denaux, eine vielversprechende junge Opernsängerin, deren Tod und die Umstände, dem Charlenes gleichen.
Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, dann außer, dass die beiden toten Frauen keine Französinnen sind und keine Familie haben, ist nichts über sie herauszufinden. Selbst Lunette Lizeroux, ihre rechte Hand und Spezialistin, wenn es darum geht, geheime Informationen zu beschaffen und ihre Verbindungen fördern nichts zutage.
Als sich nun die BRI, die Brigade recherche et d’intervention, in Person ihres Leiters Olivier Guyon einmischt und ihr den Fall entziehen will, ist klar, dass hier mehr dahinter stecken muss. Die Frage ist nur WAS?
Verärgert aktiviert Geneviève die Kontakte ihrer Familie und sticht die eine oder andere Information zu einem ehrgeizigen Journalisten durch.
„Was erwarten Sie davon? Außer, dass sich die BRI grün und blau ärgern wird?“
„Wäre das nicht schon genug?“
Allerdings darf Geneviève Olivier Guyon nicht unterschätzen, denn seine Andeutung über das Business der Familie Morel Bescheid zu wissen, könnte gefährlich werden.
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist eine gelungene Fortsetzung, der mich grundsätzlich begeistern konnte. Allerdings mit einer Ausnahme, nämlich der Entwicklung, die Lunette Lizeroux durchmachen muss. Die ehemalige Mitarbeiterin der BRI, die beim Terroranschlag auf Bataclan ein Bein verloren hat, wird, nachdem sie im ersten Fall als intelligente und scharfsinnige Frau vorgestellt worden ist, zu einem dümmlich kichernden, Champagner schlürfenden Mäuschen degradiert. Nein, lieber Herr Autor, das geht gar nicht!
Herzlich lachen musste ich über Mamies Auftritt beim Juwelier Tassos als exzentrische Madame Pommery. Tja, so ist das eben: Man sieht nur, was man kennt oder zu kennen glaubt.
Und der kleine Einkaufsbummel von Mamie, Geneviève und Letizia, ihrer zu Besuch weilenden Schwägerin, ist einfach zum Wiehern.
Der Schreibstil ist locker und leicht. Hinter dem Autorennamen René Laffite steckt ein österreichischer Krimiautor, der seiner Liebe zu Frankreich und dem savoir-vivre hier ausgiebig frönen darf. Geschickt nimmt er seine Leser auf eine kleine Besichtigungstour abseits der sonst üblichen touristischen Trampelpfade mit. An der Seite von Geneviève und Letizia erkunden wir den Montmartre, lassen uns bei einem formidablen Diner auf dem Eiffelturm verwöhnen und schnuppern in das Leben der Tänzerinnen des Moulin Rouge, das nicht nur aus Applaus und Glitzer, sondern vor allem aus harter Arbeit besteht.
Fazit:
Dieser gelungenen Fortsetzung gebe ich gerne 4 Sterne. Die Degradierung von Lunette Lizeroux kostet den 5. Stern.