Dieses Buch war für mich eine echt Überraschung, weil es mich richtig begeistert hat und ein Highlight war. Aus einer einfachen Luchsbeobachtung zweier junger Männer wird eine gefährliche Angelegenheit und dann verändert sich die ganze Welt für die Brüder Bernhard und Julius und ihre Freunde... Willkommen in Berlin zur Zeit der Sektoren und des drohenden Mauerbaus!
Die Brüder sind sehr ungleich und dennoch verstehen sie sich gut. Nach dem Tod des Vaters, der sich angeblich selbst erhängt hat, rücken die beiden noch näher zusammen. Sie sind geschockt vom Tod des Vaters und glauben nicht an Selbstmord. Das bringt sie in Gefahr, denn im russischen Teil Berlins ist die Stasi nie weit. Die Brüder wollen in den Westen übersiedeln, aber dann wird plötzlich alles ganz schwierig und gefährlich...
Beeindruckt hat mich die authentische Schilderung des Geschehens und die lesernahe Schreibweise des Autoren. Ich habe gelesen, dass "Seitenwechsel" ein Jugendbuch ist, vielleicht liegt es daran. Jedenfalls habe ich richtig mitgefiebert und gehofft, dass am Ende alles gut geht. Ein tolles Buch, das den Kommunismus auf der einen Seite und die westliche Welt auf der anderen Seite gegenüberstellt. Aber nicht alle Kommunisten sind böse, sondern auch liebenswert, ein treusorgender Vater, eine wunderschöne, kluge Tochter, ... Das Buch ist so warmherzig, weil es so menschelt, und gleichzeitig ist es trotzdem "historisch wertvoll", weil es die Atmosphäre damals für uns, die wir zu jung sind, um uns selbst zu erinnern, so herrlich anschaulich schildert. Die Angst, die Hoffnung, das Lieben und Leiden - das Leben eben. Enden möchte ich mit einem Zitat des amerikanischen Vorgesetzten Aragon von Jack, der ein Freund von Julius und Bernhard ist: "Das Problem ist, dass es nur in der Theorie funktioniert, in der Praxis blättert der Lackangsam ab. Wenn Sie die Leute fragen, die die Segnungen des Kommuninsmus schon länger genießen, dann hält sich die Begeisterung in Grenzen."