Facettenreicher Guernseykrimi
Cyrus Doyle und die Kunst des Todes„Die Kunst des Todes“ ist der dritte Band einer Serie von auf Guernsey spielenden Krimis mit dem Ermittler Cyrus Doyle. Ich habe die vorherigen Bände nicht gelesen, was aber dem Verständnis keinen Abbruch ...
„Die Kunst des Todes“ ist der dritte Band einer Serie von auf Guernsey spielenden Krimis mit dem Ermittler Cyrus Doyle. Ich habe die vorherigen Bände nicht gelesen, was aber dem Verständnis keinen Abbruch tut. Es sind wenig Hintergrundinformationen notwendig, und diese werden im Buch gut vermittelt.
Das Buch beginnt gleich recht flott mit der Entdeckung des Mordopfers und einigen zum Weiterlesen animierenden Informationen. Dieses gute Tempo hält sich allerdings nicht; an manchen Stellen liest sich das Ganze etwas zäh und es gibt oft zu viele unnötige Details, wie zB die genaue Speisenfolge eines Mittagsessens, die eine halbe Seite einnimmt, oder die ausführliche Beschreibung eines Polizeihubschraubers inkl Guernsey-Wappen. Ein Kapitel zwischen zwei weiteren Ermittlern mit langgezogenen Informationen über Napoleon war wohl nur dazu da, die Spannung zwischen dem vorherigen und folgenden Kapitel zu strecken und hat mich ein wenig geärgert. Diese immer wieder vorkommenden Längen führten auch dazu, daß ich nicht wirklich gefesselt von dem Buch war und nach dem ersten Drittel ohne Bedauern kleinere Lesepausen einlegte.
Der Schreibstil selbst gefiel mir gut, er ist anschaulich, liest sich angenehm, der Umgang mit Sprache gefällt mir. Details über Guernsey werden mal mehr, mal weniger geschickt eingeflochten und ich sah die sommerliche Küstenstadtatmosphäre gut vor mir. Im Anhang geht der Autor auf sehr sympathische Weise auf die im Buch vorkommenden Orte ein, gibt im flotten Stil Hintergrundinformationen und Links. Man merkt, daß er sich mit Guernsey beschäftigt hat und es ihm am Herzen liegt. Ich habe im Buch auch interessante Fakten über Guernsey erfahren, was Spaß gemacht hat.
Die englische Atmosphäre dagegen kommt nicht wirklich durch. Ich lese viele in Großbritannien spielende Krimis und mag es, wie man dies beim Lesen immer spürt. Hier hätten die Ermittler aber auch genauso gut in einem Ostseebad ermitteln können, irgendwie fehlte mir das Britische. Ich weiß nicht, ob es an den Charakteren lag, Atmosphäre oder ihr Fehlen ist schwer an etwas Konkretem festzumachen, aber die ganze Ermittlergruppe wirkte einfach eher deutsch auf mich.
Der Fall ist gut aufgebaut, es gibt hinreichend Verdächtige und Motive, und er wird durch (fast durchweg) solide Ermittlerarbeit, ohne seltsame Zufälle oder übertrieben dramatische Szenen, gelöst. So mag ich Krimis. An manchen Stellen zerfasert sich die Handlung etwas, aber im Ganzen baut alles recht gut aufeinander auf.
Wie in jeder Serie gibt es auch Privatkram der Ermittler, dies hielt sich hier meistens recht angenehm unaufdringlich im Hintergrund oder war für den Fall relevant. Anstrengend fand ich nur Cyrus und seine Kollegin und Ex-Beziehung Pat, die einander noch zugetan sind, sich das aber nicht richtig eingestehen wollen, so daß sie giftig auf jede Frau reagiert, mit der er im Rahmen der Ermittlungen ein Wort wechselt, und er ständig an sie denkt und sich selbst erklärt, daß er nicht an sie denkt. Sogar im tiefsten Ermittlungsstreß ist Platz für dieses Teenagerverhalten, zum Glück meistens aber nur in wenigen Sätzen.
Im Ganzen ein unterhaltsamer, sorgsam aufgebauter Krimi im gut lesbaren Stil, wenn auch mit einigen – aus meiner persönlichen Sicht - Schwächen und Längen.