Cover-Bild Der Weg zurück
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Abenteuerroman: Krieg und Militär
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 08.03.2014
  • ISBN: 9783462046304
E.M. Remarque

Der Weg zurück

Roman
Thomas F. Schneider (Herausgeber)

Ende 1918 kehrt eine Handvoll Soldaten von der Westfront zurück. Doch statt der einstigen Kriegsbegeisterung schlägt ihnen nur noch Verachtung entgegen … Die Fortsetzung des Welterfolgs Im Westen nichts Neues .

»Große Ausdruckskraft, klarer, verständlicher Stil, logischer Aufbau – und eine Anklage gegen den Krieg« dpa

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2019

Zerstört an Körper und Geist -Kriegsheimkehrer

0

Diese Buch ist die Fortsetzung zu dem viel bekannteren Buch „Im Westen nichts Neues“.

Hier erzählt Erich Maria Remarque wie es der Handvoll Soldaten ergeht, die als Schüler auf die Schlachtfelder des ...

Diese Buch ist die Fortsetzung zu dem viel bekannteren Buch „Im Westen nichts Neues“.

Hier erzählt Erich Maria Remarque wie es der Handvoll Soldaten ergeht, die als Schüler auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs eingerückt und danach an Körper und Geist verletzt wieder in ihr privates Umfeld zurückkehren.

Nichts ist mehr wie vorher. Den jungen Männern, die desillusioniert und orientierungslos sind, schlägt statt der einstigen Kriegsbegeisterung nur noch Verachtung entgegen. Niemand hat ein offenes Ohr für ihre berechtigten Anliegen. So schweigen auch diejenigen, die ein wenig über die erlebten Kriegsgräuel reden wollten auch noch.

Dieser Roman wird aus Sicht von Ernst Birkholz geschrieben (Paul Bäumer ist ja in den letzten Kriegstagen gefallen). Auch Ernst hat große Probleme an das Leben vor dem Krieg anzuknüpfen. Seine Schulkollegen und er können/sollen das Abitur nachmachen. Doch angesichts der Traumata ist es kaum möglich, sich mit Latein, Altgriechisch oder mathematischen Formeln zu beschäftigen.

Als einer der der Heimkehrer wegen Mordes vor Gericht steht, wirft der Autor die (berechtigte) Frage auf, warum das Töten im Zivilleben anders bewertet werden soll, als das vielfache Töten als Soldat. Darauf weiß natürlich keiner eine Antwort.

Fazit:

Ein weiteres beeindruckendes Buch aus der Feder von Erich Maria Remarque, das zu Unrecht im Schatten von „Im Westen nichts Neues“ steht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Bewegende Geschichte, meisterhafter Umgang mit Sprache

0

In jedem Buch Remarques bin ich voller Begeisterung und Bewunderung über seinen Umgang mit Sprache. Es ist ein so eigener Stil, voller Können und doch so eingängig. "Der Weg zurück" hat mich in dieser ...

In jedem Buch Remarques bin ich voller Begeisterung und Bewunderung über seinen Umgang mit Sprache. Es ist ein so eigener Stil, voller Können und doch so eingängig. "Der Weg zurück" hat mich in dieser Hinsicht ebenfalls wieder sehr erfreut.

Es ist das Folgebuch zum tief berührenden "Im Westen nichts Neues" und wir treffen einige Charaktere wieder. In den letzten Tagen des Ersten Weltkrieges begegnen wir ihnen und begleiten sie durch die erste Nachkriegszeit. Wie auch schon im Vorgängerbuch kann Remarque die Grausamkeit des Krieges, die Sinnlosigkeit und erschreckende Beiläufigkeit des Sterbens ganz hervorragend vermitteln. Er tut dies ohne jegliches Pathos, eher sogar lakonisch und gerade dadurch wirkt es noch viel stärker. Auch als der Friedensschluß greifbar nahe ist, wird noch reichlich Leben verheizt, es graust einen beim Lesen. Die Erschöpfung und Resignation dieser jungen Männer - die hier größtenteils direkt von der Schulbank ins große Morden beordert wurden - ist greifbar. Sie wirken viel älter.

Diese letzten Tage des Krieges, die ersten Tage nach dem Friedensschluß, die beschwerliche Rückreise in die Heimat berichtet Remarque mit vielen interessanten Details. Immer wieder blitzt sein trockener Humor durch. Es gibt so meisterhaft amüsante Passagen, die dann ein paar Absätze später von eindringlicher Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit abgelöst werden.

Die Revolutionswirren in Deutschland mit ihren teils absurden Auswüchsen werden gut dargestellt, ebenso wie am Ende des Buches die Verherrlichung von Krieg und Gewalt, als in einem friedlichen Wald eine Gruppe Jungs militärisch gedrillt wird. Sehr gut hat Remarque zu diesen Zeitpunkt, 1930/31, erkannt, daß auch der grausame Krieg zu keinem Umdenken geführt hat. Da wird Pazifist als Schimpfwort benutzt; wer sich gegen die Gewalt ausspricht, ist ein Bolschewist, ein Vaterlandsverräter. Zum Glück gibt es auch Leute, die so denken: "Ich will meinen Jungens da beibringen, was wirklich ihr Vaterland ist. Ihre Heimat nämlich und nicht eine politische Partei. Ihre Heimat aber sind Bäume, Äcker, Erde und keine großmäuligen Schlagworte." Leider lehrt uns die Geschichte, daß nur allzubald die Großmäuler mit ihren Parolen die Welt wieder in Schutt und Asche legen werden (und manche Großmäuler auch bis heute nicht dazugelernt haben). Eine dunkle Vorahnung dessen ist in diesem Buch schon spürbar.

Remarque verfolgt den Weg verschiedener Kriegsrückkehrer, einst größtenteils Schulkameraden. Ich muß gestehen, daß ich die vielen Namen nicht immer ganz zuordnen konnte, aber das tat dem Lesen keinen Abbruch. Durch die Vielfalt der Personen bekommen wir einen guten Überblick über die verschiedenen Arten, in der die Heimkehrer versuchten, mit ihrem Leben fertigzuwerden. Das gelingt manchen, die zu erfolgreichen Schiebern werden oder günstig heiraten. Andere müssen feststellen, daß Ehe und Familie sie nicht mehr auffangen können. Wieder andere merken, daß sie keinen Anschluß mehr im zivilen Leben finden - Arbeitslosigkeit, schlechtbezahlte Stellen treffen mehrere in der Gruppe.

Sehr deutlich, an manchen (wenigen) Stellen für meinen Geschmack etwas zu plakativ, scheint aber das grundlegende Problem durch: diese Jungen wurden aus ihrer Jugend, ihrem Schülerdasein herausgerissen und zu Tötungsmaschinen geformt. Außer dem Töten haben sie nichts gelernt. Jahrelang bewegten sie sich im Krieg abseits der Normen, lösten Probleme ohne das Gesetz, wurden für erfolgreiches Töten belohnt. Nun sollen sie sich einfinden in ein bürgerliches Leben, sich dessen Regeln unterwerfen, ohne auf sie vorbereitet worden zu sein. Sie kommen aus dem Krieg und man wirft sie ins Leben und ist überrascht, daß diese Umgewöhnung nicht mal eben so geht. Hilfestellung bekommen sie keine. Und so ist es nicht überraschend, daß viele von ihnen daran zerbrechen, auf vielfältige Weise. Das Buch endet, entgegen der ersten Version der Manuskriptes, mit einer leicht hoffnungsvollen Note zumindest für den Ich-Erzähler, aber das ganze geschehene Leid bleibt. Fast am Ende findet sich diese eindrückliche Passage: "Hier stehen die verlorenen Jahre, die nicht erfüllt worden sind, wie ein gespenstischer Nebel über den Gräbern, hier schreit das ungelebte Leben, das keine Ruhe findet, in dröhnendem Schweigen zum Himmel, hier strömt die Kraft und der Wille einer Jugend, die starb, bevor sie zu leben beginnen konnte, wie eine ungeheure Klage durch die Nacht."

Remarque ist, wie Walter Kempowski, ein ganz großer Chronist der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch läßt mich beeindruckt und bewegt zurück.