Als hochwertige Imagebroschüre gelungen - mehr leider nicht
Little Book of PradaNachdem ich aus derselben Reihe "The Little Book of Chanel" genossen habe, habe ich mich schon gefreut, nun auch über Prada mehr zu erfahren. Leider konnte dieses Buch nicht annähernd so sehr überzeugen.
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Nachdem ich aus derselben Reihe "The Little Book of Chanel" genossen habe, habe ich mich schon gefreut, nun auch über Prada mehr zu erfahren. Leider konnte dieses Buch nicht annähernd so sehr überzeugen.
Von der Gestaltung her ist es hochwertig, ein fester Einband mit minimalistischer, zur Marke passender Gestaltung, ein handliches Format, im Buch hochwertiges Papier und zahlreiche Farbfotos. Visuell also ein Vergnügen.
Es beginnt interessant mit der Gründung der Firma im Jahr 1913, dem ersten Geschäft, ein paar alten Fotos, und ich las mich gerade gemütlich in diese Firmengeschichte hinein, als ich umblätterte und mich plötzlich 60 Jahre weiter fand. Ich habe noch mal zurückgeblättert, um zu sehen, ob ich eine Seite überschlagen hatte. Der Sprung kommt plötzlich und etwas enttäuschend - 60 Jahre Firmengeschichte sind ja nun keine Kleinigkeit. Nun muss man der Fairness halber sagen, dass - wie ich dann online herausfand - es über diese sechzig Jahre wirklich nicht sonderlich viel zu sagen gibt, aber genug für ein, zwei überleitende Sätze hätte sich herausfinden lassen. Dieser Anfang ist symptomatisch für das Buch.
Die Autorin geht nie in die Tiefe. Letztlich besteht der Großteil des Buches aus einer Beschreibung der verschiedenen Kollektionen und der entsprechenden Fotos, mit Bildbeschriftungen, die über das rein Beschreibende nur selten hinausgehen. So steht neben einem Foto von einem gelben Kleid mit Sternenmuster "Miu Miu verwendet oft hübsche Muster, wie etwa dunkle Sterne auf hellgelbem Grund". Im Textteil finden sich viele Sätze, die man in Imagebroschüren häufig liest: sie klingen hübsch, benutzen einige Schlagworte und enthalten keinerlei Informationen, so z.B. bei der Aussage über ein neues Parfum: "ein sinnliches, intensives und luxuriöses Eau de Parfum".
Natürlich gibt es auch Informatives und Interessantes. So werden Hintergründe von Mustern und Designs, Engagement für Kunst und Weiterentwicklung von bewährten Erfolgsstilen erwähnt. Diese Informationen sind aber recht spärlich, wiederholen sich und versinken in enthusiastischen Werbefloskeln - die ständige Lobudelei war anstrengend und enervierend. Da überrascht es wahrscheinlich auch nicht, dass sich kein einziger kritischer Satz über die von Prada auch nach 2010 noch reichlich verwendeten und im Buch ebenso reichlich abgebildeten Pelze oder Angora findet.
Während das Chanelbuch Einblicke in die Unternehmensstrategie und Arbeitsweise, Chanels Person und weitere Hintergründe gab, die man eben nicht in jeder Zeitschrift liest, bleibt das Pradabuch auf dem Niveau eines Zeitschriftenartikels oder einer edel gestalteten Imagebroschüre. Auch die Textqualität ist im Vergleich wesentlich schwächer. Über Miuccia Prada erfahren wir dafür, daß sie dieses Unternehmen so enorm verändert und vorwärtsgebracht hat, enttäuschend wenig. Schön sind die von ihr im Buch in malerischer Schrift abgedruckten Zitate, aber das waren insgesamt (wenn ich keines übersehen habe) nur drei Stück.
Wer ein wenig in zahlreichen Fotos schwelgen möchte und nicht zu tiefgehende Informationen erwartet, wird mit diesem hübsch gestalteten Buch sicher recht glücklich werden. Mir war es leider - auch unter Berücksichtigung des "Little Book"-Konzepts, das naturgemäß keine Unternehmensanalyse sein kann und will - zu wenig.