"Eine kleine, aber sehr feine Erzählung, die den Zeitgeist hervorragend einfängt und mit einer sehr gelungenen Figurenzeichnung überzeugt."
Histo-Couch.de
Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt: Goethe als Liebesretter
Sommer 1816: Seit jeher faszinieren Goethe die mineralischen Thermalquellen von Karlsbad. So beschließt er, einige Tage dort zu verweilen. Bei einem Spaziergang entlang der dampfenden Tepla platzt er in den Suizidversuch eines jungen Liebespaares. Die Situation erinnert ihn an die erfolgreichste Erzählung seiner frühen Künstlerjahre: Die Leiden
des jungen Werthers.
Goethe gibt sich zu erkennen, und es gelingt ihm, die jungen Leute von ihrem Plan abzubringen. Dennoch, die Verzweiflung darüber, dass sie ihre Liebe nicht leben können, bleibt. Da lässt Goethe sich zu einem Versprechen hinreißen. Kann es ihm gelingen, den Schicksalsfaden zu entwirren und das Paar seinem Glück zuzuführen?
Sehr gut gefallen hat mir diese lesenswerte, interessante und informative Erzählung über den weltberühmten Dichterfürsten Goethe.
Man lernt ihn als Privatperson einmal von einer ganz anderen Seite kennen, ...
Sehr gut gefallen hat mir diese lesenswerte, interessante und informative Erzählung über den weltberühmten Dichterfürsten Goethe.
Man lernt ihn als Privatperson einmal von einer ganz anderen Seite kennen, erfährt Wissenswertes über die damalige Zeit und auch seine Familie sowie das restliche private Umfeld.
Ein Kuraufenthalt im ebenfalls sehr berühmten Karlsbad verläuft für den in die Jahre gekommenen Goethe völlig anders als geplant. Aber er erweist sich als liberaler Menschenfreund, fortschrittlicher Geist mit einem Hang zum Abenteuer und weltoffener Mann. Das verzeiht auch wieder, wenn vielleicht auch nur teilweise, seine kleinen bis größeren Schwächen, denn Alter schützt vor Torheit nicht, wie schon die Altvorderen wussten.
„Goethe in Karlsbad“ von Ralf Günther ist eine wunderbare historische Erzählung, die Johann Wolfgang von Goethe überraschend menschlich und lebendig erscheinen lässt.
Worum geht es?
Anfang 1816 reist ...
„Goethe in Karlsbad“ von Ralf Günther ist eine wunderbare historische Erzählung, die Johann Wolfgang von Goethe überraschend menschlich und lebendig erscheinen lässt.
Worum geht es?
Anfang 1816 reist Goethe nach Karlsbad, um sich zu erholen bzw. Zeit zum Schreiben zu finden. Doch es kommt anders. Bei einem Spaziergang rettet er ein verzweifeltes Liebespaar, das gemäß dem Vorbild in Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ Selbstmord begehen möchte. Goethe fühlte sich fortan irgendwie verantwortlich für die jungen Leute, deren Eltern Vernunftehen mit jeweils anderen Partnern planen. Er versucht zu vermitteln …
Schon das Cover stimmt auf die Zeit ein, es zeigt Menschen in der damaligen Mode rund um eine heiße Quelle versammelt. Die Hardcover-Ausführung sieht edel und erlesen aus.
Das Highlight dieser Erzählung ist der Schreibstil des Autors, dem es gelingt, ohne dass es gekünstelt wirkt, die Sprache derart harmonisch an die Epoche anzupassen - z.B. durch damals in Adelskreisen übliche französische Ausdrücke oder auch antiquierte Wörter -, dass man sich problemlos in diese Zeit hineinversetzen kann. Zudem wird, ohne auszuufern, sehr anschaulich auch das Ambiente jener Zeit beschrieben, das beschwerliche tagelange Reisen mittels Postkutsche, die Atmosphäre bei den heißen Quellen, der Kurbetrieb zur damaligen Zeit.
Es fließen zwei Handlungsstränge ineinander über. Einerseits geht es um zwei junge Menschen, die sich lieben, aber wie damals üblich und wie von den Eltern gewünscht und arrangiert, nach Vernunftgründen mit anderen Partner verheiratet werden sollen. Andererseits hat Goethe private Probleme, die er lösen muss. Liebe ist das Kernthema – die damalige Auffassung und die von Goethe vertretene unkonventionelle, umstrittene. Mir wurde aber auch bewusst, dass Liebesheirat kontra Vernunftehe durchwegs auch im 21. Jahrhundert noch ein Thema ist, selbst in Europa, sei es aus religiösen oder rassistischen Gründen.
Die Person Goethes wird facettenreich dargestellt. Als Dichterfürst bleibt er eher im Hintergrund. Er wirkt sehr menschlich, sehr lebendig, mit tiefgehenden Emotionen und mit Schwächen, er strahlt aber auch Macht aus, das Selbstbewusstsein als Staatsmann und Adeliger.
Meine Schulzeit liegt schon Jahrzehnte zurück. Seither habe ich mich mit dem Lebenslauf von Goethe nicht mehr befasst. Doch dieses Buch hat mich dazu angeregt nachzulesen. Der Autor hat reale Fakten aus dem Leben dieses berühmten Mannes in einer Weise mit einer erfundenen Geschichte so glaubhaft verbunden, dass man sich denkt: ja, so könnte es gewesen sein, so könnte Goethe tatsächlich gehandelt haben. Im Nachwort erläutert der Autor ausführlich historische Fakten und Fiktion sowie dass ein über Generationen weitergegebenes Familiengeheimnis den Anstoß zu dieser Erzählung gab.
„Goethe in Karlsbad“ habe ich mit großem Vergnügen gelesen, es hat mich sprachlich begeistert, mich problemlos in ein anderes Jahrhundert versetzt und mir Goethe in einer Weise nähergebracht, wie ich ihn bislang noch nie sah.
Als Johann Wolfgang von Goethe nach seiner Ankunft in Karlsbad, wo er seine Zipperlein kurieren will, ein junges Pärchen, Henri und Amalie, vom gemeinsamen Selbstmord abhält, weiß der Geheimrat noch nicht, ...
Als Johann Wolfgang von Goethe nach seiner Ankunft in Karlsbad, wo er seine Zipperlein kurieren will, ein junges Pärchen, Henri und Amalie, vom gemeinsamen Selbstmord abhält, weiß der Geheimrat noch nicht, in welche „Amour fou“ er sich einmischt. Beider Eltern haben schon jeweils passende, sprich für die Familie nützliche, weil vermögende, Partner ausgesucht. Eine Vorgehensweis, die der Zeit entsprechend ganz normal und üblich ist. Liebe ist damals etwas für das Küchenpersonal, eine Ehe ist ein geschäftlicher Kontrakt.
Doch Goethe fühlt sich für das Pärchen verantwortlich, hat er doch mit seinem „Werther“ eine Steilvorlage für alle Verliebten geschaffen, deren Gefühle nicht erfüllt werden oder verboten sind.
Während Goethe versucht, bei den Familien zugunsten der Verliebten zu intervenieren, macht in Weimar das Gerücht eines unehelichen Kindes Goethes die Runde. Hat er oder hat er nicht?
Meine Meinung:
Ralf Günther setzt mit diesem Buch der Liebe ein Denkmal, an jenem von Goethe kratzt er ein wenig. Goethe ist ein mächtiger und vermögender Mann und kann es sich richten. Das macht ihn ein wenig unsympathisch. Doch wie sagt schon sein Faust? “Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust“ - auch Goethe ist zwiegespalten. Er setzt sich über alle Konventionen hinweg, als er mit Christiane Vulpius lange Zeit ohne Segen der Kirche zusammenlebt. Immerhin unterstützt er jene Frau, die vorgibt ein Kind von ihm zu erwarten. Er fädelt - so en passant - eine Ehe für sie ein und erkauft sich ihr Schweigen. Gleichzeitig fühlt er mit Amalie und Henri.
Macht macht erotisch und deshalb wirkt Goethe auch im Alter auf zahlreiche Frauen anziehend. Er, der arme, schwache Mann muss sich den Frauen natürlich hingeben.
Ralf Günther zeichnet ein ziemlich realistisches Bild des Jahres 1816. Er lässt uns Leser die beschwerlichen Reisen mit der Postkutsche miterleben, die die diversen Gerüche und das nervige Geplapper der Mitreisenden ebenso einschließt wie das Gerumpel über unbefestigte Straßen und Wege. Die bildhafte Sprache lässt uns auf den Spuren von Goethe in Karlsbad lustwandeln.
Die Sprache ist dem Zeitalter angepasst. Für mich ist es ein wahres Vergnügen, diesen Sprachduktus zu lesen.
Fazit:
Eine Hommage an die Liebe, die gleichzeitig den großen Dichter Goethe in einem nicht immer ganz so vorteilhaften Licht erscheinen lässt. Wunderbar zu lesen, deshalb gibt es hier 5 Sterne.
„Sommer 1816: Auf der Flucht vor häuslichem Zwist und höfischer Verantwortung sucht Goethe einige Tage Schreibeinsamkeit im böhmischen Karlsbad. Seit jeher faszinieren ihn – neben dem illustren ...
Klappentext:
„Sommer 1816: Auf der Flucht vor häuslichem Zwist und höfischer Verantwortung sucht Goethe einige Tage Schreibeinsamkeit im böhmischen Karlsbad. Seit jeher faszinieren ihn – neben dem illustren Publikum des Bades – die mineralischen Thermalquellen. Er beschließt, ein paar Tage in Karlsbad zu verweilen.
Bei einem Spaziergang entlang der dampfenden Tepla platzt er in den gemeinschaftlichen Suizidversuch eines jungen Liebespaares. Die Situation erinnert ihn an die Werther-Geschichte, die erfolgreichste Erzählung seiner frühen Künstlerjahre: eine unglückliche Liebe, weil die Eltern dagegen sind und die junge Frau schon anderweitig versprochen ist. Goethe gibt sich zu erkennen, und es gelingt ihm, die jungen Leute von ihrem Plan abzubringen. Dennoch, die Verzweiflung darüber, dass sie ihre Liebe nicht leben können, bleibt.
Da lässt Goethe sich zu einem Versprechen hinreißen: den unglücklich verwirrten Schicksalsfaden zu entwirren und das Paar seinem Glück zuzuführen. Kann ihm das gelingen?“
Autor Ralf Günther pickt sich immer besondere Perlen heraus um diese in seinen Büchern noch mehr zum glänzen zu bringen als ohnehin. Sein Hauptcharakter hier ist Johann Wolfgang von Goethe. Er ist ein besonderer Schöpfer der deutschen Sprache und webte sehr viele seiner Begebenheiten und Erlebnisse in seine Werke ein. Er war ein Beobachter mit besonderen Gaben und auch hier, in diesem Buch, lernen wir Goethe von einer anderen Seiten kennen. Er wird zum Retter der Liebe und dennoch bleiben viele Zweifel daran und die Frage nach dem richtig oder falsch wird nicht nur im Buch behandelt sondern flammt auch selbst beim Leser auf. Der Inhalt des Buches lässt sehr gut zum nachdenken anregen und man erhält viele (eigene)Ansichten und Vergleiche. Kurzum: die Geschichte hallt nach und gerade Goethe-Kenner werden hier Parallelen zu seinen verschiedenen Werken finden.
Günther hat einen präzisen und punktgenauen Schreibstil. Seine Worte passen in die Zeit, seine Beschreibungen geben ein Bild von der damaligen Zeit wieder, sein Ausdruck ist stimmig und rund, wie aus seinen anderen Werken bereits bekannt und gewohnt. Es ist immer erstaunlich wie Ralf Günther mit so wenig Seiten auskommen kann, um so eine besondere Intensität in seinen Geschichten zu erzeugen…Er kann es eben einfach! 5 von 5 Sterne!
„...Seit einer halben Meile lag wieder Schnee auf der Passstraße. Nebel kam auf, die Luft roch feucht. Die Pferde stießen ihre Hufe ins Weiß, um Halt zu finden...“
Es ist Anfang 1816, als Johann Wolfgang ...
„...Seit einer halben Meile lag wieder Schnee auf der Passstraße. Nebel kam auf, die Luft roch feucht. Die Pferde stießen ihre Hufe ins Weiß, um Halt zu finden...“
Es ist Anfang 1816, als Johann Wolfgang von Goethe auf den Weg nach Karlsbad ist. Er braucht Erholung und Zeit zum Schreiben. Bei einem abendlichen Spaziergang entlang der Tepla rettet er einem jungen Liebespaar das Leben. Er will sich für ihre Liebe stark machen. Hat er eine Chance?
Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Er verbindet das Leben von Goethe mit einer Liebesgeschichte, die an dessen Werther erinnert. Gleichzeitig ist 1816 für Goethe ein besodneres Schicksalsjahr.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist stellenweise poetisch und fängt die Atmosphäre der Zeit gut ein.
Sehr detailliert wird das Leben in der Kurstadt beschrieben. Hier trifft sich, was Rang und Namen hat.
„...Die Gebresten egalisierten; alle. Die Heilung und Erholung suchten, waren im Bad gleichermaßen willkommen. Zwischen dem Adel des Geldes und dem Adel der Geburt wurde hier kein Unterschied gemacht...“
Das Liebespaar ist schon Gesprächsstoff in Karlsbad. Die junge Dame stammt aus adligen Haus und ist mit einem anderen verlobt. Der junge Herr ist der Sohn eines französischen Weinhändlers, der sich als Hugenotte in Erfurt niedergelassen hat und dort zu Wohlstand gekommen ist.
Auch dessen Eltern sind gegen die Verbindung. Sein Vater will das Geld nicht dem armen Adel hinterher schmeißen. Die Einstellung der Freifrau dagegen liest sich so:
„...Die edelste Form der Bewunderung ist die aus der Ferne. Die Sphären der Damen und Herren berühren sich in den guten Häusern ohnehin kaum...“
Doch Goethe kann seine Zeit in Karlsbad nicht genießen. Ein anonymer Brief ruft ihn zurück nach Weimar. Henri, der junge Mann, begleitet ihn.
Im Gegensatz zu den Regeln seiner Zeit hat Goethe die Frau, die er liebt, geheiratet. Sie führen eine erstaunlich offene Ehe. Allerdings zahlen beide einen hohen Preis dafür. Während Goethe prominent genug ist, um spitze Bemerkungen gekonnt an sich abprallen zu lassen, muss Christiane damit leben, dass sie nie in Goethes Kreisen akzeptiert wurde. Gegenüber Henris Mutter äußert er:
„...“Wir haben mit harter Münze dafür bezahlt, diesen Titel zu führen“, sagte Goethe bitter. „Wir zahlen heute noch – Madame von Goethe mehr als ich selbst.“...“
Eine weitere Reise nach Karlsbad bringt für das junge Paar die Entscheidung.
Ein inhaltsreiches Nachwort trennt Fiktion und historischer Wahrheit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt Goethe als Mensch mit Fehlern, Schwächen und tiefen Gefühlen, weniger als Staatsmann und Dichter.