Persönlichkeitsveränderung
Ich schwöre!Das Cover des Buches "Ich schwöre" von Marc Hudek vermittelt dem Betrachter schon auf den ersten Blick, welches Thema in diesem Buch angesprochen wird: Salafismus. Deshalb ist anzunehmen, der Autor schreibt ...
Das Cover des Buches "Ich schwöre" von Marc Hudek vermittelt dem Betrachter schon auf den ersten Blick, welches Thema in diesem Buch angesprochen wird: Salafismus. Deshalb ist anzunehmen, der Autor schreibt aus gutem Grund unter einem Pseudonym.
Dabei liest sich das Buch sehr gut und ist in einer saloppen und jungen Sprache verfasst. Es fängt alles recht harmlos an. Wir lernen den Protagonisten Lenny, ein etwas gehemmter Sportstudent, kennen. Er stammt aus einem ganz normalen Elternhaus der unteren Einkommensklasse. Wie viele tausend andere junge Männer auch. Seine besten Freunde sind Yussuf, der in der Philosophie beheimatet ist und immer denkt, sowie der einfach gestickte Faris, der den Mädchen gerne auf den Po schaut und es sich auch sonst gut gehen lässt. Dass sie Muslime sind, war in ihrer ganzen, bisherigen Freundschaft kein großes Thema, nahmen alle eine Glaubenszugehörigkeit nicht sonderlich wichtig. Doch plötzlich wird alles anders. Yussuf und Faris verkehren in angeblichen Literaturkreisen, in denen Lenny ausgeschlossen bleibt. Doch das ist nicht was Lenny besorgt. Es sind die veränderten Verhaltensweisen seiner Freunde. Sie entgleiten ihm, werden ihm fremd.
Dem Autor gelingt es sehr gut zu beschreiben, wie sich das Wesen, die Sprache und Ausdrucksweise der beiden muslimischen Freunde wandelt. Anfangs ist es nur ein Gefühlt von Lenny und es dauert eine ganze Zeit bis er sich sicher ist, was mit seinen Freunden passiert. Doch da sind diese schon mitten drin in der Szene, keinem Gegenargument mehr zugänglich. Wie kommt es, dass junge Männer, die in einer freien Welt aufgewachsen sind sich dazu entscheiden, Kämpfer des IS zu werden? Was fasziniert einen jungen Mann, der bisher nie gewaltbereit auftrat daran, in einen Glaubenskrieg zu ziehen? Selbst die Eltern der beiden jungen Männer sind fassungslos und haben keine Erklärungen dafür. Lenny versucht mit allen Mitteln - auch als verkleideter Muslime - seine beiden Freunde von ihrem Vorhaben abzubringen. Dieses Kapitel ist urkomisch.
Wie anfangs gesagt, der Roman ist in einem lockeren Ton geschrieben und wird gleichzeitig dem tödlichen Ernst des Themas gerecht. Dass zur Auflockerung auch noch eine Liebesgeschichte mit Lenny und Anna eingeflochten wurde, verleiht dem Buch bei der ganzen Dramatik auch noch etwas Romantik.
Mich hat das vorliegende Werk sehr angesprochen.