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Veröffentlicht am 07.12.2016

Ein atmosphärischer Krimi zu Advents- und Weihnachtszeit.

Geheimnis in Weiß
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Der Klappentext fasst den Inhalt treffend zusammen. Kurz vor Weihnachten bleibt ein Zug im Schneesturm stecken. Eine Gruppe von Reisenden: ein Geschwisterpaar ca. Mitte zwanzig, eine junge, reizende Revuetänzerin, ...

Der Klappentext fasst den Inhalt treffend zusammen. Kurz vor Weihnachten bleibt ein Zug im Schneesturm stecken. Eine Gruppe von Reisenden: ein Geschwisterpaar ca. Mitte zwanzig, eine junge, reizende Revuetänzerin, ein Nörgler, ein junger Buchhalter und ein älterer Herr von der königlichen parapsychologischen Gesellschaft verlassen den Zug und finden zum Cottage, in dem alles zum Antreffen der Gäste vorbereitet ist und keiner da ist. Die Gruppe macht es sich im Haus gemütlich. Zwei aus der Gruppe sind krank und müssen versorgt werden. Alle rätseln, für wen das Haus vorbereitet wurde und ob der Hausherr bald auftaucht, denn dann müsste man sich rechtfertigen, was sie in seinem Haus ohne seine Einladung machen. Ein Messer auf dem Boden, ein Störenfried, der kurz darauf im Cottage auftaucht und für gereizte Atmosphäre sorgt, und noch paar andere Vorkommnisse mysteriöser Natur sorgen für Gedankenspiele, wie man sie z.B. in den Krimis von Agatha Christie kennt.
Man schreibt das Jahr 1937, was man erst zum Schluss mitbekommt. Bis dahin fühlt man sich durch die Sprache und die Art zu denken, z.B. durch die Dinge, die als Problem angesehen und im vollen Ernst ausdiskutiert werden, in die Zeit zwischen den Kriegen versetzt. Die leicht gruselige Atmosphäre, u.a. dank einigen parapsychologischen Elementen, passend zur damaligen Weltanschauung, lässt einen fleißig weiterblättern. Allerdings, zwei Drittel des Romans werden mehr oder weniger geistreiche Dialoge geführt und gerätselt. Der alte Maltby stellt unentwegt seine Theorien auf und kommt irgendwann zum Entschluss, dass das verlassene Haus, in dem sich die Gruppe wegen des Schneesturms aufhält, ein altes Familiengeheimnis birgt, das just an diesen Weihnachten gelüftet werden will.
Erst im letzten Drittel wird es richtig spannend. Alte Familiengeschichten und menschliche Abgründe tun sich auf.
Die Erzählperspektiven werden oft und gerne gewechselt. Mal erzählen die Frauen, die sich von Streitereien der Männer lieber fernhalten wollen, die Revuetänzerin gewährt Einblick in ihr Tagebuch. Ein andermal ergreift das Wort der delirierende Buchhalter. Diese Einlagen sorgen eher für Heiterkeit. Oft übernimmt der alte Maltby das Wort. Am Ende gibt es noch zwei Polizisten, die nur in diesem Kapitel auftauchen und aus ihrer Perspektive das Geschehen nacherzählen, dann wird klar, wie es zu vier Toten kam.
Am Ende ist alles aufgeklärt: wer wen ermordet hat und warum. Weihnachten ist auch vorbei und es gibt einen Familienzwist weniger.
Sprachlich hat mich dieser Krimi hier und dort überrascht: Mehrmals liest man vom „erbrochenen Siegel“ auf einem Brief, ein zerbrochenes Siegel war eher gemeint. Auch Phrasen wie „Das Lachen enthielt die Kälte und den Spott des Todes und bildete den grauenvollsten Augenblick der ganzen grauenvollen Erinnerung…“ im Kap. 24, oder „in der Regel ist man dumm – zwischen dem, was man weiß, und dem, was man ausdrücken kann, ist eine Wand.“ Im Kap. 25, oder auch: „Die Spieler sind häufig blind von Details.“ Im Kap. 27 sucht man in heutigen Krimis wohl vergeblich.

Im Nachwort gibt es Infos zum Autor und seinem Schaffen. Demnach war J. Jefferson Farjeon seinerzeit recht populär und dieser Krimi soll auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstanden sein.

Fazit: Ein atmosphärischer Krimi, prima passend zu Advents- und Weihnachtszeit. Man fühlt sich ins Jahr 1937 nach England versetzt und rätselt mit. Mir kam das Ganze ein wenig wie ein Déjà-vu vor. Aber ein nettes Lesen am Feierabend war es trotzdem.

Veröffentlicht am 06.12.2016

Die goldenen Tage.

Die goldenen Tage
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Die Goldenen Tage von Monica Sabolo ist eher ein literarisches Werk als ein reiner Unterhaltungsroman. „Atmosphärisch dicht“, wie es auf dem Buchrücken steht, kommt schon hin. Er lässt die Bilder der vergangenen ...

Die Goldenen Tage von Monica Sabolo ist eher ein literarisches Werk als ein reiner Unterhaltungsroman. „Atmosphärisch dicht“, wie es auf dem Buchrücken steht, kommt schon hin. Er lässt die Bilder der vergangenen Zeiten aus den 1960-gern bis in die 1990-ger im beliebten Urlaubsort samt seinen illustren Urlaubern und ihren mitunter fragwürdigen Beschäftigungen vorm inneren Auge ablaufen.
Klappentext fasst den Roman wie folgt zusammen:
„Crans-Montana in den 1960ern. Jahr für Jahr treffen sich in dem mondänen Urlaubsort drei betörende junge Frauen: Chris, Charlie und Claudia. Ein paar Jungen sind den sirenenhaften Erscheinungen hoffnungslos verfallen. Dazu verdammt, die »drei Cs« aus der Ferne – auf der Skipiste, am Pool, im Nachtclub – zu beobachten, bedeuten für die Jungen bereits die unscheinbarsten Gesten die Welt. Und dann gibt es da auch noch ihre unbezwingbaren Konkurrenten: »die Italiener«. Die Jahre verstreichen, es werden exzentrische Feste gefeiert, Ehen geschlossen, und noch immer streben Chris, Charlie, Claudia und ihre ehemaligen Verehrer nach dem vielleicht Unerreichbaren: Leichtigkeit, Liebe, Wahrhaftigkeit.
Die goldenen Tage erzählt vom Aufstieg und Fall einer jeunesse dorée, von ihren unschuldigen ersten Verliebtheiten und späteren abgründigen Obsessionen. Eine atemberaubende Gratwanderung zwischen Unbeschwertheit, Glamour und Tragik…“
Besonders am Anfang musste ich oft an die Anfangsstrophen der berühmten Lensky Arie aus der Oper von P.I. Tschaikowsky Eugen Onegin (1878) denken. Lensky steht eines grauen Morgens kurz vorm Duell, blickt auf sein noch junges Leben eines verwöhnten Landadeligen zurück, ahnend, dass da nicht mehr viel kommen kann und singt:„Wohin, wohin, wohin seid ihr entschwunden, meines Frühlings die goldenen Tage.“ Der Versenroman Eugen Onegin wurde im Jahr 1833 veröffentlicht, falls sich jemand über den Ausdruck wundert.
Um gerade diese goldenen Tage geht es in diesem Roman von M. Sabolo. Man ist jung, reich und schön, und beschäftigt sich in der ersten Linie damit, das Leben zu leben, was hier konkret heißt: Parties feiern, den drei Cs nachstellen, sie aus der Ferne bewundern, sich sexuellen Fantasien hingeben, in späteren Jahren Drogen besorgen und herausbekommen, wer von wem und wann entjungfert wurde, und von wem Claudia schwanger geworden ist. Diese rein körperlich Ebene ist den Figuren des Romans von zentraler Bedeutung, als ob das Leben nur aus reiner Physis besteht und sich nur auf dieser Ebene abspielt. Die schöne Fassade wird bis zum Ende aufrechterhalten. Was sich dahinter verbirgt, mal ist die Rede von aufgeregten Eltern, die ihr Geld und wertvolle Gemälde unauffällig zur Sicherheit über die Grenze in die Schweiz bringen; mal wird vom verdeckten Drogenhandel erzählt; auch sonst all das, was nicht in die Öffentlichkeit gehört, bleibt weitestgehend im Hintergrund, wie kleine Puzzlesteinchen, die Besonderheiten der damaligen Zeit, der Weltanschauung, die entsprechendes Verhalten fordern.
Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Anfang sind es die Jungs, die Bewunderer der drei Cs, die mit ihren Eltern in Crans Montana urlauben, dann erzählt Charlotte, eine von drei Cs, wie sie diese Zeit erlebt hat, dann kommt Chris, die nächste von drei Cs, dann wieder die Jungs, aber schon etliche Jahre später, als sie ihre eigenen Familien hatten und trotzdem noch die drei Cs vergötterten, und Valentina, Claudias Tochter, die als 23-Jährige die ehem. Freundinnen ihrer vor Jahren verunglückten Mutter Claudia besuchen kommt. Diese unterschiedlichen Blickwinkel bereichern die Geschichte, lassen tiefer in die Figuren blicken und erfahren, dass diese von vielen bewunderte Freundschaft auch eher oberflächlicher Natur war, die Lebensunlust und Melancholie breiten sich mehr und mehr aus.
Oft wirkten auf mich die unterschiedlichen Perspektiven aber recht irritierend, denn die Erzählung in dritter Person, bei allen Erzählern, schafft solch eine Distanz zu den Figuren, die eine Annährung fast unmöglich macht. Auch wurde gerne in der erzählten Zeit gesprungen, z.B. vom älteren Franco und seinem späteren Tod erzählt, wobei man woher noch weit in den Jahren davor war und nachher in einer anderen Perspektive wieder in viel früherer Zeit ansetzte.

Die Sprache ist eher gewöhnungsbedürftig. Sie versucht, und es gelingt ihr manchmal, bildhaft, gar poetisch zu wirken. Es gibt paar nette fremde Gedichte auf Italienisch, deren deutsche Übersetzung hinten aufgeführt ist. Stellenweise ist der Ausdruck aber recht überdreht. Bei einigen Metaphern und Vergleichen musste ich ein Auge zudrücken und denken, besser, wenn ich sie dort nicht gesehen hätte. „Wir barsten wie ein Haufen flimmernder Atome in Stücke und zerfielen zu Staub, wie jene, deren Geist im Raum schwebte.“ S. 175.

Fazit: Insg. blieb der Roman hinter den Erwartungen zurück. Den letzten Halbsatz des KTs: „ …eine Lektüre, die Sehnsüchte heraufbeschwört, die man längst für vergessen hielt.“, kann ich nicht nachvollziehen. Wer mal was ganz anderes lesen will, denn der Roman ist schon eigenartig und kaum mit einem anderen vergleichbar, kann hier zugreifen. Drei Sterne erscheinen mir hier angemessen.



Veröffentlicht am 06.12.2016

Viel Lärm…

Corporate Anarchy
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Klappentext fasst die Ausgangssituation gut zusammen. Marvin, der die unzumutbare Lage der Nation ändern will und im Alleingang nichts als Ärger mit der Polizei erreicht hat, schließt er sich einer Gruppe ...

Klappentext fasst die Ausgangssituation gut zusammen. Marvin, der die unzumutbare Lage der Nation ändern will und im Alleingang nichts als Ärger mit der Polizei erreicht hat, schließt er sich einer Gruppe an, deren Anführer anfangs verspricht, dass die ganzen Aktionen nur dazu da wären, Denkzettel zu verpassen und umsichtigeres Verhalten der Betreffenden zu fördern. Aber schon bald geht es ganz anders zu. Grausige Folter stehen auf dem Tagesplan. Und bis zum Morden ist auch nicht mehr weit.

In etwa bis zur Hälfte wird es so getan, als ob es solche Gruppen noch nie gegeben hätte, als ob diese Zelle etwas ganz Neues zuwege brächte, dabei ist Ähnlichkeit mit RAF und anderen Organisationen dieser Art, angepasst an die heutigen Gegebenheiten, kaum zu übersehen. In der zweiten Hälfte erlebt man Folter en Detail. Nach paar Fällen, die schon recht krass ausfielen, kamen noch weitere, noch grausamere dazu. Dabei tauchte die Frage auf: Und warum muss ich es so genau wissen? Diese Ausführlichkeit grenzte deutlich an Effekthascherei.

Die Figurenentwicklung war mir zumindest fragwürdig: Seltsam, dass Marvin, der anfangs einen äußerst kritischen Verstand zur Schau getragen hat, diesen in der Gruppe los ist, macht alles mit und mutiert zum treuen Handlanger. Hin und wieder hinterfragt er die Taten, wird aber vertröstet und um den kleinen Finger gewickelt. Zum Schluss aber wird er plötzlich als dem Anführer ebenbürtich hingestellt, wohl um ein effektvolles Finale zu ermöglichen.
Die Frauenfiguren, davon gibt es nicht viele, sind recht schwach. Sophie, eine Aktivistin der Gruppe, die recht oft auftritt, blieb für mich schemenhaft und blutleer bis zum Schluss.

Dagegen war die Entwicklung des Anführers der Terrorgruppe recht gut gelungen: Vom hilfsbereiten Freund zum skrupellosen Geschäftsführer, quasi vom Paulus zum Saulus, der nicht viel anders ist, als diejenigen, die er foltert und zum Einlenken zwingt, bloß sein in mühsamer Kleinarbeit aufgebautes Geschäft ist eine Ecke fragwürdiger als all die anderen.
Recht treffend fand ich auch die gesellschaftskritischen Schilderungen. Da werden dem Leser die Dinge plastisch vor Augen geführt, vor denen er im Alltag gerne die Augen schließt.
Die Schreibe an sich ist schon auf gut geübtem Niveau.

Aber! Die Handlung erschien mir, gerade an wichtigen Wendepunkten, oft unglaubwürdig. Egal, was die Gruppe anstellt, wie komplex die Aufgaben sind, alles gelingt ihr ganz vorzüglich: das Rankommen an die ganz hoch angesiedelten Wirtschaftsbosse, die Finanzierung und Koordination der Gruppe und ihrer europaweiten Unterstützer inklusive.

Stark übertrieben, überzeichnet kamen mir manche Szenen vor, als ob die Aufgabe auch hier war auf eine, eher recht primitive Art, Eindruck zu schinden.
Besonders in der zweiten Hälfte tauchte oft die Frage auf: Ist es jetzt Verherrlichung des Terrors? Aufruf zur hemmungslosen Selbstjustiz? Die jungen Leute haben eine aus ihrer Sicht sinnvolle Aufgabe gefunden und gehen voll darin auf.

Ein wichtiger Punkt ist die schwache Aussage des Romans insg. Er fängt packend an. Marvins Sicht der Dinge ist sehr gesellschaftskritisch und man ist gespannt, wohin all sein Wissen über die Verseuchung der Erde, über das rabiate Vorgehen der Industriekonzerne, über die Manipulation der öffentlichen Meinung, etc. führen wird. Es ist also ein Wahnsinnsversprechen, der einen in die Geschichte hineinzieht und die Handlung erst gespannt verfolgen lässt. Leider verliert sich die Spannung in der bereits erwähnten Effekthascherei und Unglaubwürdigkeit, das anfangs abgegebene Versprechen verläuft sich im Sande. Man am Ende wird mit wohl bekannten Platituden abgefrühstückt.

Fazit: Es ist so ziemlich das Gegenteil davon, was sich ein Wohlfühlbuch nennt. Wer grausige Thriller mit ausführlichen Folterschilderungen und mit Sprengstoff in die Luft gejagten Kindern mag, oder ins Nichts führende Gesellschaftskritik, der wird hier fündig. Bei den nervigen Stoffwiederholungen und seltsamen Formulierungen, die ins Ressort unzureichendes Korrektorat fallen, muss man dann das Auge zudrücken. Bei der wenig augenfreundlichen Schrift tut man das automatisch. Drei Sterne mit guter Portion Wohlwollen.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Ein prima gemachtes Kochbuch. Spannende Rezepte und Geschichten aus dem Leben des Schiffkochs.

Staats‘ Geheimnisse – Mediterrane Rezepte und Storys von den Jachten der Superreichen
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Die Aufmachung des Buches offenbart, dass es als Souvenir für Kochbegeisterte angedacht war. Fast auf jeder Seite gibt es professionell gemachte Farbfotos von den Speisen, dessen Rezepte man gleich auf ...

Die Aufmachung des Buches offenbart, dass es als Souvenir für Kochbegeisterte angedacht war. Fast auf jeder Seite gibt es professionell gemachte Farbfotos von den Speisen, dessen Rezepte man gleich auf der Seite daneben sieht, Zeichnungen, Karten von Ländern, in denen der Autor sein Glück als Schiffskoch gesucht hat, etc. Auch ein Lesezeichenbändchen fehlt hier nicht.

Das Cover passt zum Inhalt ganz wunderbar. Die Oberfläche ist sonst glatt, aber die stilisierten Umrisse von Ländern an den Rändern, wie das Meer unterhalb des Schiffes sind haptisch hervorgehoben: Sie sind rauer. Die Buchstaben des Titels in Weiß sind ebenfalls haptisch abgesetzt und ähnlich rau wie der Rand des Coverbildes. Insg. finde ich die Gestaltung des Buches sehr gelungen. Es ist ein wahres Schmuckstück.

Ings. gibt es 71 Rezepte, aufgeteilt in 7 Rezept-Regionen:

Frankreich/Monaco;

Spanien, Portugal, Balearen, Kanaren;

Italien, Korsika, Sardinien, Malta;

Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien;

Griechenland, Türkei, Zypern;

Ägypten, Lybien, Marokko, Algerien, Tunesien;

Israel, Gazastreifen, Syrien, Libanon.

Es gibt ein Rezeptregister vorne, damit man hpts. die jeweilige Region schnell finden kann, denn in der Liste sind nicht alle Rezepte genannt, z.B. für Frankreich/Monaco stehen vier Rezepte im Register (Brioche/Quiche Lorraine (comme maman), Macarons, Fongasse Monégasque), weiter im Texte gibt es aber noch mehr Rezepte aus dieser Region. Zu den o.g. gesellen sich Tartare de Boeuf, Formage Fort (Käsecreme), Zwiebelsuppe mit Käsecroutons, Selleriepüree und gegrillte Merguez-Würste und Gebackene Ravioli.

Jedem Rezept geht die Zeitangabe voran, z.B. Tartare de Boeuf: „Zubereitungszeit 30 Minuten, Zeit Gesamt 40 Minuten“, dabei sind die Minutenangaben in Fettschrift hervorgehoben. Angabe für wie viel Personen das Rezept ist, meist sind es 4, geht der Liste der Zutaten jedem Rezept voran. Die Zubereitung ist in knappen Sätzen, meist im Infinitiv verfasst, was nach klaren Ansagen klingt und die Zubereitung der Speisen erleichtert.

Ich finde sowohl die Auswahl der Regionen als auch die Auswahl von Rezepten gut gelungen. Es gibt einfachere, wohl bekannte Rezepte, die aber doch eine persönliche Note des Autors durch paar Nuancen aufweisen. Diese kosten nicht viel Zeit und Mühe und sind deshalb gut, weil sie einfach und schnell nachzumachen sind. Und es gibt auch etwas kompliziertere Rezepte, falls man Lust auf etwas Ungewöhnliches hat, und bereit ist, etwas mehr Zeit zu investieren.

Auch die Tatsache, dass neben den mediterranen Klassikern wie Pasta und Aioli Rezepte aus weniger bekannten Koch-Regionen dabei sind, z.B. Osban (Libysche Reis- und Lammwurst), Garnelen im Tontopf (Gasastreifen), Kandierte Rosenblütenblätter (Libanon), machen das Buch für breitere Kreise der Leser interessant. So hat man die Möglichkeit auch diese Regionen kulinarisch näher kennenzulernen und Staats‘ Variationen der bekannten Rezepte auszuprobieren.

Es gibt Deftiges (s. z.B. o.) wie Süßes: Maronen-Schokoladen-Tarte, Rezept aus Korsika, Mandel-Orangen-Biscotti, Rezept aus Sardinien, Pistazien-Baklava (Albanien), Granatapfelsirup (Montenegro), Kürbiseiscreme (Slovenien) uvm.

Einige Speisen eigenen sich als Vorspeise, einige als Hauptgang, auch paar Rezepte für Dips und Erfrischungsgetränke sind dabei.

Immer wieder tauchen zwischen den Rezepten die Staats‘ Geschichten. Es gibt etwa 15 davon. Der Autor erzählt aus seinem Leben als Schiffskoch. Da gibt es Höhen und Tiefen. Er spricht sowohl von Alkohol, der sein Leben fast ruiniert hat, von bangen Zeiten ohne Engagement und Dach über dem Kopf, von Feindschaften und rauem Umgang in der Mannschaft, etc., als auch von eher erfreulicheren Seiten im Leben eines Schiffkochs, z.B. von einem überraschendem Snack mit dem russischen Oligarchen in der Küche, auf dessen Schiff Stephan Staat arbeitete. Es gab raren, sehr teureren, weißen Kaviar zu Blinis mit Sauerrahm und natürlich reichlich vom besten Wodka dazu. Auch hier erteilt der Autor Ratschläge, z.B. wie man Kaviar am besten serviert und genießt.

Ich muss sagen, Weltruhm als bester Geschichtenerzähler droht dem Autor wohl kaum. Stil und Ausdruck lassen einiges zu wünschen übrig, aber wer es schafft, sich auf rein informativem Niveau die Erfahrungen des Schiffskochs einzuverleiben, der ist um ein paar Geschichten aus dem Leben eines Schiffskochs reicher.

Für diejenigen, die abschätzen wollen, ob das Buch in ihr Kochbücherregal rein physisch passt, mag folgende Info hilfreich erscheinen: Das Buch wiegt 1,806 Kg, ist 24cm Breit, 28,5cm hoch und 3cm dick.

Info für empfindliche Nasen: Das Buch riecht recht deutlich nach Druckerfarben sowohl im offenen Zustand, da strömt der chemische Geruch einem entgegen, wenn man das Buch offen hält oder durchblättert, als auch im geschlossenen. Am nächsten Morgen musste ich das Zimmer gut durchlüften, in dem das Buch übernachtete. Bei der Fülle an Fotos ist es an sich kein Wunder.

Fazit: Ein schönes Kochbuch voller Rezepte für breites Publikum, die man für Freunde und Familie nachkochen kann. Dafür muss man kein Koch-Profi sein. Die meisten Rezepte sind einfach und schnell zuzubereiten. Die Food-Fotos, wie die Aufmachung des Buches insg., sind toll und werten das Buch enorm auf. Als Geschenk für Kochbegeisterte zum Geburtstag oder zu den nicht mehr so fernen Weihnachten sind Staats‘ Geheimnisse eine gute Wahl.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Ein schönes wie hilfreiches Brotbackbuch mit Rezepten gängiger Brotsorten.

Brot backen in Perfektion mit Hefe
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Die Gestaltung des Buches legt nahe, dass es als Souvenir für Backbegeisterte und diejenigen, die es werden wollen, angedacht war. Es gibt viele professionell gemachte Farbfotos von Broten und Brotbackutensilien. ...

Die Gestaltung des Buches legt nahe, dass es als Souvenir für Backbegeisterte und diejenigen, die es werden wollen, angedacht war. Es gibt viele professionell gemachte Farbfotos von Broten und Brotbackutensilien. Die Seiten sind aus festem, glattem, hochwertigem Papier.
Von Lesezeichenbändchen gibt es hier gleich zwei in beige und braun, in etwa für Grundrezept und ein weiteres Rezept, das auf diesem Grundrezept basiert.
Das Coverbild passt zum Inhalt ganz wunderbar. Das Foto der verschiedenen Brote macht Lust aufs Brotbacken. Das Buch hat zwar einen Schutzumschlag, wenn man den aber entfernt, sieht das Buch genauso aus - vorne wie hinten.
Inhaltsangabe ist recht anschaulich wie witzig gestaltet: Zwei Seiten voll mit kleinen Fotos von jeweiligen Broten, dessen Bezeichnung als Überschrift oben und die Seitenangabe links unten dazu. Da hat man alles gleich, quasi auf einem Blatt vor sich und kann direkt zu den gewünschten Rezepten gehen.
Insg. finde ich die Gestaltung des Buches sehr gelungen: Ein wahres Schmuckstück in jeder Brotbackküche.
Es gibt 70 Rezepte, wobei es paar Grundrezepte gibt, der Rest ist deren Abwandlung.
Hinten auf dem Umschlag sieht man einen Hinweis: „Auch für Einsteiger geeignet!“ Das kann ich bestätigen. Auf den ersten 31 Seiten werden die Grundregeln vermittelt, die Backutensilien samt Bildern vorgestellt, ein kurzer Exkurs in Mehltypen ist auch da, wobei alle Themen sehr zugänglich erleuchtet wurden.
Die einzelnen Arbeitsschritte der Teigherstellung wurden anhand von Bildern und nicht allzu viel Text einfach und anschaulich erklärt. Man erfährt u.a., was es mit dem Dehnen und Falten des Teiges auf sich hat, was ein Quellstück und was ein Brühstück ist und welche Rolle diese Teile beim Brotbacken spielen. Im Kapitel „Häufige Fragen“ wird es auf drei Seiten mit manchem Mythos aufgeräumt.
Es gibt ein extra Kapitel „Rezepte verändern“ mit Tabellen, wo man Tipps bekommt, woran man bei den Rezeptveränderungen achten sollte, z.B. bei Umwandlung Weizen vs. Dinkel, mit und ohne Vorteig, normal vs. vegan, etc. Hinten im Buch ab S. 180 gibt es eine große Tabelle, in der die Mengen an Zutaten aller im Buch aufgeführten Rezepte bereits auf 0,5kg, 0,81kg, 1, 2, 3, 4 und 5 kg hochgerechnet wurden.
Alle Rezepte sind extra fürs Backen zu Hause angepasst.
Bei jedem Rezept steht oft: „Für 1 Brotlaib von ca.1kg“, dann folgen die wenigen Zutaten und Arbeitsschritte. Sehr zugänglich, sehr klar. Ein Foto vom fertiggebackenem Brot begleitet jedes Rezept.
Es gibt Herzhaftes z.B. Dinkelvollkornmischbrot, Körnerbrot, Wurzelbrot mit Oliven und Käse; oder auch Süßes, z.B. Schokobrot (sieht sehr schokoladig aus), Zimtschnecken, Dinkelbrioche, Rosinenbrot, Hefezopf, etc.
Es gibt Rezepte populärer franz. Brote wie Pain d’Epi, Baguette, Ficelle, Fougasse, Brioche, oder auch von bekannten ital. Broten wie Ciabatta, Focaccia, Grissini.
Es gibt auch ein Rezept mit genauer Anleitung zum Selbst-Croissants-backen.
Man hat im Grunde alles an nötigen Infos, um gleich mit dem Brotbacken anfangen zu können. Die Vielfalt wie Auswahl an Broten, die man selbst backen kann, ist sehr gut getroffen.
Für diejenigen, die abschätzen wollen, ob das Buch in ihr Kochbücherregal rein physisch passt, mag folgende Info hilfreich erscheinen: Das Buch wiegt 1260gr, ist 24,3cm breit, 28,7cm hoch und 2cm dick.
Info für empfindliche Nasen: Das Buch riecht etwas, aber nicht zu sehr nach Druckerfarben. Bei der Fülle an Fotos ist es an sich kein Wunder.
Fazit: Ein schönes Brotbackbuch mit Rezepten gängiger Brotsorten, prima zum Selbst-in-der-heimischen-Küche-Brotbacken. Dafür muss man kein Back-Profi sein. Auch für Anfänger ist dieses Backbuch bestens geeignet. Die meisten Rezepte sind einfach und schnell zu bewerkstelligen. Die Fotos, wie die Gestaltung des Buches insg., überzeugen auf der ganzen Linie. Als Geschenk für Backbegeisterte zum Geburtstag oder zu den nicht mehr so fernen Weihnachten ist „Brot Backen in Perfektion“ von Lutz Geissler eine sehr gute Wahl.