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WinfriedStanzick

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2017

Was das alles mit der christlichen Tradition zu tun hat, wird auch im zweiten Band nicht offensichtlich. Nächstes Jahr soll der dritte Band unter dem Titel „Vom Krieg zum Frieden“ erscheinen. Vielleicht schließt sich dort der auch theologische Kreis.

Finanzkapitalismus
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Eugen Drewermann, Finanzkapitalismus. Kapital und Christentum 2, Patmos 2017, ISBN 978-3-8436-0818-3

Wie man es von Eugen Drewermann gewohnt ist, geht er auch in dieser neuen Veröffentlichungsreihe mit ...

Eugen Drewermann, Finanzkapitalismus. Kapital und Christentum 2, Patmos 2017, ISBN 978-3-8436-0818-3

Wie man es von Eugen Drewermann gewohnt ist, geht er auch in dieser neuen Veröffentlichungsreihe mit dem Untertitel „Kapital & Christentum“ sein Thema grundsätzlich an, mit unendlich viel von ihm bearbeiteten Material, historischem und noch mehr zeitgenössischem, Verweisen auf die Literatur und unzähligen Anmerkungen und Verweisen.

Was in seinen früheren Büchern schon immer durchleuchtete, wird hier grundsätzlich und grundlegend behandelt: seine Kritik an der zerstörerischen Kraft des Kapitalismus. Hatte der Theologe und Psychoanalytiker früher oft auf die Folgen dieser Wirtschafts“ordnung“ und Produktionsweise für die einzelnen Menschen und ihr Zusammenleben hingewiesen, so legt er in diesem nun schon zweiten Band seiner neuen Reihe auf den Finanzkapitalismus. Es geht grundsätzlich um
• Geld und Kapital
• Zins als Schuldgewinn
• Banken und Börsen



Immer wieder erklärt Drewermann sehr verständlich, aber wie immer mit vielen Details, die Bedeutung dieser wirtschaftlichen und finanzpolitischen Strukturen. Immer wieder betont er die historischen Zusammenhänge der gegenwärtigen Lage und formuliert Lösungswege, die einleuchtend und tatsächlich realisierbar scheinen.

Er plädiert für eine nachhaltige und nicht länger wachstumsorientierte Wirtschaftsform. Interessant und aufschlussreich fand ich, dass Drewermann immer wieder sein tiefenpsychologisches Fachwissen einbringt, um damit gegenwärtige globale Phänomene zu beschreiben und zu erklären.

Was das alles mit der christlichen Tradition zu tun hat, wird auch im zweiten Band nicht offensichtlich. Nächstes Jahr soll der dritte Band unter dem Titel „Vom Krieg zum Frieden“ erscheinen. Vielleicht schließt sich dort der auch theologische Kreis.





Veröffentlicht am 31.08.2017

„Der Sandmaler“ ist noch längst nicht das literarische Meisterstück, das Mankells spätere Werke auszeichnet. Es zeigt aber die Anfänge eines Schriftstellers, der wie kaum ein anderer sein literarisches unermüdliches Schaffen mit einem nicht weniger engagi

Der Sandmaler
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Henning Mankell, Der Sandmaler, Zsolnay 2017, ISBN 978-3-552-05854-5

Zwei Jahre nach dem Tod des großen schwedischen Schriftstellers Henning Mankell veröffentlicht sein Hausverlag Zsolnay in Wien sein ...

Henning Mankell, Der Sandmaler, Zsolnay 2017, ISBN 978-3-552-05854-5

Zwei Jahre nach dem Tod des großen schwedischen Schriftstellers Henning Mankell veröffentlicht sein Hausverlag Zsolnay in Wien sein allererstes in Schweden 1974 schon erschienenes Buch „Der Sandmaler“. In diesem Buch verarbeitet der junge Henning Mankell die Eindrücke, die er auf seiner ersten Afrikareise machte, die ihn 1971 nach Guinea-Bissau führte, das zu diesem Zeitpunkt noch eine portugiesische Kolonie war. Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen entstand zwei Jahre später der Roman „Der Sandmaler“, in dem die Themen aller später folgenden Afrikaromane Mankells und sein späteres Engagement mit seinem Theaterprojekt in Maputo schon angelegt sind. Leider haben diese Bücher bei weitem nicht den großen Erfolg gehabt, wie seine Wallander-Romane, aber vielleicht werden sie länger gelesen werden als diese.

Konnte man in den beiden letzten Büchern von Henning Mankell „Treibsand“ und „Die schwedischen Gummistiefel“ den sich selbst todkrank wissenden Schriftsteller bei einer einzigartigen literarischen Bilanz seines Lebens und seiner Erfahrungen begleiten, kann der Leser von „Der Sandmaler“ Mankells erste zugegebenermaßen noch etwas unsicheren Schritte als Schriftsteller mitgehen. 23 Jahre war er damals alt und doch schon in der Lage, mittels seiner Hauptfiguren Wesentliches einzufangen von Afrika und dem Kolonialismus, das er dann später auf viel tieferem Niveau und mit immer erfahrener literarischer Kunst beschrieben hat.

Elisabeth und Stefan, die sich schon seit einiger Zeit kennen, treffen sich zufällig auf dem Flughafen, weil sie die gleiche Reise nach Westafrika gebucht haben. In einem Land, das ohne Namen bleibt, wollen sie zwei Wochen Urlaub machen und viel im Meer baden. Auch an Bord ist Sven, den Mankell als männlichen Gegenpart zu dem nur auf Genuss und Lustgewinn bedachten voller rassistischer Vorurteile steckenden Stefan zeichnet. Er hat eine ziemlich klare Analyse, kritisiert den Kolonialismus und den Kapitalismus, die die Menschen dort so arm halten.


Elisabeth, mit der sich Mankell stark identifiziert, bemüht sich, die Menschen, die sie dort trifft, die Bräuche und ihre Lebenseinstellungen wirklich kennenzulernen und zu achten. Sie trifft auf Ndou, einen kleinen Jungen, der ihr seine Dienste anbietet, und mit dem sie so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Auch seiner großen Schwester Yene kommt sie näher, und verachtet sie auch nicht, als sie mitbekommt, dass Sven mit diesem Mädchen, das sich ihm aus Not angeboten hat, sexuellen Verkehr hat.
Aus vielen kleinen Episoden zusammengesetzt, die die einzelnen Personen einzeln oder in wechselnden Konstellationen zusammen erleben, ergibt sich ein beeindruckend vielfältiges Panorama aus Eindrücken und Erfahrungen. Mankell will schon hier eine Botschaft senden, der er später sein halbes Leben widmen sollte, nämlich Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln mit Achtung und Respekt aufgeschlossen zu begegnen.

Der "Sandmaler", der dem Buch seinen Titel gab, ist ein etwa Zwanzigjähriger junger Mann, auf dessen in den Sand gemaltes Porträt Elisabeth eines Tages trifft. Der junge Mann beobachtet sie, malt dann in Minutenschnelle ein Porträt Elisabeths und schreibt zwei Sätze in den Sand. „Die Zukunft ist ein sozialistisches Afrika“ und „Der Sozialismus rettet auch euch“.

Damals, so denke ich, war auch Henning Mankell noch dieser Meinung. Heute wissen wir, dass dieses Modell Afrika nicht das gebracht hat, was es braucht, und es scheint, als stünde der Kontinent noch immer am Anfang. Wenn Angela Merkel sagt, Afrika wird uns noch jahrzehntelang beschäftigen, dann ist das richtig und das nicht nur wegen der Millionen von Menschen, die aus mangelnder Perspektive diesen Kontinent in Richtung Europa verlassen wollen.

„Der Sandmaler“ ist noch längst nicht das literarische Meisterstück, das Mankells spätere Werke auszeichnet. Es zeigt aber die Anfänge eines Schriftstellers, der wie kaum ein anderer sein literarisches unermüdliches Schaffen mit einem nicht weniger engagierten politischen Engagement vor Ort verband.


Veröffentlicht am 28.08.2017

Es ist zu hoffen, dass in der bald wieder losbrechenden gesellschaftlichen Debatte um die Zukunft der Rentenfinanzierung solche dezidiert linke Positionen einbezogen und diskutiert werden.

Die große Rentenlüge
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Holger Balodis, Dagmar Hühne, Die grosse Rentenlüge, Westend 2017, ISBN 978-3-86489-177-9

„Warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist“ – das versuchen die Autoren des vorliegenden ...

Holger Balodis, Dagmar Hühne, Die grosse Rentenlüge, Westend 2017, ISBN 978-3-86489-177-9

„Warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist“ – das versuchen die Autoren des vorliegenden Buches mit ihren Thesen nachzuweisen. Immer wieder – und auch nach der nächsten Wahl wird das so sein – wird die Rentendebatte geführt. Immer mehr Menschen in meinem Bekanntenkreis diskutieren über ihre längere Lebensarbeitszeit, fragen sich, wie sie das schaffen sollen und wie sie dereinst mit einer beschämend niedrigen Rente ihre Miete bezahlen und ihr normales Auskommen finanzieren können. Dabei kenne ich immer mehr Menschen jüngeren Alters, die zwar Jobs haben, aber für die private Vorsorge, die immer wieder propagiert wird, sich von ihrem Einkommen nicht leisten können. Düstere Aussichten also.

Allen an diesem Thema interessierten Menschen die sich einen gut lesbaren Überblick über eine scheinbar komplizierte Materie machen wollen und dabei gleichzeitig nach Orientierung für machbare Lösungen aus dem Rentendesaster suchen, kann man dieses Buch empfehlen.

Die beiden Autoren haben sich schon mit früheren Büchern und Veröffentlichungen durchaus als Fachleute in der Frage der Rentenfinanzierung erwiesen. Sie geben in ihren Buch einen profunden Überblick über die Lösungen, die andere Staaten gefunden haben, skizzieren und kritisieren den bisherigen Weg in Deutschland und machen Vorschläge, wie man das gesamte System reformieren könnte. Kernpunkt ist dabei, dass all die (meist reichen) Gruppen miteinbezogen werden müssen in die Finanzierung.

Es ist zu hoffen, dass in der bald wieder losbrechenden gesellschaftlichen Debatte um die Zukunft der Rentenfinanzierung solche dezidiert linke Positionen einbezogen und diskutiert werden. Außer den Linken hat sie im Augenblick, so wie ich das sehe, keine Partei wirklich auf dem Schirm.


Veröffentlicht am 21.08.2017

Mattias Horx glaubt, dass auch in einer weiteren Zukunft die Liebe der Stoff sein wird, der Menschen zusammenführt und zusammenhält. Das ist für einen Zukunftsforscher wohltuend konservativ.

Future Love
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Matthias Horx, Future Love. Die Zukunft von Liebe, Sex und Familie, DVA 2017, ISBN 978-3-421-04732-8

Die Möglichkeiten und Formen, die Liebe in diesen Zeiten annimmt, sind vielfältig und haben sich doch ...

Matthias Horx, Future Love. Die Zukunft von Liebe, Sex und Familie, DVA 2017, ISBN 978-3-421-04732-8

Die Möglichkeiten und Formen, die Liebe in diesen Zeiten annimmt, sind vielfältig und haben sich doch im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht wesentlich geändert: Man ist Single, verheiratet oder geschieden, man lebt in einer treuen Zweierbeziehung oder genießt die eine oder andere Affäre.

In seinem neuen Buch geht der Zukunftsforscher Matthias Horx nun diesem Thema nach und er denkt darüber nach, wie sich Liebe, Sex und Familie in der Zukunft wohl entwickeln. Da identifiziert er allen Unkenrufen zum Trotz die Liebe zwischen Menschen als das stärkste Gefühl, das der Mensch haben kann. Er nennt es ein wunderbares Paradox unseres Lebens und sagt: "Wenn wir die Liebe aus unserem Leben nehmen, dann ist es eigentlich zu Ende".

Er beschreibt die verschiedenen Formen heutiger Liebesbeziehungen und Partnerschaften und entwirft am Ende drei verschiedenen „Szenarien der futuristischen Liebe“, die mich alle drei nicht so recht überzeugen konnten. Mehr gefallen hat mir, was er in einem Interview sagte:
„Das momentane Kulturmodell der Liebe ist die serielle Monogamie. In den Großstädten bzw. Ballungsgebieten haben die Menschen ungefähr sieben bis acht Partner in ihrem Leben. Sie haben Sex, bevor sie eine Ehe oder Lebenspartnerschaft eingehen. Wir haben heute auch ein Stück weit mehr Liebeserfahrung. Auf der anderen Seite hat man auch das Gefühl, dass wir heute viel unintelligenter und blödsinniger lieben. Wenn Sie sehen, wie heute Kabarettisten Witze über die Liebe machen, dann hat man das Gefühl: Das ist eine einzige Katastrophe. Es gibt auch einen unglaublichen Zynismus über die Liebe, weil alle Leute das Gefühl haben, das kann gar nicht funktionieren – besonders Männer haben das. Mario Barth in einem Sportstadion, das ist, glaube ich, die Apokalypse – und vor allem die Apokalypse der Liebe.“

Mattias Horx glaubt, dass auch in einer weiteren Zukunft die Liebe der Stoff sein wird, der Menschen zusammenführt und zusammenhält. Das ist für einen Zukunftsforscher wohltuend konservativ.







Veröffentlicht am 16.08.2017

Kritisches zu diesem gefährlichen Sport allerdings wird man in diesem Buch verständlicherweise nicht finden.

Verlorene Freunde
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Elmar Brümmer, Ferdi Kräling, Verlorene Freunde, Delius Klasing 2017, ISBN 978-3-667-10970-5

Dieses für alle Formel 1 und Rennsportfreunde interessante Buch versammelt die traurigen Geschichten der Opfer ...

Elmar Brümmer, Ferdi Kräling, Verlorene Freunde, Delius Klasing 2017, ISBN 978-3-667-10970-5

Dieses für alle Formel 1 und Rennsportfreunde interessante Buch versammelt die traurigen Geschichten der Opfer dieses Sportes, der, obwohl in manchen Kreisen durchaus umstritten, nach wie vor nicht nur ein Milliardengeschäft ist, sondern auch Millionen Menschen überall auf der Welt über eine lange Rennsaison in Atem hält. In Deutschland hängt das auch mit den legendären Erfolgen von Michael Schuhmacher und den jüngsten Titeln von Sebastian Vettel zusammen.

Das Buch versammelt Porträts von 19 Rennfahrern, die vor allem in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf den unterschiedlichsten Rennstrecken in ihren schnellen Fahrzeigen bei zum Teil spektakulären Unfällen ihr Leben ließen. Ihr Leben wird beschrieben und ihre Erfolge und auch das Rennen, das ihr letztes werden sollte.

Elmar Brümmer, ein bekannter Motorsportjournalist zeichnet für die sensiblen Texte verantwortlich und Ferdi Kräling für die beeindruckenden Fotografien.

Kritisches zu diesem gefährlichen Sport allerdings wird man in diesem Buch verständlicherweise nicht finden.