Etwas andere Literaturgeschichte
Frauen und BücherEinem speziellen Teil der Literaturgeschichte – nämlich dem weiblichen Lesen – widmet sich Stefan Bollmann in seinem Buch „Frauen und Bücher“. Jahrhundertelang haben Männer in der Vergangenheit versucht ...
Einem speziellen Teil der Literaturgeschichte – nämlich dem weiblichen Lesen – widmet sich Stefan Bollmann in seinem Buch „Frauen und Bücher“. Jahrhundertelang haben Männer in der Vergangenheit versucht Frauen das Lesen zu verbieten, gerade Unterhaltungsliteratur galt als gefährlich und verpönt. Hinter dem Verbot steckte vor allem die Angst der Männer, dass Frauen durch das Lesen gebildeter und aufgeklärter werden könnten. Wie kamen Frauen zum Lesen, wie bekamen sie Zugang zur Literatur und wie haben Frauen die Literaturgeschichte beeinflusst sind daher die Hauptfragen in diesem Buch.
Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die das 18., das 19., das 20 und das 21. Jahrhundert behandeln. Bollmann beginnt seine Ausführungen 1750 mit dem Studienabbrecher Friedrich Gottlieb Klopstock, der die Dichterlesung erfand, als er seine Oden einer Schar junger Frauen Vortrug und dafür Küsse kassierte. Im zweiten Teil konzentriert sich Bollmann vor allem auf schreibende Frauen im 19. Jahrhundert, wie Jane Austen oder Mary Shelly. Im dritten Teil stellt Bollmann hauptsächlich berühmte Leserin des 20. Jahrhunderts vor, man erfährt zum Beispiel welche Lieblingsbücher Marilyn Monroe hatte. Im vierten Teil widmet sich Bollmann modernen Phänomenen wie der Fanfiction.
Bollmanns Schreibstil ist anspruchsvoll, aber durchaus verständlich und es ist ihm gelungen das komplexe Thema „Frauen und Bücher“ sehr anschaulich und auch unterhaltsam darzustellen. Geschichtliche Fakten lockert er gekonnt mit Anekdoten auf. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass man es hier mit einem Sachbuch zu tun hat. Ich persönlich kann ein Sachbuch nie in einem Zug durchlesen, sondern lese immer mal wieder ein paar Kapitel und brauche daher für so ein Buch auch länger, als für einen Roman.
Im Großen und Ganzen ist „Frauen und Bücher“ ein sehr gelungenes Sachbuch, das sich einem interessanten Thema widmet. Geeignet ist es vor allem für alle Buchliebhaber und jeden, der sich sehr für Literaturgeschichte interessiert.