Erschreckend aktuell
Schöne Neue WeltEs gibt keine Kriege, Krankheiten sind fast alle ausgerottet, alles ist geregelt, jeder Mensch hat seinen Platz in der Gesellschaft und niemand muss unglücklich sein – wer würde nicht gerne in solch einer ...
Es gibt keine Kriege, Krankheiten sind fast alle ausgerottet, alles ist geregelt, jeder Mensch hat seinen Platz in der Gesellschaft und niemand muss unglücklich sein – wer würde nicht gerne in solch einer „schönen neuen Welt“ leben? Dass das alles aber auch einen ziemlich hohen Preis hat, zeigt Aldous Huxley in seiner Zukunftsvision. Dabei weiß man nicht sofort, ob einen diese neue Welt abschrecken soll oder ob es eine Welt ist, die man sich wünschen sollte – bis man Huxleys doch recht zynischen Unterton bemerkt. Was das Buch, das vor über 80 Jahren geschrieben worden ist, auch heute noch so aktuell und lesenswert macht, ist wohl die erschreckende Erkenntnis, dass vieles, was Huxley da so beschreibt, heute tatsächlich Realität ist: Klassengesellschaft, die Angst vorm Altern, Konsumdenken. Oder denke man an die Idee von Apple, Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen zu zahlen. Alle sollen irgendwie gleich sein und doch bekommt nicht jeder die Möglichkeit, sich gleich zu entwickeln. Einfach zu lesen ist der Roman sicherlich nicht, Huxley verwendet viele Fremdwörter, Fachbegriffe und auch Wortneuschöpfungen. Zeitweise wird er recht wissenschaftlich und technisch. Auch die Dramaturgie wirkt zum Teil etwas unstrukturiert. Doch gerade das macht den Roman aus und schafft eine gewisse Atmosphäre. Ein wichtiger, zeitloser Roman.