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Veröffentlicht am 30.09.2023

Eine vielschichtige und abwechslungsreiche Anthologie!

Gleanings – Storys aus dem Scythe-Universum
1

Als großer Fan der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman war ich total gespannt als ich gehört habe, dass wir mit einer Kurzgeschichtensammlung nochmal zurück ins Scythe-Universum reisen dürfen. Vor wenigen ...

Als großer Fan der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman war ich total gespannt als ich gehört habe, dass wir mit einer Kurzgeschichtensammlung nochmal zurück ins Scythe-Universum reisen dürfen. Vor wenigen Tagen ist diese Anthologie nun auch auf Deutsch erschienen und ich habe natürlich sofort reingelesen. Auch wenn ich einige Geschichten lieber gelesen habe als andere, war "Gleanings" für mich eine durchweg interessante und anregende Rückkehr ins Scythe-Universum, die mir richtig Lust gemacht hat, die Hauptreihe nochmal zu lesen.

"Vor ihnen stehen wir perfekt aufgereiht,
die scharfe Klinge einer Avantgarde,
die die Äxte schwingt,
jede gleicht jenen, die vor ihr kamen.
Wir sind einer in allen
und alle in einem
und wir. werden. töten."


Da der Fischer Verlag die Gestaltung der Originalausgabe übernommen hat, ist das Cover von "Gleanings" sehr passend zur gesamten Reihe gestaltet. Mit der Reihe von unterschiedlichen Scythe in langen blauen Roben mit passenden Sensendem beigem Grund mit den futuristisch anmutenden Streifen und dem Comic-Titel ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, das wieder auf zentrale Motive und die eher düstere Stimmung vorbereitet. Sehr gefreut hat mich auch, dass der Verlag ebenfalls den Originaltitel behalten hat. Das Wort "Gleanings" wird in der deutschen Übersetzung Deutschen immer mit "Nachlese" übersetzt, was also sowohl auf der Ebene der Scythe als auch auf einer Meta-Ebene als Anspielung auf einen Zusatz zur Reihe eine passende Bedeutung hat. Nach einem kurzen Inhaltsverzeichnis gibt es 14 Kapitel, die jeweils eine Kurzgeschichte enthalten sowie ein fünfzehntes Bonuskapitel mit einer Geschichte exklusiv für die deutsche Ausgabe.

"An einem Tag gab es auf der Welt noch natürlichen Tod und am nächsten nicht mehr. Wenn der Verlust meines Mannes mich eins gelehrt hat, dann, dass alles sich von einem Moment zum nächsten ändern kann - und wird. Menschen, Wahrheiten, Realitäten. Der Trick besteht darin zu entscheiden, ob eine bestimmte Veränderung gut oder schlecht oder etwas ist, wofür wir noch keine Worte haben."


Anfangs hatte ich ein wenig Sorgen, dass ich nach fast drei Jahren nicht mehr genügend von der Scythe-Welt weiß, um voll und ganz in "Gleanings" abtauchen zu können. Dies hat sich aber als absolut unberechtigt herausgestellt. Natürlich sollte man die Reihe vorher dringend gelesen haben, um das Worldbuilding zumindest grundlegend zu verstehen und es steigert auch den Lesespaß, wenn man nicht alle vorkommenden Figuren vergessen hat, insgesamt werden aber alle wichtigen Informationen, die man zum Verstehen der einzelnen Geschichten präsent haben muss, nochmals wiederholt. Besonders gefreut hat mich, dass wir hier einige altbekannte Figuren wieder treffen. Scythe Curie darf gleich in mehreren Geschichten glänzen, Scythe Goddard erhält endlich seine Hintergrundgeschichte, Nebenfiguren wie Scythe Constantin oder Scythe Xenocrates bekommen nochmals einen Auftritt und selbstverständlich sind auch der Thunderhead und sein Abkömmling Cirrus wieder mit von der Partie.

"Bewusstsein. Ein solch seltsames, nicht greifbares Konstrukt. In einem Moment nichts - im nächsten alles. Ein Urknall, aber auf persönlicher Ebene."


Auf einen Auftritt von wirklich zentraler Hauptfiguren wie Citra, Rowan oder Grayson darf man hier allerdings nicht setzen. Bis auf wenige kurze Anspielungen und eine Begegnung mit Citras Familie wird auf unsere liebgewonnenen Helden keinen besonderen Augenmerk mehr gelegt. Das fand ich persönlich natürlich schade, damit hatte ich aber ehrlich gesagt schon gerechnet, denn ehrlich gesagt hätte der Autor nach dem offenen Ende von Band 3 mit einem erneuten Auftritt von Citra, Rowan und Co mehr kaputt machen können als mir lieb war. Zwar wagt der Autor einen vorsichtigen Ausblick in die Zukunft, in dem man das Schicksal der Hauptfiguren erahnen kann, insgesamt steht allerdings nicht der weitere Verlauf der Geschichte und mehr die Welt der Scythe an sich im Vordergrund dieser Anthologie.

"Du sehnst dich nach der Macht, die mit der Zerstörung einhergeht - aber fast nichts ist so mächtig wie der Blick hinter den Schleier der Realität."


Durch die sehr unterschiedlichen Geschichten können wir aus einer Vielzahl neuer Perspektiven in das Scythe-Universum zurückkehren und nochmals viele Details und Hintergründe zum Scythetum, der "Säuberung", dem System der Widerlinge, der Marsmission des Thunderheads und den Anfängen der Unsterblichkeit erfahren. Dabei konnte mich der Autor auch hier wieder mit seiner Mischungen aus philosophischem Gedankenexperiment und packendem Gesellschaftsthriller berühren, verstören und begeistern! Die vielen Details, Geschichten und Gedanken fügen sich nahtlos in das Bild ein, das in der Hauptreihe gestaltet worden ist und machen Lust, sofort wieder in die Geschichte einzutauchen. Wer die Scythe-Reihe geliebt hat, wird also auch mit dieser Kurzgeschichtssammlung viel Spaß haben!

"Insgeheim fürchtete Morty, dass er es nicht in sich hatte. Auch wenn er theoretisch eine grenzenlose Lebensspanne Zeit hatte, seine Technik zu verfeinern, war er sich nichts sicher, ob er ein solches Niveau erreichen konnte. Ja, die Menschheit hatte ein Heilmittel gegen den Tod erfunden, aber das bedeutete nur, dass er eine Ewigkeit Zeit hatte, an diesem Anspruch zu scheitern. Was würde das mit ihm machen? Würde ihn seine Leidenschaft verlassen? Würde die Flamme seiner eigenen Kreativität ersticken ohne einen Wind, der sie anfachte? Ms. C beklagte häufig, dass Kunst mehr und mehr von immer weniger handelte. Was würde passieren, wenn es um gar nichts mehr ging?"

Die 15 Kurzgeschichten sind dabei alle sehr unterschiedlich gestaltet und einzigartig in ihrer Erzählform und Perspektive, haben aber alle zwei Gemeinsamkeiten: es kommt ein Scythe vor und die Geschichte nimmt garantiert einen anderen Ausgang als zu Beginn gedacht. Egal ob ein Ausflug ins All, eine Jagd durch Träume, ein einleitendes Gedicht oder ein grausiger Tierthriller - die Geschichten haben oft einen überraschenden Kniff, die sie hochspannend machen. In "Gleanings" waren einige Co-AutorInnen am Werk, deren Schreibstil sich teilweise stark von Neal Shustermans unterscheidet. Das macht diese Sammlung aber nur noch abwechslungsreicher und interessanter. Auch wenn das Anthologie-Format durch die abgeschlossenen Geschichten nicht zum Durchsuchten einlädt, habe ich die 480 Seiten in kürzester Zeit gelesen und könnte nun auch ohne Weiteres ein doppelt so dickes Buch voll mit weiteren Geschichten verschlingen. Der Schreibstil, die Erzählart, das wahnsinnig ausgeklügelte Worldbuilding und die vielen tollen Ideen - ich werde einfach nicht müde, aus Neal Shustermans Scythe-Welt zu lesen!!


Fazit:


"Gleanings" ist eine vielschichtige und abwechslungsreiche Anthologie, die die Rückkehr in das spannende Scythe-Universum ermöglicht. Wer die Hauptreihe mochte, wird auch mit diesen 15 Kurzgeschichten wieder viel Spaß haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2023

Eine vielschichtige und abwechslungsreiche Anthologie

Gleanings – Storys aus dem Scythe-Universum
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Als großer Fan der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman war ich total gespannt als ich gehört habe, dass wir mit einer Kurzgeschichtensammlung nochmal zurück ins Scythe-Universum reisen dürfen. Vor wenigen ...

Als großer Fan der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman war ich total gespannt als ich gehört habe, dass wir mit einer Kurzgeschichtensammlung nochmal zurück ins Scythe-Universum reisen dürfen. Vor wenigen Tagen ist diese Anthologie nun auch auf Deutsch erschienen und ich habe natürlich sofort reingelesen. Auch wenn ich einige Geschichten lieber gelesen habe als andere, war "Gleanings" für mich eine durchweg interessante und anregende Rückkehr ins Scythe-Universum, die mir richtig Lust gemacht hat, die Hauptreihe nochmal zu lesen.

"Vor ihnen stehen wir perfekt aufgereiht,
die scharfe Klinge einer Avantgarde,
die die Äxte schwingt,
jede gleicht jenen, die vor ihr kamen.
Wir sind einer in allen
und alle in einem
und wir. werden. töten."


Da der Fischer Verlag die Gestaltung der Originalausgabe übernommen hat, ist das Cover von "Gleanings" sehr passend zur gesamten Reihe gestaltet. Mit der Reihe von unterschiedlichen Scythe in langen blauen Roben mit passenden Sensendem beigem Grund mit den futuristisch anmutenden Streifen und dem Comic-Titel ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, das wieder auf zentrale Motive und die eher düstere Stimmung vorbereitet. Sehr gefreut hat mich auch, dass der Verlag ebenfalls den Originaltitel behalten hat. Das Wort "Gleanings" wird in der deutschen Übersetzung Deutschen immer mit "Nachlese" übersetzt, was also sowohl auf der Ebene der Scythe als auch auf einer Meta-Ebene als Anspielung auf einen Zusatz zur Reihe eine passende Bedeutung hat. Nach einem kurzen Inhaltsverzeichnis gibt es 14 Kapitel, die jeweils eine Kurzgeschichte enthalten sowie ein fünfzehntes Bonuskapitel mit einer Geschichte exklusiv für die deutsche Ausgabe.

"An einem Tag gab es auf der Welt noch natürlichen Tod und am nächsten nicht mehr. Wenn der Verlust meines Mannes mich eins gelehrt hat, dann, dass alles sich von einem Moment zum nächsten ändern kann - und wird. Menschen, Wahrheiten, Realitäten. Der Trick besteht darin zu entscheiden, ob eine bestimmte Veränderung gut oder schlecht oder etwas ist, wofür wir noch keine Worte haben."


Anfangs hatte ich ein wenig Sorgen, dass ich nach fast drei Jahren nicht mehr genügend von der Scythe-Welt weiß, um voll und ganz in "Gleanings" abtauchen zu können. Dies hat sich aber als absolut unberechtigt herausgestellt. Natürlich sollte man die Reihe vorher dringend gelesen haben, um das Worldbuilding zumindest grundlegend zu verstehen und es steigert auch den Lesespaß, wenn man nicht alle vorkommenden Figuren vergessen hat, insgesamt werden aber alle wichtigen Informationen, die man zum Verstehen der einzelnen Geschichten präsent haben muss, nochmals wiederholt. Besonders gefreut hat mich, dass wir hier einige altbekannte Figuren wieder treffen. Scythe Curie darf gleich in mehreren Geschichten glänzen, Scythe Goddard erhält endlich seine Hintergrundgeschichte, Nebenfiguren wie Scythe Constantin oder Scythe Xenocrates bekommen nochmals einen Auftritt und selbstverständlich sind auch der Thunderhead und sein Abkömmling Cirrus wieder mit von der Partie.

"Bewusstsein. Ein solch seltsames, nicht greifbares Konstrukt. In einem Moment nichts - im nächsten alles. Ein Urknall, aber auf persönlicher Ebene."


Auf einen Auftritt von wirklich zentraler Hauptfiguren wie Citra, Rowan oder Grayson darf man hier allerdings nicht setzen. Bis auf wenige kurze Anspielungen und eine Begegnung mit Citras Familie wird auf unsere liebgewonnenen Helden keinen besonderen Augenmerk mehr gelegt. Das fand ich persönlich natürlich schade, damit hatte ich aber ehrlich gesagt schon gerechnet, denn ehrlich gesagt hätte der Autor nach dem offenen Ende von Band 3 mit einem erneuten Auftritt von Citra, Rowan und Co mehr kaputt machen können als mir lieb war. Zwar wagt der Autor einen vorsichtigen Ausblick in die Zukunft, in dem man das Schicksal der Hauptfiguren erahnen kann, insgesamt steht allerdings nicht der weitere Verlauf der Geschichte und mehr die Welt der Scythe an sich im Vordergrund dieser Anthologie.

"Du sehnst dich nach der Macht, die mit der Zerstörung einhergeht - aber fast nichts ist so mächtig wie der Blick hinter den Schleier der Realität."


Durch die sehr unterschiedlichen Geschichten können wir aus einer Vielzahl neuer Perspektiven in das Scythe-Universum zurückkehren und nochmals viele Details und Hintergründe zum Scythetum, der "Säuberung", dem System der Widerlinge, der Marsmission des Thunderheads und den Anfängen der Unsterblichkeit erfahren. Dabei konnte mich der Autor auch hier wieder mit seiner Mischungen aus philosophischem Gedankenexperiment und packendem Gesellschaftsthriller berühren, verstören und begeistern! Die vielen Details, Geschichten und Gedanken fügen sich nahtlos in das Bild ein, das in der Hauptreihe gestaltet worden ist und machen Lust, sofort wieder in die Geschichte einzutauchen. Wer die Scythe-Reihe geliebt hat, wird also auch mit dieser Kurzgeschichtssammlung viel Spaß haben!

"Insgeheim fürchtete Morty, dass er es nicht in sich hatte. Auch wenn er theoretisch eine grenzenlose Lebensspanne Zeit hatte, seine Technik zu verfeinern, war er sich nichts sicher, ob er ein solches Niveau erreichen konnte. Ja, die Menschheit hatte ein Heilmittel gegen den Tod erfunden, aber das bedeutete nur, dass er eine Ewigkeit Zeit hatte, an diesem Anspruch zu scheitern. Was würde das mit ihm machen? Würde ihn seine Leidenschaft verlassen? Würde die Flamme seiner eigenen Kreativität ersticken ohne einen Wind, der sie anfachte? Ms. C beklagte häufig, dass Kunst mehr und mehr von immer weniger handelte. Was würde passieren, wenn es um gar nichts mehr ging?"

Die 15 Kurzgeschichten sind dabei alle sehr unterschiedlich gestaltet und einzigartig in ihrer Erzählform und Perspektive, haben aber alle zwei Gemeinsamkeiten: es kommt ein Scythe vor und die Geschichte nimmt garantiert einen anderen Ausgang als zu Beginn gedacht. Egal ob ein Ausflug ins All, eine Jagd durch Träume, ein einleitendes Gedicht oder ein grausiger Tierthriller - die Geschichten haben oft einen überraschenden Kniff, die sie hochspannend machen. In "Gleanings" waren einige Co-AutorInnen am Werk, deren Schreibstil sich teilweise stark von Neal Shustermans unterscheidet. Das macht diese Sammlung aber nur noch abwechslungsreicher und interessanter. Auch wenn das Anthologie-Format durch die abgeschlossenen Geschichten nicht zum Durchsuchten einlädt, habe ich die 480 Seiten in kürzester Zeit gelesen und könnte nun auch ohne Weiteres ein doppelt so dickes Buch voll mit weiteren Geschichten verschlingen. Der Schreibstil, die Erzählart, das wahnsinnig ausgeklügelte Worldbuilding und die vielen tollen Ideen - ich werde einfach nicht müde, aus Neal Shustermans Scythe-Welt zu lesen!!


Fazit:


"Gleanings" ist eine vielschichtige und abwechslungsreiche Anthologie, die die Rückkehr in das spannende Scythe-Universum ermöglicht. Wer die Hauptreihe mochte, wird auch mit diesen 15 Kurzgeschichten wieder viel Spaß haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2023

Eine gefühlvolle und moderne Geschichte mit einer dichten Atmosphäre und einer enormen Sogwirkung!

This is Our Time
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Ich bin in den letzten Jahren ein großer Fan von Kathinka Engel geworden, deren Romane (besonders die Shetland-Love-Reihe) für mich zu den besten deutschen New Adult Büchern gehören. Mit "This is Our Time" ...

Ich bin in den letzten Jahren ein großer Fan von Kathinka Engel geworden, deren Romane (besonders die Shetland-Love-Reihe) für mich zu den besten deutschen New Adult Büchern gehören. Mit "This is Our Time" hat sich dieses Urteil im Großen und Ganzen wieder bestätigt. Auch wenn ich ein paar kleinere Kritikpunkte habe, habe ich seit Langem kein Buch mehr so weggesuchtet wie dieses!!!

Bevor ich inhaltlich einsteige, zuerst einige (sehr verliebte) Worte zum Cover. Ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie scheint sich der Everlove-Verlag mit Kathinkas Büchern immer besonders zu verkünsteln, denn ich liebe die Gestaltung der Hollywood-Dream-Reihe beinahe genauso sehr wie die der Shetland-Love-Reihe, auch wenn ich dachte, dass niemals etwas diese tollen Cover toppen würde! Zusehen sind an Blütenblätter erinnernde rosafarbene Strukturen, die sich von einem beigefarbenen Hintergrund abheben. Der Titel ist ebenfalls in Violett gehalten und ergibt mit den goldenen Farbakzenten ein stimmiges, wenn auch inhaltlich nichtssagendes Bild. Toll ist auch der Farbschnitt, auf dem sich die Elemente des Covers fortsetzen und der zudem in geschwungener Schrift mit dem Wort "time" versehen ist. Ihr seht es mir also nach, dass ich eine Trillion Bilder des Buches gemacht habe - besonders da mir der Verlag vor dem Erscheinungstermin auch ein tolles Goodie-Paket zugeschickt hat. Neben dem Buch waren ein Brief, zwei Charakterkarten, ein Charactersheet, ein Serienposter und (mein persönliches Highlight!!!) eine Regieklappe im Paket. An der Stelle also vielen Dank an der Verlag, was meine ehrliche Meinung aber natürlich wie immer nicht verändert hat.

Erster Satz: "Rio McQuoid, Sexsymbol und bis vor Kurzem bestbezahlter Schauspieler Hollywoods unter 25, hat ein fettes Image-Problem."

Nach einem Clickbait-Artikel mit zehn Fakten über den fiktiven Schauspielstar Rio McQuoid steigen wir in die Geschichte ein und lernen die Set-Praktikantin Ferne Resnik kennen, die dank eines Zufalls beim Casting die Hauptrolle in einer neuen Netflix-Serie erhält und nun die Möglichkeit hat, herauszufinden, ob die Fakten über ihren Drehpartner der Wahrheit entsprechen. Denn genau wie zwischen ihren Rollen Madison und Ryder sprühen bald zwischen Rio und Ferne die Funken...
Trotz des wohl bekanntesten aller New-Adult-Klischees - der Badboy-trifft-auf-Girl-next-Door-Trope -, vor dem es mir hier etwas gegraut hat, konnte mich "This is Our Time" von der ersten Seite an mitreißen. Denn was in Romanen wie beispielsweise "After" toxisch und antiquiert wirkte, ist hier gefühlvoll und modern verpackt und kann trotz des insgesamt wenig überraschenden Handlungsverlaufs mit einer dichten Atmosphäre und einer enormen Sogwirkung aufwarten.

Das liegt vor allem an der weiblichen Hauptfigur Ferne, die überraschend reif und selbstbewusst ist. Das bedeutet nicht, dass sie keine Unsicherheiten hat und sich nicht erst in dieser für sie fremden Welt zurechtfinden muss, in der Realität und Show verschwimmen, man sich von Regisseuren anbrüllen lassen muss und alles an die Öffentlichkeit gezerrt wird - im Gegenteil, aber sie kommuniziert ihre Gefühle und Bedenken auf eine sehr gesunde Weise und erkennt toxische Verhaltensweisen als solche. Dabei war ich mal wieder beeindruckt, wie greifbar und nachvollziehbar die Autorin die Gefühle und Entscheidungen ihrer Hauptfigur schildert, sodass selbst paradoxe Glaubenssätze und Emotionen rüberkommen und verstanden werden können. Ferne erscheint so menschlich, so durchschnittlich und dennoch in ihrer Einzigartigkeit so wunderbar, dass man sie am liebsten durch die Seiten hinweg fest drücken und zur besten Freundin machen will. Auch die durchweg positive Einstellung zu ihrem "normalen" Körper hat mir sehr gut gefallen und mich darüber hinweggetröstet, dass manche Nebenfiguren wie beispielsweise Lidia zunächst ein wandelndes Klischee zu sein scheinen und die restlichen Nebenfiguren - beispielsweise Co-Star Casimir, Fernes Eltern oder ihre Freundinnen - bisher noch stark im Hintergrund bleiben. Ich hoffe sehr, dass die Nebenfiguren in Band 2, "This is Our Life" weiter vertieft werden und wie toll wäre bitte ein Jahre späteres Spin-Off zu Eric und Cas??? Doch ich schweife ab, zurück zu unseren Hauptfiguren...

Ferne: "Warum bist du als einziger Mensch auf der Welt immun?", fragt er zurück. Und das ist genau das Problem. Dass ich mir da gar nicht mehr so sicher bin. Dass Madison und ich und Ryder und Rio irgendwie verschwimmen. Vor meinem inneren Auge und in meinen Gedanken und auf allen möglichen Realitätsebenen, die man braucht, um überzeugend zu sein, die aber gleichzeitig immer schwierig auseinanderzuhalten sind. Für mich. Für Ferne. Nicht Lily. Nicht Rose. Nicht Madison. Einfach nur Ferne."

Fernes Gegenpart Rio war mir zunächst extrem unsympathisch, da wir nicht nur sein Verhalten aus Fernes Sicht, sondern auch noch seine eigenen ihr gegenüber häufig abwertenden Gedanken aus seiner Perspektive lesen. Von sich selbst, seinen Fähigkeiten und seinem Aussehen überzeugt, eine oberflächliche Sicht auf die Welt, kein Versuch die Welt aus der Perspektive anderer zu betrachten, kein Mitgefühl und keine Freunde - abgesehen von dem heißen Äußeren, dem Schauspieltalent und dem signature move, sich mit dem Daumen über die Lippe zu fahren (🔥) scheint es keine Gründe zu geben, sich in ihn zu verlieben. Aber natürlich hat es die Autorin trotzdem irgendwie geschafft, dass erst Ferne und dann ich dran glauben mussten. Dunkle Vergangenheit, raue Schale, weicher Kern, blabla, das ist bei genauerem Nachdenken alles so ausgelutscht, aber sein Redemption Arc hat trotzdem so gut bei mir funktioniert, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Wie kann Kathinka Engel nur immer so intensive Liebesgeschichten schreiben??? Denn sobald wir beginnen, in Rio mehr zu sehen als seine Rolle, entwickeln die beiden eine enorme Chemie, die in der wohl hottesten Kussszene aller Zeiten gipfelt. Ein weiteres Kapitel aus Rios Sicht im Mittelteil hätte zwar nicht geschadet, um noch besser zu verstehen, wann genau er seine Meinung zu Ferne geändert hat, die Annäherung der beiden ist für mich aber gut nachvollziehbar gewesen und auch das Erzähltempo empfand ich persönlich als genau richtig.

Rio: "Auf einmal bin ich nicht mehr Ryder. Auf einmal bin ich wieder ich. Denn es ist wahr. Seit unserem Kuss - unserem heißen, verrückten, wahnwitzigen Kuss - ist sie in meinen Gedanken. Immerzu."

Genau wie die anderen Bücher der Autorin ist "This is Our Time" zusätzlich mal wieder wunderschön geschrieben. Kathinka Engels Schreibstil ist gewohnt lebendig, ehrlich und emotional, verliert dabei aber nie die Charakterentwicklung und ihre Themen aus dem Blick. Neben inhaltlichen Schwerpunkten wie Kontrolle, Entscheidungsfreiheit, gesunde Beziehungen und Selbstverwirklichung wird auch das Setting in Hollywood stark miteingebunden. Schon nach den Teasern der Autorin war ich sehr gespannt darauf, in einem New Adult Roman an das Set einer Netflixserie zu reisen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob die Abläufe in Wirklichkeit tatsächlich so sind, wie die Autorin sie hier beschreibt, ich habe mich aber von der glamourösen, hektischen Atmosphäre sehr gerne mitreißen lassen. Egal ob Table Reads, Kostümproben, Fotoshootings, Gespräche mit einer Intimacy-Koordinatorin, lange Drehtage mit häufig wiederholten Takes und intensive Momente vor und hinter der Kamera - die Schritte der Produktion erschienen so lebendig vor meinem inneren Auge, dass ich nun am liebsten selbst die ersten Folgen zu "This is Our Time" schauen würde. Unterstützt wird die Hollywood-Atmosphäre zusätzlich durch einen Ausflug nach Malibu, Anspielungen auf viele anderen Promis, gelegentliche Ausschnitte aus Zeitungsartikel, Kommentare unter Instagrambeiträgen oder Interviews und natürlich jede Menge nerdige Filmfakten. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin die Lines aus der Serie in einer anderen Schriftart von normalen Dialogen abgehoben hat, sodass optisch klar wird, was nun Serie und was Realität ist, auch wenn das für die beiden Hauptfiguren zunehmend verschwimmt...

Nach 432 unterhaltsamen und emotionalen Seiten endet "This is Our Time" dann schon wieder viel zu schnell mit einem wirklich fiesen letzten Kapitel! Was sich Kathinka Engel da ausgedacht hat, hat mir ein bisschen das Herz gebrochen, auch wenn es nicht unbedingt unvorhersehbar kam. Band 2, der die Geschichte der beiden zu Ende erzählen wird, erscheint zwar "schon" im November diesen Jahres, gerade wirkt das aber noch wie eine ziemlich lange Zeit...

Rio: "Das ist das erste Mal seit Langem, dass ich irgendwas fühle, das einfach aus mir kommt. Und ich würde es gern behalten, weißt du?"


Fazit:


Trotz das Kathinka Engel hier das wohl bekannteste New-Adult-Klischee "Badboy-trifft-auf-Girl-next-Door" verwendet, ist "This is Our Time" eine gefühlvolle und moderne Geschichte, die mit einer dichten Atmosphäre und einer enormen Sogwirkung aufwarten kann. Die Chemie der Figuren, das Hollywood-Setting und der Schreibstil der Autorin haben dafür gesorgt, dass ich das Buch so sehr gesuchtet habe wie schon lange nicht mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein mitreißender und vielseitiger Fantasy-Epos!

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe ...

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch außerplanmäßig bei einem Besuch in der Buchhandlung gekauft. Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" eine mitreißende und vielseitige Geschichte, die mich so gut unterhalten hat, wie die Themen und der Hype es vermuten ließen. Dennoch habe ich einige kleinere Kritikpunkte, die verhindern, dass das Buch ein völliges Highlight geworden ist...

Ich liebe die Gestaltung! Der dtv Verlag ist mit dem Hauptmotiv des Covers sehr nah am Original geblieben und zeigt ein rundes Emblem, Wolken und Drachensilhouetten auf einem goldglänzenden Untergrund. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Elemente der Geschichte auf und sieht dabei noch super edel aus. Unter dem Schutzumschlag der gebundenen Ausgabe wartet außerdem ein goldenes Drachenauge mit schwarzer schuppiger Augenpartie in Nahaufnahme umschwebt von einigen Feuerfunken auf uns. Darüber hinaus hält das Buch nicht nur eine detaillierte Weltkarte des Kontinents für uns bereit, sondern auch eine Darstellung des Geländes des Basgiath War Colleges. Die 39 Kapitel der Geschichte beginnen jeweils mit einem kurzen Zitat und einer Drachensilhouette.

Erster Satz: "Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten."

Durch die einladende Gestaltung ist das Ankommen in Navarre - einem Land umgeben von einem magischen Schutzschild, der vor dem feindlichen Poromiel schützt, und genauer gesagt am Basgiath War College total leicht. Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit ihrer Aufnahmeprüfung in die Schule der Drachenreiter. Als sie es über das Aquädukt schafft, tritt sie damit in eine dreijährige Ausbildung ein, von der das erste Jahr durch diesen ersten Band abgedeckt wird. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte 700 Seiten hat, hatte "Fourth Wing" für mich bemerkenswerterweise keine Längen. Egal ob Sparring-Kämpfe mit anderen Schülern, ein tödlicher Parcour, die Vorstellung vor den Drachen beim sogenannten "Dreschen" oder die taktischen "War Games" - durch die ständige Lebensgefahr, den roten Faden der Ausbildung und immer neuen Herausforderungen bleibt die Handlung zu jedem Zeitpunkt spannend und das erste Ausbildungsjahr fliegt auch aufgrund taktisch geschickter Zeitsprünge und des flüssigen Schreibstils der Autorin geradeso dahin.

"Nichts ist heiliger als die Archive. Selbst Tempel können wieder aufgebaut werden, aber Bücher können nicht neu geschrieben werden."


Dabei halten sich actionreiche Kampfszenen, der Ausbau des Worldbuildings und die Charakterentwicklung gut die Waage und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Gegenteil: an manchen Stellen hätte die Autorin für meinen Geschmack sogar noch mehr ausholen und ausführlicher hätte sein können. Besonders was das Worldbuilding angeht, hätten wir in 700 Seiten schon durchaus mehr erfahren können, sodass noch definitiv einige offene Fragen für die nächsten Teile verbleiben. Versteht mich nicht falsch, das Worldbuilding war schon vergleichsweise ordentlich und reflektiert den Kenntnisstand der Hauptfigur treffend, legt man High-Fantasy-Maßstäbe an die Geschichte an, erscheint der Detailreichtum im Aufbau der Welt aber eher noch etwas sparsam. Auch an anderen Stellen bemerkt man, dann es sich um den ersten Teil einer Reihe und auch um das Fantasy-Debüt der Autorin handelt: Die Infodumps an den seltsamsten Stellen (z.B. als Violet das Aquädukt überquert) hätten etwas eleganter mit der Handlung verbunden sein können und darüber hinaus ergeben sich bei genauerem Hinsehen einige offene Logiklücken im Aufbau ihrer Welt (beispielsweise ist mir nicht schlüssig, weshalb das War College die Kadetten so unnötig verheizt, wenn doch dringend Nachwuchs gebraucht wird - man hätte nicht so geeignete Kandidaten auch für die Infanterie ausmustern können).

"Toxisch. Gefährlich. Bereit, dich zu töten. Es ist egal. Mein Puls flattert trotzdem wie bei einem Teenager."

Das sind nicht die einzigen kleineren Schwächen, die mir trotz der süchtigmachenden Wirkung der Geschichte aufgefallen sind. Bei genauerem Hinsehen fällt ebenfalls auf, dass viele Klischees der YA-Fantasy verbaut sind (die langsame Entfremdung vom Kindheitsfreund, eine gescheiterte Rebellion, vor der Hauptfigur verheimlichte Informationen, eine verräterische Verschwörung etc.) und die Geschichte trotz ihres modernen und spritzigen Aufzugs das Rad nicht neu erfindet. Damit waren für mich die zwei großen Wendungen am Ende der Geschichte leider auch vorhersehbar - einfach weil ich schon viele Geschichten gelesen habe, die in eine ähnliche Richtung gingen.

"Es existiert kein Ort, an dem ich dich nicht finden würde, Violence"


Die leichten Defizite hinsichtlich fehlender Originalität betreffen leider auch die Hauptfiguren. Zwar ist Violet in vielerlei Hinsicht eine großartige Heldin - sie ist endlich mal nicht insgeheim NICHT total perfekt und besiegt ihre Gegner eher mit Charakterstärke und Intelligenz als mit körperlicher Stärke oder Macht und sorgt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit für jede Menge Schwung in der Geschichte -, erreicht aber dennoch nicht ihr volles Potenzial. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich mit der Zeit leider doch als "Super Special Snowflake" entpuppt, die nicht nur den größten Drachen, sondern auch noch einen seltenen Federschwanz bindet und eine besonders spezielle Siegelkraft entwickelt, sondern auch daran, dass wir viele emotionale Konflikte und Entwicklungen nur oberflächlich streifen. Klar, sie entwickelt sich mit der Zeit durch die Ausbildung und ihre neuen Erfahrungen stark weiter, viel davon passiert allerdings im Off zwischen den einzelnen Szenen. Um wirklich einen runden Eindruck von Violets Charakter zu erhalten hätte ich sie gerne die spezielle Dynamik mit ihrer Mutter weiter erkunden sehen, mehr über ihre Kindheit erfahren, ihr Bonding mit ihren Drachen näher verfolgt und dem Aufbau ihrer Beziehungen mehr Zeit eingeräumt. Außerdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aufgelöst wird, weshalb sie chronische Schmerzen hat, ihre Gelenke so schwach sind und ihre Haare silbern werden, aber das wurde bisher nie explizit aufgelöst (Wahrscheinlich hat Violet EDS wie die Autorin auch...?).

"Und während andere es eilig haben, sich vor mich zu stellen, steht er an meiner Seite, in dem Vertrauen, dass ich mich behaupten kann."

Das hohe Tempo beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich zum Beispiel an Violets Insta-Freundschaft mit Rhiannon erkennen, aber leider auch bei der Liebesgeschichte, deren Entwicklung mir viel zu schnell ging. Der Reiz des Enemies-to-Lovers-Trope wurde gar nicht richtig ausgekostet, da die beiden gefühlt nur 10 Minuten überhaupt als Feinde gelten können, bevor sie durch äußere Umstände genau wie durch eine große körperliche Anziehung aneinandergebunden sind. Und damit wären wir schon bei einem weiteren Kritikpunkt - über körperliche Anziehung hinaus kommen sich die beiden Hauptfiguren bisher noch nicht wirklich näher. Ich will mich definitiv nicht beschweren - die beiden haben eine großartige Chemie und die Sexszenen im späteren Verlauf der Geschichte sind gut geschrieben, ein wenig mehr emotionale Arbeit hätte mir aber noch gefehlt. Xaden an sich ist ein hervorragender Love Interest - geheimnisvoll, moralisch grau, attraktiv, gefährlich und dennoch respektvoll der Hauptfigur gegenüber. Auch er kann im weiteren Verlauf der Reihe allerdings noch mehr vertieft und vom Klischee des typischen dunkelhaarigen Bookboyfriends abgegrenzt werden.

"Du wirst den Moment spüren, wenn du weißt, dass es nichts mehr zu verlassen gibt. Und es mag dir vielleicht das Herz brechen, aber wenn du es spürst, flieg los. Versprich mir, du wirst losfliegen."


Neben Violet und Xaden hält "Fourth Wing - Flammengeküsst" auch jede Menge spannende Nebenfiguren bereit. Besonders gut gefallen haben mir Tairn, Andarna, Rhiannon, Liam, Mira und Ridoc, die mit der Zeit ein bisschen Found-Family-Vibes verströmen, von denen ich aber auch noch gerne mehr erfahren hätte. Besonders die Drachen kamen hier zu kurz. Was beschäftigt sie, weshalb binden sie sich überhaupt mit den Menschen, weshalb haben sie sich Violet ausgesucht...? Hier bleiben noch einige Fragen offen, die aber bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Generell bin ich nach dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung und habe trotz der kleinen Schwächen das Gefühl, auf eine wirklich tolle Reihe mit großem Potenzial gestoßen zu sein!!!


Fazit:

Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" einen mitreißenden und vielseitigen Fantasy-Epos, der mich so gut unterhalten hat, wie die vielversprechenden Themen und der Hype es vermuten ließen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte betreffend Worldbuilding, Klischees und Logiklücken habe ich einen halben Stern abgezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein mitreißender und vielseitiger Fantasy-Epos!

Fourth Wing – Flammengeküsst
0

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe ...

Aufgrund des enormen Hypes um "Fourth Wing" in den letzten Wochen kommt man als Fantasy-Fan um diese neue Reihe ja kaum herum. Nach all den begeisterten Stimmen war meine Neugierde geweckt und ich habe das Buch außerplanmäßig bei einem Besuch in der Buchhandlung gekauft. Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" eine mitreißende und vielseitige Geschichte, die mich so gut unterhalten hat, wie die Themen und der Hype es vermuten ließen. Dennoch habe ich einige kleinere Kritikpunkte, die verhindern, dass das Buch ein völliges Highlight geworden ist...

Ich liebe die Gestaltung! Der dtv Verlag ist mit dem Hauptmotiv des Covers sehr nah am Original geblieben und zeigt ein rundes Emblem, Wolken und Drachensilhouetten auf einem goldglänzenden Untergrund. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Elemente der Geschichte auf und sieht dabei noch super edel aus. Unter dem Schutzumschlag der gebundenen Ausgabe wartet außerdem ein goldenes Drachenauge mit schwarzer schuppiger Augenpartie in Nahaufnahme umschwebt von einigen Feuerfunken auf uns. Darüber hinaus hält das Buch nicht nur eine detaillierte Weltkarte des Kontinents für uns bereit, sondern auch eine Darstellung des Geländes des Basgiath War Colleges. Die 39 Kapitel der Geschichte beginnen jeweils mit einem kurzen Zitat und einer Drachensilhouette.

Erster Satz: "Der Einberufungstag ist immer am tödlichsten."

Durch die einladende Gestaltung ist das Ankommen in Navarre - einem Land umgeben von einem magischen Schutzschild, der vor dem feindlichen Poromiel schützt, und genauer gesagt am Basgiath War College total leicht. Die Geschichte wird aus Violets Perspektive in der ersten Person erzählt und beginnt spannend und temporeich mit ihrer Aufnahmeprüfung in die Schule der Drachenreiter. Als sie es über das Aquädukt schafft, tritt sie damit in eine dreijährige Ausbildung ein, von der das erste Jahr durch diesen ersten Band abgedeckt wird. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte 700 Seiten hat, hatte "Fourth Wing" für mich bemerkenswerterweise keine Längen. Egal ob Sparring-Kämpfe mit anderen Schülern, ein tödlicher Parcour, die Vorstellung vor den Drachen beim sogenannten "Dreschen" oder die taktischen "War Games" - durch die ständige Lebensgefahr, den roten Faden der Ausbildung und immer neuen Herausforderungen bleibt die Handlung zu jedem Zeitpunkt spannend und das erste Ausbildungsjahr fliegt auch aufgrund taktisch geschickter Zeitsprünge und des flüssigen Schreibstils der Autorin geradeso dahin.

"Nichts ist heiliger als die Archive. Selbst Tempel können wieder aufgebaut werden, aber Bücher können nicht neu geschrieben werden."


Dabei halten sich actionreiche Kampfszenen, der Ausbau des Worldbuildings und die Charakterentwicklung gut die Waage und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Gegenteil: an manchen Stellen hätte die Autorin für meinen Geschmack sogar noch mehr ausholen und ausführlicher hätte sein können. Besonders was das Worldbuilding angeht, hätten wir in 700 Seiten schon durchaus mehr erfahren können, sodass noch definitiv einige offene Fragen für die nächsten Teile verbleiben. Versteht mich nicht falsch, das Worldbuilding war schon vergleichsweise ordentlich und reflektiert den Kenntnisstand der Hauptfigur treffend, legt man High-Fantasy-Maßstäbe an die Geschichte an, erscheint der Detailreichtum im Aufbau der Welt aber eher noch etwas sparsam. Auch an anderen Stellen bemerkt man, dann es sich um den ersten Teil einer Reihe und auch um das Fantasy-Debüt der Autorin handelt: Die Infodumps an den seltsamsten Stellen (z.B. als Violet das Aquädukt überquert) hätten etwas eleganter mit der Handlung verbunden sein können und darüber hinaus ergeben sich bei genauerem Hinsehen einige offene Logiklücken im Aufbau ihrer Welt (beispielsweise ist mir nicht schlüssig, weshalb das War College die Kadetten so unnötig verheizt, wenn doch dringend Nachwuchs gebraucht wird - man hätte nicht so geeignete Kandidaten auch für die Infanterie ausmustern können).

"Toxisch. Gefährlich. Bereit, dich zu töten. Es ist egal. Mein Puls flattert trotzdem wie bei einem Teenager."

Das sind nicht die einzigen kleineren Schwächen, die mir trotz der süchtigmachenden Wirkung der Geschichte aufgefallen sind. Bei genauerem Hinsehen fällt ebenfalls auf, dass viele Klischees der YA-Fantasy verbaut sind (die langsame Entfremdung vom Kindheitsfreund, eine gescheiterte Rebellion, vor der Hauptfigur verheimlichte Informationen, eine verräterische Verschwörung etc.) und die Geschichte trotz ihres modernen und spritzigen Aufzugs das Rad nicht neu erfindet. Damit waren für mich die zwei großen Wendungen am Ende der Geschichte leider auch vorhersehbar - einfach weil ich schon viele Geschichten gelesen habe, die in eine ähnliche Richtung gingen.

"Es existiert kein Ort, an dem ich dich nicht finden würde, Violence"


Die leichten Defizite hinsichtlich fehlender Originalität betreffen leider auch die Hauptfiguren. Zwar ist Violet in vielerlei Hinsicht eine großartige Heldin - sie ist endlich mal nicht insgeheim NICHT total perfekt und besiegt ihre Gegner eher mit Charakterstärke und Intelligenz als mit körperlicher Stärke oder Macht und sorgt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit für jede Menge Schwung in der Geschichte -, erreicht aber dennoch nicht ihr volles Potenzial. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich mit der Zeit leider doch als "Super Special Snowflake" entpuppt, die nicht nur den größten Drachen, sondern auch noch einen seltenen Federschwanz bindet und eine besonders spezielle Siegelkraft entwickelt, sondern auch daran, dass wir viele emotionale Konflikte und Entwicklungen nur oberflächlich streifen. Klar, sie entwickelt sich mit der Zeit durch die Ausbildung und ihre neuen Erfahrungen stark weiter, viel davon passiert allerdings im Off zwischen den einzelnen Szenen. Um wirklich einen runden Eindruck von Violets Charakter zu erhalten hätte ich sie gerne die spezielle Dynamik mit ihrer Mutter weiter erkunden sehen, mehr über ihre Kindheit erfahren, ihr Bonding mit ihren Drachen näher verfolgt und dem Aufbau ihrer Beziehungen mehr Zeit eingeräumt. Außerdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass aufgelöst wird, weshalb sie chronische Schmerzen hat, ihre Gelenke so schwach sind und ihre Haare silbern werden, aber das wurde bisher nie explizit aufgelöst (Wahrscheinlich hat Violet EDS wie die Autorin auch...?).

"Und während andere es eilig haben, sich vor mich zu stellen, steht er an meiner Seite, in dem Vertrauen, dass ich mich behaupten kann."

Das hohe Tempo beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen lässt sich zum Beispiel an Violets Insta-Freundschaft mit Rhiannon erkennen, aber leider auch bei der Liebesgeschichte, deren Entwicklung mir viel zu schnell ging. Der Reiz des Enemies-to-Lovers-Trope wurde gar nicht richtig ausgekostet, da die beiden gefühlt nur 10 Minuten überhaupt als Feinde gelten können, bevor sie durch äußere Umstände genau wie durch eine große körperliche Anziehung aneinandergebunden sind. Und damit wären wir schon bei einem weiteren Kritikpunkt - über körperliche Anziehung hinaus kommen sich die beiden Hauptfiguren bisher noch nicht wirklich näher. Ich will mich definitiv nicht beschweren - die beiden haben eine großartige Chemie und die Sexszenen im späteren Verlauf der Geschichte sind gut geschrieben, ein wenig mehr emotionale Arbeit hätte mir aber noch gefehlt. Xaden an sich ist ein hervorragender Love Interest - geheimnisvoll, moralisch grau, attraktiv, gefährlich und dennoch respektvoll der Hauptfigur gegenüber. Auch er kann im weiteren Verlauf der Reihe allerdings noch mehr vertieft und vom Klischee des typischen dunkelhaarigen Bookboyfriends abgegrenzt werden.

"Du wirst den Moment spüren, wenn du weißt, dass es nichts mehr zu verlassen gibt. Und es mag dir vielleicht das Herz brechen, aber wenn du es spürst, flieg los. Versprich mir, du wirst losfliegen."


Neben Violet und Xaden hält "Fourth Wing - Flammengeküsst" auch jede Menge spannende Nebenfiguren bereit. Besonders gut gefallen haben mir Tairn, Andarna, Rhiannon, Liam, Mira und Ridoc, die mit der Zeit ein bisschen Found-Family-Vibes verströmen, von denen ich aber auch noch gerne mehr erfahren hätte. Besonders die Drachen kamen hier zu kurz. Was beschäftigt sie, weshalb binden sie sich überhaupt mit den Menschen, weshalb haben sie sich Violet ausgesucht...? Hier bleiben noch einige Fragen offen, die aber bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Generell bin ich nach dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung und habe trotz der kleinen Schwächen das Gefühl, auf eine wirklich tolle Reihe mit großem Potenzial gestoßen zu sein!!!


Fazit:

Drachen, Überlebenskampf in einem tödlichen Ausbildungszentrum, eine unerwartete Liebe und ein uralter Krieg, in dem nichts so ist wie es scheint - Rebecca Yarros erzählt in "Fourth Wing - Flammengeküsst" einen mitreißenden und vielseitigen Fantasy-Epos, der mich so gut unterhalten hat, wie die vielversprechenden Themen und der Hype es vermuten ließen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte betreffend Worldbuilding, Klischees und Logiklücken habe ich einen halben Stern abgezogen.

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