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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2018

Mit aktuellem Thema sehr interessant

In eisiger Nacht
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In London in Chinatown wird ein Kühllaster mit 11 toten Frauen gefunden. Max Wolfe findet eine Frau, die noch lebt. Hanah. Sofort wird sie ins Krankenhaus gebracht, überlebt ihre schweren Verletzungen ...

In London in Chinatown wird ein Kühllaster mit 11 toten Frauen gefunden. Max Wolfe findet eine Frau, die noch lebt. Hanah. Sofort wird sie ins Krankenhaus gebracht, überlebt ihre schweren Verletzungen aufgrund der Erfrierungen jedoch nicht. Ihr jüngerer Bruder wird aus Serbien nach London zur Identifizierung geholt, doch kurz darauf verschwindet er. Detective Max Wolfe und seine Kollegen sind entsetzt. Im Fahrerhaus werden jedoch 13 Pässe gefunden. Die Hoffnung ist groß, dass eine Frau überlebt hat. Schnell wird klar, dass es in diesem Krimi um illegale Einwanderung und gewissenlose Schleuser geht.

Durch den Bruder von Hanah bekommen sie einen Hinweis auf den Fahrer, der den Kühllaster mit den Frauen gefahren hatte. Wolfe ermittelt in alle Richtungen und es wird nicht ungefährlich für ihn und sein Ermittlerteam.

Dies war mein erster Krimi von Tony Parsons, die vorherigen Fälle kannte ich leider nicht, was aber keinen Abbruch tat, da jeder Fall in sich abgeschlossen ist. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das aktuelle Thema illegaler Einwanderung und skrupelloser Schleuser war perfekt umgesetzt. Die Protagonisten waren authentisch dargestellt und kamen überwiegend sympathisch rüber. Für meinen Geschmack hätte es allerdings mehr Spannung geben können, die erst zum Schluss hin anstieg.



Fazit:

Interessanter Krimi mit tollem Schreibstil und aktuellem Thema, der mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Toller distanzierter Erzählstil, der mich trotzdem sehr berührt hat

Ein schönes Paar
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Herta und Georg lernen sich kennen, verlieben sich und heiraten. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Herta möchte weg aus Plothow, einem Dorf in der damaligen DDR und überredet Georg so lange, bis er zu ...

Herta und Georg lernen sich kennen, verlieben sich und heiraten. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Herta möchte weg aus Plothow, einem Dorf in der damaligen DDR und überredet Georg so lange, bis er zu einem Freund in den Westen fährt, wo er mit Herta und dem gemeinsamen Sohn Philipp leben will. Doch es kommt alles andere und so verbleiben sie noch einige Zeit in Plothow.

Nach einschneidenden Ereignissen verschwindet Herta aus dem Leben von Georg und Philipp. Sie schreibt Ansichtskarten an ihren Sohn, aber ohne jemals einen Absender zu schreiben. Georg und Philipp sind sich selbst überlassen und machen das Beste daraus.

Als erst Georg, kurz danach Herta sterben, begibt sich Philipp als erwachsener Mann auf Spurensuche seiner Eltern. Er findet eine alte Kamera bei den Hinterlassenschaften seines Vaters und die Mutter hat zeitlebens ihre Reisenähmaschine begleitet. Beide Utensilien ziehen sich wie ein roter Faden auch durch den Roman.

Philipp besucht die Orte, an denen sie gewohnt haben, und versucht manches von damals zu rekonstruieren, wahrscheinlich um zu verstehen, was er damals als Junge nicht verstehen konnte.

Zwischen den Dreien herrschte eine unbenannte Stille, ja Wortlosigkeit, es wurde nicht geredet, nicht über Gefühle, nicht über wichtige Ereignisse oder Geschehenes, der Junge lief eigentlich immer nur nebenher, er war nie der ausgesprochene Mittelpunkt der Familie. Aber auch er stellt keine Fragen, kennt er es doch nicht anders seit seiner frühestens Kindheit, Dinge unausgesprochen zu lassen.

Dies war das erste Buch, welches ich von Gert Loschütz gelesen habe. Ich war anfangs irritiert, von dem Erzählstil dieses überaus begabten Autors, distanziert und völlig emotionslos. Ich habe noch nie einen Roman gelesen, der derart gefühllos geschrieben war und mich dennoch tief berührt hat.

Gert Loschütz hat es mit seinem wunderbaren und anspruchsvollen Erzählstil geschafft, alle vorhandenen Emotionen zwischen den Zeilen entstehen zu lassen. Mitfühlend und erschreckend teilweise, durch die augenscheinlich fehlende Liebe ihrem Sohn Philipp gegenüber, der sich dennoch tief verbunden mit seinem Vater Georg fühlte.

Als Leserin hatte ich schnell den Eindruck, dieser Roman sei eine Biographie des Autors selbst. Dies alles wären seine Erlebnisse und Kindheitserfahrungen.

Im Vordergrund stehend ist in diesem Roman die Liebe und die Vergänglichkeit, vor dem Hintergrund der deutschen Teilung, ebenso wie die Teilung des Dorfes, bei der Herta auf der einen Seite und Georg auf der anderen Seite leben.

Fazit:

Ein wundervoller Roman, der durch den einzigartigen Erzählstil des Autors mich begeistert hat. Mit distanziertem und emotionslosem Schreibstil hat der Autor es geschafft, mich tief im Innern zu berühren und gleichzeitig zu begeistern.

Ein nicht nur inhaltlich wertvolles und anspruchsvolles Buch, sondern ebenso äußerlich edel und liebevoll

Veröffentlicht am 08.08.2017

Ein richtig toller Klassiker

Wer die Nachtigall stört ...
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Dieser Roman wird aus der Sicht eines Kindes erzählt. Scout und Jem Finch, anfangs 6 und 10 Jahre alt, leben mit ihrem Vater Atticus, einem Rechtsanwalt, im fiktiven Örtchen Maycomb in Alamaba. Scout berichtet ...

Dieser Roman wird aus der Sicht eines Kindes erzählt. Scout und Jem Finch, anfangs 6 und 10 Jahre alt, leben mit ihrem Vater Atticus, einem Rechtsanwalt, im fiktiven Örtchen Maycomb in Alamaba. Scout berichtet von ihren Erlebnissen, den Menschen in dem kleinen Örtchen, der Schule, ihren Streichen und den Nachbarn. Besonders der direkte Nachbar Boo Radley hat es ihr und ihrem Bruder angetan, da er nie das Haus verlässt, und die beiden ihn noch nie zu Gesicht bekommen haben. Auch ihre Tante Alexandra, die für längere Zeit bei ihnen wohnt und aus Scout eine Lady machen will, da diese immer lieber Hosen als Kleider trägt, sich gern prügelt und auch ansonsten lieber mit Jungen als mit anderen Mädchen spielt, wird beschrieben. Atticus ist ein liebevoller Vater, der voll und ganz auf seine Kinder eingeht, sie wie kleine Erwachsene behandelt. Vielleicht erscheint Scout deshalb teilweise altklug und sehr weit für ihr Alter, was das Verstehen und Beobachten ihrer Umwelt betrifft.


Atticus übernimmt den Fall eines schwarzen Landarbeiters, Tom Robinson, der ein weißes Mädchen vergewaltigt haben soll. Ganz Maycomb ist in Aufruhr, da Schwarze in den 30er Jahren nichts wert waren und der Rassismus hohe Wellen schlug. Wenn ein Schwarzer gegen einen Weißen vor Gericht steht, egal um was es geht, gewinnt immer der Weiße, ohne Frage, so das Credo von damals. Atticus setzt sich sehr für Tom Robinson ein und versucht alles, ihn vor einem schlimmen Urteil zu retten.


„Man kann einen anderen nur richtig verstehen, wenn man in seine Haut steigt und darin umherläuft“.


Harper Lee hat mich mit ihrem ausdrucksstarken, leichten, lebendigen und natürlichem Schreib- und Erzählstil sofort in den Bann gezogen. Die Erzählweise von Scout ist toll getroffen, manchmal altklug wirkend für ihre Alter, kommt auf der anderen Seite auch gut ihre Kindlichkeit zum Ausdruck. Auch ihr Bruder Jem, der in die Pubertät kommt und sein Verhalten sich verändert, wird realistisch dargestellt. Die schwarze Haushälterin Calpurinia, die ihr Herz am rechten Fleck hat, wird ebenso toll dargestellt. Besonders Atticus, ein weiser, mitfühlender und gerechtigkeitsliebender Mann, der alle Menschen gleich gut behandelt , hat hervorgestochen einen beeindruckt. Durch seine zielstrebige Art, sich von nichts und niemandem beeinflussen oder einschüchtern zu lassen, geht er seinen Weg und setzt sich für die Armen und Benachteiligten ein. Wobei nicht alle Mitbürger aus Maycomb Verständnis dafür zeigen.


Ich bedaure sehr, diesen Roman erst jetzt gelesen zu haben. Dieser Klassiker der Weltliteratur ist einfach bemerkenswert. Nachhallend, nachdenklich machend, ergreifend und berührend. Zusätzlich mit warmem Humor behaftet einfach ein wahres Lesevergnügen.


Ein Plädoyer gegen Rassismus, für die Gleichheit aller Menschen, Zivilcourage und Gerechtigkeit. Ein Klassiker, ein Roman welchen man einfach gelesen haben muss. Eine Bereicherung für jeden Lesefreund.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Interessante Geschichte, mal ein ganz anderer Krimi

In tiefen Schluchten
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Tori Godon, ehemalige Anwältin, 42 Jahre alt und frisch verwitwet lebt in Belleville, wo früher auch die Hugenotten gelebt haben. Ihr verstorbener Mann Carl war ein Nachfahre der Hugenotten und wollte ...

Tori Godon, ehemalige Anwältin, 42 Jahre alt und frisch verwitwet lebt in Belleville, wo früher auch die Hugenotten gelebt haben. Ihr verstorbener Mann Carl war ein Nachfahre der Hugenotten und wollte mehr über seine Familiengeschichte erfahren und nachforschen.


Adriaan, ein holländischer Höhlenforscher, der sich bei ihrer Freundin Eva einquartiert hat, verschwindet plötzlich. Doch weder Eva noch die Polizei scheinen ein Interesse daran zu haben, ihn zu suchen. Nachdem Didier Thibon, den Tori kennenlernt und der ihr von alten Geschichten der Hugenotten sowie von sagenhaften Schätzen und Schmugglerverstecken in den Höhlen erzählt, tot aufgefunden wird, scheint weiterhin niemand Interesse an der Aufklärung der Fälle zu haben. Tori überlegt, was ob das Verschwinden des Holländers und der ungeklärte Tod von Didier zusammenhängen und macht sich eigenmächtig auf die Suche und begibt sich dabei in große Gefahr.


Die Geschichte beginnt mit der Erzählung der einzelnen Personen. Tori empfindet man anfangs noch sehr traurig, verständlich nach dem Tod ihres Mannes. Dann ist da Nicos, ein Ex-Polizist, der zu einem guten Freund von Tori wird. Eva, ein alternder Hippie, die Zimmer vermietet, Jan ein Historiker, der die alte Pfarrkirsche restauriert. Es wird von den Dorfbewohnern erzählt, die keine Fremden, besonders keine Deutschen mögen.


Dieser Krimi ist mal etwas ganz anderes. Das kriminalistische Geschehen rückt eher in den Hintergrund, beginnt auch erst relativ spät. Somit steht im Vordergrund die Geschichte der Hugenotten, Verfolgung, Verrat und Tod dieser in der damaligen Zeit, was ich sehr interessant fand. Außerdem wird die Landschaft sehr ausführlich und bildhaft beschrieben, was mir auch sehr zugesagt hat, da ich noch nie in Frankreich war und so die einzelnen Orte und Landschaften bildhaft vor Augen hatte.


Anne Chaplet hat mit „In tiefen Schluchten“ keinen normwertigen Krimi geschrieben, jedoch eine überaus interessante Geschichte erzählt. Mich hat es in keinster Weise gestört, dass nicht das kriminalistische Geschehen im Vordergrund stand, sondern habe mit Freude und Interesse die Geschichte der Hugenotten verfolgt und die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen genossen. Der flüssige und klare Schreibstil trug dazu bei, dass ich nur so über die Seiten geflogen bin und das Buch von der ersten bis zur letzten Seite wirklich genossen habe.

Fazit:

Ein etwas anderer Krimi, mit der Geschichte der Hugenotten und wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, der sich auf jeden Fall zu lesen lohnt.