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Veröffentlicht am 13.11.2018

Märchenhafter Kriminalroman

Grimms Morde
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Allgemeines:

Grimms Morde ist am 02.11.2018 als Taschenbuch bei Droemer erschienen. Das Taschenbuch hat 480 Seiten und ist optisch der gebundenen Ausgabe identisch. Ein Hingucker ist das Cover nicht. ...

Allgemeines:

Grimms Morde ist am 02.11.2018 als Taschenbuch bei Droemer erschienen. Das Taschenbuch hat 480 Seiten und ist optisch der gebundenen Ausgabe identisch. Ein Hingucker ist das Cover nicht. Besonders im Angesicht der gewählten Thematik hätte man mit Sicherheit ein etwas märchenhafteres Cover gestalten können. Aber auch der ausgewählte Zettel wird noch eine Rolle spielen…

Autorin Tanja Kinkel wird den meisten von euch ein Begriff sein. Wurde sie doch bereits mit vielen Preisen für ihre stets historisch inspirierten Werke ausgezeichnet. Ein Buch von ihr in die Hand zu nehmen und den jeweiligen Protagonisten näher zu kommen, lohnt sich eigentlich immer.

Inhalt:

„Der neue historische Roman der Spiegel-Bestseller-Autorin Tanja Kinkel führt zurück in das neunzehnte Jahrhundert und verbindet märchenhaftes Setting und historische Spannung mit einer grausamen Mordserie: Aus Grimms Märchen werden Grimms Morde: Die Mätresse des hessischen Kurfürsten wird bestialisch ermordet, und die einzigen von der Polizei vorgefundenen Hinweise führen zu den Brüdern Grimm und zu den Schwestern von Droste zu Hülshoff. Nur die Zusammenarbeit der ungleichen Geschwisterpaare kann die Wahrheit über Morde und Märchen an den Tag bringen. In einer Zeit, wo die Errungenschaften der Freiheitskriege verloren gehen, Zensur und Überwachung in deutschen Fürstentümern wieder Einzug halten, müssen die vier sich den Verwicklungen der Vergangenheit stellen, um die Rätsel der Gegenwart zu lösen.“ (Quelle: Droemer)

Meine Meinung:

Mich faszinieren Märchen bereits seit meiner frühen Kindheit. Ich sammle alte (und neuere) Märchenbücher und freue mich jedes Mal, wenn ich einen großartigen Fund auf dem Flohmarkt mache. Märchen üben auf mich eine Faszination aus, die ich euch gar nicht genau erklären kann. Sie ist einfach da und nimmt mich immer wieder von neuem gefangen. Ich lese sie gerne und lese sie auch gerne vor. Aus diesem Grund stand es für mich außer Frage, dass ich Tanja Kinkels Grimms Morde lesen muss.

Tanja Kinkel ist mir seit langer Zeit als hervorragende deutsche Autorin bekannt. Sie recherchiert für ihre Romane stets gründlich und ihr gelingt es immer, ihre Leser in die von dir ausgewählte Zeit mitzunehmen. Und so war es auch dieses Mal.

Kinkel kombiniert in ihrem Roman eine Kriminalgeschichte mit dem Leben der Gebrüder Grimm und ihren Begegnungen mit den Droste-Zwillingen im neunzehnten Jahrhundert. Die Gebrüder Grimm sind wohl jedem von uns ein Begriff, die Droste-Zwillinge kannte ich zu meiner Schande bisher nicht. Anette von Droste hat Die Jugendbuche, laut Kinkel eine der ersten großen Kriminalgeschichten der deutschen Literatur, geschrieben. All der damals herrschenden Vorurteile gegenüber schreibenden Frauen zum Trotz hat von Droste sich durchgesetzt. Bewundernswert!

Kinkel verknüpft in ihrem Roman Fiktion mit wahren und interessanten historischen Ereignissen. Ihr gelingt das in all ihren Büchern so gut, dass ich nach dem Beenden stets zunächst ihr Nachwort lese und mich dann in weitere Recherchen über das Gelesene begebe.

Ehrlich gesagt fiel mir der Einstieg in die Geschichte von Grimms Morde nicht leicht. Er fiel mir sogar schwer. Vermutlich liegt auch das aber an dem Talent Tanja Kinkels. Ihr gelingt es so gut, die deutsche Sprache der damaligen Zeit nachzuempfinden, dass ich vor allem zu Beginn der Lektüre vielfach Sätze mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Ich habe deshalb so manches Mal geflucht und wollte das Buch schon fast abbrechen. Aber der Autorin ist es gelungen, mich zu fesseln. Trotz der komplexen Sätze und gerade, weil sie mir so viel über die damalige Zeit erzählt. Ich habe das Gefühl, nun viel mehr über Hessen, Kassel und sämtliche dort damals herrschenden gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu wissen. Vermutlich habe ich mich auch das erste Mal ernsthaft mit dem Thema des Kurfürstentums auseinandergesetzt. Dieser Roman war beinahe wie eine kleine Geschichtsstunde für mich.

Die Gebrüder Grimm werden in diesem Roman als sehr unterschiedliche Protagonisten dargestellt. Wilhelm ist in jedem Fall der menschlichere und Jacob der unnahbarere von beiden. Aber auch die anderen Geschwister der Familie erhalten ihren Auftritt. Spannend fand ich die ausführlich entfalteten Details zur Entstehung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder. Natürlich war mir bewusst, dass die beiden die Märchen gesammelt und zusammengestellt haben…, aber wie das genau abgelaufen ist, und aus welchem Grund es überhaupt geschah, darüber habe ich mir im Vorfeld der Lektüre weniger Gedanken gemacht. Nun blicke ich mit ganz anderen Augen auf meine sehr alte Ausgabe der Märchen…

Fazit:

Ein besonderer und märchenhafter Ausflug in die Lebenswelt der Gebrüder Grimm.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Bedingte Leseempfehlung

Wenn Worte meine Waffe wären
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Allgemeines:

Wenn Worte meine Waffe wären ist im August 2018 bei Dressler, also in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Das Hardcover hat 288 Seiten und wurde von Autorin Kristina Aamand geschrieben. ...

Allgemeines:

Wenn Worte meine Waffe wären ist im August 2018 bei Dressler, also in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Das Hardcover hat 288 Seiten und wurde von Autorin Kristina Aamand geschrieben. Aamand hat mütterlicherseits dänische Wurzeln, väterlicherseits palästinensische. Katholisch und muslimisch sind ihre Eltern – eine interessante Kombination aus Religionen, die vermutlich auch einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entstehung ihres Romans geleistet hat.

Rein optisch hat mich das Buch nicht angesprochen und wirkt auf mich eher wie ein Buch für jüngere Leser. In meinem Fall war es der Titel, der mir in die Augen gesprungen ist.

Inhalt:

„Sheherazades Mutter hat große Plane für ihre Tochter: Sie soll Ärztin werden, heiraten und ihr viele Enkel schenken. Deshalb geht Sheherazade auf eine Schule außerhalb ihres „Ghettos“. Doch als einzige Muslima muss sie dort viel einstecken. Hinzu kommt, dass ihre Mutter verstärkt Halt im Islam sucht und ihr Vater immer noch unter den Schrecken des Krieges leidet. Und so bleibt Sheherazade nur ihr Stift, mit dem sie kunstvoll-provokative Texte und Bilder zu Papier bringt. Doch dann passiert etwas, das nicht sein darf: Sheherazade lernt ein Mädchen kennen und verliebt sich in sie.“ (Quelle: Dressler)

Meine Meinung:

Nachdem ich den Titel des Buches gelesen habe, entstanden in meinem Kopf sofort Assoziationen. Wenn Worte meine Waffe wären… Wenn Worte meine Sprache wären.. Vielleicht klingt bei dem ein oder anderen von euch ebenfalls ein bestimmtes Lied im Kopf an. Begleitet von dieser Melodie bin ich also in den Roman versunken.

Der Fließtext der Geschichte wird von besonders gestalteten Seiten unterbrochen. Vermutlich sollen diese Seiten einen Ausschnitt aus Protagonistin Shes selbst gestalteten Gedanken darstellen. Ich habe diese Seiten jedoch nicht als ansprechend empfunden, fühlte mich eher aus der Geschichte herausgerissen als motiviert, weiterzulesen. Und damit spreche ich auch ein allgemeines Problem an, das mich während der Lektüre von diesem Buch begleitet hat: meine Motivation.

Ich lese sehr gerne und häufig Bücher, die Thematiken wie Flucht, Integration oder die Suche nach der eigenen Identität zum Thema haben, und habe auch in meinem beruflichen Umfeld viele Berührungspunkte mit diesen Themen. Falls ihr meinen Blog aufmerksam verfolgt, dann konntet ihr bestimmt schon einige Lesetipps in diese Richtung mitnehmen (ich sage nur: Sommer unter schwarzen Flügeln, Grenzlandtage, Tankstellenchips, …). Aber Wenn Worte meine Waffe wären hat mich einfach nicht eingefangen.

Bereits der Schreibstil der ersten Kapitel hat mich abgeschreckt. Natürlich ist es in Ordnung, wenn eine Person mit Migrationshintergrund sich selbst in Gegenwart einer blonden (und wie betont wird), deutschen Person als Kanakin zu bezeichnen. Aber ist das toll? Muss das Kapitel dann „Die Blondine und die Kanakin“ heißen? Will ich das so lesen? Denkt ein offensichtlich sehr intelligentes Mädchen wirklich so von sich? Ich glaube nicht! Und in diesen Stereotypen möchte ich auch nicht lesen. Das ist für mich kein Spiel mit Vorurteilen, sondern schlechter Schreibstil. Vor allem in einem Jugendbuch. Unreflektierte Jugendliche sollen nicht mit der Botschaft aus der Lektüre des Buches hinausgehen, dass es okay ist, ihre Mitschüler, Freunde, etc., die einen Migrationshintergrund haben, Kanaken zu kennen.

Mir ist nach diesen Kapiteln schwer gefallen, das Buch zu beenden. Mir fällt es an dieser Stelle auch schwer, euch noch weiter von diesem Buch zu erzählen, aber ich möchte es gerne tun. Denn mit Sicherheit sollte noch erwähnt werden, dass es Aamand zumindest in Ansätzen gelungen ist, mich doch noch von sich zu überzeugen. Sie liefert nicht wirklich etwas Neues, ich habe bereits viele Bücher gelesen, die einen ähnlichen Schwerpunkt haben. Innerhalb der Literaturlandschaft einen Ansatzpunkt zu finden, der wirklich neu ist, ist nicht einfach. Aber Aamand gelingt es, die Zerrissenheit, die vorgegebenen Erwartungen, die eine Kultur mit sich bringt, deutlich zu machen. Den Konflikt und die Suche nach der eigenen Identität einer Muslima in der westlichen Gesellschaft. Zwischen den Stühlen zu stehen und doch etwas ganz anderes zu wollen. Eine andere Liebe zu wollen, andere Ziele zu haben.

Mit Sicherheit ist dieses Buch auch wesentlich überzeugender, wenn man bisher nichts in diese Richtung gelesen hat. Vermutlich lernt man dann auch mit diesem Buch, zu verstehen. Ich habe es bereits durch viele andere gelernt und kann euch Wenn Worte meine Waffe wären aus meiner persönlichen Sicht und Leseerfahrung nur bedingt empfehlen. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen hochaktuellen Roman.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Kurzweilig

Selias Geheimnis
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Allgemeines:

Selias Geheimnis ist die vermutlich letzte Novelle, die sich in den Dämonenzyklus von Peter V. Brett einreiht. Das kleine Büchlein hat 224 Seiten, die im hinteren Teil wie gewohnt auch ein ...

Allgemeines:

Selias Geheimnis ist die vermutlich letzte Novelle, die sich in den Dämonenzyklus von Peter V. Brett einreiht. Das kleine Büchlein hat 224 Seiten, die im hinteren Teil wie gewohnt auch ein Grimoire der Siegelzeichen enthalten.

Die Novelle ist am 08.10.2018 im Heyne Verlag erschienen und reiht sich optisch gut in den Dämonenzyklus ein. Bevor ihr sie lest, solltet ihr unbedingt alle anderen Teile gelesen haben. Andernfalls habt ihr nur sehr wenig von dem Buch.

Inhalt:

„Bevor ihn alle Menschen als den Tätowierten Mann fürchteten und später als Erlöser feierten, war er einfach nur Arlen aus Tibbets Bach. Eine von denen, die ihn aufwachsen sahen, war Selia, die als Dorfsprecherin in Tibbets Bach für Ordnung sorgte und sich für Arlen einsetzte. Dass der oft widerwillige Respekt, der ihr von allen entgegengebracht wurde, sowie der abfällige Beiname »die Unfruchtbare« auf ein lange gehütetes Geheimnis der alten Frau zurückgingen, das ahnte niemand. Doch nun haben sich Seelendämonen den Geburtsort von Arlen ausgesucht, um als nächstes anzugreifen. Und in den Kämpfen um die Zukunft von Tibbets Bach brechen alte Wunden auf – heimliche Wunden, die Selia lange verborgen hielt. Als einige Dörfler sich plötzlich offen gegen sie stellen, beschließt Selia, sich nicht länger zu verstecken und ihr Geheimnis bloßzulegen. Das Geheimnis ihrer Liebe zu einer Frau …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Mit viel Vorfreude habe ich mich an die Lektüre von Selias Geheimnis gemacht. Das Büchlein reiht sich in die Novellen Bretts ein – insgesamt betrachtet ist es nun die vierte Kurzgeschichte. In meinen Augen darf es auch die letzte sein. Anders als erwartet, hat mich Selias Geheimnis nicht begeistert. Aber woran liegt das?

Ich bin für ein paar kurze Stunden erneut in die von Brett kreierte Welt eingetaucht, die ich bereits so gut kenne und immer noch vermisse. Dieses Eintauchen war sehr kurzweilig, so wurden doch erneut viele Kämpfe gegen Dämonen geschildert. Innerhalb eines seiner Bücher aus dem Dämonenzyklus wirkten diese Szenen stets passend gewählt – innerhalb der Kurzgeschichte nehmen sie viel Raum ein, der anders hätte genutzt werden können. Vermutlich hat Brett jedoch genau so gehandelt, da er Selias Geschichte in einen Angriff auf das Dort Tibbets Bach einbetten wollte. In der äußeren Rahmenhandlung bereitet sich das Dorf auf einen Angriff der Seelendämonen vor. Dabei wird deutlich, dass die Dorfgemeinschaft schon lange entzweit ist und es so manch ungeklärten Zwist gibt. Ein durchaus spannender Einblick in die Hierarchie und den Aufbau des Dorfes.

Selia ist ein starker Charakter, der bisher nur eine Nebenrolle eingenommen hat. Ihre Gedanken und Gefühle sind vielschichtig und wir lernen sie sehr gut kennen. Einige Dinge sind dem aufmerksamen Leser aus der Lektüre der vorhergehenden Bände bereits bekannt – beispielsweise die Tatsache, dass Selia lesbisch ist. Wer das noch nicht wusste, erfährt es aber spätestens im Klappentext des Buches. Brett ist es gut gelungen, die Zwietracht, die durch Selias sexuelle Orientierung ausgebrochen ist, einzufangen. Vorurteile, Akzeptanz und Liebe spielen eine große Rolle in der Novelle. Selias Geheimnis wird während der fortschreitenden Handlung ebenfalls aufgedeckt. Ich rechnete mit etwas Großem, einer Sache, die unverzeihlich war. Aber an dieser Stelle wurde ich in meinen Erwartungen enttäuscht und habe zeitweise die Existenz der Novelle infrage gestellt. Musste sie überhaupt geschrieben werden? Konnte der Autor schlicht und ergreifend nicht loslassen? Oder ging es dabei um Profit?

Die Übersetzung erschien mir zu Beginn der Lektüre anders als sonst. Viele sehr umgangssprachliche Begriffe fielen mir ins Auge. Zum Glück hat sich das nicht durch das ganze Buch gezogen, sonst hätte ich es wohl nicht beendet.

Fazit:

Eine kurzweilige Novelle, die so manch spannenden Aspekt enthält, mich in ihrer Gesamtheit jedoch nicht überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Nuyens Erstling hat viel schlummerndes Potential

Nijura - Das Erbe der Elfenkrone
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Allgemeines:

Von Autorin Jenny-Mai Nuyen habe ich bereits einige Bücher gelesen. Zuletzt war es Heartware, von dem ich euch hier ordentlich vorgeschwärmt habe.

Die gebundene Version von Nijura – Das ...

Allgemeines:

Von Autorin Jenny-Mai Nuyen habe ich bereits einige Bücher gelesen. Zuletzt war es Heartware, von dem ich euch hier ordentlich vorgeschwärmt habe.

Die gebundene Version von Nijura – Das Erbe der Elfenkrone ist bereits im Jahr 2006 erschienen – es sind also sehr viele Jahre vergangen, bis eine neu aufgelegte Taschenbuchversion bei cbt herausgebracht worden ist. Das spricht natürlich für das Buch, auch nach so langer Zeit scheint es die Leserherzen noch zu begeistern! 512 Seiten und ein detailliertes Cover, das Blicke auf sich zieht. Was will man mehr?

Inhalt:

„Als die magische Krone der Elfen einem machtbesessenen Menschen in die Hände fällt, steht alles auf dem Spiel: das Fortbestehen des Elfenvolks genauso wie das Gleichgewicht der Welt. Alle Hoffnungen ruhen auf der jungen Halbelfe Nill. Sie ist die Auserwählte – sie ist Nijura. Gejagt von Grauen Kriegern, unterstützt nur von wenigen mutigen Gefährten und ausgestattet mit der einzigen Waffe, die das Elfenvolk retten kann, macht sich Nijura auf die gefährliche Reise zum Turm des Königs.“ (Quelle: cbt Verlag)

Meine Meinung:

Nijura endlich zu lesen, das hat mich schon lange gereizt. Nachdem ich bereits so viele Bücher aus Nuyens Feder gelesen hatte, wunderte ich mich stets, warum ich das Debüt der Autorin ausgelassen hatte. Da ich das irgendwann ändern musste, habe ich das Erscheinen des neu gekleideten Taschenbuchs als Anlass genommen, und mich endlich in diese fantastische Geschichte gestürzt.

Zunächst war ich von Nijura gar nicht gefesselt. Vor allem zu Beginn der Geschichte gibt es einige Längen. Verwirrt hat mich zudem, dass zunächst keiner der im Klappentext erwähnten Protagonisten eine Rolle spielte, aber ich war mir sicher, dass sich das bald ändern würde. Nuyen wechselt innerhalb der Geschichte häufig die Erzählperspektive. Wir erhalten so Einblick in die Gedanken und Erlebnisse vieler Charaktere, allerdings bleiben diese Einblicke durch die häufigen Wechsel teilweise oberflächlich und der Lesefluss wird deutlich geschmälert. Ich hätte mir weniger Wechsel, dafür aber intensivere Gedanken der handelnden Protagonisten gewünscht. In meinen Augen wäre der rote Faden der Geschichte so deutlicher geworden und Nuyen wäre es besser gelungen, ihre Leser zu fesseln.

Während der Lektüre von Nijura hat mich ein Gefühl begleitet. Vermutlich kennt jeder von euch dieses Gefühl. Ich las eine Geschichte, von der ich viel erwartet habe. Grundsätzlich barg diese Geschichte auch all diese Erwartungen in sich. Irgendwie kamen sie jedoch nicht zum Vorschein und wurden nicht entfaltet. Obwohl in der Geschichte unglaubliches Potential schlummerte. Habt ihr dieses Gefühl auch schon einmal beim Lesen empfunden? Bei welchem Buch?

Als erwähnenswert empfinde ich innerhalb eine Rezension zu Nijura das Ende. Eigentlich wäre dort Platz für so viel mehr gewesen. Einige Ereignisse wurden leider zu schnell abgehandelt und ließen mich unbefriedigt zurück. Ganz anders als von der Autorin gewohnt, empfand ich nicht das Gefühl, ein perfektes Buch in Händen zu halten. Natürlich ist es bemerkenswert, wie Nuyen sich als Autorin seit Erscheinen ihres Debütromans entwickelt hat. Und genau das möchte ich an dieser Stelle erneut hervorheben: Es handelt sich um ein Debüt. Vielleicht würde Nuyen heute einige Dinge innerhalb der Handlung verändern, vielleicht würde sie aber auch alles genau so lassen wie ihr jüngeres Ich es geplant hat. Wir wissen es nicht und das ist auch gut so. Festzuhalten ist, dass auch in ihrem Debütroman bereits eine wahre Königin der Fantasy verborgen ist.

Fazit:

Nuyens Erstling hat viel schlummerndes Potential.

Veröffentlicht am 31.10.2018

LESEN!

Legendary
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Allgemeines:

Am 02.10.2018 ist endlich Legendary erschienen, das sich als zweiter Teil in den Kosmus um Caraval von Stephanie Garber einreiht. Das Buch wird nicht explizit als zweiter Teil der Reihe, ...

Allgemeines:

Am 02.10.2018 ist endlich Legendary erschienen, das sich als zweiter Teil in den Kosmus um Caraval von Stephanie Garber einreiht. Das Buch wird nicht explizit als zweiter Teil der Reihe, sondern als ein Caraval Roman beworben. Da es aber auch einen dritten Teil, der unter dem Namen Finale läuft, geben wird, werde ich in meiner Rezension von Legendary als dem zweiten Teil der Trilogie sprechen. Inhaltlich macht das ebenfalls Sinn, da der zweite Band zeitlich an die Ereignisse des ersten anschließt. Ihr solltet unbedingt zuerst Caraval lesen – sonst ist es nicht möglich, Legendary nachzuvollziehen.

Legendary hat 448 Seiten und ist als Klappenbroschur bei Piper erschienen. Das Cover ist dem des ersten Bandes nachempfunden. Mir persönlich hat die Farbwahl bei Caraval mehr zugesagt.

Inhalt:

„Donatella Dragna hatte kaum Zeit, sich an ihr neues Leben bei den Caraval-Schauspielern zu gewöhnen, als sie erfährt, dass Caraval-Master Legend die Aufführung eines neuen Spiels plant. Inmitten der Vorbereitungen spielt Donatella jedoch ein anderes, ebenso tödliches Spiel: Sie hat Schulden und es ist an der Zeit, diese zu begleichen. Wenn Donatella die Freiheit behalten will, die sie und ihre Schwester Scarlett sich so hart erkämpft haben, muss sie den Master von Caraval hintergehen. Donatella weiß, dass Legend gefährlich ist, doch sie lässt sich auf sein Spiel ein. Und obwohl sie sich geschworen hat, dass sie sich nie verlieben wird, ist ihr Herz plötzlich genauso in Gefahr wie ihr Leben …“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung:

„In einigen Zimmern des Anwesens versteckten sich Monster unter dem Bett, aber Tella hätte schwören können, dass die Räume ihrer Mutter einen Zauber bargen. Darin duftete es nach Blumen aus geheimen Gärten, und selbst, wenn kein Lufthauch zu spüren war, wogten die durchscheinenden Vorhänge des prachtvollen Himmelbetts.“ (S. 11)

Bereits der Prolog des zweiten Bandes hat mich in seinen Bann gezogen. Sogleich befand ich mich wieder in der magischen Welt, in der einzigartigen Atmosphäre, die Stephanie Garber so kunstvoll bereits in Caraval kreiert hat. In meiner Rezension zu Caraval (hier) habe ich euch viel über die Einzigartigkeit des Buches erzählt und es trotzdem mit dem Nachtzirkus verglichen. Deshalb möchte ich in dieser Rezension nicht den gleichen Schwerpunkt wählen und konzentriere mich stärker auf die handelnden Protagonisten der Geschichte.

Wir erleben die Ereignisse vor allem aus der Perspektive von Donatella, bzw. Tella. Ihre Figur lernten wir bereits in Caraval kennen, nun steht sie aber noch stärker im Fokus der Geschichte. Bereits im ersten Band wollte ich sie unbedingt näher kennenlernen, ihre Person hat mich nahezu gelockt. Sie ist eine starke Persönlichkeit, doch auch sie lässt sich von Caraval einfangen. Sie spielt das Spiel, weiß nicht mehr, was Realität und was Fiktion ist. Jeder kann ein Schauspieler sein. Egal, wem sie begegnet, stets muss sie infrage stellen, ob diese Person aus eigenem Antrieb handelt oder durch eine Rolle dazu getrieben wird. Tella weiß, dass dieses Mal für sie persönlich viel auf dem Spiel steht, dass sie es schaffen muss, ihre Schulden zu begleichen. Ob sie in diesem Roman Legend begegnet? Ob er sympathisch ist oder ob seine wahre Identität erneut nicht offenbart wird, kann ich euch nicht verraten. Denn ich weiß es nicht. Möglicherweise wurden wir auch in diesem Band in die Irre geführt. Vielleicht haben wir Legend kennengelernt. Vielleicht aber auch nicht. Wer weiß, welche intelligenten Versteckspiele der Macher von Caraval noch ausgeheckt hat. Er ist eben Legendary…

Es würde so gut zu ihm passen, uns glauben zu machen, seine Identität nun zu kennen. Aber tun wir das? Oder ist sein Spiel noch durchtriebener, als wir alle denken? Ich hoffe so sehr, dass im dritten Band diesbezüglich eine ganz deutliche Aufklärung stattfindet. Aber da Caraval nun mal Caraval ist, wird das wahrscheinlich nicht passieren. Obwohl das so genial ist, würde ich so gerne Antworten haben, denen ich vertrauen kann. Vermutlich macht aber genau dieser Aspekt Caraval so spannend und geheimnisvoll. Mit Sicherheit werdet ihr zusammen mit Tella vieles erleben, das euch staunen lässt. Magische Dinge, die nicht existieren sollten. Dinge, die euer Schicksal in die Hand nehmen, verändern und bedrohen. Lasst die Finger von Spiegeln!

Selbstverständlich lässt Garber uns auch in diesem sprachlich großartig gestalteten Roman mit einem Cliffhanger zurück, der seinesgleichen sucht. Obwohl das vorhersehbar bzw. erwartbar war, hat sie mich nicht enttäuscht. Ich möchte weiterlesen. Auf der Stelle!

Fazit:

Ähnlich wie Autorin Stephanie Garber selbst, würde auch ich mich freuen, wenn Legend endlich auf die Idee kommen würde, mir eine Karte für Caraval zu schicken!