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Veröffentlicht am 05.09.2018

Ein echter Jo Nesbø ist mir in jedem Fall lieber

Macbeth
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Allgemeines:

Jo Nesbø ist einer der bekanntesten und beliebtesten Krimiautoren Norwegens. Seine Harry-Hole-Reihe ist weltberühmt. Mit Macbeth legt er einen Thriller außerhalb dieser Reihe im Rahmen des ...

Allgemeines:

Jo Nesbø ist einer der bekanntesten und beliebtesten Krimiautoren Norwegens. Seine Harry-Hole-Reihe ist weltberühmt. Mit Macbeth legt er einen Thriller außerhalb dieser Reihe im Rahmen des „Shakespeare-Projekts“ vor. Dieses wiederum ist verortet in der Hogarths Press, die 1917 von Virginia und Leonard Woolf gegründet wurde und zum Ziel hat, die besten zeitgenössischen Werke herauszugeben.

Jo Nesbøs Macbeth ist im Penguin Verlag am 27. August 2018 als gebundenes Buch erschienen und umfasst 621 Seiten.

Inhalt:

„Er kennt seine Feinde nur allzu gut. Inspector Macbeth ist der taffste Cop in einer maroden Industriestadt im Norden. Einen Deal nach dem anderen lässt er hochgehen, die Drogenbosse beißen sich an ihm die Zähne aus. Doch irgendwann wird die Verlockung zu groß: Geld, Respekt, Macht. Schnell aber wird ihm klar, dass einer wie er, der schon in der Gosse war, niemals ganz nach oben kommen wird. Außer – er tötet. Angestachelt von seiner Geliebten, schafft er sich einen Konkurrenten nach dem anderen vom Hals. In seinem Blutrausch merkt er nicht, dass er längst jenen dunklen Kräften verfallen ist, denen er einst den Kampf angesagt hat.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Bevor ich anfing Nesbøs Macbeth zu lesen, war mir bewusst, dass dieses Buch anders als die Harry-Hole-Reihe sein würde, da es sich um eine Auftragsarbeit im Rahmen der Reihe „Hogarth Shakespeare Projekt“ handelt. Mir war auch bewusst, dass ich mich auf andere Protagonisten und somit auf ein Einzelwerk einstellen muss. Womit ich nicht gerechnet habe, dass der Übersetzer ein anderer ist und zudem nicht direkt aus dem Norwegischen, sondern aus der englischen Fassung, die wiederum erst aus dem Norwegischen übersetzt wurde, ins Deutsche übersetzt. Bereits nach zwei Seiten ist mir aufgefallen, dass der Stil dieses Buches so ganz anders ist als der der anderen Nesbøs. Und da habe ich dann im Impressum nachgesehen… Der Stil Nesbøs wird durch dieses Vorgehen wirklich ad absurdum geführt.

Nun aber zum Inhalt: Nesbø hat einen bösen Thriller geschrieben, der im Drogenmilieu einer amerikanischen Stadt spielt. Es gibt zwei rivalisierende Banden, korrupte und weniger korrupte Polizisten, Intrigen, kaputte Typen und sonst auch alles, was ein guter Thriller braucht. Im Fokus der Handlung stehen Macbeth und Lady, seine Geliebte. Macbeth kommt aus einfachsten Verhältnissen, war drogenabhängig und steigt innerhalb des Polizeiapparates an die Spitze auf. Man weiß nicht, ob der Grund ist, dass er ein toller Ermittler ist, oder ob jemand im Hintergrund die Fäden zieht, um ihn für seine Zwecke zu benutzen. In jedem Fall neiden ihm eine Menge Leute diesen Aufstieg, denn eigentlich ist es in dieser Stadt ein ungeschriebenes Gesetz, dass nur Karriere macht, wer aus einem guten Stall kommt. Lady, seine Geliebte, betreibt in der Stadt ein Spielcasino mit Niveau. Sie ist seine Seelenverwandte und Vertraute, aber ob sie wirklich ein ehrliches Spiel spielt oder ihn ebenfalls für Ihre Zwecke benutzen will, wird sich zeigen. Mir gefällt, dass alle Charaktere mehrere Facetten haben. Keiner ist nur gut oder nur böse und man muss beim Lesen immer wieder neu überlegen, wem man seine Sympathien entgegenbringt. Der Handlungsverlauf ist leider sehr vorhersehbar, so entsteht immer weniger Spannung. Das ist wirklich sehr bedauerlich und überhaupt nicht typisch für Nesbø.

Der Übersetzer kann sich oft nicht entscheiden: Manchmal schwelgt er in ausschweifenden Beschreibungen (die so gar nicht Nesbøs Stil sind) und dann trifft er wieder richtig gut. Man ist als Leser dadurch hin- und hergerissen, was den Lesegenuss stark mindert.

Fazit:

Ein echter Jo Nesbø ist mir in jedem Fall lieber. Bücher wie diese sollte er besser nicht mehr schreiben.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Definitiv nicht mit Aaronovitch vergleichbar

Das Labyrinth von London
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Allgemeines:

Das Labyrinth von London ist am 16.07.2018 als Taschenbuch bei Blanvalet erschienen. Das Buch hat 416 Seiten und ist dem Genre der Fantasy zuzuordnen. Als potentielle Leser eignen sich junge ...

Allgemeines:

Das Labyrinth von London ist am 16.07.2018 als Taschenbuch bei Blanvalet erschienen. Das Buch hat 416 Seiten und ist dem Genre der Fantasy zuzuordnen. Als potentielle Leser eignen sich junge Erwachsene und Erwachsene.

Im Original wurde das Buch bereits 2012 unter dem Titel Fated veröffentlicht. Seitdem sind sieben weitere Teile erschienen, im Deutschen wurde bisher nur der erste Teil herausgebracht. Ich bin gespannt, in welche Richtung sich die deutschen Titel entwickeln werden – mit den Originaltiteln haben sie ja rein gar nichts zu tun.

Inhalt:

„Willkommen in London! Wenn Sie diese großartige Stadt bereisen, versäumen Sie auf keinen Fall einen Besuch im Emporium Arcana. Hier verkauft der Besitzer Alex Verus keine raffinierten Zaubertricks, sondern echte Magie. Doch bleiben Sie wachsam. Diese Welt ist ebenso wunderbar wie gefährlich. Alex zum Beispiel ist kürzlich ins Visier mächtiger Magier geraten und muss sich alles abverlangen, um die Angelegenheit zu überleben. Also halten Sie sich bedeckt, sehen Sie für die nächsten Wochen von einem Besuch im Britischen Museum ab und vergessen Sie niemals: Einhörner sind nicht nett!“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

„Fans von Ben Aaronovitch dürfen diese sehr intelligente, vielschichtige und actiongeladene Serie nicht verpassen.“

Als ich dieses Zitat auf dem Buchrücken entdeckt habe, waren sofort gewisse Erwartungen geweckt. Als großer Fan Aaronovitchs war ich zugleich neugierig und abgeschreckt. Niemand sollte genau so eine Reihe schreiben und niemand sollte damit werben, dass ein Buch (ein Stil oder eine Reihe) so ist wie ein anderes.

Manche Leser sind von solch einer Werbung begeistert. Sie wittern ähnliche Bücher und entdecken so vermutlich den ein oder anderen Schatz. Ich persönlich wurde von solchen Vergleichen (vor allem von „wie Tolkien“ oder „wie Michael Ende“) bisher eigentlich immer enttäuscht. Solange man ein großer Fan einer Reihe ist, ist es für jeden neuen Autor schwer, die Erwartungen zu erfüllen, wenn er sofort mit dem „Idol“ verglichen wird. Egal, ob dieser Vergleich bewusst oder unbewusst geschieht, er ist da.

Ich habe versucht, mit nicht zu sehr davon beeinflussen zu lassen. Aber ich bin gescheitert. Da die Basis der beiden Reihen ungefähr gleich ist, war der Vergleich zunächst nämlich naheliegend. Beide Reihen spielen in London. In beiden Reihen ist ein erwachsener Zauberer der Protagonist. In beiden Reihen passieren abstruse Dinge. Aber nur Aaronovitch gelingt diese perfekte Mischung aus abstrusem Scheiß und genialer Lesemotivation. Denn nur Aaronovitch schreibt wie Aaronovitch. Und Benedict Jacka hat es nicht geschafft, an Aaronovitch heranzukommen. Vermutlich wollte er das auch gar nicht. Aber das Zitat auf dem Buchrücken hat es mir suggeriert. Ihr versteht, was ich meine?

Nun versuche ich, von diesem Zitat abzurücken.

Dann habe ich ein Buch vor mir, das hübsch aussieht, einen spannenden Klappentext hat und in London spielt. Es gibt Magier. Und es gibt Dinge, die diese Magier wollen. ALLE. Im Grunde genommen haltet ihr mit dem Labyrinth von London eine hübsche, große Jagd nach einem begehrten magischen Gegenstand in Händen. Das ist so gesehen kein neuer Plot, keine neue Story und Aussehen ist ja bekanntlich nicht alles. Und ich muss ehrlich sein: Es hat mich nach einiger Zeit gelangweilt. Für jeden Autor ist es schwer, im Bereich der Fantasy etwas Neues zu erfinden. Und deshalb muss gut geschrieben werden. Jacka gelingt das in meinen Augen nicht. Er hat es nicht geschafft, mich zu sich IN die Geschichte zu holen. Ich fühlte mich durchweg wie ein Zuschauer, fremd und unwissend. Außerdem weist die Geschichte einige Längen auf, man bekommt manchmal sogar das Gefühl, dass der Protagonist und Zauberer sich einfach gerne reden hört.

Fazit:

Das Labyrinth von London konnte mich leider nur optisch überzeugen.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Mehr von de Bodt!

Schattenmänner
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Allgemeines:

Mit Schattenmänner legt Christian von Ditfurth seinen vierten Fall mit Kommissar de Bodt vor. Für diese Reihe erhielt er 2016 den Stuttgarter Krimipreis. Bei allen Bänden handelt es sich ...

Allgemeines:

Mit Schattenmänner legt Christian von Ditfurth seinen vierten Fall mit Kommissar de Bodt vor. Für diese Reihe erhielt er 2016 den Stuttgarter Krimipreis. Bei allen Bänden handelt es sich um Politthriller, die in Berlin spielen und in denen sich viele Anspielungen auf Politiker wiederfinden, manche meint man, sofort zu erkennen. Schattenmänner ist bei Bertelsmann am 13. August 2018 als Paperback erschienen und umfasst 478 Seiten.

Inhalt:

„Eine mysteriöse Mordserie gibt Kommissar Eugen de Bodt Rätsel auf: Denn die einzige Gemeinsamkeit, die die Opfer zunächst aufweisen, ist, dass sie einer Facebook-Gruppe angehörten, die sich mit Katzen beschäftigt. Doch bald findet de Bodt ein weiteres Merkmal: Sie alle haben für Rüstungskonzerne gearbeitet. Was könnten Katzenfotos mit der Rüstungsproduktion zu tun haben? Tarnung – also Spionage? Nur, wer spioniert? Und wer ist der Auftraggeber? De Bodt geht wieder ganz eigene Wege. Er merkt schnell, dass es um Leute geht, die strategische Ziele verfolgen und vor nichts zurückschrecken, um diese zu erreichen. Dieser vierte Fall ist die bislang größte Herausforderung für den scharfsinnigen Einzelgänger.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

„Ein Mann wurde in einer Pariser Polizeiwache erschossen. Gerade wurde die höchste Terrorstufe ausgerufen. Deutschland ist ein großes Verbrechens-Chaos. Werdet schlauer!“

Donald Trump (S. 6)

Am Anfang ausgerechnet ein Zitat von Donald Trump… Dieser wäre geschmeichelt und würde die Ironie sicherlich niemals erkennen! Ein guter Start für dieses Buch!

Christian von Ditfurth ist mit seinem neuen Thriller wieder ein unglaublich spannendes Buch gelungen.

Er legt mit Schattenmänner seinen vierten Fall um das großartige Ermittlerteam de Bodt, Yussuf und Salinger vor. Er macht es dem Leser wie immer nicht leicht, denn seine Bücher sind vielschichtig angelegt und erfordern ein genaues Lesen und Mitdenken, sonst kann man die Handlung nicht nachverfolgen. Gerade diese Art zu schreiben finde ich aber besonders gelungen, zumal von Ditfurth einfach sehr gut erzählen kann. Es gelingt ihm auch hier wieder, aktuelle Tagespolitik, die aktuellen Themen in der Bundesrepublik Deutschland wie die Flüchtlingskrise, Misstrauen in die Politik, Selbstbehauptung und Wahrhaftigkeit einzubinden, und dieses auf sehr glaubwürdige Art und Weise. Dieses Mal hat de Bodt auch wieder einen Fall zu lösen, der sehr komplex ist, zunächst aber recht eindeutig aussieht. Wie immer muss er sich gegen seine Vorgesetzten durchsetzen, um selbständig ermitteln zu können und deren Ressentiments gegenüber der politischen Obrigkeit zu überwinden. Aber damit hat er wie gewohnt keine Schwierigkeiten, denn sich unbeliebt machen, davon versteht er etwas. Ganz nebenbei erfährt man auch eine Menge über das Verhältnis der drei Ermittler zueinander, auch hier gelingt es von Ditfurth überzeugend Themen wie Rassismus, Feminismus und Antifeminismus auf humorvolle Art und Weise miteinander zu verknüpfen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen, denn der lockere Umgang mit diesen Themen würde massiv dazu beitragen, dass die zurzeit sehr verbissene Diskussion eine andere Richtung bekäme.

Der aktuelle Fall von Ditfurth spielt wieder in Berlin und wieder geht es um Politiker, die mehr oder weniger Dreck am Stecken haben. Ob sie aber in den Mordfall, in dem ermittelt wird, verwickelt sind, das weiß der Leser zunächst nicht.

Die Orientierung im Buch wird einem nicht gerade leicht gemacht. Von Ditfurth springt sowohl innerhalb der Orte als auch der Ermittlungsteams und stellt zwischendurch immer wieder kleine Kapitel ein, die sich auf Täter und Verfolger beziehen. Genau weiß man das aber nicht und wer hier gut oder böse ist schon einmal gar nicht. Das heißt also, wieder sehr aufmerksam lesen, aber wer die Fälle um de Bodt liebt, der macht dieses sehr, sehr gerne, weil er jede Seite, die Christian von Ditfurth schreibt, genießt. Ich habe bereits Zwei Sekunden und Heldenfabrik gelesen, beides auch großartige Bücher. Gleiches gilt für die Stachelmannreihe, mit der Christian von Ditfurth in Deutschland zunächst bekannt geworden ist. Die Reihe um de Bodt ist sprachlich sehr viel ausgereifter und völlig zurecht von der Presse und der Kritik hoch gelobt und ausgezeichnet.

Fazit:

Mehr von de Bodt! Man sollte allerdings in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst verpasst man so manche wichtige, aber auch amüsante Information.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Der Sturm

Der Sturm
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Allgemeines:

Der Sturm ist am 27.07.2018 als Taschenbuch bei Bastei Lübbe erschienen. Der neue Roman des Autors Tom Jacuba hat 527 Seiten und ein wirklich ansprechendes Cover. Er wird vom Verlag für ein ...

Allgemeines:

Der Sturm ist am 27.07.2018 als Taschenbuch bei Bastei Lübbe erschienen. Der neue Roman des Autors Tom Jacuba hat 527 Seiten und ein wirklich ansprechendes Cover. Er wird vom Verlag für ein Lesealter ab 16 Jahrem empfohlen.

Leider liegt das Buch schwer in der Hand und ist auch bei vorsichtigem Lesen empfindlich und nach der Lektüre mehr als rund gelesen. So etwas erwähne ich selten in meinen Rezensionen, da ich stets vorsichtig mit meinen Büchern umgehe. Bei Der Sturm konnte aber selbst ich nicht verhindern, dass das Buch nach dem Lesen gebraucht aussah. Schade, eventuell sollte für eine weitere Auflage ein festerer Einband gewählt werden? Dann würde das Buch mit Sicherheit auch besser in der Hand liegen!

Inhalt:

„Prospero, der Herrscher von Milano, stürzt nach dem Tod seiner Frau in tiefe Verzweiflung. Mit Hilfe der gefangenen Hexe Coraxa und ihres Zauberbuches will er sie aus der Unterwelt heraufbeschwören. Doch der magische Akt führt zur Katastrophe – und zu seinem Sturz. Mit nur wenigen Vertrauten auf einer verlassenen Insel gestrandet, stößt Prospero bald auf Coraxas dämonischen Diener Taifunos und den Tiermenschen Caliban. Beide sind entschlossen, Prospero zu vernichten. Mit aller Kraft stemmt der sich gegen seinen Untergang …“ (Quelle: Bastei Lübbe)

Meine Meinung:

Als ich eine Anfrage bekam, ob ich den neuen Roman von Tom Jacuba (alias Thomas Ziebula) lesen und rezensieren möchte, war ich Feuer und Flamme. Natürlich habe ich direkt zugesagt und konnte das Eintreffen des Romans kaum erwarten. Die Trilogie Kalypto aus der Feder des Autors habe ich schlichtweg verschlungen und war überaus gespannt auf mehr Lesestoff von ihm.

Nachdem das Buch bei mir ankam, habe ich sofort einen ersten Blick hineingeworfen. Wie bereits oben erwähnt, ist das Buch leider von geringerer Produktionsqualität – es liegt bereits auf eine schwer in Worte zu fassende Art unbequem in der Hand. Davon habe ich mich selbstredend nicht abschrecken lassen und sogleich mit dem Lesen begonnen.

Und dann hing ich fest. Ich lese im Vergleich zu anderen Lesern in einem deutlich schnelleren Tempo. Der Sturm hat das nicht zugelassen. Ich kam und kam nicht voran. Auch nach einer Woche nicht. Ich habe für dieses Buch sage und schreibe zwei Wochen gebraucht. Mal fehlte die Konzentration, um der Geschichte zu folgen, mal dadurch bedingt dann auch die Motivation. Zwischendurch stand ich mehrfach kurz vor dem Abbruch des Buches. Vorangetrieben hat mich nur, dass ich schon so tolle Bücher von Jacuba gelesen hatte und dieses Buch lesen WOLLTE. Ich habe mich nach dem Beenden des Buches lange gefragt, wodurch das von mir beschriebene Gefühl entstanden ist, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Grundidee des Buches zwar liebe, die Umsetzung in meinen Augen jedoch nicht so gelungen ist, wie von Jacuba gewohnt.

Nach wie vor mag ich die Art wie Jacuba schreibt. Und auch seine Adaption des gleichnamigen Dramas von Shakespeare hat mir gefallen. Die Längen innerhalb dieser Adaption jedoch nicht. Die Handlung wird sozusagen in einer Art Flashbacks bzw. Erinnerungen erzählt. Dadurch entstand bei mir als Leser eher das Gefühl, die Handlung nicht direkt mitzuerleben, sondern die Geschichte nur erzählt zu bekommen. Auf mich wirkt die Handlung dadurch an vielen Stellen zu sehr in die Länge gezogen und weniger spannend.

Obwohl ich gestehen muss, dass ich Shakespeares Original nicht gelesen habe, kam bei mir während der fortschreitenden Handlung nicht viel Spannung auf. Bei meiner Recherche habe ich sowohl Parallelen als auch erfrischende Unterschiede innerhalb Jacubas und Shakespeares Geschichte gefunden. Shakespeare hat den Fokus auf andere Teile der Handlung gelegt, was für Jacuba einen großen Handlungsspielraum angeboten hat.

Trotz der Tatsache, dass den Charakteren viele Widrigkeiten begegnen, gelingt ihnen beinahe alles. Auch die Auflösung der Geschichte wirkte auf mich zu leicht, zu problemlos. Im Nachhinein finde ich die Geschichte, die Jacuba entworfen hat, interessant. Ich würde sogar sagen, dass ich es bereut hätte, sie nicht zu lesen. Wenn dieses Gefühl doch auch nur während des Lesens aufgetreten wäre, das hätte ich mir gewünscht!

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde sofort wieder ein Buch von Jacuba lesen. Der Sturm hat mich nach der Lektüre beeindruckt und ich habe ich viel über die Geschichte und ihre Charaktere nachgedacht. Da bei mir jedoch während des Lesens keine Lesefreude und wenig bis gar keine Motivation zum Weiterlesen aufkam, kann ich diesem Buch nicht mehr als zwei Herzen geben. Ich hoffe, ihr könnt meine Gedanken nachvollziehen. Vielleicht geht es euch mit dem Sturm ja auch ganz anders, denn Tom Jacuba ist ein Autor, der es versteht, mit Sprache umzugehen, zu schreiben und seine Leser in fantastische Welten zu entführen.

Fazit:

Der Sturm ist ein Buch, das in meinen Augen leider nicht an die von Tom Jacuba gewohnte Qualität heranzukommen vermag. Schade!

Veröffentlicht am 22.08.2018

Spannend, aber anders als erwartet

Ins Dunkel
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Allgemeines:

Jane Harper ist Journalistin beim Herald Sun. Sie lebt in Melbourne. Mit ihrem ersten Thriller Hitze gewann sie den wichtigsten britischen Krimipreis, den „Gold Dagger“. Die Filmrechte hat ...

Allgemeines:

Jane Harper ist Journalistin beim Herald Sun. Sie lebt in Melbourne. Mit ihrem ersten Thriller Hitze gewann sie den wichtigsten britischen Krimipreis, den „Gold Dagger“. Die Filmrechte hat Reese Whitherspoon gekauft. Ins Dunkel ist Harpers zweiter Thriller, der auf Deutsch zeitgleich mit Hitze am 24. Juli 2018 bei Rowohlt erschien. Ins Dunkel wurde als Paperback veröffentlicht und umfasst 413 Seiten.

Inhalt:

„Fünf Frauen unternehmen eine Wanderung durch den australischen Busch, organisiert von ihrer Firma, ausgerüstet nur mit Kompass und Landkarte.

Tage später kommen nur vier von ihnen zurück.

Aaron Falk, Ermittler der australischen Polizei, muss die vermisste Alice Russell unbedingt finden. Sie ist seine Informantin bei einem Unternehmen, das unter dem Verdacht der Geldwäsche steht. Alice kennt nicht nur die Machenschaften der Firma, sondern auch die dunklen Geheimnisse ihrer Kolleginnen, mit denen sie unterwegs war. Die Wildnis ist unerbittlich, lange wird Alice hier nicht überleben. Doch die wahre Gefahr droht von ganz anderer Seite …“ (Quelle: Rowohlt)

Meine Meinung:

Eher durch Zufall bin ich auf das erste Buch Hitze von Jane Harper gestoßen. Gefallen hat es mir hauptsächlich wegen des schrulligen und eigenwilligen Ermittlers Aaron Falk. Hitze ist zudem kein typischer Thriller, sondern eher ein psychologischer Roman, der das Leben in einer Kleinstadt geradezu seziert. Nichts ist wie es scheint. Daher war ich sehr gespannt auf das zweite Buch Harpers Ins Dunkel, denn wieder ermittelt Federal Agent Aaron Falk in Zusammenarbeit mit seiner durchaus charmanten Kollegin Carmen, die ihn manchmal besser zu kennen scheint als er sich selbst. Die beiden ergänzen sich wunderbar. So weit, so gut. Ins Dunkel ist zwar auch ein gekonnt geschriebener psychologischer Thriller, allerdings völlig anders gemacht als Hitze. Aaron und Carmen stehen nicht so stark im Fokus, sie sind sozusagen nur der rote Faden, der alles zusammenhält. Beide arbeiten weiterhin im Ressort der australischen Steuerfahndung, geraten aber, ebenso wie im ersten Band der Reihe, in einen völlig anderen Fall. Das sind aber auch schon die einzigen Gemeinsamkeiten beider Bücher.

Harper arbeitet mit Rückblenden, die inhaltlich nahtlos an die aktuellen Ereignisse anschließen. Dadurch kann der Leser seine Vermutungen und sein Wissen immer mit dem abgleichen, was wirklich geschah, aber ein kleiner Rest an Unwissenheit bleibt dennoch, das macht die Handlung so spannend. Man ist den Ermittlern zwar ein wenig voraus, weiß aber ebenso wenig wie sie, wie alles tatsächlich zusammenhängt.

Die Handlung als solche ist zunächst nicht spektakulär: Ein Team von Arbeitskollegen soll zum Survivaltraining in die „Wildnis“, um die Teamfähigkeit zu stärken. Das ist in der heutigen Zeit ja sehr in Mode und somit nicht wirklich spannend. Dass jemand verschwindet, kommt sicherlich auch des Öfteren vor. Spannung entsteht erst an den Stellen, an denen man mehr über die Protagonisten erfährt, denn so merkt man relativ schnell, dass doch mehr hinter der Sache steckt als zunächst vermutet. Harper gibt auf diese Weise einen durchaus realistischen Einblick in die Welt der geglätteten Fassaden, hinter denen Schicksale stecken, wie man sie nicht vermutet, denn alles soll schön vertuscht werden und nach außen hin makellos sein. Harper zieht an vielen Enden: an der Männer-Frauen-Schiene, dem Neid, der Rechthaberei, der vermeintlichen Solidarität, … . Die Figuren entwickelt sie gekonnt weiter und man muss so manches Mal seine Meinung über die Protagonisten revidieren.

Im Klappentext heißt es „Grausamer als die Natur ist nur der Mensch“. Nach dem Lesen dieses Buches kann man dem nur zustimmen: Dieses Überlebenstraining deckt schonungslos auf!

Fazit:

Spannend, aber anders als erwartet. Ich hätte lieber ein Buch gelesen, in dem Aaron und Carmen eine größere Rolle spielen. Aber vielleicht geschieht das ja in etwaigen Folgebänden. Ansonsten ist Ins Dunkel ein gut gemachter Thriller.