Profilbild von _H_B_

_H_B_

Lesejury Profi
offline

_H_B_ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit _H_B_ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2023

Eine etwas andere Liebesgeschichte

Anatomy
0

Hazel Sinnett ist jung, gewitzt und entschlossen Chirurgin zu werden, was 1817 in Edinburgh als unmöglich gilt. Doch nachdem sie sich jahrelang eigenständig so viel Wissen wie möglich über Anatomie angeeignet ...

Hazel Sinnett ist jung, gewitzt und entschlossen Chirurgin zu werden, was 1817 in Edinburgh als unmöglich gilt. Doch nachdem sie sich jahrelang eigenständig so viel Wissen wie möglich über Anatomie angeeignet hat, bietet sich ihr durch die physische und psychische Abwesenheit ihrer Eltern die einmalige Gelegenheit beim berühmten Dr. Beecham zu lernen – und Hazel setzt alles daran, diese Chance zu nutzen.
Das Cover ist ein wundervoller Blickfang und bei der im Titel angekündigten Liebesgeschichte handelt es sich nicht um eine klassische Romanze, sondern der Liebe Hazels zur Anatomie. Ihre sich entwickelnde Beziehung mit Jack, dem Auferstehungsmann, nimmt dem gegenüber eine untergeordnete Rolle ein.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, besonders bei Hazel, die relativ sich selbst überlassen aufwuchs, bemerkt man den daraus resultierenden Mangel an sozialer bzw. emotionaler Intelligenz gegenüber anderen Personen. Ich bin mir nicht sicher, ob Jack stellenweise etwas eindimensional ist, oder ob ich diesen Eindruck nur habe, weil ich Interesse daran gehabt hätte, mehr über das Leben der Arbeiterschicht und Auferstehungsmänner zu erfahren.
Zu Beginn der einzelnen Kapitel stehen Textpassagen, Ausschnitte aus Briefe und Büchern, die auf unterhaltsame Art zu Worldbuilding beitragen und die Handlung ergänzen. So wird schnell klar, dass wir uns nicht in „unserem“ historischen Edinburgh befinden, sondern in einem, dass von einer fiktiven Seuche, dem Römischen Fieber, heimgesucht wurde.
Dieses alternative Edinburgh wird sehr stimmungsvoll beschrieben, eine latent düster-unheimliche Atmosphäre durchzieht den gesamten Roman und passt hervorragend zur Thematik und Handlung.
Als Kritikpunkt ließe sich vorbringen, dass einzelne Wendungen sehr vorhersehbar sind, zudem ist der Epilog m.E. völlig überflüssig, ein offeneres Ende hätte mir hier besser gefallen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir allerdings ausgesprochen gut gefallen und mit den Kritikpunkten größtenteils versöhnt. Deshalb werte ich mit 4,5 Sternen und runde hier gerne auf 5 Sterne auf.
Alles in allem ein großartiges Buch für alle Fans von historischen Romanen mit übernatürlichen Elementen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2022

historisches Familiendrama mit Krimianteil

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
0

Anne ist zurück in Hamburg, nimmt ihre Arbeit als Ärztin für die ärmsten Frauen wieder auf – und schon gibt es einen neuen Anlass zu ermitteln: Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das chinesische Viertel ...

Anne ist zurück in Hamburg, nimmt ihre Arbeit als Ärztin für die ärmsten Frauen wieder auf – und schon gibt es einen neuen Anlass zu ermitteln: Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das chinesische Viertel Hamburgs, das unter dem Andrang ausgenutzter Arbeiter und zwangsprostituierten jungen Frauen rasch anwächst. Als Anne van der Zwaan Zeugin des Mordes an einem der Mädchen wird, beginnt Berthold Rheydt zu ermitteln.
Noch bevor ich die erste Seite las, bin ich gleich zwei Irrtümern aufgesessen: Es handelt sich hier nicht um den letzten Band der Serie, im November 2023 erscheint ein vierter Teil. Dennoch hat das Ende dieses Bandes ein gewisses Abschluss-Feeling, ohne zu Spoilern sei nur gesagt, dass die Mehrheit der im ersten Roman begonnene Handlungsstränge hier beendet werden. Zweitens ging ich aufgrund des Untertitels „Ein Leben für das Recht auf Liebe“ davon aus, dass sich entweder der aufblühenden Romanze von Helene und Berthold etwas gehörig in den Weg stellen würde, oder aber Annes Liebesleben und damit das Thema Homosexualität zu jener Zeit angesprochen werden würde. Tatsächlich aber ist ersteres nicht der Fall und obwohl Anne sich im Laufe der Handlung verliebt, war dies relativ knapp gehalten. Ehrlich gesagt zu knapp, für mich war der Umschwung Annes bezüglich der betreffenden Frau von einer Bekannten hin zu Verliebten sehr plötzlich. Demgegenüber entwickelt sich die Beziehung von Helene und Berthold authentischer weiter, Sorgen und Zweifel kommen auf und werden überwunden.
Ich kann nicht beurteilen, inwiefern der Roman für Quereinsteiger geeignet ist. Einerseits werden Entwicklungen der beiden Vorgänger zusammengefasst, doch man hat einfach mehr davon, wenn man dies selbst mitgelesen hat und die Charakterentwicklungen erlebt, die hier auch sehr stark die Nebenfiguren betreffen.
Generell beschäftigt sich dieser Band stark mit den Beziehungen der Figuren zueinander, vor allem im Themenfeld Familie: Anne und ihr Vater, Helenes Eltern und ihr Bruder, sowie in geringerem Maße die Reimers.
Spannungsmäßig geht es ruhiger zu als in den Vorgängern, dennoch gibt es auch Action, besonders positiv in Erinnerung geblieben ist mir eine großartige Verfolgungsjagd.
Alles in allem ein gelungener Abschluss der Trilogie, der genügend Raum für und Lust auf einen Nachfolge-Band macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2022

Spannender Scifi-Krimi

Fern vom Licht des Himmels
0

Es sollte eine einfache Mission sein, die die Erste Offizierin Michelle Campion vom Siedlungsschiff Ragtime zu erfüllen hat. Doch als sie nach den vorgesehenen 10 Jahren aus dem künstlichen Schlaf geweckt ...

Es sollte eine einfache Mission sein, die die Erste Offizierin Michelle Campion vom Siedlungsschiff Ragtime zu erfüllen hat. Doch als sie nach den vorgesehenen 10 Jahren aus dem künstlichen Schlaf geweckt wird sind plötzliche technische Schwierigkeiten noch das geringste ihrer Probleme, denn an Bord ihres Schiffes treibt ein Mörder sein Unwesen…
Erzählt aus der Perspektive mehrerer Protagonisten, über deren Vergangenheit durch nahtlos in die Handlung eingebaute Rückblenden informiert wird, legt Tade Thompson hier eine afrofuturistische „Nicht Space Opera“ vor. Es handelt sich um „harte“ Scifi, technische Details werden an relevanten Stellen erläutert, allerdings auf eine überaus verständliche Art und Weise, die nachzuvollziehen man kein Astronaut sein muss.
Überraschenden Wendungen sorgen stets aufs Neue für Spannung und der latente Witz des Schreibstils trifft meist genau das richtige Maß an Humor.
Der romantische Handlungsstrang hat mich jedoch nicht überzeugt. Zudem wurde das Tempo gegen Ende nicht nur schnell, sondern wirkt zuweilen gerafft. Da es sich (momentan) um ein Stand Alone handelt, hätte ich mir zum Schluss etwas mehr zum ausklingen gewünscht.
Alles in allem ist es ein extrem kurzweiliger Roman, dessen Kapitelstruktur mich viel zu oft verführte, nur noch ein Kapitel mehr zu lesen…

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2022

Gut recherchiert und spannend erzählt

Der eiserne Herzog
6

Guilhem muss sich Zeit seines Lebens alles erkämpfen, vom Herzogtum der Normandie bis hin zum Herz seiner Geliebten. Und als König Eadweard von England ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, beginnt sich ein ...

Guilhem muss sich Zeit seines Lebens alles erkämpfen, vom Herzogtum der Normandie bis hin zum Herz seiner Geliebten. Und als König Eadweard von England ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, beginnt sich ein Konflikt mit Harold Godwinson, Bruder der Königin Englands, um den ihm versprochenen Thron abzuzeichnen.
Positiv überrascht hat mich der ungewöhnliche Gebrauch der historischen Namen. Auch hat der Autor geschickt das Problem der dreifachen „Edith“ gelöst, indem er für jede der Frauen eine alte Namensvariante verwendet. Da es sich hier um meinen ersten Roman aus der Feder von Ulf Schiewe handelt, war mir sein angenehm lebhafter Schreibstil zuvor unbekannt. Besonders gut hat mir gefallen, wie beiläufig-authentisch historische Alltagsdetails in die bildlichen Beschreibungen einflossen und mit hervorragender Recherche und überzeugender Fiktion ein stimmiges Gesamtbild schufen.
Auch die Figuren überzeugen, sie sind mehrschichtig und überwiegend sympathisch, verfügen dennoch über menschliche Schwächen. Wie bei einer griechischen Tragödie sind es jene negativen Eigenschaften (oder sind es Eigenschaften, die erst durch ihr Übermaß negativ werden?) die nach und nach die Schlinge enger ziehen und auf einen schier unlösbaren Konflikt zusteuern.
Alles in allem ein fesselnder historischer Roman um die Ereignisse und Personen, die zur Schlacht von Hastings führten; ideal für alle Fans von Ulf Schiewe und die, die es werden wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 28.11.2022

Faszinierendes Magiesystem, atmosphärisch geschrieben

Die Dunkeldorn-Chroniken - Blüten aus Nacht
0

Mit dem Auftakt der „Dunkeldorn-Chroniken“ lädt Katharina Seck uns in eine Welt ein, in dem die aus dem Dunkeldorn gewonnene Blütenstaub die Basis der Macht und Magie der Dunkeldornmagier darstellt. Opal, ...

Mit dem Auftakt der „Dunkeldorn-Chroniken“ lädt Katharina Seck uns in eine Welt ein, in dem die aus dem Dunkeldorn gewonnene Blütenstaub die Basis der Macht und Magie der Dunkeldornmagier darstellt. Opal, unsere Protagonistin, ist eine der Plantagearbeiterinnen und obwohl ihr von Kindheit an beigebracht wurde, sich vor dem gefährlichen Dunkeldorn zu hüten, steht sie einer unvorhergesehenen Katastrophe schutzlos gegenüber und gerät zudem in einen Mahlstrom aus Geheimnissen und Intrigen.
Ohne jeden Zweifel ist der Dunkeldorn der Star des Romans: von mythischem Ursprung, magischer Befähigung bis hin zu wissenschaftlicher Manipulation bildet er das Herzstück des Settings und erfüllt diese Rolle auf spannende und originelle Weise. Ausgesprochen gut haben mir die Enthüllungen um den (desaströsen) gesellschaftlichen Umgang mit dem Dunkeldorn gefallen. Der flüssige, einnehmend-rankende Schreibstil der Autorin passt hervorragend zu der Thematik und macht das Lesen zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Die Protagonistin hingegen hat mich stellenweise nicht überzeugt, besonders ihre Faszination und Anziehung zum Dornenprinz konnte mich nicht einnehmen.
Im Mittelstück des Romans gibt es eine ruhigere Phase der Neuorientierung, doch zum Ende nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf, zieht mit überraschenden Wendungen in seinen Bann und endet viel zu früh.
Alles in allem ein gelungener Reihenauftakt, der mit interessantem Worldbuilding und Cliffhanger-Ende Lust auf mehr macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere