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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2022

Die Belagerung dauert an

Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt
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Absolut gelungene Fortsetzung: Die Handlung setzt 7 Jahre nach dem ersten Band (den ich minimal besser fand) an, alte Bekannte treten auf, aber der Fokus wendet sich neuen Figuren zu

Absolut gelungene Fortsetzung: Die Handlung setzt 7 Jahre nach dem ersten Band (den ich minimal besser fand) an, alte Bekannte treten auf, aber der Fokus wendet sich neuen Figuren zu

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Historische Kurzgeschichten mit Momenten des Unheimlichen

Der Schatten aus der Tiefe
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Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung ...

Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung auf, deren Existenz durch die rasant fortschreitende Industrielle Revolution bedroht wird. Sie zeichnen sich neben erfrischend positiven familiären und freundschaftlichen Beziehungen durch Sympathien für die Ludditen aus. Das Unheimliche begegnet ihnen, nicht auf schleichende Art, sondern direkt, plötzlich und unvermittelt, es bricht in ihre (mehr-oder-weniger) heile Alltagswelt ein.
Diese Phänomene bleiben für Figuren wie Leser unerklärt und laden somit zum eigenständigen Spekulieren ein.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, schlicht ohne größere Ausschmückungen, wodurch die über- bzw. unnatürlichen Aspekte stärker hervortreten. Die einzelnen Geschichten werden am Ende geschickt durch ein Schreiben, welches ich hier nicht vorwegnehmen möchte, miteinander verbunden bzw. zusammengefasst. Gleichzeitig wird an dieser Stelle eine mögliche Fortsetzung vorbereitet.
Alles in allem ist die Sammlung von Geschichten allen historisch Interessierten zu empfehlen, die nach ein paar Stunden leichter Unterhaltung suchen.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Mitreißende Regency Romance mit einer Vielzahl queerer Charaktere

Sonnenkönig, Pechrabe
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Zurecht wird dieser Roman mit Bridgerton verglichen, denn er ist ebenso kurzweilig.
Die erste Begegnung von Edward Arden und Lord Frederick Melville steht unter keinem guten Stern, ebenso wenig die folgenden. ...

Zurecht wird dieser Roman mit Bridgerton verglichen, denn er ist ebenso kurzweilig.
Die erste Begegnung von Edward Arden und Lord Frederick Melville steht unter keinem guten Stern, ebenso wenig die folgenden. Dennoch ist da eine Anziehung, die dazu führt, dass die Beiden immer wieder aneinanderstoßen. Gleichzeitig verkomplizieren neben sozialen Differenzen und persönlicher Lasten Juwelenraube und eine versehentliche so-gut-wie-Verlobung die Lage.
Dem Autor gelingt es, eine wundervoll bildliche Atmosphäre zu schaffen, das historische Setting ist gut recherchiert, besonders die queere Community der Zeit, die so oft vergessen wird, kommt hier hervorragend zur Geltung. Denn damals wie heute fanden queere Personen einander, waren keine Einzelgänger sondern bildeten eine found family. Das scheint mir ein geeigneter Übergang zu den Charakteren zu sein:
Die Charaktere zeichnen sich durch ein hohes Maß an Individualität und Vielschichtigkeit aus, sie agieren und reagieren authentisch. Hier ist es bemerkenswert, wie viel Charakter und Erinnerungswürdigkeit selbst jene Nebencharakter haben, die so gut wie gar nicht in Erscheinung treten. Selten habe ich erlebt, dass sich solche Figuren in einem Roman so lebendig anfühlen, es scheint wirklich so, als ob sie abseits von dem, was wir Leser zu sehen bekommen, ein Eigenleben führen. Zweifelsohne sind die Charaktere mit all ihren persönlichen Stärken und Schwächen das Herz des Romans.
Aber auch die Handlung kommt nicht zu knapp, ohne die Schattenseiten der Zeit zu beschönigen werden Erfolge und Fehlschläge mit einer Romanze verwoben, die ihrerseits Auf und Abs erlebt ohne dabei kitschig zu wirken. Lediglich gegen Ende hatte ich den Eindruck, dass ein mehrere der Handlungsstränge um Nebenfiguren in der Luft hängen blieben (bspw. um Miss Ailesbury, die Forderungen von Freddys Vater, zudem werden die Juwelenraube gelöst, doch was für Konsequenzen dies für die Täter hat, bleibt offen. Generell war Diebstahl schließlich eines jener Vergehen, für das man gehängt/deportiert wurde…). Allerdings weiß ich nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist/in Aussicht steht, das Ende ist allerdings so gehalten, dass es einen befriedigenden Abschluss bildet.
Alles in allem möchte ich diesen Roman allen empfehlen, die sich für einen Ausflug in die Demi-monde des Londons der 1810er interessieren.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Spannende Fortsetzung mit starken Charakteren und Überraschungen

Loreley
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Der zweite Band der Loreley-Reihe schließt nahtlos an den ersten an (weshalb ich hier eine genauere Inhaltsangabe unterlassen werde, um nicht das Ende des ersten Bandes zu spoilern).
Im selben angenehmen ...

Der zweite Band der Loreley-Reihe schließt nahtlos an den ersten an (weshalb ich hier eine genauere Inhaltsangabe unterlassen werde, um nicht das Ende des ersten Bandes zu spoilern).
Im selben angenehmen Schreibstil werden die drei Perspektiven von Jermaine, Atlas und Belen weiterverfolgt, im ersten Teil aufgeworfene Fragen werden beantwortet, allerdings auf eine geschickte Weise, durch die weitere Fragen und Konflikte entstehen. Der am Ende des vorherigen Bandes gefasste Plan wird von den Elmanauten und der Crew der Ruby verfolgt, allerdings nicht sonderlich einmütig und zu diesen Auseinandersetzungen auf der Personenebene kommen überraschende Hindernisse hinzu. Derweil hat der Belen-Handlungsstrang ein niedrigeres Spannungslevel, die Kapitel um ihre sich entwickelnde Beziehung mit Thaloan sind süß zu lesen und auch was das Worldbuilding angeht sehr interessant, aber die Konflikte sind deutlich anderer Art. Mit einer Ausnahme scheinen sie allesamt weniger ernst/ weniger drängend. Generell mag ich Wechsel von aktionreichen zu ruhigeren Kapiteln, aber ich hatte beim Lesen den Eindruck eines erheblichen Ungleichgewichtes zwischen den drei Perspektivfiguren.
Die Autorin foreshadowed gekonnt: es lässt sich die Form des Ergebnisses erahnen, sobald das Rätsel aufgelöst wird, ist man als Leser dennoch von der Zusammensetzung und den Details überrascht. Und falls das unverständlich klingt, kann ich nur empfehlen es selbst zu lesen, denn ich kann es nicht besser in Worte fassen.
Alles in allem liegt mit Salz&See eine absolut gelungene Fortsetzung vor, die nicht nur selbst Spaß macht, sondern auch große Lust auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Der beste Fantasyroman seit langem!

Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
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Der Ingenieur Orhan schummelt sich gegen Skaverei, Rassismus und andere Widrigkeiten durch das Leben. Doch trotz seiner Bemühungen, einer zu verantwortungsvollen Aufgabe zu entgehen findet er sich als ...

Der Ingenieur Orhan schummelt sich gegen Skaverei, Rassismus und andere Widrigkeiten durch das Leben. Doch trotz seiner Bemühungen, einer zu verantwortungsvollen Aufgabe zu entgehen findet er sich als Oberbefehlshaber einer belagerten Stadt wieder. Neben stadtinternen Problemen, vorallem um die grüne und blaue Bruderschaft (die vermutlich so heißen, weil sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegenseitig grün und blau schlagen) und die heimische Oberschicht stellt sich der unbekannte Gegner als gewieft heraus. Nun ist es an Orhan nicht nur sich, sondern die ganze Stadt mit Lug, Betrug und Kreativität aus der Notlage zu retten.
Der Erzählstil des Romans ist einmalig, wundervoll ironisch bis hin zu boshaft-zynisch, wodurch er kurzweilig und lebhaft zu lesen ist. Gleichzeitig werden stellenweise intelligente emotionale Tiefschläge verpasst (z.B. die Brunnen-Szene) und geradezu am Rande komplexe ethische und moralische Probleme thematisiert, wie man sie nur selten in Fantasyromanen findet.
Die Charaktere sind rund und originell, besonders der Protagonist Orhan, der weder Held noch typischer Antiheld ist, liest sich überaus unterhaltsam. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie schön es ist, mit ihm einem Protagonisten durch die Geschehnisse zu verfolgen der intelligent ist.
Auch die Handlung überzeugt: die zahlreichen Wendungen sind nicht nur überraschend, sondern auch nachvollziehbar. Zudem hat sich der Autor hervorragend über Belagerungsstrategien informiert, der Wissenstand der Charaktere ist glaubwürdig und Plotholes nicht vorhanden. Die Welt selbst fühlt sich belebt und alt an, zwar ist keine Karte vorhanden, doch als Leser bekommt man dennoch einen guten Eindruck von der Geographie. Was gibt es noch zu sagen? Das Cover ist offensichtlich gut gestaltet.
Alles in allem… ich liebe dieses Buch. Die Fortsetzung, die Ende des Monats erscheint, ist schon in mein Budget eingeplant.

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