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Veröffentlicht am 12.03.2019

Wenn die Angst vor der Angst dein Leben beherrscht

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.
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Leni und Emma, zwei Freundinnen im letzten Jahr vor dem Abitur. Während Emma alles zufällt und sie von einer gewissen Leichtigkeit und Vorfreude umgeben wird, erschreckt Leni der Gedanke an die nächsten ...

Leni und Emma, zwei Freundinnen im letzten Jahr vor dem Abitur. Während Emma alles zufällt und sie von einer gewissen Leichtigkeit und Vorfreude umgeben wird, erschreckt Leni der Gedanke an die nächsten Monate. Ein Jahr mit hohem Lernpensum und die Entscheidung, wie es nach der Schule weitergehen soll, liegen vor ihr. Ihre Eltern, selbst erfolgreich im Job, erhoffen sich von Leni ein gutes Abitur und setzen sie so unbewusst unter Druck. Denn Leni weiß noch gar nicht wie sie ihre Zukunft gestalten möchte. Die Schulwochen vergehen, und die ersten Arbeiten stehen an. Leni fühlt sich ständig müde und unwohl, bekommt phasenweise schlecht Luft und muss sich mehrmals übergeben.
Was anfänglich nach einer Grippe aussieht, entwickelt sich schnell zu einem dauerhaften Problem. Leni ahnt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Sie spürt eine große Leere in sich und die Angst, dass ihr in der Schule schlecht wird und sie sich übergeben muss, ist allgegenwärtig. Nach einem lebensgefährlichen Zusammenbruch, wird sie von ihrer behandelnden Ärztin in eine Fachklinik überwiesen und trifft dort auf verschieden Mitbewohner mit ähnlichen Problemen. Kurz nach ihr kommt Matti in die Klinik. Matti ist - im Gegensatz zu Leni - nicht freiwillig da und muss sich mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen. Und trotzdem verbindet sie etwas! Seit langer Zeit ist Matti die erste Person, bei der Leni sich wohl fühlt. Und wo Matti ist, da will auch Leni sein. Ein Wunsch, der die beiden auf eine unglaubliche Reise mit ungewissem Ausgang führt.

Buchzitat: „Manchmal denkt man, die Depression und die Angst würden einem alles nehmen, was man hat und liebt. Aber die Wahrheit ist, dass nicht die Krankheit das entscheidet, sondern du.“

Ava Reeds Buch ist eine Mischung aus Selbsterlebtem und frei erfundener Geschichte. Die Charaktere lassen dem Leser genug Raum, sich in diesem Buch zu finden. Ob als Betroffener, Angehöriger oder einfach als Leser, der interessiert an diesem Thema ist.

Leni, ein fröhliches Mädchen und Tochter von liebenswerten Eltern. Bisher fröhlich und unbeschwert unterwegs, fühlt sie sich im letzten Schuljahr komplett überfordert. Wie gut schaffe ich mein Abitur, was mache ich danach? Schaffe ich das? Fragen über Fragen, die sich ständig im Kreise drehen. Lenis Selbstzweifel und der Kampf gegen sich selbst lassen sie unglaublich hilflos und zerbrechlich wirken. Doch so schlecht es ihr geht und so schwach wie sie sich fühlt, aufgeben ist nicht ihr Plan und das vermittelt sie auf ganz wunderbare Weise in diesem Buch.

Matti, chronisch krank und völlig überbehütet. Er wächst in einem mehr als gut situierten Elternhaus auf, hat einen Privatlehrer und bekommt die meisten Wünsche von den Augen abgelesen. Anfangs wirkt er oft überheblich und arrogant. Doch im Laufe des Buches bekommen die Leser einen immer besseren Einblick in sein Gefühlsleben. Die Fassade bröckelt und Matti lässt den Leser an seinen Wünschen und Träumen teilhaben.

Emma, Philip, Anna und die Eltern. Alles wunderbare Nebencharaktere die deutlich machen wie wichtig es ist, einfach nur da zu sein und wertfrei miteinander umzugehen.

Der Schreibstil von Ava Reed ist sehr angenehm. Obwohl die Thematik nicht einfach ist, lässt es sich gut lesen und die Zeilen fließen so dahin. Die grüne Farbe des Covers verbunden mit den Lichterketten in der Dunkelheit hat mich zunächst irritiert, dann nachdenklich gestimmt. Ich bin für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass Grün die Farbe der Hoffnung ist und so erschien mir das Cover schön stimmig zu der Aussage des Buches.

Mein persönliches Fazit:
Ehrlich gesagt fällt es mir ein wenig schwer, dieses Buch objektiv zu betrachten. Ava Reeds Thema in diesem Buch ist auch mein Thema. Doch jeder nimmt seine Angststörung und Depression anders war und ich finde, dass hat Ava Reed in diesem Buch sehr schön beschrieben. Nicht nur ein Roman der sich gut lesen lässt, sondern ein Thema das authentisch und einfühlsam angegangen und gut umgesetzt wurde.
Für mich lediglich unbegreifbar wie Leni sich dazu aufraffen konnte, die Klinik zu verlassen. Aber das war eben IHRE Geschichte.
Erfreulich auch, dass eine Autorin selbst ihre Illustrationen und Tagebucheinträge kreiert. Sicherlich für viele Illustratoren nicht perfekt, aber genau das macht dieses Buch ja aus. Jeder ist gut so wie er ist! Das Streben nach ständigem Perfektionismus macht krank, genauso hohe Selbstansprüche und die Angst vor Kontrollverlust. Das hat Ava Reed hier anschaulich beschrieben. Wie wichtig ihr dieses Thema ist, entnimmt der Leser dem Vor- und Nachwort. Sehr persönlich erklärt sie die Umstände, die zu diesem Buch geführt haben und gibt der Geschichte hiermit einen wichtigen Rahmen. Meiner Meinung nach, hätten es gerne 100 Seiten mehr sein dürfen. Es erschien mir fast ein wenig zu kurz.

4,5/5 Sternen

Veröffentlicht am 03.03.2019

Wunderschön illustriertes Kinderbuch

Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte
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Bei einem Waldbrand verliert ein kleiner Fuchs seine Familie. Obwohl der Uhu und die anderen Waldtiere Mama Reh warnen, nimmt sie das kleine Fuchskind bei sich auf. Sie gibt ihm den Namen Blau-Auge und ...

Bei einem Waldbrand verliert ein kleiner Fuchs seine Familie. Obwohl der Uhu und die anderen Waldtiere Mama Reh warnen, nimmt sie das kleine Fuchskind bei sich auf. Sie gibt ihm den Namen Blau-Auge und gemeinsam mit den Rehkitzen Langbein, Glanzfell und Vielpunkt begeben sie sich auf die Suche nach einem neuen Unterschlupf.
Während Mama Reh ihren Kindern und Blau-Auge die Welt der Menschen aus den Augen der Tiere erklärt, bemüht sich der kleine Fuchs von Herzen, sich wie ein Reh zu verhalten. Doch der kleine Fuchs ist sehr traurig und vermisst seine Familie ganz doll. In Vielpunkt findet „Blau-Auge einen wunderbaren Freund und macht sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach seinen Eltern.
Nachdem jedoch eine kleine Maus verschwindet glaubt jeder im Wald, dass Blau-Auge sie gefressen hat. Ein Fuchs bleibt eben ein Fuchs. Mama Reh schickt daraufhin Blau-Auge weg und fortan ist der kleine Fuchs auf sich ganz alleine gestellt.
Wäre dann nicht sein „Beinahe-Bruder“ Vielpunkt, der heimlich zu ihm hält und die Tatsache, das Füchse eben besonders schlaue Tiere sind. Eines Tages verschwindet Langbein und der kleine Fuchs kann sich beweisen. Wird er Langbein helfen können und findet er womöglich doch noch seine Familie wieder?

Buchzitat: „Ein Freund lässt den Freund niemals im Stich und ein Bruder nicht seinen Bruder!“

Kirsten Boie nimmt uns mit in die Welt der Tiere. Einfallsreich und lustig beschreibt sie, wie die Tiere die Welt der Menschen sehen. Begriffe wie z. B. Donnerbüchse, Zwei- und Rundfüßler oder schwarzes Band laden den Leser zum Mitraten und Schmunzeln ein.

Mein persönliches Fazit:
Das Buch bezaubert durch die wunderschönen Illustrationen von Barbara Scholz. Die Texte und Bilder harmonieren auf ganz wundervolle Weise miteinander. Schwierig fand ich den Einstieg, denn ich musste mich zunächst an den Schreibstil gewöhnen. Aber im Laufe der Kapitel las es sich für mich immer flüssiger. Eine wirklich wundervolle Geschichte über Freundschaft, Toleranz und Mut. Wie wichtig es ist sich nicht zu verstellen, nur damit andere ein mögen. Für seine Freunde und Werte einzustehen, und seine eigenen Fähigkeiten positiv zu nutzen.
Einziger Kritikpunkt für mich ist die Altersempfehlung. Empfohlen wird das Buch ab 6 Jahre. In meinen Augen ein absolutes Vorlesebuch für Vorschulkinder und Erstklässler im Alter von 5-7 Jahren. Für Erstleser ist dieses Buch nicht geeignet. Zu kompakt und zu schwierig geschrieben, um es als Leseanfänger alleine bewältigen zu können. Für ältere Kinder, die bereits selbst lesen, wird das Buch in meinen Augen zu langweilig.
Ansonsten, sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 24.02.2019

Das Komplettpaket, zeitgemäß, romatisch und einfühlsam!

Someone New
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Die 18-jährigen Zwillinge Micah und Adrian wachsen gut behütet und materiell bestens versorgt in einer renommierten Anwaltsfamilie auf. Ein Studium an einer entsprechenden Uni wie Yale oder Princeton ...

Die 18-jährigen Zwillinge Micah und Adrian wachsen gut behütet und materiell bestens versorgt in einer renommierten Anwaltsfamilie auf. Ein Studium an einer entsprechenden Uni wie Yale oder Princeton ist für die beiden vorgesehen, doch dann kommt alles anders. Adrian ist homosexuell und wird von seiner Mutter beim Sex mit seinem Freund erwischt. Um den Ruf der Kanzlei und der Familie zu wahren, wird Adrian kurzerhand von seinen Eltern aus dem Haus geworfen und ist fortan offiziell für ein Jahr in Europa unterwegs. Micah, die Adrian unbedingt wiederfinden möchten, verzichtet auf einen Studienplatz fern der Heimat und schreibt sich für ein Jurastudium an der heimischen Uni ein. Sie nutzt den Beginn des Studiums, um ihre erste eigene Wohnung zu beziehen.
Zufällig stellt sie fest, dass einer ihrer neuen Nachbarn kein Unbekannter ist. Erst einige Wochen zuvor, bei einem Fest ihrer Eltern, hatte sie zu offensichtlich mit dem Kellner Julian geflirtet. Julian verlor daraufhin seinen Job und Micah fühlt sich dafür verantwortlich. Nun aber, wo sie Nachbarn sind, will sie die Gelegenheit nutzen sich bei ihm zu entschuldigen und ihn näher kennenzulernen. Das erweist sich allerdings als schwierig. Denn Julian ist ihr gegenüber zwar freundlich, hält sie und andere Mitmenschen aber auf Distanz. Ein Zufall gibt ihr die Möglichkeit, mehr Zeit mir Julian zu verbringen und Micah fühlt sich von Tag zu Tag mehr zu ihm hingezogen.
Wäre da nicht die Sorge und die Suche nach Adrian, das unliebsame Jurastudium und Julian, der aus irgendwelchen Gründen körperliche Nähe kaum aushalten und ertragen kann. Micah ahnt, dass etwas Besonderes hinter seinem Verhalten steckt.

Buchzitat: „Wir müssen reden.“ Etwas in meinem Inneren verkrampfte sich. „Ich weiß.“

Laura Kneidl überzeugt in diesem Buch mit ihrem Schreibstil und einem sensiblen Thema.

Gefühlvoll, intensiv und warmherzig lässt sie die Hauptprotagonistin Micah die Geschichte aus der ich-Perspektive erzählen. Die Angst um das Verbleiben ihres Bruders, der ständige Konflikt mit ihren Eltern, das Leben ihrer Freunde und vor allem ihre intensive Beziehung zu Julian, werden von Micah detailverliebt geschildert. Ein sympathisches Mädchen, das die Vorzüge ihrer Herkunft sehr zu schätzen weiß. Allerdings fällt es Micah dadurch auch schwer, ein „nein“ zu akzeptieren. Sie mischt sich im Laufe der Geschichte gerne ungefragt in das Leben der anderen Charaktere ein, was mir gelegentlich etwas auf die Neven ging.

Julian hingegen benötigt einige Jobs, um sein Leben und das Studium zu finanzieren. Einerseits ist er ein toller Kumpel, hilfsbereit und humorvoll. Für jeden Spaß zu haben und mit voller Leidenschaft und Begeisterung für sein Architekturstudium. Andererseits distanziert und kühl. Introvertiert, sobald es um persönliche Themen geht. Ein Mensch, den ich absolut liebenswert und bereichernd für mich empfinde. Authentisch und fesselnd sind seine Erzählungen.


Mein persönliches Fazit:
Genervt von dem ganzen Hype um dieses Buch, hatte ich mit einer schönen Liebesgeschichte gerechnet. Eine Geschichte, von der junge Mädchen träumen und die sich romantisch lesen lässt. Mit einem kleinen Highlight hintenraus.
Tatsächlich aber, hat Laura Kneidl mich eines Besseren belehrt!

“Someone new” ist ein durchweg flüssig geschriebener Roman mit einem großartigen Lektorat. Ich dachte schon, der Genetiv wäre eine aussterbende Spezies! Das Buch ist ein Appell für mehr Toleranz, Akzeptanz und Offenheit Menschen gegenüber, die für sich persönlich einen anderen Lebensweg gewählt haben, als die Gesellschaft es vorsieht.
Mich mit meinen 44 Jahren hat dieser Roman beeindruckt und zum Nachdenken angeregt, wie sicherlich viele andere Leser auch. Absolut unabhängig vom Alter, ab 14 Jahren aufwärts ist alles möglich.

Ein wenig zu viel waren mir die ausführlich geschilderten Lebensumstände der Nebencharaktere. Sie ziehen das Buch etwas in die Länge. Da Cassie und Auri die wichtigen Personen im nächsten Buch sind, kann ich die konkrete Schilderung ihrer Beziehung absolut nachvollziehen. Ansonsten hätte ich mir bei den anderen Charakteren ein bisschen weniger Informationen gewünscht und lieber noch mehr über Julian und „seinen Weg“ erfahren.
Das Cover ist schlicht, aber schön.

Passend zu diesem Roman findet ich das Zitat aus „Der kleine Prinz“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Für mich 4/5 Sterne

Veröffentlicht am 17.02.2019

Fesselnder Jugendroman zum Thema Cyber-Mobbing

I can see U
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Der Schauplatz, eine Schule in Ingolstadt.
Der neue Mitschüler Ben wird freundlich in die Klassengemeinschaft integriert. Vor allem die unscheinbare 15-jährige Marie ist sofort völlig verzaubert. Sie ...

Der Schauplatz, eine Schule in Ingolstadt.
Der neue Mitschüler Ben wird freundlich in die Klassengemeinschaft integriert. Vor allem die unscheinbare 15-jährige Marie ist sofort völlig verzaubert. Sie fühlt sich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen. Nichts lässt sie aus, um die Aufmerksamkeit von Ben auf sich zu ziehen. Ben ist immer höflich, zuvorkommend und freundlich zu ihr. Sie hat das Gefühl, niemand kann sich so gut in sie hineinfühlen wie er.

Nach kurzer Zeit tauchen Fake-Bilder von Marie und ihrer besten Freundin Elli im Klassenchat auf. Auch andere Mitschüler der Klasse und selbst der beliebteste Lehrer werden über das Handy bloßgestellt. Täglich werden neue Meldungen verbreitet, das Gerede nimmt seinen Lauf und das Schulleben gerät außer Kontrolle. Zusammen mit ihrem Klassenkameraden Josh und ihrer Freundin Elli, will Marie der Sache auf die Spur kommen. Sie hofft, dass Ben ihr helfen wird und die beiden sich so näher kommen. Doch Ben benimmt sich immer merkwürdiger. Hat er was mit den Geschehnissen zu tun?
Marie, Josh und Elli ahnen, dass es sich hierbei um mehr handelt, als nur um einen Schülerstreich oder ein gehacktes Handy………..

Buchzitat: „Ich hatte Ben eigentlich näher kennen lernen wollen, aber stattdessen war er mir fremd und fremder geworden.“

Der Jugendroman von Matthias Morgenroth ist spannend, fesselnd, erschreckend und ein wenig unheimlich zugleich. Eine fiktive Geschichte, die so realistisch erscheint.
Die Protagonistin Marie erzählt den Roman aus der Ich-Perspektive. Eine 15-jährige Schülerin, verliebt und ein wenig naiv. Ihren Erzählungen rückblickend aufgeschrieben, ehrlich zu sich selbst und die Geschehnisse detailliert beschrieben. Das nette Mädchen von nebenan.
Auch der humorvolle Josh und die impulsive Elli sind absolute Sympathieträger.
Ben wirkt zwar immer freundlich, ist jedoch oft kurz angebunden. Interessiert, aber kühl. Einfach undurchsichtig.
Der Schreibstil absolut klar, flüssig und spannend. Ich habe das Buch zwischendurch nur ungern aus der Hand gelegt. Das Cover ist eher schlicht, aber passend zur Geschichte. Der Junge mit den unterkühlten Augen, die Computerschrift….

Mein persönliches Fazit:
“I can see U” ist ein durchweg gelungener Jugendroman,
der auch für Erwachsene absolut zu empfehlen ist. Dicht an der heutigen Zeit, erschreckend realistisch geschrieben. Als Mutter von drei Kindern hat mich der Roman durchaus nachdenklich gestimmt.
Die perfekte Schullektüre zum Thema „Medienkompetenz“.
Ein Roman, der sensibilisiert und darauf aufmerksam macht, das wirklich jeder Opfer von Cyber-Mobbing werden kann und die Gefahren im Netz (Social Media) kaum erkennbar sind.
Das Ende, ein wenig zu abrupt. Der Spannungsbogen war kurz vor Schluss unglaublich hoch, und mir ging es dann einfach zu schnell. Ich hätte mir hier ein Ende mit einer in sich abgeschlossenen Geschichte gewünscht.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Homosexualität im Nationalsozialismus - ein fiktiver Roman

Allein unter seinesgleichen
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Italien, Japan und Deutschland sind als Gewinner aus dem „großen Krieg“ hervorgegangen. Von nun an regieren die Nazis den größten Teil der Welt. Frühere Kulturen und Sprachen werden unterdrückt und dürfen ...

Italien, Japan und Deutschland sind als Gewinner aus dem „großen Krieg“ hervorgegangen. Von nun an regieren die Nazis den größten Teil der Welt. Frühere Kulturen und Sprachen werden unterdrückt und dürfen nicht weiter verbreitet und gelehrt werden. Juden und schwarze Menschen sind den Jugendlichen bereits unbekannt. Homosexualität wird tot geschwiegen. „Schwul“, kein Wort das existent ist. Nur Kanada gilt als „letzter Hort der Tschandalen“. Das Land der geflüchteten „Untermenschen“. Gekennzeichnet mit dem „rosa Winkel“. In diesem deutschen Reich leben der Ausbildungsoffizier Bruckner, der Arbeiter Karl und der 17-jährige Wolfgang. Bruckner und Karl sind sich ihrer Homosexualität bewusst und versuchen - im Verborgenen – sich in ihrer Welt zurecht zu finden. Wolfgang dagegen - mit dem Gedankengut der Partei aufgewachsen – kann seine Neigung zu Männern nicht einordnen. Erst, als er beim Buchhändler Rommler eine Ausbildung beginnt, lehrt dieser ihm was das Wort „schwul“ bedeutet und Wolfgang findet Antworten auf seine Fragen.
Bruckner, Karl und Wolfgang, drei Volksfeinde – drei Geschichten – eine Sehnsucht!

Buchzitat: „Für einen Moment sah er seinen Freund an, und wieder war da dieses komische Gefühl, das er nicht beschreiben oder sonst wie in Worte fassen konnte“

„Allein unter seinesgleichen“ ein fiktiver Roman mit Fortsetzungspotenzial. Christian Kurz nimmt den Leser mit auf die „Was-wäre-wenn“ Reise. Die Geschichten der einzelnen Charaktere sind gut durchdacht. Homosexualität im Großdeutschen Reich. Erzählt von drei Männern aus verschiedenen Perspektiven. Der derbe Schreibstil der ersten drei Kapitel verlangt dem Leser einiges ab. Danach allerdings gewinnt das Buch immer mehr an Sympathie und die Gefühlswelt der Protagonisten ist einfühlsam und liebevoll umschrieben.
Das Cover passt zum Buch, die weißen Seiten sind ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Mein persönliches Fazit:
Das Buch stimmt schon sehr nachdenklich. Wie wäre es wohl wirklich weitergegangen, wenn Deutschland den 2. Weltkrieg gewonnen hätte? Wie steht es um unsere Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen? Leben und leben lassen, so sollte es sein.
Ich habe mich als Frau gut mit diesem Buch anfreunden können. Mann oder Frau, unerfüllte Liebe und Sehnsüchte tut allen gleich weh. Schwieriger wird es natürlich, wenn es zudem auch noch verboten ist. Schade, dass in den ersten drei Kapiteln ein so harter und derber der Schreibstil gewählt wurde. Bemängeln muss ich ganz klar, die Rechtschreib- und Grammatikfehler. Das ist schade für den Autor, denn so kann ich das Buch nicht besser bewerten.
Christian Kurz hat das Thema gut umgesetzt und das Buch ist durchaus lesenswert.

3/5 Sternen

© Rezension, 2019 Alexandra Horn