Hiervon möchte ich bitte noch viel mehr
Stille FalleIn einem Moment ist Leo Asker noch eine Kriminalkommissarin mit Karriere-Ambitionen, denn sie rechnet fest damit, in Kürze zur Leiterin des Dezernats für Schwerverbrechen im schwedischen Malmö befördert ...
In einem Moment ist Leo Asker noch eine Kriminalkommissarin mit Karriere-Ambitionen, denn sie rechnet fest damit, in Kürze zur Leiterin des Dezernats für Schwerverbrechen im schwedischen Malmö befördert zu werden. Im Nächsten wird sie, aufgrund einer bösen Intrige, als Abteilungsleiterin in ein anderes Dezernat – offiziell die Reserveeinheit - im Keller versetzt, von dem sie vorher noch nie gehört hatte und das wird offiziell auch noch als Beförderung ausgelegt.
Letztendlich ist es jedoch ein Dezernat, in das die Polizisten versetzt werden, die zwar nicht einfach gekündigt werden können, aber innerhalb des Polizeiapparates auch keinen Schaden anrichten sollen. Und die, die davon wissen nennen es intern die Abteilung der verlorenen Seelen oder die der hoffnungslosen Fälle. Doch ausgerechnet dort findet Leo erste Spuren zu dem spektakulären Entführungsfall, dessen Leitung sie vor ihrer plötzlichen Versetzung noch innehatte und in dem die aktuellen Ermittler noch immer im Dunkeln tappen.
Als sie mit ihrer ehemaligen Vorgesetzten über diese Spuren spricht und diese davon absolut nichts hören möchte, ermittelt sie auf eigene Faust weiter. Im Zuge dessen trifft sie auf einen früheren Jugendfreund, der inzwischen Dozent für Architekturstudenten sowie ein Experte für das Erkunden verlassener Orte ist und der ihr bereitwillig seine Hilfe anbietet. Dadurch gerät aber auch er in große Gefahr…
Es dauerte zwar ein klein wenig, ehe ich mich in diesen etwas düsteren aber nicht gänzlich humorlosen Schwedenkrimi eingelesen hatte. Nach kurzer Zeit klebte ich jedoch regelrecht an dem Buch und las es dann fast in einem Rutsch durch. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt. Kurze Kapitel, wechselnde Handlungsstränge aus verschiedenen Perspektiven, eine stetige Weiterentwicklung der Charaktere und einige Rückblenden, sorgten für einen schnellen Spannungsaufbau und eine danach permanent gehaltene Grundspannung.
Anfangs erinnerte mich die Story noch ein bisschen an die Reihe um das Sonderdezernat Q des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen. Allerdings hielt sich dieser Eindruck nicht lange. Denn außer der Strafversetzung und dem Sitz der Abteilung im Kellergeschoss des Polizeigebäudes sah ich keine weiterem Parallelen. Die Hauptfigur Leo Asker ist jung, taff und hat das Überleben von Kindesbeinen an auf die härteste Tour gelernt. Martin, der Jugendfreund, ist auch eine sehr interessante Persönlichkeit und so ziemlich der einzige, der auch einiges aus Leos Vergangenheit weiß.
Die Aufgaben des neuen Dezernats, in die Leo tatsächlich eingeführt wird, sind Sachen mit denen sich sonst kein anderer Ermittler beschäftigen will und ganz schön eigenartig. Das hat aber auch den Vorteil, dass keine obere Etage ihnen irgendwie auf die Finger schaut. Die Mitarbeiter scheinen alles Unikate mit ungeahnten aber doch sehr interessanten Fähigkeiten zu sein. Eine wirklich enge Zusammenarbeit zwischen Leo und ihnen gibt es zwar nicht, dennoch erhält sie einiges an Schützenhilfe, teils auch gänzlich unerwartet.
Die Handlung, in der es bei weitem nicht nur um die Lösung des trotzdem eine zentrale Rolle einnehmenden Falles ging, wurde für mich mit jeder gelesenen Seite interessanter. Sie gipfelte dann auch in einem nervenaufreibenden Showdown und ließ mich, nach einem eigentlich erst einmal geruhsamen Ausklingen, mit einem Cliffhanger am Ende zurück. Längen empfand ich beim Lesen nie und für mich war das ein überaus spannender Reihenauftakt. Ich hoffe jetzt, auf eine Fortsetzung nicht allzu lange warten zu müssen, denn hiervon möchte ich unbedingt noch viel mehr.