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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2018

Ein Glas Rotwein zum Buch ...

Château Mort
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Heute serviere ich euch einen aufregenden 2018er Château Mort, blutrot, sehr gehaltvoll, tiefes sonniges Aroma, im Abgang stimmig und bestens passend zu den feinen Fleisch- und Fischgerichten der Region ...

Heute serviere ich euch einen aufregenden 2018er Château Mort, blutrot, sehr gehaltvoll, tiefes sonniges Aroma, im Abgang stimmig und bestens passend zu den feinen Fleisch- und Fischgerichten der Region Aquitaine.
Als Frankreichfan war ich beim Lesen wieder total in meinem Element, wenngleich der Ort der Handlung nicht im Süden, sondern im Westen liegt. Doch auch die Atlantikküste durfte ich schon einmal bereisen und so konnte ich mir auch hier die Schauplätze sehr lebhaft vorstellen. Bei den ausführlichen Beschreibungen fällt dies aber auch sicher Lesern nicht schwer, die noch nicht selbst vor Ort waren. Der Autor schafft mit seinen Worten eine so lebendige Atmosphäre, dass man die Süße der Trauben fast schmecken kann, die stechende Sonne auf der Haut spürt und die salzige Meerluft des Atlantiks riecht.
Mit der gleichen Sorgfalt charakterisiert er die handelnden Personen, von denen ich bald ein genaues Bild vor Augen hatte – auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes. Kommissar Luc Verlain hat sich vorübergehend aus seinem geliebten Paris in die alte Heimat versetzen lassen, um seinen kranken Vater zu unterstützen. Ihm zur Seite steht bei den Ermittlungen seine Kollegin Anouk, mit der ihn aber weit mehr verbindet als nur der Job. Es sieht ganz danach aus, als hätte sich der Frauenheld Luc tatsächlich ernsthaft verliebt. Auch unter den übrigen Personen finden sich viele Sympathieträger, die es dem Leser leicht machen, gänzlich in die Geschichte einzutauchen und mitzufiebern.

Der aktuelle Fall, den Luc und Anouk zu lösen haben, dreht sich um einen vermeintlichen Giftmord im Rahmen des weltberühmten Marathon du Médoc. Die Veranstaltung ist deshalb so besonders, weil alle Läufer in den wildesten Verkleidungen antreten, weil die Strecke besonders idyllisch gewählt ist und einige Verpflegungsstationen (an denen auch Wein ausgeschenkt wird!) in den Gärten der schönsten Châteaus der Gegend liegen.
Das Opfer ist der sehr beliebte und geachtete Winzer Hubert de Langeville, was die Suche nach einem Motiv nicht gerade erleichtert. In den Fokus der Ermittlungen gerät ausgerechnet Lucs bester Freund Richard, den er schon seit Kindestagen kennt. Die Nachforschungen führen aber bald auch in andere Richtungen, denn immer mehr Geheimnisse aus Huberts Leben werden aufgedeckt und werfen ein neues Licht auf die Geschehnisse.

Wer Wein und alles damit Zusammenhängende liebt, der wird mit diesem Krimi voll auf seine Kosten kommen. Der Autor spart nicht mit Informationen rund um dieses Thema und mir persönlich war es manchmal schon fast etwas zu ausführlich. Aber die Story ist stimmig, es gibt wenig Action, sondern mehr ruhige Ermittlungsarbeit mit vielen Befragungen und Nachforschungen. Das Buch konnte mich von Anfang bis Ende fesseln und der Täter kam für mich zum Schluss zwar überraschend, aber alles passte zusammen.

Ein sehr atmosphärischer Krimi mit viel Flair, einer fesselnden Geschichte und sympathischen Personen. Hinweis: unbedingt zusammen mit einem Glas guten Rotweins genießen!

Veröffentlicht am 28.02.2018

Wenn Männer sich verlieben ...

Sabbatical
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Wie ich inzwischen herausgefunden habe, gibt es bereits ein Buch, in dem wir den Lehrer Viktor Hoffmann bereits kennenlernen durften: „All exclusive“. Aber auch in Unkenntnis dessen, hatte ich gleich einen ...

Wie ich inzwischen herausgefunden habe, gibt es bereits ein Buch, in dem wir den Lehrer Viktor Hoffmann bereits kennenlernen durften: „All exclusive“. Aber auch in Unkenntnis dessen, hatte ich gleich einen guten Draht zur Hauptfigur.
Viktor ist Vater eines 19-jährigen Sohnes, lebt alleine und hat sich dafür entschieden, für 12 Monate den Beruf an den Nagel zu hängen, um ein „Sabbatical“ zu machen.
Eigentlich sollte er jetzt entspannt und voller Pläne sein, aber das Gegenteil ist der Fall: er weiß irgendwie nicht, was er mit der vielen freien Zeit anfangen soll. Um lästige Fragesteller zu befriedigen, hat er sich die Geschichte einer Weltreise ausgedacht, die er angeblich in Kürze antreten wird.
In Wahrheit ist nur ein kleiner Trip mit seinem Freund und Kollegen Joachim Brettschneider in dessen VW-Bus geplant. Doch der bis über beide Ohren verliebte Brettschneider wirft auch dieses Vorhaben wieder über Bord und überredet Viktor stattdessen zur Teilnahme an einem einwöchigen Bildhauerei-Workshop in Frankreich. Und das nur, weil die Kursleiterin ausgerechnet seine angebetete Liane ist, der im letzten Moment zwei Teilnehmer abgesagt haben.

Widerwillig sagt Viktor zu und fügt sich in sein Schicksal, das sich nicht positiver darstellt, als ihm klar wird, dass Sebastian Herbst ebenfalls zu Meisel und Beitel greift. Der ältere Professor hat ihm vor vielen Jahren seine große Liebe Casbah ausgespannt und er ist so ziemlich der letzte Mensch, mit dem Viktor in einem Sabbatical die kostbare Zeit verbringen möchte.
Auch für Joachim hält das Schicksal nur Zitronen bereit: Liane zeigt kein Interesse an ihm und so steigert er sich immer mehr in seinen Liebeskummer hinein. Auch Viktors Tipp, er solle doch einfach mit einer anderen Kursteilnehmerin flirten, bleibt zunächst eher fruchtlos. Dazu braucht es erst einen gehörigen Schlag auf den Kopf, aber bis dahin dürfen wir Zeugen vieler lustiger und tragischer Szenen sein, die für beste Leseunterhaltung sorgen.

Mit den Charakteren konnte ich mich schnell anfreunden, obwohl manche von ihnen eher spröde oder unnahbar wirken, andere dagegen etwas nervig und aufdringlich. Aber auch im richtigen Leben kann man nicht alle Menschen mögen. Viktor und Joachim sind auf jeden Fall sympathisch und das ist die Hauptsache.

Wer aufgrund des Covers nun wirklich die Story eines aufregenden Roadtrips erwartet, der könnte etwas enttäuscht werden, denn wirklich viel Zeit verbringen die Protagonisten nicht auf der Straße. So gesehen fand ich den Titel etwas irreführend, aber man bekommt dafür eine humorvoll-turbulente Liebesgeschichte aus Männersicht präsentiert, die sehr unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Mit Zorn und Schröder wird´s nie langweilig ...

Zorn - Lodernder Hass
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Im inzwischen bereits 7. Teil wird es wieder sehr persönlich für Hauptkommissar Claudius Zorn, seinen brillanten Chef, den dicken Schröder, und die Staatsanwältin Frieda Borck.
Schröder ermittelt undercover ...

Im inzwischen bereits 7. Teil wird es wieder sehr persönlich für Hauptkommissar Claudius Zorn, seinen brillanten Chef, den dicken Schröder, und die Staatsanwältin Frieda Borck.
Schröder ermittelt undercover in einer Therapiegruppe, bei der einige Mitglieder plötzlich in diverse Verbrechen verstrickt sind. Er will herausfinden, was dahintersteckt, doch dazu ist es nötig, dass er sich selbst auch öffnet und dem durchaus fähigen Therapeuten Dinge aus seiner Vergangenheit erzählt, die bisher niemand oder nur Zorn wusste.

Auch Zorn hat so seine Probleme, denn nach der verheerenden Explosion, bei der er sehr schwer verletzt wurde, fühlt er sich wie ein nutzloser Krüppel. Sein Sohn Edgar ist zwar ein großer Lichtblick im Leben, doch mit dem Rest hadert er wieder sehr. Aber sind wir mal ehrlich: Zorn als fröhlicher, ausgeglichener Mensch, dem ständig die Sonne aus dem Allerwertesten scheint? Wer will das schon? :D

So dürfen wir uns also auch in diesem Teil wieder auf die gewohnt ironisch-humorvollen Dialoge zwischen Zorn und Schröder freuen, auf ihre unvergleichliche und irgendwie rührende Art, miteinander umzugehen. Das führt tatsächlich zu Szenen, die man dem Autor kaum zutraut, fast schon zu kitschig-idyllisch … ;)

Aber Stephan Ludwig kann auch anders: es geht auch wieder extrem blutig und actionreich zur Sache. Und schon aus Prinzip (ich denke da an eine Leserunde zu Band 2) muss ich leider einen halben Stern abziehen wegen der „Sache mit dem Hund“. In dieser Geschichte macht es zwar „mehr Sinn“ und war nicht ganz so ausführlich, aber ich mag das als Tierfreund einfach nicht, das verursacht echt Alpträume.
Es wird also viel gestorben und zwar auf vielfältige und teils fast originelle Weise, aber die Szenen werden nicht unnötig in die Länge gezogen und das Zwischenmenschliche und Humorvolle bilden einen wundervollen Ausgleich, der das Lesen zum echten Vergnügen macht.

Für mich als Fan der Reihe ein absolutes Muss. Wer Zorn und Schröder noch nicht kennt, der sollte wirklich alle Bücher nacheinander lesen, denn der private Teil nimmt schon viel Raum ein und die Charaktere entwickeln sich beständig weiter. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.02.2018

Sehr authentisch ...

Stille Wasser
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Eine Bombendrohung auf einem im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiff hält im dritten Band der Reihe Hauptkommissar Torben Koster und seine Freundin Tessa Ravens (Psychotherapeutin und ehrenamtliche Mitarbeiterin ...

Eine Bombendrohung auf einem im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiff hält im dritten Band der Reihe Hauptkommissar Torben Koster und seine Freundin Tessa Ravens (Psychotherapeutin und ehrenamtliche Mitarbeiterin im DRK-Kriseninterventionsteam) in Atem. Während Torben das Rätsel um ein erstochen aufgefundenes Crewmitglied lösen muss, kämpft Tessa nicht nur mit eigenen Ängsten, sondern sie muss sich auch um die aufgewühlten Passagiere kümmern, die bei der Evakuierung teilweise an ihre Grenzen gestoßen sind oder sogar körperlich verletzt wurden. Was im Laufe der Geschichte so alles ans Tageslicht kommt, ist wirklich aufwühlend und sehr spannend zu lesen.

Auf diesem Buch müsste eigentlich „Psychokrimi“ stehen, das würde dem Inhalt sehr viel gerechter. Denn hier schreibt eine Autorin, die – wie ihre Hauptfigur – selbst Psychotherapeutin ist und somit quasi „aus dem Nähkästchen plaudert“.

Angélique Mundt beschreibt ihre Protagonisten so lebensecht und lebendig, dass man sich deren Erlebnissen nur schwer entziehen kann. Das Buch ist fesselnd, obwohl es mich manchmal durch die hohe Authentizität auch vor Probleme stellte. Einige der Figuren sind psychisch so angeschlagen, dass es mir wie Torben Koster erging: ich komme mit solchen Menschen nicht klar. Deren Verhalten ist mir so fremd und es strengt mich extrem an, ich bewundere Tessa (und auch die Autorin) für ihre Geduld und ihre Hingabe mit diesen Patienten.

Die Geschichte ist bestens durchdacht und wartet mit vielen Überraschungen auf, so dass man wirklich erst am Ende die gesamte Tragweite der Ereignisse überblickt. Dieser Krimi benötigt nicht viel Action und kaum Blut, er überzeugt durch die detaillierten Schilderungen psychischer Abgründe, die wir uns als gesunde Menschen kaum vorstellen können.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Horror und Humor ...

Hangman. Das Spiel des Mörders (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 2)
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Diesen Thriller habe ich leider ohne Kenntnis des Vorgängers „Ragdoll“ gelesen und ich würde deshalb allen raten, die Reihenfolge einzuhalten. Es wird zwar einiges erklärt, aber der Großteil der Vergangenheit ...

Diesen Thriller habe ich leider ohne Kenntnis des Vorgängers „Ragdoll“ gelesen und ich würde deshalb allen raten, die Reihenfolge einzuhalten. Es wird zwar einiges erklärt, aber der Großteil der Vergangenheit bleibt natürlich im Dunkeln und man hat doch an vielen Stellen das Gefühl von Wissenslücken.
Verstehen kann man natürlich den aktuellen Fall trotzdem, aber die Reihe baut schon sehr aufeinander auf, was auch das Ende deutlich macht: ein Cliffhanger und offene Fragen machen jetzt schon neugierig auf Teil 3.

Zunächst zu den Charakteren: Chief Inspector Emily Baxter ist nicht jedermanns Sache, denn sie ist eine eher schwierige Person. Extrem misstrauisch, unangepasst, vorlaut und rücksichtslos. Aber ich mochte sie wirklich gerne, genau wie ihren Kollegen Alex Edmunds, ihren Freund Thomas und Agent Rouche, der sie beim aktuellen Fall unterstützt. Rouche ist ein sehr geheimnisvoller Charakter mit einer bewegenden Geschichte, dessen Schicksal mich sehr berührt hat.
Die Personen wirken allesamt lebendig und glaubwürdig, was auch dem allgemein atmosphärischen und wunderbaren Schreibstil des Autors zu verdanken ist. Besonders toll fand ich die immer wieder eingestreuten humorvollen Szenen, die manchmal schon absurd komisch waren und den blutigen Stoff echt aufgelockert haben.

An Spannung mangelt es diesem Buch absolut nicht und auch grausame, horrorähnliche Momente sorgen für Gänsehaut. Alles läuft wie ein actionreicher Film ab, dem man sich nicht entziehen kann. Einzig bei der Auflösung hätte ich mir noch etwas mehr Raffinesse gewünscht, aber alles ist stimmig und ganz gut nachvollziehbar.

Für Leser mit schwachem Magen würde ich das Buch nicht empfehlen, aber echte Thrillerfans werden ihre Freude daran haben. Eine Leseempfehlung, aber zuerst bitte „Ragdoll“ genießen!