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Veröffentlicht am 05.02.2023

Die poetische Welt des Circus Roncalli

Meine Reise zum Regenbogen
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Bernhard Paul hat mit seinem Circus Roncalli den Zirkus geradezu neu erfunden und Menschen aller Gesellschaftsschichten zum Lachen gebracht. In dieser Autobiografie erzählt er nun sehr offen über die Höhen ...

Bernhard Paul hat mit seinem Circus Roncalli den Zirkus geradezu neu erfunden und Menschen aller Gesellschaftsschichten zum Lachen gebracht. In dieser Autobiografie erzählt er nun sehr offen über die Höhen und Tiefen seines Lebens. Über seine Kindheit in Niederösterreich führt er die Leser ins Wien der 70er Jahre; berichtet über seine persönlichen Begegnungen mit Deix, Helnwein, Heller und anderen Persönlichkeiten. Seine Fantasie und Kreativität nehmen dabei bis heute immer einen großen Platz ein.
Am Cover begrüßt uns Pauls Gesicht, den roten Vorhang hat er beiseite geschoben. Sobald man das Buch aufschlägt, erwartet uns der Reiseleiter zum Regenbogen bereits auf einem Bahnsteig, und zwar in der Gestalt des Clowns Zippo. Die Autobiografie startet mit einem QR-Code zum Soundtrack seines Lebens. Jedes Kapitel wird von einem ganzseitigen Foto und einer aussagekräftigen Überschrift eingeleitet, die Seitenzahlen sind in roter Farbe gedruckt. Zahlreiche weitere Fotos sind über das gesamte Buch verteilt und am Ende bekommt man einen Blick auf die Manege des Circus Roncalli.
Paul blickt mit großer Offenheit auf sein abwechslungsreiches Leben zurück. Man spürt, dass er selbst an die weniger erfreulichen Abschnitte daraus nicht mit Groll, sondern einer gehörigen Portion Humor und viel Selbstsicherheit zurückdenkt. Paul nimmt uns dabei wirklich mit auf eine Reise; er lässt Bilder an uns vorüberziehen, die er sehr lebhaft beschreibt, die dem Leser erklären, wie sehr die Zauberwelt des Zirkus ihn seit seiner Kindheit eingenommen hat. Nebenbei erfährt man Details über die Entstehung und Geschichte der Zirkusse im Allgemeinen. Paul versteht es nicht nur in der Manege zu überzeugen, sondern ist auch als Erzähler brillant. Die Anekdoten aus seiner Kindheit und Studienzeit, seine Begegnungen mit verschiedenen Persönlichkeiten fesseln einen genauso wie die spannende und abenteuerliche Entstehung seines eigenen Circus Roncalli. Der Leser darf einen Menschen kennenlernen, der seinen Traum leben darf, der Altes ehrt und erhalten möchte und der niemals im Leben aufgegeben hat.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Ein Unternehmer aus Leidenschaft

Der geliehene Freund
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Der Münchner Gastronom Michael Käfer leitet ein Feinkost- und Fine-Dining-Imperium mit internationalem Party-Dienst, betreibt erfolgreich die Münchner Nobeldisco P1 und das Käfer-Zelt auf dem jährlichen ...

Der Münchner Gastronom Michael Käfer leitet ein Feinkost- und Fine-Dining-Imperium mit internationalem Party-Dienst, betreibt erfolgreich die Münchner Nobeldisco P1 und das Käfer-Zelt auf dem jährlichen Oktoberfest. Diese Autobiografie zeigt seine ganz persönliche Seite als Gastgeber, Unternehmer, Fußballfan und Familienmensch.
Am Cover zeigt sich Käfer leger auf einem Stuhl sitzend, wohl in einem der Lokale seines Familienunternehmens. In der Mitte des Buches sind nochmals einige seiner Fotos – auch aus seinem Privatleben - abgebildet. Am Ende weist das Buch ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis auf. Gleich im Prolog erwähnt und lobt er die Arbeit seines Ghostwriters Kai Psotta und schmückt sich so von Beginn an nicht mit fremden Federn. Und diese Ehrlichkeit, diese Offenheit, zieht sich durch das gesamte Buch. Als säße er mit einem Freund zusammen, erzählt Käfer von den Höhen und Tiefen in seinem Leben, schweift ab, nimmt neue Aspekte mit hinein, die sich schließlich doch wieder vollkommen ins ursprünglich Erzählte einfügen. Die aussagekräftigen Kapitelüberschriften und deren Inhalt schließen sein berufliches Leben ein, aber auch sein besonderes Interesse an Fußball. So erfährt man Anekdoten über außergewöhnliche Cateringaufträge, die maßgeschneidert auf die Auftraggeber sind, über Mottoparties im P1, über Nachhaltigkeit in der Gastronomie. Besondere Betonung legt Käfer aber auch auf seine Familie und das Weitergeben von Werten. Wer eine chronologische Aneinanderreihung der Erlebnisse sucht, ist hier fehl am Platz. Wer aber einem Freund – und sei es nur einem geliehenen – dabei zuhören will, wie er Anekdoten aus seinem Leben erzählt, der liegt mit diesem Buch vollkommen richtig.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Heimkehr ins Bündnerische

Zeit zurück
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Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege ...

Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege der Protagonisten. Der Autor lässt schließlich alle in einem Gebirgstal aufeinandertreffen, das seine Natur erhalten möchte; er lässt Hochfinanz und deren Profitgier auf eine Liebesgeschichte treffen, und löst mit diesem Buch doch nicht alle Fragen, die er aufgeworfen hat.
Das Cover ist in schwarz-weiß gehalten und zeigt zwei Männer in einer alten Küche, wobei der eine dem anderen Kuchen und ein Getränk serviert. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert und verläuft auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen; die Schiene der Vergangen ist in anderer Schriftart und heller gedruckt.
Neben der eigentlichen Geschichte vertieft der Autor einige Themen, die ins Geschehen einfließen, in Exkursen, wie zum Beispiel die Auswanderung der Bündner nach Amerika oder das Sujet Homosexualität. Der Sprachstil ist fließend und angenehm.
Die unterschiedlichen Charaktere sind lebensecht gezeichnet und stehen in privatem oder beruflichem Verhältnis zueinander. Schädler spricht in diesem Roman viel Aktuelles an, so verarbeitet er Bauspekulation, Hochfinanz und Wirtschaft und es gelingt ihm, all diese Themen in einer spannenden Handlung anzusprechen; und auch die Zusammenhänge mit der Erzählung aus der Vergangenheit. Obwohl der Klappentext auf die Verflechtung von Fiktion und Realität hinweist, kommt der Umschwung im letzten Teil für mich zu überraschend; zu überirdisch, zu schnell aus dem Ärmel geschüttelt scheint mir diese Wendung, und unnötig. Auch der Hinweis, wer diesen Roman eigentlich verfasst, will für mich nicht so richtig zur bisherigen Handlung passen. Alle aufgegriffenen Themen scheinen mir realitätsnah genug und brauchen kein Ausweichen in die Fiktion.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mit Hausverstand in die Küche

Zuhause kochen
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Das Cover ist sehr farbenfroh und macht beim Hinschauen schon Lust aufs Kochen und natürlich neugierig auf den Inhalt. Die Buntheit des Umschlagbildes setzt sich im Innern des umfangreichen – und auch ...

Das Cover ist sehr farbenfroh und macht beim Hinschauen schon Lust aufs Kochen und natürlich neugierig auf den Inhalt. Die Buntheit des Umschlagbildes setzt sich im Innern des umfangreichen – und auch an Gewicht schweren – Buches fort. Ganze Seiten sind mit farbigem Hintergrund versehen, dennoch ist das Schriftbild sehr angenehm und durch große Buchstaben augenschonend gestaltet. Auf die Vorstellung der beiden Autoren folgt eine kurze Gebrauchsanweisung zur Verwendung des Kochbuchs, das eigentlich ganz ohne Rezepte auskommt. Es gibt einen hilfreichen Überblick über Zutaten, Lebensmittelsicherheit, Küchengeräte und Grundwissen zum Thema Kochen. Zusammen mit den zahlreichen Fotos nimmt es dem Anfänger die Angst - und auch den teils gar nicht angebrachten Respekt - vor dem selbständigen Zubereiten von Speisen und ermuntert auch den routinierten Hobbykoch zu mehr Experimentierfähigkeit und Freiheit. Im Grunde erinnert es an „Rezepte“ von Familienmitgliedern oder Freunden, die auch nicht mit genauen Mengenangaben aufwarten, sondern nur ungefähre Vorschläge machen. Einfach ausprobieren ist das Motto.
Die Gestaltung dieses Kochbuchs ist so gelungen, dass es sogar jene unterhalten kann, die immer noch vor dem Kochen zurückschrecken. Wissen über Fleisch-, Fisch- oder Gemüsearten schadet auch jenen nicht, die sich nur dem Endprodukt widmen, und den Aufenthalt in der Küche überspringen. Zusammen mit den bunten Abbildungen und hilfreichen Fotos vermittelt es nicht nur Wissenswertes rund ums Kochen, sondern macht das Buch zu einer abwechslungsreichen Unterhaltungslektüre.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mit schwarzem Marker auf Karton

Zweckfreie Kuchenanwendungen
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Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger ...

Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger Freund ist ebenfalls Lehrer. Sein Leben erfährt eine ungeahnte Wendung, als er in Chinatown zufällig einer Obdachlosen begegnet – und beide sich wiedererkennen. Die Autorin porträtiert das Leben zweier Individuen auf der Suche nach dem Mut ihr Leben zu leben vor der Kulisse Singapurs in all seinen verschiedenen Facetten.
Das Cover zeigt eine Torte in Regenbogenfarben, von deren Oberseite süßer Zuckerguss an den Seiten heruntertropft. Ein Hinweis auf den Titel mit den Kuchenanwendungen, die im Inhalt der Geschichte sehr oft auftauchen. Das Buch wird von einer Episode aus dem Leben einer Frau und eines Mannes eingeleitet. Nach jedem der Kapitel ist wiederum ein Teil der Geschichte dieses Paares eingeschoben und hebt sich durch die kursive Schriftart vom Rest der Geschichte ab. Lange Zeit weiß man nicht, ob und wie diese Personen mit den Protagonisten des Buches in Zusammenhang stehen, und ob diese Episoden des Paares vielleicht in chronologisch umgekehrter Reihenfolge dargestellt werden. Am Schluss fügt die Autorin ein hilfreiches Glossar an, das dem Leser nicht nur Begriffe näherbringt, sondern auch Literaturhinweise gibt. Außerdem gibt es noch eine praktische Landkarte, die die Lage Singapurs darstellt und einen Stadtplan von Singapur. Die Sätze sind oft lang und verschachtelt und beinhalten Wortkreationen, die einem zunächst fremd erscheinen, sich im Zusammenhang mit der Handlung aber recht rasch entschlüsseln und überaus sinnvoll sind. Wie nebenbei hingeworfene Sätze machen das Geschriebene sehr lebendig.
Auch die Hauptprotagonisten sind in ihrer recht individuellen Art dennoch lebensnah und sehr sympathisch gezeichnet. Deren Einsamkeit, obwohl von vielen Menschen umgeben, ist deutlich spürbar, der Grundton des Romans ist dennoch an keiner Stelle düster oder pessimistisch. Der Autorin gelingt es, die Geschichte sehr erfrischend darzubringen; seien es die Erwartungen und Kommentare der Eltern, die Darstellungen des Unterrichts und der Lehrerkollegen oder das Auftauchen von Kartons und Kuchen zu allen möglichen Gelegenheiten. Den einen oder anderen Leser mag das Buch sogar über sein eigenes Leben und Handeln nachdenken lassen.
Mich hat dieser Debütroman überrascht, vor allem aber sehr gut unterhalten.

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