Spannend, temporeich und ralistisch
Die Puppenmacherin
Mit 8 CD und 555 Minuten ist das Hörbuch recht umfangreich. Es handelt sich um die vollständige Lesung des Nachfolgethrillers von "Der Federmann". Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, man kann ...
Mit 8 CD und 555 Minuten ist das Hörbuch recht umfangreich. Es handelt sich um die vollständige Lesung des Nachfolgethrillers von "Der Federmann". Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, man kann also auch mit der "Puppenmacherin" beginnen. Die Charaktere lernt man schnell kennen. Nils Trojan ist ein Berliner Kommissar, der mit einem außergewöhnlichen Fall betraut wird. Der Täter erstickt seine Opfer mit Bauschaum, indem er die Masse in Mund und Nasenlöcher sprüht. Der Vorgang weist Parallelen zu einem Fall aus dem Vorjahr auf, bei dem eine junge Frau in einem Keller gefangen gehalten und mit Bauschaum eingesprüht wurde. Glücklicherweise konnte sie entkommen, der Täter starb an einem Autounfall. Doch die neuen Fälle weisen Merkmale der alten Fälle auf, so daß die Möglichkeit besteht, daß im vergangenen Jahr entweder vom falschen Täter ausgegangen wurde oder ein Nachahmer sein Unwesen treibt. Immer mehr kristallisiert sich das ehemalige Opfer, Josephine Maurer, als Schlüssel zur Lösung des Falls heraus. Diese ist nach den Erlebnissen des vergangenen Jahres schwer traumatisiert und verschanzt sich hauptsächlich in ihrer Wohnung. Als dann nach und nach Menschen aus ihrer direkten Umgebung auf dieselbe Art und Weise erstickt werden, beleuchtet Trojan Josephines Lebensumfeld und Vergangenheit und stößt dabei auf hilfreiche Zusammenhänge. Interessant, sehr tiefsinnig und glaubhaft ist hierbei die Psyche der beiden Protagonisten dargestellt, sehr gut auch die Art und Weise wie der Sprecher Axel Milberg den Text liest. Seine Stimme weist unendliche Nuancen auf, sei es beim reinen Beschreiben eines Tatorts, dem Quasseln einer Pflegeheimbewohnerin oder dem Gespräch zwischen Psychotherapeutin und Patient.
Die Geschichte ist spannend, detailreich und gewissenhaft geschrieben. Sie ist glaubhaft, es finden sich keine Logikfehler. Schauplatz ist Deutschland. Man hat das Gefühl, die Ermittlungsarbeit und die Handlungen der Opfer und Täter könnten sich tatsächlich so abgespielt haben. Hollywood ist in dieser Geschichte weit weg, und das FBI ermittelt in Deutschland nicht.
Nach ca. 2/3 der Geschichte hat man das Gefühl, es löst sich jetzt alles, es kommt zum Showdown. Doch man irrt sich, es geht genauso spannend weiter. Faszinierend, wie Bentow es schafft, die Spannung so lange zu halten. Und dann macht er dem Leser noch ein Geschenk: er lässt den Täter zu Wort kommen und die Geschichte in einem Rückblick aus seiner Sicht erzählen. Jetzt wird dem Leser einiges klar, man erkennt Zusammenhänge. Auch wenn man deswegen keine Sympathie zum Täter entwickelt, so ist es doch befriedigend, Antworten zu bekommen.
Das Buch "Die Puppenmacherin" ist ein sehr empfehlenswerter, spannender und glaubhafter Thriller. Er enthält ebenso temporeiche wie emotionale Abschnitte. Die Geschichte ist ungewöhnlich und detailreich geschrieben. Volle Punktzahl.