Die Akte Nordsee ist dieses Mal etwas dünn
Akte Nordsee - Das schweigende DorfDie Fortsetzung der Reihe “Akte Nordsee” von Eva Almstädt punktet gleich zu Beginn mit dem Cover und der Gestaltung des Einbandes. Die kühlen Farben des Wassers und das friesisch anmutende Dorf im Hintergrund ...
Die Fortsetzung der Reihe “Akte Nordsee” von Eva Almstädt punktet gleich zu Beginn mit dem Cover und der Gestaltung des Einbandes. Die kühlen Farben des Wassers und das friesisch anmutende Dorf im Hintergrund passen ausgezeichnet zum Titel.
“Das schweigende Dorf” beginnt mit einem Prolog, der zunächst völlig aus der Luft gegriffen scheint - und es auch eine ganze Weile lang bleiben wird. Ein pensionierter Polizist sucht schon lange heimlich nach einer Leiche im Kanal, bleibt aber ohne Erfolg.
Im ersten Kapitel tauchen dann aber die bereits bekannten Hauptfiguren Niklas John, ein Journalist, der gerade von einer Kriegsreportage aus der Ukraine zurück kommt, und Fentje Jacobsen, eine Rechtsanwältin, die mit bisher mäßigem Erfolg versucht, ihre Anwaltskanzlei auf dem Schafhof ihrer Großeltern zum Laufen zu bringen. Dort erhält sie spätabends auch einen seltsamen Anruf von einem ihr unbekannten Sascha, der behauptet einen Mord begangen zu haben und ihre Hilfe zu brauchen. Die Polizei interessiert sich zunächst nicht für dieses ungewöhnliche Geständnis, bis im nahegelegenen Dorf Helenendeich zwei Leichen entdeckt werden. Fentje ist sofort angefixt und beschließt, im Sinne ihres Beinahe-Mandanten Ermittlungen anzustellen. Gleichzeitig wird Niklas vom Staatsanwalt beauftragt, einen Artikel über die Geschehnisse und den Tatort zu schreiben. Bei den beiden Toten handelt es sich um einen C-Promi und seinen Koch, mit gut gehenden Restaurants in Husum, auf Sylt und Föhr.
Im Gegensatz zu den vorherigen beiden Bänden verstehen sich Niklas und Fentje jetzt schon deutlich besser und beschließen, von vornherein zusammenzuarbeiten. Niklas’ gelegentliche Golfpartien mit dem Staatsanwalt sind dieses Mal essentiell für Fentje, die mit ihren Ermittlungsversuchen im Dorf eher auf taube Ohren stößt.
Diese Konstellation war für mich auch eines der Probleme beim Lesen. Fentje hat keinen offiziellen Ermittlungsauftrag und versucht mit recht weit hergeholten Geschichten einen Zugang zur Dorfgemeinschaft zu finden. Niklas bekommt zwar immer wieder offiziell Informationen für seine Artikel, spricht sein Vorgehen dann aber irgendwie doch nicht immer mit Fentje ab - und das, obwohl beide doch dieses Mal zusammenarbeiten wollten. Die beiden ermitteln mehr nebeneinander her als gemeinsam und das hat mich das eine oder andere Mal gestört.
Sprachlich und erzählerisch liefert Eva Almstädt wie gewohnt ein sehr hohes Niveau. Das Buch lässt sich gut lesen, man fühlt sich gleich wieder auf dem Jacobsen-Hof zuhause und auch die Vielzahl der Personen war für mich überhaupt kein Problem. Die Geschichte ist ziemlich verwickelt und löst sich nur langsam auf: Man muss zum Beispiel ziemlich geduldig sein, um den Hintergrund des Prologs zu verstehen.
Allerdings muss ich sagen, dass dieses Buch eindeutig das Schwächste der Reihe ist. Der Krimi-Anteil der Geschichte ist recht niedrig und will keine richtige Fahrt aufnehmen. Die Ermittlungsversuche von Fentje wirken teilweise zufällig, ich konnte keinen wirklichen roten Faden erkennen.
Trotz allem hatte ich großen Spaß beim Lesen - ich mag die Reihe immer noch sehr und hoffe auf eine Fortsetzung, die auch Krimi-technisch wieder an das Niveau der ersten beiden Bände anknüpft. Allen Neueinsteigern empfehle ich, mit Band 1 der Reihe anzufangen.