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Veröffentlicht am 24.03.2025

Inspirierendes Ayurveda-Kochbuch für Einsteiger

The modern Taste of Ayurveda
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MEINE MEINUNG
In ihrem inspirierenden, kürzlich beim ZU-Verlag erschienenen Kochbuch „The Modern Taste of Ayurveda – Wohltuende Rezepte im Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten“ präsentiert uns Kristina ...

MEINE MEINUNG
In ihrem inspirierenden, kürzlich beim ZU-Verlag erschienenen Kochbuch „The Modern Taste of Ayurveda – Wohltuende Rezepte im Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten“ präsentiert uns Kristina Nowoczin - eine zertifizierte Ayurveda-Ernährungsberaterin und Gründerin von "Masala Love"- ihre eigene moderne Interpretation der ayurvedischen Ernährungsweise.
Sie lädt uns nicht nur ein diese einzigartige Kochkunst zu entdecken, sondern auch im bewussten, jahreszeitlichen Einklang mit der Natur zu leben und mehr Vitalität und Ausgeglichenheit in unseren Alltag zu bringen.
Basierend auf umfangreichem Wissen und vielfältigem Erfahrungsschatz vermittelt die Autorin in ihrem Buch eine gelungene Mischung aus theoretischem Hintergrundwissen inklusive der spirituellen und gesundheitlichen Grundlagen und praktischen Aspekten der modernen Ayurveda-Küche. Wichtig ist ihr vor allem die Einfachheit und Alltagstauglichkeit ihrer Gerichte, die unabhängig von der individuellen Dosha-Konstitution sind, und hierdurch auch für Einsteiger geeignet sind.
In dem kurzen, aber informativen Einleitungsteil AYURVEDA BASICS erhalten wir eine übersichtliche und anschauliche Einführung in die Grundprinzipien der ayurvedischen Lehre und Ernährung. Nowoczin gelingt es sehr gut, die komplexen ayurvedischen Konzepte und ihre Bedeutung für die Gesundheit verständlich darzustellen, so dass auch Neueinsteiger ohne große Vorkenntnisse einen guten Einstieg finden.
Danach schließt sich der eigentliche Hauptteil REZEPTE IM JAHRESVERLAUF an, der zunächst mit einer kurzen Zusammenstellung von Grundrezepten beginnt. Mit über 90 vegetarischen und veganen Gerichten findet sich eine beeindruckende Vielfalt an leckeren, alltagstauglichen Rezepten, die auf saisonale Zutaten abgestimmt sind und zeigen, dass gesunde ayurvedische Ernährung weder langweilig noch aufwendig sein muss.
Die abwechslungsreiche Rezeptsammlung folgt einem saisonalen Ansatz und ist in die vier Jahreszeiten gegliedert, die dann entsprechend der Tageszeiten in die Abschnitte Frühstück, Mittag, Abend sowie Sweets & Getränke unterteilt sind. Von Frühstücksideen wie kreative Porridge-Variationen über sättigende Suppen und Salate, leckere Gemüsegerichte zum Abend bis hin zu Snacks und süßen Gaumenfreuden - hier sollte eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ob nun beispielsweise das Orangen-Thymian-Elixier, der Happy Dal Klassiker, Ofen-Süß-Kartoffel mit Mango-Gurken-Salat oder Kürbis-Feigen-Quiche – es finden sich jede Menge köstlicher Gerichte (oftmals auch mit interessantem exotischen Touch), die sich ohne großen Aufwand zubereiten lassen und mich sehr überzeugt haben.
Die sehr übersichtliche Gliederung der Rezepte erleichtert den Zugang zur ayurvedischen Küche und die ansprechenden Gerichte machen Lust aufs Nachkochen – da fällt die Entscheidung, welches der köstlichen Rezepte man zuerst ausprobieren möchte, gar nicht so leicht. Zudem findet man saisonale Masala-Kompositionen, die speziell auf jede Jahreszeit abgestimmt sind und zu kreativen Küchenabenteuern inspirieren.
Die Rezepte sind so konzipiert, dass sie für alle Dosha-Typen geeignet sind, so dass eine individuelle Anpassung an spezifische gesundheitliche Bedürfnisse oder Dosha-Ungleichgewichte hier nicht thematisiert wird.
Das Buch richtet sich daher primär an Einsteiger ohne spezifische Ayurveda-Kenntnisse und weniger an fortgeschrittene Ayurveda-Köche, die tiefere Einblicke suchen.
Für alle Rezepte werden hauptsächlich frische, unverarbeitete Lebens- und Grundnahrungsmittel verwendet, die viel Prana (Lebensenergie) enthalten und somit das Wohlbefinden fördern. Einige eher ungewöhnliche Zutaten könnten allerdings etwas schwer erhältlich sein – hier wären alternative Vorschläge wünschenswert gewesen.
Zu jedem Rezept findet sich eine übersichtliche Zutatenliste (in der Regel für 2 Portionen), verständlich beschriebene Zubereitungsschritte und hilfreiche Tipps für Serviervorschläge. Abgerundet wird es durch ein ganzseitiges, sehr appetitanregendes Foto vom Gericht. Die Zubereitung der kulinarischen Köstlichkeiten ist in der Regel nicht allzu aufwändig, erfordert aber teilweise schon gewisse Kochkenntnisse, was für absolute Anfänger eine Herausforderung darstellen könnte..
Die gelungene Gestaltung des Buchs besticht durch ihre Übersichtlichkeit und optische Attraktivität. Besonders hervorzuheben ist das sehr ansprechende Food-Design. Die Autorin selbst hat die Bebilderung mit meist ganzseitigen, natürlich wirkenden und appetitanregenden Fotografien übernommen. Diese hochwertige visuelle Präsentation unterstreicht eindrucksvoll den Inhalt.
Am Ende des Buchs findet sich noch ein übersichtliches alphabetisches Sach- und Rezeptregister, das einem das Auffinden der Rezepte, aber auch der Zutaten und vieler im Text erwähnten Begriffe erleichtert.

FAZIT
Ein inspirierendes und informatives Kochbuch, das die ayurvedische Ernährung auf moderne und alltagstaugliche Weise interpretiert - mit verständlichen Erklärungen der ayurvedischer Prinzipien und köstlichen, abwechslungsreichen Rezeptideen, die sich an den Rhythmen der Tages- und Jahreszeiten orientieren!
Sehr empfehlenswert für alle, die sich für die alte Heilkunst Ayurveda sowie ganzheitliche Ernährung interessieren!

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Ein inspirierender Ratgeber für die moderne Fermentationsküche

52 wilde Fermente
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MEINE MEINUNG
Das neue Sachbuch "52 wilde Fermente" von Alexis Goertz und Jonas Grube, erschienen im Kosmos Verlag, ist ein inspirierender und innovativer Ratgeber für alle, die sich für die faszinierende ...

MEINE MEINUNG
Das neue Sachbuch "52 wilde Fermente" von Alexis Goertz und Jonas Grube, erschienen im Kosmos Verlag, ist ein inspirierender und innovativer Ratgeber für alle, die sich für die faszinierende Welt der Fermentation begeistern und diese in den eigenen Alltag integrieren möchten.
Die Autoren, beide erfahrene Fermentations-Experten und Wildpflanzen-Enthusiasten, verbinden geschickt die jahrtausendealte Praxis der Fermentation mit aktuellen kulinarischen Trends und ökologischen Aspekten.
Das Buch gibt eine umfassende Einführung in die Historie und Kunst des Fermentierens, stellt wichtiges mikrobiologisches Wissen vor und präsentiert insgesamt 52 kreative Rezepte für selbstgemachte, fermentierte Lebensmittel.
Ob nun klassisches Fermentiertes, innovative Getränke oder ausgefallene Desserts – die vorgestellte Vielfalt der Rezepte sollte sowohl Neulinge als auch erfahrene Fermentationsenthusiasten ansprechen.
Gegliedert ist das Buch in einen ausführlichen, theoretischen Einführungsteil mit den beiden Abschnitten PHILOSOPIE und TECHNIKEN sowie in den Hauptteil JAHRESZEITEN mit den eigentlichen Rezepten.
Im einleitenden Teil werden zum einen die Bedeutung des Mikrobioms und ökologische Aspekte der Fermentation vermittelt und zum anderen werden natürlich auch die wesentlichen Grundlagen zu Haltbarmachung und Fermentation, dem notwendigen Basiszubehör und die Grundprinzipien der Hygieneregeln vorgestellt. Neben einigen hilfreichen Tipps zum Sammeln von Wildpflanzen erfahren wir jede Menge interessantes Hintergrundwissen zur weiten Welt der kultivierten Fermentation und den zugrundeliegenden biochemischen Prozessen bei Laktofermentation, Essigsäuregärung oder Hefestoffwechsel. Hierbei werden die methodischen Vorgehensweisen und die bedeutsame Rolle der jeweiligen Mikroorganismen sehr verständlich und anschaulich erläutert. Besonders hervorzuheben sind die anschaulichen Erläuterungen und interessante Kurz-Vorstellungen zu Kombucha, Sauerteig Kefir oder auch Wasserkefir und deren vielseitige Einsatzmöglichkeiten als Mikrobenkulturen.
So kann man sich gut gerüstet und bestens informiert ans Ernten und Experimentieren machen.

Im Hauptteil werden 52 abwechslungsreiche, nach Jahreszeiten geordnete Wochenrezepte vorgestellt. Jedes Rezept stellt jeweils eine Wildpflanze im Mittelpunkt. Die Bandbreite an originellen wie leckeren Verwertungsvorschlägen für die wilden Pflanzen vor unserer Haustüre reicht von klassischem Kimchi über fermentierten Giersch oder Holunderblütensirup bis hin zu ausgefallenen Kreationen wie Salicin-Tonikum aus Weidenzweigen oder Schlehenwein.
Da fällt es gar nicht so leicht, sich zu entscheiden, welche Fermentationsidee man als erstes ausprobieren möchte.
Durch die übersichtliche Anordnung und ansprechende Gestaltung der Rezepte findet man sich schnell zurecht. Zu jedem Rezept gibt es einen informativen Einleitungstext mit einem kurzen Pflanzenportrait und Hinweisen zur Ernte. Zudem finden sich detaillierte Angaben zu Zubehör, Zutaten und Zubereitungs- bzw. Gärzeiten. Besonders gelungen sind die verständlich beschriebenen Zubereitungsschritte. Die Zubereitung ist in der Regel nicht allzu aufwändig und lässt sich problemlos in den Alltag integrieren. Einige anspruchsvollere Projekte erfordern jedoch bei der praktischen Umsetzung mehr Vorwissen und Erfahrung.
Die klare, übersichtliche Gestaltung des Buchs ist sehr ansprechend und sorgt dafür, dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt und sich inspirieren lässt. Ein besonderes Highlight sind die hochwertigen, naturnahen Fotografien mit stimmungsvollen Aufnahmen der Wildpflanzen und fermentierten Kreationen. Sie illustrieren den Inhalt sehr anschaulich und passen hervorragend zum rundum gelungenen Konzept.
Abgerundet wird das Buch durch ein übersichtliches alphabetisches Register, das das Auffinden von Fachbegriffen und Rezepte erleichtert.
Zu bemängeln ist allerdings die recht oberflächliche Behandlung von Sicherheitsaspekten, insbesondere Hinweise auf die Unterscheidung zwischen risikoarmen und potenziell gefährlichen Fermentationsprozessen sollten ausführlicher ausgearbeitet werden. Zwar werden grundlegende Regeln zur Vermeidung krankheitserregender Keime angesprochen, jedoch bleiben spezifische Risiken bei Wildfermenten unerwähnt.
Die nur sehr schematischen Abbildungen der Wildpflanzen, die im Anhang als botanischer Überblick zu finden sind, sind nicht ausreichend. Einsteiger ohne botanische Vorkenntnisse sollten beim Sammeln sicherheitshalber Fachleute zu Rate ziehen, um Verwechslungen auszuschließen.

FAZIT
Ein gelungener, informativer Ratgeber, der einen guten Einstieg in Theorie und Praxis der der modernen Fermentationsküche und der Fermentation mit wilden Pflanzen bietet.
Mit einer überzeugenden Kombination aus fundiertem Wissen, hilfreichen praktischen Anleitungen und kreativen Fermentationsrezepten eignet er sich nicht nur für Neulinge, die ihre Ernährung um gesunde, probiotische Lebensmittel bereichern möchten, sondern auch für erfahrene Fermentierer, die nach neuen Inspirationen suchen.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Gespenster der Vergangenheit - eine eindringliche Familiengeschichte

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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MEINE MEINUNG

In ihrem neuen Roman „Portrait meiner Mutter mit Geistern“ erzählt Rabea Edel eine hochkomplexe und sehr bewegende Familiengeschichte, die sich über vier Generationen von Frauen erstreckt ...

MEINE MEINUNG

In ihrem neuen Roman „Portrait meiner Mutter mit Geistern“ erzählt Rabea Edel eine hochkomplexe und sehr bewegende Familiengeschichte, die sich über vier Generationen von Frauen erstreckt und in einem Zeitraum von vor dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart spielt.

Edel erkundet eindringlich, wie die Schicksale der Frauen durch die vielschichtigen psychologischen Auswirkungen von Verlusten, Flucht, Kriegserfahrungen, gesellschaftlicher Zwänge und weiblichem Überlebenswillen sowie kollektiver Traumata geprägt wurden. Eindrucksvoll zeigt sie auf, wie ein fatales Geflecht aus Schweigen, verdrängten Erinnerungen und unsichtbaren Narben die labilen Familiendynamiken beeinflusst und unausgesprochene Traumata über mehrere Generationen weitergereicht werden. Jede dieser verschiedenen Frauenfiguren steht mit all ihren Verletzlichkeiten, belastenden Erlebnissen aber auch Stärken zugleich für eine bestimmte historische Epoche und die damalige Gesellschaft.

Die Handlung ist nicht linear erzählt, sondern wechselt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Erzählperspektiven. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Protagonistin Raisa, die versucht das hartnäckige Schweigen ihrer Mutter Martha über ihre unerzählte Vergangenheit zu durchbrechen und die vielen Familiengeheimnisse zu ergründen. Vor allem sucht Raisa nach Antworten über ihren Vater, der eine unerklärliche Leerstelle in ihrem Leben bleibt, und ihre eigene Herkunft.

Neben den Perspektiven von Raisa, ihrer Mutter Martha, ihrer Großmutter Selma und der Urgroßmutter Dina gibt es auch einen weiteren Handlungsstrang mit Jakob, einem Jugendfreund von Selma, der im Jahr 2014 in New York versucht seine Lebenserinnerungen endlich aufzuschreiben, um so das quälende, lebenslange Schweigen zu brechen.

Die hochkomplexe, fragmentarische Erzählweise führt oftmals zu Verwirrung und erfordert beim Lesen höchste Aufmerksamkeit.

Statt ausführlicher Beschreibungen konfrontiert die Autorin uns neben zahlreichen Zeitsprüngen mit schlaglichtartigen Episoden und vielen Leerstellen, so dass wir stets herausgefordert werden, selbst Verbindungen herzustellen und zwischen den Zeilen zu lesen. Auch Emotionen werden eher angedeutet als explizit beschrieben, wodurch eine gewisse Distanz zu den Figuren entsteht und Raum für eigene Interpretationen lässt.

Als äußerst hilfreiches Orientierungsmittel findet sich auf den Vorsatzseiten ein Familienstammbaum, so dass man das kaleidoskopische Figurenensemble besser zuordnen kann.

Geschickt wechselt Edels Schreibstil zwischen gelungener poetischer Verdichtung, nüchternen Passagen und beklemmender Sprachlosigkeit.

Edel macht in ihrem Roman auf beeindruckende Weise deutlich, wie sehr persönliche Biografien mit dem zeitgeschichtlichen Kontext – insbesondere dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit - verwoben sind, aber auch wie sich intergenerationale Muster durch die gesamte Familiengeschichte ziehen und schließlich durchbrochen werden können. Sie zeigt eindrucksvoll auf, wie die Sprachlosigkeit als Überlebensstrategie und Schutz innerhalb Raisas Familie nicht nur persönliche Beziehungen belastet, sondern auch die eigene Gesundung und Selbstfindung behindert.

Die verwobenen Schicksale von Dina, Selma, Martha und Raisa bilden ein faszinierendes Puzzle, bei dem sich wiederholende Muster wie verstorbene Babies oder abwesende Väter als traumatisches Erbe durch die Generationen ziehen. Sie vermittelt eindrücklich, wie schwer es ist, Wahrheiten zu tragen, die nie ausgesprochen wurden und generationenübergreifende Ängste endlich zu artikulieren. Nach und nach entblättert sie geschickt die Ambivalenz der familiären Narrative, so dass wir die vielen Fragmente der erschütternden Familiengeschichte schließlich rekonstruieren können.

Zum Ende hin verdichtet Edel ihre Handlungsstränge zunehmend und führt diese stimmig zusammen. Dennoch bleiben etliche Handlungsfäden – ganz wie im wirklichen Leben - offen zurück und regen zu eigenen Deutungen an. So endet der Roman mit einem versöhnlichen Ausblick. Das Erbe belastender Erinnerungen sollte nicht nur als Last gesehen werden, sondern auch als Chance für einen Neuanfang. Indem wir die Geister der Vergangenheit bewältigen, eröffnen wir uns die Möglichkeit, diese Erfahrungen für persönliches Wachstum und eine hoffnungsvolle Zukunft zu nutzen.

FAZIT

Ein beeindruckender Familienroman voller poetischer Tiefe und ein eindringliches Porträt einer Familie, die über Generationen hinweg von Schweigen und Traumata geprägt wird.

Eine anspruchsvolle und faszinierende Lektüre, die berührt und nachhallt!

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Ein beeindruckender Leitfaden für nachhaltiges Gärtnern

Das große Boden-Handbuch
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MEINE MEINUNG
In seinem neuen Buch „Das große Bodenhandbuch“ mit dem Untertitel "Regeneratives Gärtnern und ökologischer Gemüseanbau – auch ohne Umgraben" stellt der Autor Jesse Frost eine faszinierende, ...

MEINE MEINUNG
In seinem neuen Buch „Das große Bodenhandbuch“ mit dem Untertitel "Regeneratives Gärtnern und ökologischer Gemüseanbau – auch ohne Umgraben" stellt der Autor Jesse Frost eine faszinierende, effektive Methode für den ökologischen Gemüseanbau ohne den Einsatz von Chemikalien oder aufwendige Bodenbearbeitung vor.
Der versierte Landwirt, Biogärtner und Bodenexperte Frost versteht es, sein umfangreiches Fachwissen auf eine verständliche und inspirierende Weise zu vermitteln, so dass gleichermaßen Neulinge und erfahrene Gärtner davon profitieren. Vom Hobbygärtner bis zum professionellen Landwirt – jeder wird hier sicher wertvolle Einsichten und praktische Tipps erhalten.
Er präsentiert uns eine umfassende Anleitung zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung und stellt dabei die Kernprinzipien der regenerativen Landwirtschaft in den Mittelpunkt. Die Basis seiner No-Till-Methode, die den Boden als lebendiges Ökosystem betrachtet, seine natürliche Struktur verbessert und Biodiversität fördert, liegt in drei einfachen, aber wirkungsvollen Grundsätzen: 1. minimale Bodenbearbeitung, 2. maximale Bodenbedeckung und 3. kontinuierliche Bepflanzung.
Durch die Anwendung dieser drei, im Umgang mit Böden zentralen Prinzipien wird ein gesundes Bodenumfeld geschaffen, das Pflanzen auf natürliche Weise vor Krankheiten und Schädlingen schützt und dadurch langfristig für gesunde Ernten und ökologische Stabilität sorgt.
In seiner Einführung stellt uns Frost die faszinierende Welt der Bodenökologie vor. Sehr verständlich und anschaulich erläutert er die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen, Pflanzen und Nährstoffen. Frost vermittelt nicht nur fundiertes Wissen zur Bodenökologie, sondern auch ein ganzheitliches Verständnis des Bodens als lebendiges Ökosystem. Dabei zeigt er auf, wie auch unsere tägliche Gartenarbeit in größere ökologische Zusammenhänge eingebettet ist.
Äußerst hilfreich sind vor allem die detaillierten Anleitungen zur praktischen Umsetzung der No-Till-Methode. Durch den Verzicht auf traditionelle Bodenbearbeitung kommen Techniken wie das Anlegen von Dauerbeeten oder der Einsatz von Tieren zur Bodenbearbeitung zum Einsatz.
Schritt für Schritt erläutert Frost die effektive Verwendung verschiedener Mulchmaterialien wie Stroh, Holzschnitzel oder Gründüngung sowie die richtige Herstellung und korrekte Anwendung von hochwertigem Kompost, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern. Zusätzlich werden Themen wie Mischkultur, erfolgreiche Direktsaat und effiziente Fruchtwechsel ohne Umgraben behandelt. Strategien zur Kombination verschiedener Pflanzenarten werden vorgestellt, um Synergien zu nutzen und Schädlingsbefall zu minimieren. Ausführlich erklärt er auch die Bedeutung von Zwischenfrüchten und die optimale Nutzung der Gründüngung.
Das Buch gibt auch Einblicke in die besten Werkzeuge und Techniken für diese Anbaumethode sowie detaillierte Anleitungen für den Anbau verschiedener Gemüsesorten. Obwohl man sich auf sieben Hauptgemüsesorten konzentriert hat, sind die vorgestellten Prinzipien und Techniken natürlich auf eine Vielzahl von Anbausystemen übertragbar.
Außerdem findet man noch viele Tipps und Tricks zum ersten Anlegen von No-Till-Beeten und eine praktische Übersicht, welche Pflanzen nebeneinander gut gedeihen.
Sehr gefallen hat mir Frosts sympathische, ehrliche Art, die dem Buch eine ganz persönliche und sehr authentische Note verleiht. Offen erzählt er in seinen Geschichten über seine eigenen Erfahrungen und Erfolge, aber er auch seine Fehler und Misserfolge.
Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse über Bodengesundheit warnt er vor einer allzu dogmatischen Herangehensweise und plädiert für eher pragmatische Ansätze.
Frost ermutigt uns, die bodenschonende Anbaumethoden an lokale Gegebenheiten anzupassen, selbst zu experimentieren und aus eigenen Erfahrungen zu lernen. Wichtig auf dem Weg zu gesunden und ertragreichen Ernten ist ein kontinuierlicher Lernprozess im Einklang mit der Natur und nicht das Streben nach Perfektion.
Das Buch besticht durch seine gelungene visuelle Gestaltung, die zum wiederholten Durchblättern einlädt.
Ein besonderer Blickfang sind die ansprechenden Fotografien und stimmungsvollen Momentaufnahmen von Frost, die den Inhalt hervorragend veranschaulichen. Auch die wunderschönen Illustrationen seiner Partnerin Hanna Crabtree untermalen perfekt den Text und die darin vorgestellten Konzepte.
Abgerundet wird das Werk in den Anmerkungen im Anhang mit Quellenverweisen, ein kurzes Autorenportrait sowie Verweise auf weitere Lesetipps zur Thematik.

FAZIT
Ein umfassender Ratgeber für alle, die sich für regenerative Landwirtschaft und ökologisches Gärtnern interessieren. Mit einer gelungenen Mischung aus fundiertem Wissen zur Bodenökologie und praxisnahen Anleitungen bietet es eine inspirierende Vision für einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit dem Boden. Ein unverzichtbares Werk für jeden, der einen Beitrag zur Verbesserung der Boden- und Wasserqualität, zur Förderung der Biodiversität und zum Klimaschutz leisten möchte.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Ein fesselnder Spannungsroman über Kunst und Obsession

Die blaue Stunde
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MEINE MEINUNG
"Die blaue Stunde" von der britischen Autorin Paula Hawkins ist ein fesselnder psychologischer Spannungsroman, der uns auf eine abgelegene schottische Gezeiteninsel entführt.
In ihrer sehr ...

MEINE MEINUNG
"Die blaue Stunde" von der britischen Autorin Paula Hawkins ist ein fesselnder psychologischer Spannungsroman, der uns auf eine abgelegene schottische Gezeiteninsel entführt.
In ihrer sehr atmosphärischen Geschichte erzählt sie über künstlerisches Vermächtnis, Vereinsamung und unheilvolle Geheimnisse und beleuchtet zudem gekonnt die Komplexität menschlicher Beziehungen sowie die labilen Grenzen zwischen Realität, Wahrnehmung und Obsession.
Hawkins' ansprechende Erzählweise und ihr Talent, komplexe Charaktere zu erschaffen, sorgen nicht nur für ein spannendes Leseerlebnis, sondern regen mit der gelungenen tiefgründigen Erforschung der Abgründe der menschlichen Psyche auch zum Nachdenken an.
Die Geschichte kreist um die verstorbene, enigmatische Künstlerin Vanessa Chapman, deren Werke nach ihrem Tod zu großem Ruhm gelangt sind. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der promovierte Kunsthistoriker und Kurator der Fairburn-Stiftung James Becker, der die bemerkenswerte Kunstsammlung mit den Werken von Vanessa Chapman betreut. Chapman war nicht nur für ihr außergewöhnliches Talent und ihre glamouröse Persönlichkeit bekannt, sondern auch für ihr geheimnisumwobenes Leben auf der abgelegenen schottischen Gezeiteninsel Eris.
Als bei einer Ausstellung in einer von Chapmans berühmten Skulpturen ein mutmaßlich menschlicher Knochen entdeckt wird, gilt es einen möglichen Skandal abzuwenden. Dieser Fund droht nicht nur Chapmans Vermächtnis zu beschädigen, sondern könnte auch die Reputation der Stiftung in Misskredit bringen und sogar Beckers Karriere beenden. Um den Hintergründen auf die Spur zu kommen und Licht ins Dunkel zu bringen, reist Becker kurzentschlossen nach Eris Island, wo Chapmans ehemalige Freundin und Pflegerin Grace Haswell noch lebt und eine Hüterin der letzten Geheimnisse der Künstlerin zu sein scheint. Noch ahnt Becker nicht, auf welche heikle Spurensuche er sich begeben hat und welche fatale Ereigniskaskade er in Gang gesetzt hat.
Gekonnt erschafft Hawkins eine dichte, geheimnisvolle Atmosphäre und lässt uns immer tiefer in eine unheilvolle Welt voller Geheimnisse und dunkler Wahrheiten eintauchen.
Geschickt hat sie die komplexe Handlung auf verschiedenen Zeitebenen angelegt und sorgt dafür, dass wir immer tiefer in den Sog der Ereignisse hineingezogen werden. Hawkins versteht es, Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll miteinander zu verweben und erzählt die vielschichtige Geschichte rund um Vanessa Chapman aus wechselnden Perspektiven. Dies ermöglicht es uns, nicht nur die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, sondern auch immer tiefer in Vanessas Kunst und ihr Lebensumfeld einzutauchen. Nach und nach enthüllen wir die dunklen Geheimnisse um ihre Person und ergründen ein komplexes Geflecht aus Intrigen und Emotionen, das die Geschichte zunehmend in eine düstere Stimmung taucht.
Hawkins' besondere Stärke sind ihre vielschichtigen, tiefgründigen Charaktere. Insbesondere die pensionierte Ärztin Grace Haswell ist sehr faszinierend gezeichnet. Sie entwickelt sich im Laufe des Romans von einer einsamen, bemitleidenswerten Figur zu einer Frau mit überraschenden Facetten. Langsam wird ihre komplexe Persönlichkeit enthüllt, die neben großem Mitgefühl auch erschreckend dunkle Seiten ihrer Seele erkennen lässt. Vanessa Chapman, wir nur durch rückblickende Erinnerungen und Tagebucheinträge kennen lernen, ist eine facettenreiche Figur, deren schillernde Persönlichkeit in ihrem künstlerischen Schaffen, ihren Affären und eigenen Geheimnissen spürbar wird. Ebenfalls ein interessanter Charakter ist James Becker, der zunächst ein glühender Verehrer der Künstlerin im Laufe seiner Nachforschungen zunehmend seine Bewunderung verliert und ihrer geheimnisvollen Persönlichkeit schließlich ernüchtert gegenübersteht.

In ihrem Roman erforscht die Autorin Obsession in ihren vielfältigen Formen und hinterfragt die Natur der Kunst, den Preis des Ruhms und die Grenzen, die Menschen zum Schutz ihres Vermächtnisses zu überschreiten bereit sind.
Hervorragend gelungen sind die lebendigen, eindrucksvollen Beschreibungen von Vanessas Kunstwerken, so dass man sich wünscht, diese fiktiven Stücke mit eigenen Augen zu sehen. Die Autorin fängt die Essenz kreativer Leidenschaft sehr anschaulich ein und lässt uns sehr unmittelbar an der Begeisterung, Frustration und Besessenheit als künstlerischer Antriebsfeder teilhaben.
Hawkins schafft es, uns im lange Zeit Ungewissen zu lassen, bis man schließlich ahnt, worauf alles hinausläuft. Durch einige unvorhersehbare Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum packenden Finale hoch.
Trotz gelegentlicher Längen im Mittelteil und einiger etwas blasser Nebenfiguren ist der Roman ein beeindruckendes und fesselndes Werk, das zum Nachdenken anregt.
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