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Veröffentlicht am 01.01.2023

Ein eindringlich geschriebener, sehr bewegender Roman

Dschinns
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MEINE MEINUNG

Mit ihrem zweiten Roman »Dschinns« ist der deutschen Autorin und Journalistin Fatma Aydemir ein faszinierender und sehr bewegender Familienroman gelungen, der es zu Recht auf die Shortlist ...

MEINE MEINUNG

Mit ihrem zweiten Roman »Dschinns« ist der deutschen Autorin und Journalistin Fatma Aydemir ein faszinierender und sehr bewegender Familienroman gelungen, der es zu Recht auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022 geschafft hat.
Im Mittelpunkt der 1999 in Deutschland angesiedelten Geschichte steht das Schicksal der Gastarbeiterfamilie von Emine und Hüseyin Yilmaz und ihren vier Kindern Ümit, Peri, Hakan und Sevda, die im Gegensatz zu ihren Eltern weitgehend in der deutschen Gesellschaft sozialisiert sind.
Thematisch kreist der Roman um verpasste Lebensträume, prägende Folgen der schwierigen Familienkonstellation und patriarchale Strukturen, Suche nach eigener Identität, Unabhängigkeit und Sexualität, fehlende Mutterliebe sowie Generationenkonflikten. Doch auch die Problematik von Migration, Rassismus, Benachteiligung, Verlust der eigenen Sprache, von Heimat und seinen kulturellen Wurzeln greift die Autorin gekonnt in ihrem facettenreichen Roman auf.
Äußerst bewegend erzählt die Autorin in ihrem fesselnden Ausgangsszenario vom 59-jährigen Hüseyin, der vor 3 Jahrzehnten als Gastarbeiter aus der Osttürkei nach Deutschland kam und nach harter Arbeit seinen wohlverdienten Frühruhestand in seiner mühsam ersparten Eigentumswohnung in Istanbul genießen möchte. Doch sein großer Traum erfüllt sich tragischer Weise nicht mehr, denn am Tag seines Einzugs verstirbt er an einem Herzinfarkt. Die zu Hüseyins Bestattung anreisenden Hinterbliebenen haben neben ihrer Trauer und widersprüchlicher Gefühle eine Menge unaufgearbeiteter Probleme, Verwundbarkeiten, Sorgen aber auch heimliche Sehnsüchte im Gepäck. Konfrontiert mit ihrer komplizierten Familiengeschichte kommen ganz unerwartet unangenehme Wahrheiten, verborgene Familiengeheimnisse und sorgsam gehütete Lebenslügen ans Licht, die bislang unausgesprochen blieben und nun das hartnäckige Schweigen in der Familie durchbrechen.
Der Roman ist in sechs verschiedene Kapitel unterteilt, in denen abwechselnd aus der jeweiligen Perspektive eines anderen Familienmitglieds erzählt wird. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, jeder Figur eine ganz individuelle Stimme und eigene Sichtweise zu geben. Die höchst unterschiedlichen Charaktere sind mit ihrer persönlichen Beziehung zu den Eltern und unterschiedlichen Hintergrundgeschichten äußerst lebendig. facettenreich und tiefgründig angelegt und wirken sehr authentisch. Zudem werden in jedem Kapitel aufschlussreiche Details aus ihrer persönlichen Lebensgeschichte und einschneidende Erlebnisse beleuchtet und bedeutsame Einblicke in ihre Stärken und Schwächen sowie Persönlichkeitsentwicklung gewährt. Kleinen Mosaiksteinchen gleich fügen diese sich allmählich zu einem aufschlussreichen Gesamtbild zusammen, das schließlich beim erschütternden Finale den Blick auf eine sehr beklemmende Dimension freigibt.
Die wendungsreiche, berührende Geschichte, die mich zunehmend in den Bann gezogen und sehr nachdenklich zurückgelassen hat, erhält durch die Perspektivwechsel und die allmählich zutage tretenden, miteinander verwobenen Enthüllungen eine ganz eigene Dynamik.
Der sehr eindringliche und feinfühlige Schreibstil hat mich überaus fesseln und sprachlich sehr überzeugen können.
Ob nun Hüseyins jüngster Sohn Ümit, die beiden Töchter Peri und Sevda, sein zweiter Sohn Hakan bis hin zu Emine, der Mutter und Hüseyins Frau, mit deren Sicht sich am Ende der Kreis schließt, - sie alle sind verletzte, einsame Seelen, die zwar ihre eigene, von gesellschaftlichen und familiären Zwängen beeinflusste Geschichte erzählen, und doch vereint sie alle trotz aller Entfremdung voneinander ihre verhängnisvolle Familiengeschichte.
Schließlich fügen sich am Ende die vielen unterschiedlichen, beiläufig eingeflochtenen Aspekte zu einem höchst aufschlussreichen Familienportrait zusammen, das betroffen macht und sehr nachdenklich stimmt. Nach einem spektakulären, unerwarteten Twist lässt die Autorin ihre geniale Geschichte sehr gelungen ausklingen.

FAZIT
Ein eindringlich erzählter, berührender und sehr tiefgründiger Roman über eine tragische Familiengeschichte, dunkle Familiengeheimnisse und sorgsam gehütete Lebenslügen!

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Veröffentlicht am 01.01.2023

Mitreißende Fortsetzung der historischen Hebammen-Saga

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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MEINE MEINUNG
Mit „Hulda Gold - Die rote Insel“ geht die großartige historische Hebammen-Erfolgsreihe von Anne Stern bereits in die fünfte Runde und noch ist kein Ende absehbar – zum Glück!
Diese abwechslungsreiche ...

MEINE MEINUNG
Mit „Hulda Gold - Die rote Insel“ geht die großartige historische Hebammen-Erfolgsreihe von Anne Stern bereits in die fünfte Runde und noch ist kein Ende absehbar – zum Glück!
Diese abwechslungsreiche Saga, in deren Mittelpunkt die bemerkenswerte, charakterstarke Berliner Hebamme Hulda Gold steht, sorgt mit der stimmigen Mischung aus faszinierendem Berliner Setting, einigen Ermittlungen zu einem mysteriösem Todesfall sowie komplizierter Liebesgeschichte wieder für spannende Unterhaltung. Vor allem die authentisch beschriebene zeitgeschichtliche Kulisse Berlins von 1926 sowie die interessanten, vielschichtig angelegten Figuren konnten mich wieder sehr begeistern. Nach dem überraschenden und äußerst beklemmenden Ausgang dieses letzten Bands war ich schon sehr auf Huldas weiteres Schicksal und die Fortsetzung der Geschichte gespannt.
Dank des angenehm leichten und lebendigen Erzählstils der Autorin werden wir rasch ins mitreißende Geschehen hineingezogen und tauchen ab ins politisch aufgeladene Berlin, in dem es vermehrt zu Spannungen und handfesten Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung kommt. Gekonnt portraitiert Stern das herausfordernde Alltagsleben der kleinen Leute, gibt uns aufschlussreiche Einblicke in die sozialen Spannungen und politischen Strömungen jener Zeit.
Für die hochschwangere Hulda hat sich nach dem tragischen Tod ihres Verlobten Johann viel verändert, und sie sieht einer wenig rosigen Zukunft entgegen. Glücklicherweise kann sie kann sie auf die Unterstützung ihrer alten Freunde aus ihrem alten Kiez zählen, denn die Familie ihres Verlobten zeigt ihr die kalte Schulter und verwehrt ihr jegliche finanzielle Hilfen. Ihre Anstellung als Hebamme in der Klinik hat sie verloren, so dass sie im Arbeiterviertel ROTE INSEL nun als Arzthelferin in der Praxis der jungen Ärztin und überzeugten Kommunistin Grete Fischer mithilft.
Die Autorin hat ihre Charaktere erneut sehr lebendig und vielschichtig ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Ecken und Kanten sehr lebensnah und glaubhaft wirken. Zudem kommt es zu einem Wiedersehen mit alten Freunden und liebgewonnenen Bekannten aus den vorherigen Bänden. Sehr gelungen ist die überaus sympathische, charakterlich gereifte Protagonistin Hulda, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Sie ist immer noch eine unerschrockene, selbstbewusste und unkonventionelle Frau, die sich trotz eigener Probleme und ihrer prekären Situation sehr mitfühlend für ihre Patienten in Not einsetzt und angesichts der damaligen Missstände hilft, wo immer sie kann. Doch spürt man deutlich ihre Selbstzweifel und zunehmende Unsicherheit angesichts ihrer ungewissen Zukunft als ledige Mutter. Gefreut habe ich mich auch darüber, dass Huldas ehemaliger Freund und Ex-Kommissar Karl North, der inzwischen als Privatdetektiv arbeitet und für seinen zwielichtigen Vater Nachforschungen anstellt, wieder eine größere Rolle in der Geschichte spielt. Als in unmittelbarer Nachbarschaft ein Kohlenhändler ermordet aufgefunden wird und die politischen Unruhen zu eskalieren drohen, zieht der Spannungsbogen immer weiter an. So dauert es nicht lange, bis Hulda trotz Kugelbauch ihrem Spürsinn freien Lauf lässt und sich in große Schwierigkeiten bringt. Nur gut, dass Karl Hulda in höchster Not zur Seite stehen kann und hoffe sehr, in der Fortsetzung wieder mehr über ihn lesen zu dürfen.
Zum Hörbuch:
Die großartige Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Anna Thalbach ist eine hervorragende Wahl für dieses gekürzte Hörbuch. Mit ihrer unverwechselbaren, facettenreichen Stimme hat sie die Geschichte erneut äußerst überzeugend und temperamentvoll eingelesen. Sie setzt die Geschichte sehr mitreißend und abwechslungsreich um, so dass das Kopfkino mühelos anlaufen kann und man rasch ins fesselnde Geschehen hineingezogen wird. Mühelos gelingt es ihr, der Geschichte das typische Berliner Flair einzuhauchen und die verschiedenen Figuren zum Leben zu erwecken. Perfekt ist auch die selbstbewusste Hulda Gold, deren Charakter und Emotionen sie gefühlvoll und sehr überzeugend herausarbeitet. Ein rundum gelungenes, sehr lebendig eingelesenes Hörbuch, das für beste Unterhaltung sorgt!

FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der historischen Hebammen-Saga rund um die äußerst sympathische, charakterstarke Berliner Hebamme Hulda Gold - mit faszinierenden Charakteren, viel Berliner Flair und wundervollem Zeitkolorit.
Ein sehr empfehlenswertes Hörbuch!

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Höchst pikante Fortsetzung der Bestseller-Reihe

Sternenmeer
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Mit seinem neuen Regional-Krimi „Sternenmeer“ ist dem deutschen Autor und langjährigen Frankreichkorrespondenten Alexander Oetker erneut eine äußerst spannende Fortsetzung seiner beliebten, im schönen ...

Mit seinem neuen Regional-Krimi „Sternenmeer“ ist dem deutschen Autor und langjährigen Frankreichkorrespondenten Alexander Oetker erneut eine äußerst spannende Fortsetzung seiner beliebten, im schönen französischen Aquitaine angesiedelten Bestseller-Krimireihe gelungen. Passend zu seinem kürzlich erschienen Kochbuch und kulinarischen Roadtrip „Chez Luc“ dreht sich diesmal alles um die faszinierende Thematik französische Kulinarik und Spitzengastronomie. Für die umfangreiche Recherche zu den köstlichen Gaumenfreuden ist der Autor wirklich zu beneiden!
Dieser bereits 6. Band seiner Krimireihe rund um den charismatischen Ermittler Luc Verlain und seine sympathische Partnerin Anouk sorgt tatsächlich für besonderen Hochgenuss und ist allen Fans von Regionalkrimis mit tollem französischem Flair zu empfehlen.
Gekonnt würzt Oetker seine wendungsreiche und hochspannende Krimihandlung neben unterhaltsamen Episoden aus dem Privatleben seiner lebensechten Charaktere mit einigen unvorhersehbaren Plottwists, interessanten Einblicken in die Haute Cuisine und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen. Eine gelungene Mischung, die die unverwechselbare, besondere Note seiner Aquitaine-Krimis ausmacht und für beste Unterhaltung und ein spannendes Lesevergnügen sorgt.
Der verzwickte Fall um den bekannten, in einem renommierten Drei-Sterne-Restaurant „Villa Auguste“ vergifteten Restaurantkritiker lässt uns schon bald hinter die Kulissen der gehobenen Gastronomie-Branche blicken und enthüllt eine wenig glamouröse Welt aus Missgunst, gnadenloser Konkurrenz und hartem Arbeitsalltag. Schon bald gibt es für uns mit einigen potentiellen Motiven für den hinterhältigen Giftanschlag jede Menge Stoff zum Miträtseln und Spekulieren. Eine böswillige Schädigung des guten Rufs des legendären Spitzenkochs Auguste Fontaine so kurz vor der Vergabe der Sterne des Guide Michelin liegt auf der Hand, doch neben der gesamten Küchencrew rücken auch militante Tierschützer, die mit ihren Aktionen gegen die Produktion der berühmten Entenstopfleber protestieren, ins Visier von Luc und seinem ermittelnden Team. Äußerst spannend ist es, diese während ihrer umfangreichen Nachforschungen und komplizierten Ermittlungsarbeit zu begleiten, die uns auch auf einige falsche Fährten führt. Mit psychologischem Fingerspitzengefühl und dem richtigen Riecher gelingt es ihnen allmählich, etliche Geheimnisse und erstaunliche Hintergründe aufzudecken. Geschickt zieht Oetker die Spannung bis zum fesselnden Finale immer weiter an. Nach einigen dramatischen und höchst überraschenden Entwicklungen gelingt es Luc dank seines untrüglichen Bauchgefühls schließlich, dem wahren Täter auf die Spur zu kommen und ihn zu stellen. Mit dieser grandiosen Auflösung konnte mich der Autor am Ende wirklich überraschen.
Die interessante und abwechslungsreiche Mischung aus eigenwilligen, tiefgründig angelegten Figuren hat mir hervorragend gefallen. Äußerst gelungen ist vor allem das sympathische Ermittlerteam bestehend aus dem souveränen, hochkompetenten Luc Verlain, als frisch gebackenen Vater, seiner cleveren Lebensgefährtin Anouk Filipetti nebst ihrer kleinen Tochter Aurélie, sowie Lucs patentem Assistenten Hugo Pannetier, der nicht nur als Polizist sondern auch als Babysitter unentbehrlich ist und eine gute Figur abgibt. Mit von der Partie ist auch Lucs arroganter, profilierungssüchtiger Vorgesetzter Laurent Aubry, der sich erneut in die Ermittlungen vor Ort einmischt und mit seinen voreiligen Schlussfolgerungen als wenig hilfreich erweist.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser gelungenen Regionalkrimi-Reihe im Herbst 2023 und bin schon sehr gespannt, in welchem packenden Fall Luc unter seiner neuen Vorgesetzten ermitteln wird.

FAZIT
Ein neuer verzwickter und höchst pikanter Fall für den sympathischen Luc Verlain und sein kompetentes Ermittlerteam, bei dem sich diesmal alles um den gehobenen Gaumengenuss und die französische Sterneküche dreht!

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Veröffentlicht am 22.12.2022

Kurzweiliger Wohlfühlroman mit einer Prise Cosy Crime

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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MEINE MEINUNG
Mit „Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein” ist der deutschen, unter dem Psyeudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ein kurzweiliger und amüsanter ...

MEINE MEINUNG
Mit „Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein” ist der deutschen, unter dem Psyeudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ein kurzweiliger und amüsanter Wohlfühlroman gelungen.
Doch Vorsicht: Aufgrund der Bezeichnung MORDCLUB im Titel sollte man sich nicht in die Irre führen lassen! Dieses Werk ist keine Fortsetzung der Mrs Potts' Mordclub-Reihe von Robert Thorogood oder „Der Donnerstagsmordclub“-Reihe von Richard Osman.
Dieser erste Band ist vielmehr der Auftakt der neuen vielversprechenden „Penelope St. James ermittelt“-Reihe, die zwar laut Cover als Kriminalroman ausgewiesen wird, meiner Meinung nach aber gerade noch so als Cosy Crime durchgehen kann. Denn neben dem immer wieder in den Hintergrund tretenden Kriminalfall haben wir es oft vorrangig mit der sich anbahnenden Liebesgeschichte und dem recht unterhaltsamen Selbstfindungstrip der jungen, attraktiven Protagonistin Penelope St. James zu tun. Diese soll eigentlich eine Zweigstelle einer Londoner Partnervermittlungsagentur in dem verschlafenen Örtchen Shaftesbury aufmachen, hält schon bald mit ihrer quirligen, liebenswerten Art die teilweise sehr verschrobene Dorfgemeinschaft auf Trab und stellt nebenher als selbsternannte Hobby-Ermittlerin ihre Nachforschungen an. Schließlich gelingt es ihr sogar den verzwickten Fall zu lösen - allerdings mithilfe zahlreicher recht skurriler Nebenakteure und jeder Menge Glück statt Sachverstand und Kombinationsgabe. Aber immerhin versteht es die Autorin mit turbulenten Verwicklungen, netter britischer Wohlfühlatmosphäre und gelungener Situationskomik von Beginn an für gute Unterhaltung zu sorgen. Der nette, lebendige Schreibstil der Autorin ließ mein Kopfkino rasch anspringen, so dass ich in die abwechslungsreiche, amüsante Geschichte mühelos eintauchen konnte. Die stimmungsvollen Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze sind zwar nicht sehr detailliert, helfen aber insgesamt dabei, dass man sich das idyllische Örtchen Shaftesbury und die Umgebung recht gut vorstellen kann.
Besonderes Highlight sind die vielen lebendig gezeichneten Bewohner von Shaftesbury, die die Handlung mit ihren liebenswerten bis verschrobenen Eigenheiten bereichern und mit ihrem rätselhaften Verhalten spannend machen. Mit ihren entsprechend ihrer Rolle interessant ausgearbeiteten Charakteren hat die Autorin eine abwechslungsreiche Mischung gefunden. Schade nur, dass wegen der großen Vielzahl der Nebenfiguren deren Zeichnung insgesamt recht oberflächig bleibt.
Kein Wunder, dass die unbedarfte Penelope mit ihrem Aktionismus und unorthodoxen Methoden in etliche Fettnäpfchen tappt, bei ihren Ermittlungen so einige Geheimnisse aufdeckt und schließlich selbst in Gefahr gerät. Etliche Verdächtige, unerwartete Wendungen und einige falsche Fährten sorgen dafür, dass man gut miträtseln kann.
Mir es hat trotz vorhersehbarer Auflösung und etlicher Klischees dennoch insgesamt viel Spaß bereitet, der kurzweiligen Handlung zu folgen, die sich zum Ende hin regelrecht überschlägt und in einem mitreißenden Finale gipfelt!
FAZIT
Ein netter, unterhaltsamer Auftakt einer neuen gemütlichen Cosy Crime-Reihe rund um eine quirlige Hobbyermittlerin und eine verschrobene Dorfgemeinschaft, bei der der Krimianteil ruhig etwas ausgeprägter hätte ausfallen können!

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Grandioser Abschluss

Labyrinth der Freiheit
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MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt „Schatten der Welt“ und der äußerst fesselnden Fortsetzung „Revolution der Träume“ lässt der deutsche Erfolgsautor Andreas Izquierdo seine fesselnde historische ...

MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt „Schatten der Welt“ und der äußerst fesselnden Fortsetzung „Revolution der Träume“ lässt der deutsche Erfolgsautor Andreas Izquierdo seine fesselnde historische Saga nun mit „Das Labyrinth der Freiheit“ in einem grandiosen Finale enden.
Die gelungene Mischung aus lehrreichem, historischen Roman und berührender Geschichte über die unbesiegbare Freundschaft zwischen den Freunden aus Kindheitstagen Carl, Artur und Isi, die in einer Welt voller Turbulenzen und Umbrüche so manche Schicksalsschläge zu verkraften haben, hat mich wieder sehr begeistern können.
Auch ohne die beiden ersten Teile zu kennen, lässt sich dieser Roman gut lesen; doch ist es für das Gesamtverständnis empfehlenswert, die Vorgeschichte der drei Jugendfreunde aus dem westpreußischen Thorn, ihre Entwicklung im Laufe des Ersten Weltkriegs und ihren Neuanfang in Berlin zu kennen.
Dank des lebendigen, bildhaften und sehr mitreißenden Schreibstils fällt es nicht schwer, an der Seite der Protagonisten ins schillernd ambivalente Berlin der 1920ger Jahre einzutauchen.
Gekonnt vermittelt Izquierdo ein stimmiges und authentisches Bild der damaligen bewegten Zeit und Metropole voller Kontraste. Lebendig und atmosphärisch dicht portraitiert er das Alltagsleben der Bevölkerung, das schon lange vor der eigentlichen Hyperinflation im Herbst 1923 durch die fortschreitende Geldentwertung völlig aus den Fugen geriet. Hautnah lässt er uns am Schicksal der Menschen teilhaben - während die einen weiterhin dem Luxus frönen und sich in dekadente Vergnügungssucht oder perverse Sexorgien flüchten, befinden sich die meisten Berliner in einem Überlebenskampf, in dem bittere Armut, Mangelversorgung, Hunger, Ausbeutung und Kriminalität vorherrschen. Izquierdo versteht es zudem hervorragend, sorgsam recherchierte zeitgeschichtliche Geschehnisse anschaulich und spannend in seine Handlung einfließen zu lassen.
Mit einem genial inszenierten, ja geradezu filmreifen Einstieg ist es dem Autor auf Anhieb gelungen, mich zu fesseln. Aus der rückblickenden Perspektive des sympathischen Protagonisten Carl erleben wir die sich regelrecht überschlagenden Geschehnisse rund um das Freundestrio, die passend zur damaligen Krisenstimmung recht düster und beklemmend wirkten. Rasch wurde ich in die äußerst packende und temporeiche Geschichte hineingezogen und verfolgte voller Anteilnahme und Spannung, wie die drei Freunde Carl, Artur und Isi sich gegen eine beinahe übermächtige rechte Verschwörergruppe zur Wehr setzen versuchen. Trotz einiger beschaulicher und berührender Momente, die einen etwas zur Ruhe kommen lassen, versteht es Izquierdo, immer wieder die Spannung anzuziehen, ungute Vorahnungen heraufzubeschwören und eine unterschwellige Bedrohungskulisse aufzubauen. Alles läuft auf eine finale Konfrontation zwischen dem Freundestrio und ihrem eigentlichen Widersacher hinaus, der schließlich in einem nervenaufreibenden, erbitterten und scheinbar ausweglosen Kampf auf Leben und Tod mündet, dessen Hintergründe mich völlig überrascht haben.
Die Geschichte lebt vor allem von den äußerst facettenreich angelegten Figuren, die mit ihren detailliert ausgearbeiteten Ecken und Kanten sehr lebensnah wirken und mit ihren unerwarteten Entwicklungen für so manche Überraschung sorgten. Diese wundervoll lebendigen Charaktere sind mir im Laufe der wendungsreichen Saga ans Herz gewachsen, so dass ich immer wieder mit ihnen hoffen und bangen musste.
Ob nun der sensible Carl, der als Kameramann bei der UFA untergekommen ist, der abgebrühte, vom Krieg gezeichnete Artur, der als geschäftstüchtiger Boss seine Unterwelt-Etablissements führt oder die selbstbewusste, kämpferische Isi, die nach dem Mordanschlag etwas neben sich steht und mit ihrem provokanten Verhalten das Unglück geradezu heraufbeschwört – trotz ihrer charakterlichen Unterschiede sind sie stets füreinander da und setzen sich darüber hinaus auch bedingungslos für andere Schwache in diesen schwierigen Zeiten ein.
Nach einer Fülle von fesselnden Verwicklungen und unerwarteter Wendungen bewegender Momente endet die Geschichte in einem absolut packenden, fulminanten Finale. Das Ende dieser grandiosen Saga kam für meinen Geschmack fast etwas zu abrupt, denn gerne hätte ich sie noch weiter auf ihren bewegten Lebenswegen begleitet. Und so bin ich schon etwas traurig, mich von diesen wundervollen Charakteren zu verabschieden, und male mir nun aus, was das Schicksal wohl für die drei Freunde Carl, Artur und Isi noch alles bereithalten mag.

FAZIT
Ein fesselnder und wendungsreicher Abschluss dieser gelungenen historischen ›Wege der Zeit‹-Saga - mit lebendigen, sympathischen Charakteren, tollem Berliner Lokalkolorit und fundierter zeitgeschichtlicher Kulisse.
Ein dicht erzähltes, sehr empfehlenswertes Leseerlebnis!

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