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Veröffentlicht am 07.07.2019

muss man gelesen haben

Das Labyrinth des Fauns
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„Das Labyrinth des Fauns“ hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Cornelia Funke hat sich diesmal einer Idee des erfolgreichen amerikanischen Regisseurs Guilliamo del Toro bedient, die dieser bereits ...

„Das Labyrinth des Fauns“ hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Cornelia Funke hat sich diesmal einer Idee des erfolgreichen amerikanischen Regisseurs Guilliamo del Toro bedient, die dieser bereits vor einigen Jahren verfilmte. Man muss diesen Film vorher nicht gesehen haben und ich bin sowieso eher der Fan davon, erst das Buch zu lesen und dann ins Kino zu gehen. Es handelt sich auch nicht unbedingt um ein Buch zum Film und schon gar nicht um ein Drehbuch. Cornelia Funke gibt dieser Geschichte ihre ganz eigene Handschrift und hat für mich hat sie einen Höhepunkt in ihrem Schaffen erreicht, was Sprachgewalt und Figurenzeichnung betrifft.
Auch wenn das Buch in der Realität im Jahre 1944 in Spanien spielt und vordergründig Bürgerkrieg herrscht, so wirkt doch alles durch den Erzählstil eher wie ein Märchen im Märchen, wie eine Fantasywelt in der ein Mädchen gegen die Mächte des Bösen kämpfen muss um Mutter, Bruder, sich selbst und vielleicht sogar die ganze Welt zu retten.

Wer del Toros Werk und Schaffen kennt weiß, dass es bei diesem Herrn oft blutig zur Sache geht und auch der Plot dieses Buches enthält neben der sehr düsteren beängstigenden Grundstimmung viel Gewalt und Grausamkeit, denn so ist das abgrundtief Böse nun mal gestrickt. Das ist für jüngere Kinder und zarte Gemüter nicht unbedingt geeignet. Die Morde werden ziemlich deutlich beschrieben und sind keineswegs verharmlost wie in „richtigen“ Märchenbüchern. Hier wird nicht nur angedeutet, hier fließt wirklich Blut.

Das märchenhaft-phantastische hat Cornelia Funke wunderschön getroffen. Geheimnisvoll, rätselhaft, überraschend und zu Herzen gehend erzählt sie von Ofelia und ihrem mutigen Kampf gegen den mörderischen Stiefvater. Ihr kindliches Wesen aber auch ihre Stärke und ihre Weisheit berühren den Leser und sind in einer furchteinflößenden Welt der helle Stern, der alles zum Leuchten bringt. Über den Plot verrate ich nichts. Es ist einfach schön, ihn selbst zu entdecken.

Ein Buch, welches man gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Holocaust

Hannah und ihre Brüder
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Hannah und ihre Brüder ist der erste Roman von Ronald H. Balson.

Hannah und ihr Bruder Ben werden im Polen der Nazizeit groß. Otto wächst als Ziehsohn bei ihrer Familie auf. Viele Jahrzehnte später beschuldigt ...

Hannah und ihre Brüder ist der erste Roman von Ronald H. Balson.

Hannah und ihr Bruder Ben werden im Polen der Nazizeit groß. Otto wächst als Ziehsohn bei ihrer Familie auf. Viele Jahrzehnte später beschuldigt Ben den Juden Elliot Rosenzweig eben jener Otto aus Jugendtagen gewesen zu sein. Der hatte sich nach und nach zum Nazi entwickelt und als solcher Mitschuld auf sich geladen am Holocaust und der Judenverfolgung. Umso perverser der Deckmantel des Judentums unter dem er jetzt scheinbar ein angesehener Bürger geworden war. Aber hat Ben wirklich recht oder täuscht er sich in der Identität des Mannes.

Balson erzählt aus der Sicht von Ben über die damaligen Erlebnisse. In der Gegenwart betreibt eine von Ben engagierte Anwältin die Suche nach der Wahrheit. Ach wenn man weiß, was da auf einen zukommt, so ist es doch immer wieder erschüttern zu lesen, was damals in Polen und im Rest Europas passiert ist. Die Familie von Hannah und Ben wird schwer von der Verfolgung durch die Deutschen getroffen und Otto ist ein beängstigender Charakter der mehr und mehr zum Feind wird.
Das Rätsel wird erst ganz am Schluss gelöst und der Plot findet zu einem halbwegs versöhnlichen Ende. Mir hat das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Gutes Kochbuch

Die One-Pot-Challenge
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Ich kannte weder den Challenge-Geber noch einen der Köche. Ich bin völlig unvoreingenommen an das Kochbuch herangegangen und um ehrlich zu sein auch ohne große Koch-Vorkenntnisse, da ich zum ersten Mal ...

Ich kannte weder den Challenge-Geber noch einen der Köche. Ich bin völlig unvoreingenommen an das Kochbuch herangegangen und um ehrlich zu sein auch ohne große Koch-Vorkenntnisse, da ich zum ersten Mal wirklich über längere Zeit alleine wohne.

Ich fand es Klasse, dass es wenige Zutaten waren und man wenig Geschirr brauchte. Also wenig zu spülen. Die Portionen sind wirklich ausreichend. Eher für zwei Männer als für zwei Frauen geeignet. Das Nachkochen ist sehr einfach und auch für Laien wie mich kein Problem. Keine Spezialausdrücke oder komplizierte Vorarbeiten.

Ich persönlich hätte jetzt keine Challenge gebraucht. Für ein Kochbuch ist doch einiges an Text drinnen, der nicht zum Rezept gehört. Das habe ich nicht alles gelesen.

War auch mein erstes Kochbuch als E-book. Gewöhnungsbedürftig aber das war mir ja schon vorher klar und das hat ja mit dem Buch als solches auch nichts zu tun.

Empfehle es für Koch-Neulinge, Studenten, Singles die es eilig haben, Berufstätige, die abends nicht mehr lang rummachen wollen. Trifft auch mich fast alles zu. Also gute 4 Sterne.

Veröffentlicht am 18.06.2019

empfehlenswert

Von Hoffnung getragen
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Das Interessante an Ella Zeiss Duologie ist natürlich erst mal, dass sie auf realen Geschehnissen in ihrer Familie passiert sind. Um ihren Großeltern und allen ähnlich Betroffenen eine Art Denkmal zu setzen ...

Das Interessante an Ella Zeiss Duologie ist natürlich erst mal, dass sie auf realen Geschehnissen in ihrer Familie passiert sind. Um ihren Großeltern und allen ähnlich Betroffenen eine Art Denkmal zu setzen und auch den Enkeln und Urenkeln zu erzählen was vor und nach dem zweiten Weltkrieg mit den deutschstämmigen Russen passiert ist.

Es fällt leicht, die beiden Bücher zu lesen. Das liegt zum einen am angenehmen Erzählstil der Autorin aber auch an den Protagonisten, deren Erlebnisse dem Leser nahegehen und der schnell zur Empathie mit Yvo und Harri führt. Da es eine Zeit voller Krieg, Zerstörung, Hass, Trauer und Tod war, ist die ganze Geschichte natürlich sehr dramatisch. Die Liebe der jungen Leute ist wie ein positives Leuchtfeuer in all dem Unglück und man wünscht, dass alles irgendwann doch noch zu einem kleinen Glück und einem guten Ende kommt. Das muss man aber selbst erlesen. Ich verrate nichts.

Ich würde mich freuen, bald wieder von der Autorin Neues zu lesen. Gerne auch in gedruckter Form.

Veröffentlicht am 06.05.2019

genial

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Ich habe Joel Dicker erst relativ spät entdeckt. Damals stand die deutsche Veröffentlichung des zweiten "Baltimore"-Romans unmittelbar bevor und ich habe den "Harry-Quebert" aus einer Flohmarktkiste gezogen. ...

Ich habe Joel Dicker erst relativ spät entdeckt. Damals stand die deutsche Veröffentlichung des zweiten "Baltimore"-Romans unmittelbar bevor und ich habe den "Harry-Quebert" aus einer Flohmarktkiste gezogen. Eine Sternstunde meiner Leserkarriere, denn dieser Franzose macht süchtig mit Geschichten, die so ganz anders sind, als alles, was ich bis dato kannte. Es fällt schwer, seine Bücher einem Genre zuzuordnen. Die Storys sind eine Mischung aus Spannungsromanen, Familiengeschichten, Liebesdramen. Außerdem ist es sehr ungewöhnlich, dass er als Franzose immer eine Kleinstadt in Amerika als Hauptort der Geschehnisse wählt. Und dennoch fühlt man sich beim Lesen sofort angekommen. Der Erzählton fesselt und zieht den Leser sofort hinein in die Handlung. Er spielt mit verschiedenen Zeitebenen und setzt dabei in die Vergangenheit immer sehr dramatische geheimnisvolle Vorfälle, die Auswirkungen auf die Protagonisten in der Gegenwart haben, ohne dass man am Anfang weiß, was eigentlich genau vorgefallen ist. So werden die Bücher immer zu einem Puzzle, welches nur nach und nach die Auflösung bringt und dadurch einen unstillbaren Drang des Lesers schürt, immer weiter zu lesen um endlich die ganze Wahrheit zu erfahren. Dabei gibt es immer wieder unvorhersehbare Wendungen und überraschende Volten, die zu Aha-Erlebnissen und Oha-Ausrufen führen.

Genau nach diesem Schema ist auch "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" aufgebaut. Ein Mehrfachmord, das Rätsel um den wahren Täter, das spurlose Verschwinden einer Journalistin, die mehr zu wissen scheint als die Polizei. Mehr auch, als ihr wohl gut tut.

Ich bin begeistert, auch vom dritten Buch des Autors. Angefangen beim Cover, welches farblich ein Genuss ist und perfekt zu den Vorgängern passt, bis hin zur Geschichte, die fesselt und so trickreich erzählt wird, dass man wirklich sehr lange mit rätseln kann. Es ist ein Spannungsroman, der diesen Namen wirklich verdient. Die Krimihandlung ist eingebettet in die Gesellschaftsstudie einer amerikanischen Kleinstadt in der es nur so wimmelt vor Eigenbrödlern, Durchschnittshelden, Kleinstadtgrößen, Alltagsschönheiten. Kraftvoll, menschlich und quicklebendig ist das Ensemble und sollte es diese Kleinstadt nicht wirklich geben, dann müsste man sie so und nicht anders bauen.